Klassischer Zwei-Knopf-Kompressor
Der IGS Audio ONE LA ist ein Opto-Kompressor mit Röhrenschaltung in Anlehnung an den berühmten Teletronix LA-2A Leveling Amplifier aus den 60er-Jahren.
Seit dem Jahre 2003 vertreibt der polnische Musiker und Produzent Igor Sobczyk eigens für ihn entwickeltes Equipment, bei dem es sich meistens um Neuinterpretationen legendärer Studiogeräte handelt.
Für den ONE LA hat IGS Audio nicht nur die historische Technik des Urtypen aller opto-elektronischen Dynamikprozessoren nachempfunden, sondern sogar so sehr verkleinert, dass sie in ein 500er Modul passt.
Ursprünglich wurde der originale LA-2A Anfang der 60er-Jahre von Jim Lawrence, dem Gründer von Teletronix, entwickelt. Die Steuerung eines Kompressors per Optokoppler war zu dieser Zeit sehr innovativ und hat sich bis heute auf Grund des geschmeidigen, natürlichen und musikalischen Klangverhaltens bewährt. Dank dieser eigenständigen Regelung ist die Handhabung überaus einfach, so dass zur Bedienung nur zwei Knöpfe notwendig sind.
IGS Audio ONE LA auf den ersten Blick
Als Vorbild für den ONE LA diente die Revision 2C des LA-2A aus dem Jahre 1968. Für die technische Umsetzung dieses Boliden im Miniaturformat hat IGS Audio ein Doppelmodul entwickelt, das für zwei Schächte eines API 500 System bestimmt ist – dementsprechend bringt es auch satte 3 kg auf die Waage.
Rundum betrachtet machen fast alle verwendeten Bauteile einen hochwertigen Eindruck und auch die Verarbeitung weißt keine Mängel auf. Dank der verschlossenen Seiten lässt sich der Kompressor problemlos in ein 500er Rack einsetzen.
Genau wie bei dem LA-2A fällt das Bedienfeld äußerst überschaubar aus:
Die obere Hälfte der hellgrauen Metallfront wird dominiert von einem großen, beleuchteten VU-Meter, das den Grad der Pegelreduktion anzeigt. Darunter liegen zwei gerasterte Drehregler, mit denen sich die Intensität der Kompression und das Maß der Aufholverstärkung einstellen lässt. Ihr Regelweg wirkt nicht ganz so präzise – hier zu aber später mehr.
Ansonsten gibt es noch einen Kippschalter für den Hardwire-Bypass und einen weiteren
zum Anwählen des Kompressor- oder Limiter-Modus. Der Kompressor hat eine festgelegte Ratio von 4:1 mit einer Soft-Knee-Charakteristik, während die des Limiter bei 100:1 liegt.
Entsprechend dem Vorbild beträgt Attack 10 ms und Release 60 ms, wobei die Letztgenannte sich – je nach Beschaffenheit des Eingangsmaterials – nach der Hälfte auf 0,5 bis 5 Sekunden verlängert, wodurch ein sehr musikalisches Klangverhalten entsteht.
IGS Audio ONE LA: Technische Details des Opto-Kompressors
Um den hohen Energiebedarf des ONE LA zu decken, nutzt das Doppelmodul die Stromversorgung beider Schächte des jeweiligen Racks. Die Röhren werden mit 250 V DC von einem integrierten Spannungswandler gespeist, so dass das Modul mit jedem 500er Standardnetzteil kompatibel ist.
Als Eingangsröhre kommt eine ECC83 zum Einsatz, als Ausgangsröhre eine ECC82, beide sind von JJ Electronic, einem slowakischen Hersteller. Für den Ein- und Ausgang verwendet IGS Audio hauseigene Transformatoren, während die Kondensatoren von dem deutschen Traditionsunternehmen WIMA stammen.
Bei dieser Art von Kompressor ist das Steuerelement stets die Optozelle. Einfach zusammengefasst beruht ihre Arbeitsweise auf einem recht simplen Prinzip:
Die Dynamik des anliegenden Audiosignals regelt die Stärke der Helligkeit einer Leuchtfolie oder bei moderneren Schaltungen einer LED. Gegenüber dieser Lichtquelle befindet sich wiederum ein Fotowiderstand, dessen Wert sich in Abhängigkeit zu der Lichtintensität verändert und so den Kompressor steuert.
Auch die T4B Optozelle ist mit dem Firm-Logo gelabelt und kann bei Bedarf gegen eine originale Universal Audio T4 Zelle getauscht werden.
Ob all diese Bauteile aus eigener Produktion stammen, ließ sich auf Anfrage beim Hersteller nicht klären. Sämtliche Geräte sollen aber in Handarbeit gefertigt und individuell kalibriert sein.
Im Gegensatz zum Original verfügt das Modul über keine Emphasis-Regelung. Diese Funktion liegt beim LA-2A auf der Rückseite und muss per Schraubenzieher justiert werden. Dabei handelt es sich um ein Sidechain-Hochpassfilter, das bei Bedarf die tiefen Frequenzen aus dem Kompressionsweg nimmt.
Die Ein- und Ausgangsimpedanz beträgt dagegen wie bei dem Vorbild 600 Ohm.
Eine Verbindung zur Stereo-Verlinkung von zwei Modulen ist auf Anfrage nachrüstbar.
IGS Audio ONE LA Opto-Kompressor in der Praxis
Wie bei den meisten Röhrengeräten beträgt die Aufwärmzeit rund 15 Minuten.
Anschließend gestaltet sich die Bedienung angesichts der wenigen Regelmöglichkeiten mehr als einfach, wobei jedoch direkt ein Kritikpunkt hervorsticht.
Die Qualität der gerasterten Drehregel ist eher mäßig. Sie wirken ein bisschen schwammig, sind nicht ordentlich mit der Skalierung abgestimmt und bleiben vor allem häufig in den Zwischenräumen der einzelnen Stufen stehen, wodurch ein präziser Abgleich der Regler bei Stereoanwendungen mit zwei Modulen erschwert werden dürfte. Erstaunlicherweise tritt dieses Problem bei den gerasterten Drehreglern anderer IGS Module, wie zum Beispiel dem NE573, nicht auf.
Losgelöst davon macht das Arbeiten mit dem Modul aber wirklich viel Spaß. Dank des überaus gutmütigen Kompressionsverhaltens, kann mit den zwei Reglern zum Einstellen der Dynamikreduktion und der Aufholverstärkung wenig falsch gemacht werden – sofern denn eine lange Attack- und eine gemütliche Release-Zeit erwünscht sind. Dadurch ist der Testkandidat natürlich kein Allround-Kompressor, aber ein sehr gutes Werkzeug für die Bearbeitung von Gesang, Bass, Streichern oder auch Schlagzeug.
Während des Tests bestand leider nicht die Möglichkeit eines Vergleichs mit dem Original, inwieweit der ONE LA an einen echten LA-2A heranreicht, zeigt Igor Sobczyk in dem folgenden Video:
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Klangbeispiele zum IGS Audio LA One
Alle Audiofiles sind wahlweise im WAVE-Format (44,1 kHz, 24 Bit) oder als MP3 (320 kBit/s) aufrufbar.
Vocal
Um die Qualitäten des ONE LA als Gesangskompressor auszuloten, kommt wieder einmal eine Spur von Mani Mathia zum Einsatz, aufgenommen mit einem alten Sennheiser MD421 N Mikrofon und dem SPL Crescendo duo Vorverstärker. Zusätzlich wurde der Track mit dem Manultec MT-E.8012 ORCA BAY Equalizer bearbeitet.
Bei dieser Anwendung wird schnell deutlich, warum der LA-2A seit den 60er-Jahren ein Standardkompressor für Gesang ist. Genau wie sein Vorbild arbeitet der ONE LA überaus unauffällig und sorgt für ein präsentes, druckvolles Ergebnis, das auch bei einer hohen Dynamikreduktion nicht seinen angenehmen, offenen Charakter verliert. Dabei setzt in gewohnter Vintage-Manier ein deutlich zu hörender Roll-off in den Höhen ein, während die unteren Mitten und der Bassbereich hervorgehoben werden.
Einstellung: Comp, max. GR 4 dB, durchschnittliche GR 1-2 dB
Einstellung: Comp, max. GR 8 dB, durchschnittliche GR 5-6 dB
Einstellung: Limit, max. GR 4 dB, durchschnittliche GR 1-2 dB
Einstellung: Limit, max. GR 8 dB, durchschnittliche GR 5-6 dB
Drum-Bus
Weiter geht es mit dem Summensignal einer Schlagzeugaufnahme, deren einzelne Spuren nachträglich mit dem Manultec MT-E.8012 ORCA BAY Equalizer bearbeitet wurden:
An Hand der folgenden zwei Beispiele ist der Unterschied zwischen dem Kompressor- und Limiter-Modus gut zu hören. Während der Kompressor sanfter und gutmütiger das Signal bearbeitet, greift natürlich der Limiter mit seiner hohen Ratio und härteren Kennlinie wesentlich kräftiger zu.
In beiden Ausspielungen haben die Transienten durch die lange Attack-Zeit viel Platz zur Entfaltung, wodurch das Schlagzeug mehr „Punch“ bekommt. Durch die bereits genannte Anhebung der unteren Mitten und Bässe tritt auch die Bassdrum viel kräftiger in Erscheinung. Dagegen wird die zuvor sehr dominante Snare gleichberechtigter im Kontext eingebettet, während durch den hervorgehobenen Raumanteil die Aufnahme mehr Tiefe erhält.
Einstellung: Comp, max. GR 4 dB, durchschnittliche GR 1-2 dB
Einstellung: Limit, max. GR 4 dB, durchschnittliche GR 1-2 dB
E-Bass
Ein weiterer beliebter Einsatzbereich des LA-2A sind E-Bass-Aufnahmen, die dementsprechend auch die Version von IGS meistern soll:
Es ist beeindruckend, wie stark das Modul die unteren Mitten und Bässe trotz Kompression betont. In der ersten, noch recht moderaten Ausspielung wirken diese Frequenzbereiche wesentlich vollmundiger, das Signal wird auffällig gefärbt und die Anschläge sind gleichmäßiger. Bei der zweiten Version setzt dann schon eine deutlich zu hörende Verzerrung ein, wodurch gerade der Tiefbassbereich nicht unbedingt an Präzision gewinnt, dafür ist das Ergebnis recht charmant – sofern etwas Overdrive erwünscht ist.
Einstellung: Comp, max. GR 5 dB, durchschnittliche GR 3-4 dB
Einstellung: Comp, max. GR 8 dB, durchschnittliche GR 6-7 dB
Infos zu den Klangbeispielen
Vocal:
Sänger: Mani Mathia
Mikrofon: Sennheiser MD421 N
Vorverstärker: SPL Crescendo duo
Equalizer: Manultec MT-E.8012 ORCA BAY
Drum Bus:
Schlagzeuger: Christoph Eggener
Schlagzeug: Pearl Masters Custom Maple Shell
Mikrofone:
Bass Drum: Electro-Voice RE 320 (Kick Drum Mode)
Snare: Shure SM 57
Overheads: 2 x Sennheiser MKH 40
Close Ambiance: 1 x Sennheiser MKH 40
Room: 2 x Sennheiser MKH 40
Preamps: UnderToneAudio MPDI-4, MPEQ-1, Studer 962
Equalizer: Manultec MT-E.8012 ORCA BAY
Bass:
E-Bass: Bogart 5-String Custom
Preamp: Rupert Neve Designs Shelford Channel
Audiointerface: RME Fireface 800, Lucid 88192
DAW: Logic Pro
Die Klangbeispiele sind unbearbeitet, nur die Lautstärken wurden angepasst.
Toll wie der Gesang dezent klarer, präziser, aber nicht unnötig voller oder sehr viel lauter wird. Macht in dieser Hinsicht einen ordentlichen Job.