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Test: Icon QCon Pro X, DAW-Controller

(ID: 157706)
Auch Manuell lässt sich die angeschlossene Peripherie und der DAW-Modus schalten.

Auch manuell lässt sich die angeschlossene Peripherie und der DAW-Modus schalten

In der Praxis

Das Konzept, dem die Entwickler aus dem Hause Icon hier folgen, ist alles andere als neu. Acht Fader und ein Master-Fader, dazu ein paar Drehgeber und ein Transportfeld mit Jog/Shuttle-Funktion. Spätestens seit der Mackie HUI ein etablierter Standard. Das aber zurecht, wie man an manchen, sehr seltsam konzeptionierten Controllern sehen kann. Die Auf- und Einteilung mancher QCon Konkurrenten ist nach meiner Einschätzung meistens logisch und pragmatisch, aber nicht immer 100%ig ergonomisch. Im Gegensatz dazu ist der Icon QCon Pro X im Feldeinsatz zuverlässig und praxisorientiert. Die Bedienelemente arbeiten zuverlässig, die Oberfläche fühlt sich wertig an und die Meter erscheinen praxistauglicher als beim Vorgänger. Besonders die Anordnung als Meter-Bridge ist sehr sinnvoll.

Meterbridge

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Leider kann ich meinem Testgerät aber keine 100%ige Zuverlässigkeit bescheinigen. Je nach Sequencer-Software schienen einige Funktionen nicht bzw. nicht so zu funktionieren, wie man es erwarten würde: Taster führen in der Software eine andere Funktion aus, als auf der Hardware beschriftet. Getestet wurde mit Cubase, Reason, Bitwig Studio und StudioOne. Mit Pro Tools 9 konnte der ProX gar nicht zur Zusammenarbeit überredet werden.

Auch hat mich das Jog/Shuttle-Rad im Test nicht vollends überzeugt. Die Mulde, in dem die Fingerkuppe Platz finden soll, ist viel zu klein. Selbst zierliche Finger rutschen hier leicht heraus. Das ist insofern ärgerlich, da das Rad – rein mechanisch – keinen Grund zur Klage gibt: Es wackelt nichts, es klappert nichts.

Die Umsetzung im Sequencer ist – zumindest bei meinen Test-Systemen – nicht optimal. Die Übersetzung gefällt mir nicht: Das Rad scheint keine Beschleunigungsfunktion zu haben und man kurbelt „wie ein Weltmeister“, um die gewünschte Stelle anzufahren. Das gab es auch schon besser.

Die Übersetzung ist ebenso bei den restlichen drehbaren Bedienelementen nicht klug gelöst. Auch die Potis machen wenig Spaß. So ist – bei großen Wertesprüngen – ein überlanges Drehen vonnöten. Eine Beschleunigung scheint auch hier nicht integriert, sehr schade, da das schon fast ein K.O. für den Controller bedeutet.

Die Anzeige kann TC und Takt-Zahlen

Die Anzeige kann TC und Takt-Zahlen

Das Mapping der Plug-ins auf den Potis ist grauenvoll. Die Sequencer-eigenen Channelstrips sind ganz gut angeordnet („gemappt“), aber die meisten Plug-ins haben eine unbrauchbare Sortierung/Anordnung, wie das Bild nahelegt.

Gut zu sehen: Das Mapping ist nicht sinnvoll gestaltet!

Gut zu sehen: Das Mapping ist nicht sinnvoll gestaltet

Auf diese Weise verbessert der Controller die haptische Situation beim Bedienen der DAW kaum bzw. gar nicht. Anstatt „blind“ den EQ, Hall, Kompressor, Flanger etc. einstellen zu können, muss man sich erst durch den Parameter-Dschungel kämpfen. Allerdings ist mir tatsächlich nur ein Controller bekannt, der das Problem mit einem dynamischen Auto-Mapping außerordentlich gut in den Griff bekommt. Warum ist ein solches System nicht Standard?

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Warum legen die Icon-Entwickler nicht ein Standard-Mapping der häufigsten Plug-ins und Tools (Waves, UAD etc) bei? Hier könnte klar gepunktet werden. Diese Arbeit jedem Kunden selbst zu überlassen, erscheint mir nicht sinnvoll. Aber fairerweise muss man feststellen, dass die Icon-Entwickler damit nicht alleine sind.

Besser, aber nicht optimal: Das Mapping des Werks-EQs von Cubase

Besser, aber nicht optimal: das Mapping des Werks-EQs von Cubase

Die Overlays für die Drucktaster mit spezifischer softwareabhängiger Beschriftung sind eine praxistaugliche und preiswerte Option. Jeder andere Ansatz (Touchscreen, Taster mit LED-Display etc.) hätte den eleganten, schwarzen Mischpultersatz unnötig teuer gemacht.

Die Taster sind ordentlich verarbeitet, der Druckpunkt ist wirklich gut, aber die Anordnung ist nicht immer ganz nach meinem Geschmack (ist aber nicht signifikant). Das als PDF mitgelieferte Handbuch ist leider nicht ausführlich genug, immerhin will man rund 830,- Euro für das gute Stück haben, da muss man auch mal „härter“ nachfragen dürfen als beim Qcon Pro, der bereits für deutlich unter 600,- Euro den Besitzer wechselt.

Bei mir lief unter Cubase der Controller besser im "Compatibility-Mode"

Bei mir lief unter Cubase der Controller besser im „Compatibility-Mode“

In einem solchen Controller wäre eine Monitor-Sektion sinnvoll. 5.1 fände ich zwar zeitgemäß, aber – mit Blick auf den Preis – wäre auch eine Stereo-Version eine gute Idee. Damit könnten die Lautsprecher bequem geregelt werden wie „früher“ über das Mischpult. Ein Talkback-Mikrofon, für Rücksprachen mit dem Aufnahmeraum, würde das Ganze abrunden. Allerdings müssen wir realistisch bleiben, da solche „Komplettlösungen“ viele teurere Geräte auch nicht anbieten.

Timecode im QCon

In Zeiten von Dolby Atmos (also 3D Audio) und 5.1 in den meisten A-Spielen (Konsolen wie PC), ist die Frage nach einem Surround-Panner (z. B. als Joystick) durchaus legitim. Glücklicherweise bietet hier der Hersteller eine Erweiterung als Extra an, sehr gut!

Schöne Verarbeitung!

Schöne Verarbeitung

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Fazit

Da haben die Ingenieure beim Icon QCon Pro X einen klaren Schritt in die richtige Richtung gemacht, was Verarbeitung und Haptik angeht. Die Verbesserungen wirken teilweise eher subtil, sind jedoch überdeutlich spürbar. Das merkt man leider auch am Preis, der ebenso einen Schritt „nach oben“ gemacht hat.

Besonders gut gefällt mir das systematische Verbessern von kritikfähigen Punkten und Schwächen des Vorgängers. Da störte die aberwitzige Rasterung der Fader (7 Bit, jetzt 10 Bit), die nicht optimale Verarbeitung – auch die Kanten waren weniger angenehm – und die vergleichsweise weniger gute Haptik. Dafür wurde alles, was schon vorher stimmig war, auch so belassen. Nicht selten werden beim Abschneiden von alten Zöpfen ja auch sinnvolle Dinge „verschlimmbessert“.

Das Jog/Shuttle-Rad, das schlechte Mapping der Potis und die fehlende Beschleunigung aller Drehgeber sind jedoch kein Glanzstück – sorry. Sicherlich kann man einige, wenn nicht (fast) alle meiner zentralen Kritikpunkte mit einem Firmwareupdate beseitigen. Ich würde jedoch nicht darauf pokern. Von den Features überzeugt der Icon Qcon Pro X sofort, aus der Praxis heraus leider nicht im gleichen Maße.

Etwas ratlos stimmt mich das LED-Display über den Fadern. Dort wurden in allen Sequencern immer „Ch 1“ bis „Ch8“ und „Master“ angezeigt, auch wenn auf den Fadern gar keine Kanalpegel abgebildet wurden. Wenn Icon dieses Display einspart, würde das auch etwas am Preis ausmachen. Seltsam!

Wer einen umfassenden Controller sucht und über die genannten Punkte hinwegsehen kann, kommt wohl kaum mit weniger Geld an diesen Funktionsumfang, speziell bei der Verarbeitungsqualität. Wer Präzision braucht oder auf ein besonders akkurates Poti-Mapping ab Werk wert legt, wird hier jedoch leider nicht fündig.

 

Plus

  • Verarbeitung gut bis sehr gut
  • durchdachtes Grundkonzept
  • Farbgebung der Taster
  • haptische Erfahrung
  • läuft stabil
  • Overlays für verschiedene Sequencer
  • generisches Einbinden über Mackie-Control-Mode
  • Takt-/Timecode-Anzeige
  • sehr gute Fader
  • Fader-Swap (zur Nutzung der Fader abseits der Pegel-Funktion)

Minus

  • kein automatisches oder vorprogrammiertes Mapping der Plug-ins
  • Jog/Shuffel-Rad läuft nicht optimal
  • Zuverlässigkeit anscheinend nicht in allen Sequencern gleichermaßen gegeben
  • Poti-Übersetzung überdenkenswert

Preis

  • Ladenpreis: 825,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    Leverkusen

    Interessanter Bericht – wo finde ich denn was zu den möglichen Kanalerweiterungen und Joystickexpandern? Bei Thoman oder iCon irgendwie nicht.

  2. Profilbild
    Filterpad AHU 1

    Optisch ein absoluter Hingucker für jedes Homestudio und ab diesem Zeitpunkt sieht das Zimmer jedenfalls für jeden erkennbar nach Musikstudio aus. Ob man 800€ für ein externes Mischpult ausgibt, muss jeder für sich beantworten. Wie sieht die Langlebigkeit in Verbindung mit den Softwares aus? Das Gerät sollte ja in ~10 Jahren auch noch kompatibel mit der DAW sein, sonst lohnt sich das Geld wirklich nicht.

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich finde es erstaunlich dass die DAW-Hersteller oder meinetwegen andere Firmen bisher keine bzw wenig hochwertige, moderne und bezahlbarere Motorfadercontroller bauen. Den alten Icon fand ich haptisch und von der Verarbeitung sehr enttäuschend. Der hier sieht schon wirklich sehr viel besser aus.

  4. Profilbild
    Marco Korda AHU

    Lieber Florian,
    Danke für Deinen tollen Bericht. Ich finde es sehr gut, wenn Gear auch mal wirklich kritisch bepunktet wird, denn in der Gearszene scheint es ja Usus zu sein, immer etwas zu beschönigen an dieser Stelle (womöglich um niemanden wehzutun?). Nun denn, was mich interessieren würde wäre, mit welcher der DAWs es denn einigermaßen funktioniert hat oder gab es bei jeder „dicke Bugs“? Soweit ich es verstanden habe, war das der Fall. Also raus damit :-)…
    Lieben Dank im Voraus

  5. Profilbild
    stephan

    ich vermisse immer noch eine Neuauflage des Tascam US 2400 DAW Controllers bzw. endlich mal einen Hersteller der sich das Ding zum Vorbild nimmt und etwas mehr innovation rein packt.

  6. Profilbild
    PeterLustich

    Finde den Controller zu dem Preis wirklich interessant, aber due unbeschleunigten Potis etc sind für mich ein echtes no-go, das kenn ich schon von anderen Geräten.
    Wie ist das denn bei dem Hersteller, verbessert er sowas i.d.R. Irgendwann oder werden nur richtige Bugs gefixt?

    • Profilbild
      Florian Scholz RED

      @PeterLustich Gute Frage,

      ich denke eher, dass es nicht gefixt wurde. Ich habe die Unit aber nicht mehr hier, kann also kein Update testen. Hat das gute Stück jemand und kann das verifizieren?
      LG
      Florian

      • Profilbild
        PeterLustich

        @Florian Scholz Nach einiger Recherche bin ich zu dem (vorläufigen) Ergebnis gekommen, dass eine Nachbesserung der Firmware bezüglich Beschleunigung wohl eher unwahrscheinlich ist.
        Eine Möglichkeit wäre noch, den Support anzuschreiben. Oft denkt man ja, das lohne sich eh nicht, da ja hunderte von Leuten das schon getan haben. Doch oft ist das gar nicht der Fall.
        Also, ist noch jemand bereit, den Support zu kontaktieren? Wenn in kurzer Zeit mehr als nur eine Anfrage reinkommt, steigen auch die Chancen!

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