Italienische Flexibilität!
Der IK Multimedia iLoud Precision 6 MKII ist ein DSP-gesteuerter Studiomonitor mit integrierter Raumkalibrierung für ambitionierte Mixing- und Mastering-Arbeiten. Das Modell richtet sich an Produzenten, Toningenieure und Content Creator, die professionelle Klangkontrolle im Projektstudio-Kontext suchen.
- Klang & Präzision: Transparenter, detaillierter Sound mit beeindruckendem Tiefgang und linearphasiger Wiedergabe.
- Raumkorrektur: ARC X misst die Akustik automatisch und speichert Korrekturen direkt im Monitor – ohne Latenz.
- Hardware & Design: Überarbeitetes HDF-Gehäuse, Graphen-verstärkter Hochtöner, solide Verarbeitung.
- Zielgruppe: Produzenten und Engineers im Projektstudio, die professionelle Referenz ohne High-End-Preis suchen.
Inhaltsverzeichnis
Vorgezogenes Fazit
Wer heute knapp unter 900,- Euro für einen Studiomonitor auf den Tisch legt, darf durchaus erwarten, was noch vor einem Jahrzehnt das Vielfache gekostet hätte. Der IK Multimedia iLoud Precision 6 MKII bedient genau diese Erwartungshaltung und geht stellenweise sogar darüber hinaus.
Die zweite Generation der Precision-Serie präsentiert sich als durchdachte Evolution mit verbesserter Hardware, integrierter ARC X Raumkorrektur und einem Graphen-verstärkten Hochtöner, der tatsächlich hält, was die Spezifikationen versprechen.
Für wen ist das Gerät geeignet? Primär für Produzenten und Mixing-Engineers im Projektstudio-Bereich, die eine verlässliche Referenz mit professionellen Specs benötigen, aber nicht bereit sind, das Budget eines Mittelklassewagens in Monitoring zu investieren.
Die integrierte Raumkalibrierung ist dabei nicht nur marketingtechnisches Beiwerk, sondern tatsächlich ein Werkzeug, das in suboptimalen Räumen den Unterschied zwischen Rätselraten und fundierter Entscheidungsfindung ausmachen kann. Wer allerdings bereits in einem perfekt behandelten Raum arbeitet und hochwertige externe Kalibrierungssysteme nutzt, wird den Mehrwert der integrierten Lösung möglicherweise kritischer bewerten.
Die Italiener und ihr Digitalboom
Es ist wirklich beeindruckend, wie heutzutage Monitore für knapp unter 1.000,- Euro Ladenpreis einen Grundklang an den Tag legen, für den man noch vor 1 – 2 Dekaden das Fünffache auf den Tisch legen musste. Auch wenn ich generell den explodierenden Digital-Boom immer mit einem kritischen Auge betrachte, so muss man doch attestieren, dass die damit einhergehende Zugänglichkeit von hochwertigem Sound deutlich vereinfacht wurde. Was aber die Qualität der handwerklichen Fähigkeiten der Musiker bzw. des Songwriting leider nicht immer mit nach oben zieht.
Das DSP-gesteuerte System des IK Multimedia iLoud Precision 6 MKII arbeitet mit einer Signalverarbeitung von bis zu 96 kHz. Der Frequenzgang von 45 Hz bis 22,5 kHz mit einer Toleranz von ±1 dB bewegt sich im Bereich dessen, was man von professionellen Monitoren dieser Preisklasse erwarten darf. Interessanter wird es bei der Tieffrequenzerweiterung, die bis 37 Hz bei -4 dB reicht. Durchaus respektabel für einen 6,5-Zöller.
Das Herzstück bildet die Kombination aus einem 6,5″ Mitteltieftöner aus ultraleichtem, beschichtetem Papier und einem 1,5″ Textilkalotten-Hochtöner mit Graphen-Verstärkung. Letzterer ist keine bloße Marketing-Phrase, sondern adressiert ein reales Problem. Gewichtsreduktion bei gleichzeitiger Erhöhung der Steifigkeit führt zu verbessertem Einschwingverhalten und reduzierten Verzerrungen im Hochtonbereich. Die Frage ist natürlich, ob man diesen Unterschied in der Praxis tatsächlich wahrnimmt oder ob wir uns hier im Bereich der messbaren, aber nicht hörbaren Differenzen bewegen.
Die Class-D-Verstärker des IK Multimedia iLoud Precision 6 MKII leisten 150 W RMS Gesamtleistung (120 W für den Tieftöner, 30 W für den Hochtöner) bei einer Verzerrung von 0,005 % bei Nennleistung.
Die Crossover-Frequenz liegt bei 1,35 kHz mit linearphasiger Filterung 6. Ordnung. Der maximale Schalldruckpegel von 103 dB (115,2 dB Peak im Free-Field) reicht für die allermeisten Studioumgebungen völlig aus, sofern man nicht vorhat, die Monitore als PA-Ersatz zu missbrauchen.
Gehäusedesign und Verarbeitung
IK Multimedia hat der zweiten Generation ein überarbeitetes Gehäuse spendiert. Die verbesserte Innenverstrebung und verfeinerte HDF-Konstruktion sollen Resonanzen minimieren und für fokussierten Klang sorgen. Das Vented Design mit Bassreflexport ist bewährte Technik, die bei korrekter Umsetzung für erweiterten Tiefgang ohne übermäßige Kompromisse bei der Präzision sorgt.
Die Verarbeitung des IK Multimedia iLoud Precision 6 MKII Lautsprechers macht einen soliden Eindruck. Die leicht gekrümmten Seitenflächen sind nicht nur optisches Stilmittel, sondern reduzieren tatsächlich stehende Wellen im Gehäuse. Das schwarze, texturierte Finish wirkt hochwertig, ohne aufdringlich zu sein. Die Monitore sind definitiv keine Leichtgewichte mehr, was bei der Gehäusekonstruktion aber grundsätzlich eher von Vorteil ist.
Anschlüsse des IK Multimedia iLoud Precision 6 MKII
Auf der Rückseite findet man neben Lautstärkeregler und Anschlüssen (symmetrisch XLR, unsymmetrisch Klinke, USB für ARC X) ein umfangreiches Set an Klangreglern: High-Pass-Filter (aus/35/50/65/80 Hz), LF-Contour (-10 bis +6 dB), Desk-Filter (-10 bis 0 dB), Mid-Contour (-4 bis +4 dB) und HF-Contour (-6 bis +6 dB).
Diese manuelle Anpassungsmöglichkeit ist durchaus sinnvoll, auch wenn die Frage erlaubt sein muss, wie viele Nutzer am Ende wirklich Hand anlegen oder sich komplett auf die automatische Kalibrierung verlassen.
ARC X: Raumkorrektur für jedermann
Das ARC X System ist das zentrale Verkaufsargument der Precision-Serie. Die Technologie ersetzt die Vorgänger X-MONITOR und ARC-4 und verspricht deutliche Verbesserungen. Das System analysiert die Abhörsituation anhand dreier Messpositionen und erstellt daraus ein akustisches Raumprofil, das typische Probleme wie Raummoden oder Reflexionen adressiert.
Die Einrichtung ist tatsächlich so simpel, wie IK Multimedia behauptet. Mikrofon anschließen (liegt bei), Software starten, Messungen durchführen, fertig. Der gesamte Prozess inklusive Software-Download dauert keine 20 Minuten. Für Uneingeweihte mag Raumkalibrierung zunächst einschüchternd wirken, aber IK hat den Vorgang gut durchdacht und auf das Wesentliche reduziert.
Die Korrekturen werden direkt im IK Multimedia iLoud Precision 6 MKII gespeichert und können standalone genutzt werden. Ein wichtiger Punkt, denn dadurch entfällt die Latenz, die viele Plug-in-basierte Raumkorrektursysteme mit sich bringen. Die Latenz der Monitore selbst liegt bei 2,46 ms (Time of Flight), was für digitale Systeme akzeptabel ist. Zusätzlich lässt sich eine einstellbare Verzögerung von 0 bis 10 ms hinzufügen, falls man verschiedene Monitorsets synchronisieren muss.
Ein nettes Feature ist die über 20 Emulationen bekannter Studiomonitore umfassende Bibliothek. Man kann damit unterschiedliche Abhörsituationen simulieren, ohne tatsächlich mehrere Monitorpaare vorhalten zu müssen. Wie authentisch diese Emulationen klingen, ist natürlich Geschmackssache und hängt stark davon ab, wie vertraut man mit den Originalen ist. Als zusätzliche Perspektive beim Mixing können sie aber durchaus hilfreich sein.
Die optionale kabelgebundene Fernbedienung erlaubt es, bis zu vier verschiedene ARC-X-Profile direkt von der Abhörposition zu wechseln – praktisch, aber für 99 % der Anwender vermutlich verzichtbar.
Klang in der Praxis
Vor der Kalibrierung präsentieren sich die IK Multimedia iLoud Precision 6 MKII bereits mit überzeugender Performance. Der Grundklang ist transparent und detailliert, die Abbildung präzise. Der Tieftonbereich überrascht positiv. Hier liefert der 6,5-Zöller mehr, als man erwarten würde, ohne dabei unkontrolliert zu werden. Die Mitten sind klar und aufgeräumt, der Hochtonbereich detailliert.
Nach Aktivierung der ARC X Raumkorrektur zeigt sich der eigentliche Mehrwert des Systems. Subtile Details, Nachhallfahnen und feine Transienten, die vorher im Raum untergegangen sind, werden plötzlich hörbar. Der Bass strafft sich, die Ortung verbessert sich nochmals.
Ob man diese Verbesserung als revolutionär oder evolutionär empfindet, hängt stark vom Ausgangsraum ab. In einem gut behandelten Raum fallen die Unterschiede moderater aus als in einer akustischen Katastrophe.
Bei längeren Mixing-Sessions mit dem IK Multimedia iLoud Precision 6 MKII zeigt sich die Stärke des linearphasigen Designs. Die Monitore ermüden nicht übermäßig, man kann auch nach Stunden noch differenziert hören. Das ist kein Selbstverständnis und spricht für die grundsätzlich gelungene Abstimmung.
Was fehlt? Was stört?
Die Integration ist gelungen, aber nicht ohne Schwachstellen. Die USB-Verbindung bedeutet, dass man für jedes Monitorpaar zwei USB-Ports benötigt. In Zeiten, in denen jedes Interface, jeder Controller und jede Tastatur USB will, kann das durchaus zum logistischen Problem werden. Ein USB-Hub funktioniert zwar, ist aber eine zusätzliche Fehlerquelle.
Die Abhängigkeit von der Software für tiefergehende Einstellungen ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits ermöglicht sie Flexibilität, andererseits steht und fällt alles mit der Software-Qualität und -Unterstützung. Wer schon mal erlebt hat, wie langjährig unterstützte Audio-Software nach einem OS-Update plötzlich nicht mehr funktioniert, wird hier skeptisch bleiben.
Die optionalen Befestigungssysteme kosten extra. Bei einem Preis von knapp 1.000,- Euro pro Monitor wäre eine mitgelieferte Mounting-Lösung wünschenswert gewesen. Die mitgelieferten Isolation Pods sind ein guter Anfang, aber für professionelle Installationen u. U. nicht ausreichend.
Leider haben auch die IK Multimedia iLoud Precision 6 MKII die „Noisegate“-Problematik vieler anderer digitalen Lautsprecher, sprich vor jedem Impuls nach einer Signalpause und nach einer Pause von ein paar Sekunden öffnet und schließt das Gate mir einem gut hörbaren „Klick“. Dieses Verhalten ist nervig und mindert die Praxistauglichkeit für mich persönlich.
Einordnung im Marktumfeld
Im Preissegment um die 1.000,- Euro pro Monitor bewegt sich der IK Multimedia iLoud Precision 6 MKII in umkämpftem Territorium. Genelec, Neumann, ADAM, Focal – sie alle haben Modelle in ähnlichen Regionen. Der Hauptunterschied liegt in der integrierten Raumkalibrierung, die bei den meisten Konkurrenten entweder gar nicht vorhanden ist oder separat gekauft werden muss.
Die Frage ist: Wie viel ist einem diese Integration wert? Ein separates Kalibrierungssystem wie das Trinnov ST2 Pro oder Sonarworks Reference 4 kostet ebenfalls Geld. Wenn man die Kosten zusammenrechnet und die wegfallende Latenz berücksichtigt, relativiert sich der Preis der Precision-Serie.
Technisch bewegen sich die Italiener auf Augenhöhe mit etablierten Herstellern. Ob sie langfristig die gleiche Zuverlässigkeit und Wertstabilität bieten, muss sich erst zeigen. IK Multimedia ist kein Neuling am Markt, aber im High-End-Monitoring noch nicht so etabliert wie ein Genelec oder Neumann.
Für wen ist das sinnvoll?
Der IK Multimedia iLoud Precision 6 MKII ist ein durchdachtes Werkzeug für Produzenten und Engineers, die professionelle Monitoring-Qualität in nicht-optimalen Räumen suchen. Wer ein Projektstudio betreibt, bei dem Raumakustik aus baulichen oder finanziellen Gründen nicht perfekt ist, profitiert am meisten von der integrierten Kalibrierung.
Für etablierte Studios mit bereits vorhandener Raumbehandlung und externen Kalibrierungssystemen ist der Mehrwert geringer. Hier zahlt man für Features, die man möglicherweise nicht vollständig ausschöpft.
Content Creator, die neben Musik auch Video, Podcasts oder andere Medien produzieren, finden in den Precision 6 MKII eine vielseitige Lösung, die verschiedene Einsatzszenarien abdeckt.
Wer ausschließlich nach dem besten klanglichen Bang-for-Buck sucht und bereits über optimale Raumbedingungen verfügt, sollte auch passive Alternativen in Betracht ziehen und das gesparte Geld in weitere Raumbehandlung investieren.















































„Der Monitor richtet sich an eine klar definierte Zielgruppe. Produzenten und Engineers im Projektstudio-Bereich, die verlässliche Referenz ohne Kompromisse suchen, aber nicht bereit sind, fünfstellige Summen für Monitoring auszugeben.“
Du meinst tatsächlich diese Beträge ab 10.000€?
Das muss ja ein überragendes Produkt sein und das sogar „klar definiert“ für das Projektstudio.
@Kazimoto Vielleicht meinte er 4-stellige Beträge pro Stück! Monitore im 5-stelligen Bereich kommen für 99% nicht infrage und in dieser Lage unter 10k findet man wahrscheinlich auch die meiste Auswahl. Wobei 5k/Stück wiederum relativ normal ist, wenn man professionell arbeitet. Was immer man unter ‚professionell‘ verstehen mag. Unabhängig davon hörte ich bislang von den iLoud, also auch die Vorgänger, immer nur positives – Scheinen wohl zu funktionieren! Ich kann es nicht beurteilen und müsste sie im direkten Vergleich zu meinen KSD hören, die tatsächlich in der absolut selben Preisliga spielen. Es wäre wirklich ein interessanter Vergleich und ein weiterer Bericht wert seitens Amazona.
@Kazimoto Ich könnte mal klugsch**sserisch in den Raum werfen, dass es generell eher schwierig wird, für aktive Nearfields mit 6.5″ Bass fünfstellige Beträge aufzuwenden. Jenseits von ATC SCM20ASL, PMC 6 oder PSI A21 wird die Luft schon recht dünn, und da sind wir „erst“ bei 6-7k€. 😂
@Kazimoto mich wundert, warum soll man soviel ausgeben.
wie im Test angemerkt, ist die Marke halt noch nicht so lange im Geschäft und nicht vergleichbar mit Neumann und co. aber ich bin eh nicht die Zielgruppe. kaufe mir bald welche um 400 aber für beide 😜