Kompaktes und vielseitiges Interface
Inhaltsverzeichnis
- Intermezzo 1: Die Familie iRig
- Technische Daten
- Das IK Multimedia iRig Pro Quattro I/O ausgepackt
- Jede Menge Schalter und viel Licht am Audiointerface
- Intermezzo 2: Die Deluxe-Version
- Vielfältige Anschlüsse am iRig Quattro
- Installation und Software des iRig Pro Quattro I/O
- Praxistest und mögliche Anwendungsszenarien
Die norditalienische Stadt Modena ist nicht nur bekannt für sein Ferrari-Museum und seine direkte Nachbarschaft zum Örtchen Maranello, sondern auch Sitz des umtriebigen Technologie-Unternehmens IK Multimedia, das sich auf die Produktion von (meist recht preisgünstigen) Soft- und Hardware-Tools für die Musikproduktion spezialisiert hat. Besonders bekannt ist die – inzwischen millionenfach verkaufte – iRig-Serie mit ihren Mikrofonen, Controllern und Interfaces. Bei Letzteren hat IK Multimedia in der Pro-Sparte nun erneut nachgelegt und nach dem einkanaligen iRig Pro I/O und dem zweikanaligen iRig Pro Duo I/O mit dem IK Multimedia iRig Pro Quattro I/O nun auch eine vierkanalige Version auf den Markt gebracht. Das aber noch einiges mehr zu bieten hat als nur zwei zusätzliche Channel.
Intermezzo 1: Die Familie iRig
Die vielfältigen iRig-Modelle finden wir in den Sparten Amps (iRig Micro Amp), Mikrofone (acht iRig Mic-Modelle, iRig Voice, iRig Acoustic Stage), Controller (Stomp I/O, BlueBoard, BlueTurn, Keys I/O, Keys 2, Pads) und bei den Interfaces (3 Stream-Modelle, 3 Pro-Modelle, dazu Pre 2 und Pre HD, MIDI 2 sowie iRig 2 und iRig HD 2). Macht alles zusammen inzwischen 22 aktuelle iRig-Versionen, die derzeit im Angebot sind. Das immer weiter gefächert wird: Beschränkte man sich anfangs auf simple mobile PreAmps und Interfaces, so finden sich da mittlerweile auch Geräte für speziellere Anwendungsfälle wie Video-Mikrofone (iRig Mic Video), Page-Turner (iRig Blue Turn), Pedalboards (iRig Blue Board) oder Streaming-Interfaces.
Technische Daten
Das IK Multimedia iRig Pro Quattro I/O ist ein 4 In / 2 Out USB Audio/MIDI-Interface mit 24 Bit / 96 kHz Wandlung, vier Mikrofon-PreAmps mit 48 V Phantomspeisung, eingebautem Limiter für die ersten zwei Kanäle, integriertem MEMS-Mikrofon und internem Multitrack-, Stereo- oder Mono-Mixdown. Die Dynamic-Range an den Inputs (Mikrofon und Instrument) wird mit 103 dB(A) (Eingang 1+2) bzw. mit 101/100 (Eingang 3+4, balanced) angegeben; bei den unsummetrischen Eingängen (3+4) ist der mit 93 dB (A) etwas niedriger. Das eingebaute MEMS-Mikrofon (Richtcharakteristik Kugel) verträgt einen Schalldruck von bis zu 110 dBSPL. Der maximale Gain-Level liegt bei -55 dBu (am XLR-Input), der Eingangswiderstand (Input-Impedance) bei 1 kOhm. Das Quattro funktioniert mit PC, Mac, Android und iOS (Mfi-zertifiziert).
Das IK Multimedia iRig Pro Quattro I/O ausgepackt
Das iRig Pro Quattro I/O kommt in der typisch-roten IK-Multimedia-Verpackung – eine Farbe, die in Modena/Maranello anscheinend Pflicht ist. Auf dem Cover die Abbildung des Quattro (da ich schon was älter bin, denke ich bei Quattro immer automatisch an Walter Röhrl), auf der Rückseite die technischen Daten – mehrsprachig, aber wie immer nicht auf Deutsch. Ob der Markt bei uns nicht wichtig genug ist? Oder findet sich da kein Übersetzer? Scheint so, denn auch die Websiite gibt’s wahlweise auf Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch, Japanisch, Chinesisch und sogar Russisch. Aber gut, nicht so wichtig, fiel mir nur gerade wieder auf. Das Versprechen „includes over $/600 of software“ verstehe ich in allen Sprachen.
In der Innenverpackung (nur echt mit dem roten Plastikhenkel) dann – neben dem Quattro selber – drei Adapterkabel (Mini-DIN auf USB-A, Mini-DIN auf USB-C und Mini-DIN auf Lightning, allesamt mit einer Länge von 60 cm etwas unterdimensioniert), ein MIDI-Adapter (Miniklinke auf 5 Pin DIN-Buchse) und ein Plastikdeckel, dessen Funktion ich noch herausfinden muss. Hinzu kommen die beiden obligatorischen Kärtchen – eines, das auffordert, das Produkt zu registrieren und die Apps herunterzuladen, das andere mit einigen QR-Codes, die zum Handbuch und zum Support führen. Und schließlich sind auch noch vier AA-Batterien enthalten, die mir zeigen, dass das Quattro auch mobil betrieben werden kann. Die Laufzeiten gibt der Hersteller beim Recording mit max. 1,5 Std (Alkaline) bzw. mit 3 Std (NiMH rechargeable) an, beim Playback sollen es 2,5 bzw. 4 Stunden sein. Nachgeprüft habe ich das indes aber nicht.
Jede Menge Schalter und viel Licht am Audiointerface
Erster Gedanke: Ist das ein Mobile-Recorder? Mehr zu diesen Gedanken gleich im nächsten Absatz. Zweiter Gedanke: Für ein Gerät aus der iRig-Reihe ist das aber ziemlich groß und schwer. Was sich auch mit Zahlen belegen lässt: 166 x 92 43 mm misst das 330 g schwere iRig Pro Quattro I/O (ohne Batterien) und übertrifft damit den bisherigen iRig-Rekordhalter in dieser Disziplin, das iRig Pro Duo I/O (127 x 75 x 37 mm, 197 g) bei Weitem.
Wie auch in der nächsten Disziplin, die der Zahl an Bedienelementen und Anschlüssen. iRig Pro Duo I/O: 2 Drehregler, 4 Schalter, 8 Buchsen plus 2 zweigliedrige Level-Anzeigen – überschaubar. Das iRig Pro Quattro I/O kommt dagegen auf 6 Drehregler, 7 Schalter, 14 Buchsen und 7 je fünfgliedrige LED-Anzeigen. Wie wirkt sich diese Flut auf die Bedienbarkeit aus? Und wie ist das Handling, wenn das Interface mit Kabeln voll bestückt ist? Höchste Zeit, dass wir da mal einen näheren Blick drauf werfen.
Das mattschwarze Gehäuse besteht komplett aus Kunststoff – gut, weil das Quattro dann nicht zu schwer wird, schlecht, weil es nicht so aussieht, als würde es einen Sturz wirklich schadlos überstehen. Auch das habe ich aber nicht ausprobiert. Mittig auf der Gehäuseoberseite befinden sich die vier Drehregler für die vier Eingangskanäle – griffig und gut ablesbar, seitlich durch eine kleine Kunststoffwand gegen versehentliche Betätigung geschützt. Darunter, etwas kleiner, die Pegelsteller für Kopfhörer und Line-Out. Über einen kleinen Schaltder lässt sich festlegen, wie die vier Eingänge zugewiesen werden sollen: Multichannel, Stereo (mit safety channels) oder mono (dito). Alternativ zum ersten Kanal kann ich das eingebaute Mikrofon über einen separaten Schalter auswählen; das wird dann über den Drehregler für Kanal 1 gesteuert.
Für jeden Kanal gibt es eine fünfgliedrige Pegelanzeige (3 grün, 1 gelb, 1 rot), ebenso für die beiden Ausgangskanäle – das ist schon üppig. Eine weitere LED-Kette (ebenfalls fünfgliedrig) informiert gut sichtbar über den Zustand der Batterien; so ist man davor gefeit, dass einem mitten in der Aufnahme der Saft ausgeht. Und das ist noch nicht alles, was das Quattro an Illumination zu bieten hat: Drei weitere LEDs geben über den MIDI-Datenfluss Aufschluss (Host, In, Out), dazu noch einmal zwei, die sich um die Anzeige des eventuell zugeschalteten Phantompower kümmern. Warum zwei? Weil der (an der rechten Gehäuseseite) getrennt für die Paare 1-2 / 3-4 ausgewählt werden kann. Einzeln wäre noch schöner gewesen, aber auch so sollte das in der Praxis meist ausreichen. Da ist lichttechnisch also ganz schön was los auf der Gehäuseoberseite.
Wo dann auch noch drei weitere Schalter untergebracht sind: Einer für das Direct-Monitoring, einer für den Limiter (mischt das eingehende Signal mit dem Ausgangsignal der Audio-Software auf dem Host und wird dann direkt zum Kopfhörer- bzw. Line-Ausgang geschickt) und einer für das Loopback; mit Letzterem kann ein Signal vom Host durch die Eingänge 1 und 2 wieder zurück zum Host geschickt werden; der Level des Loopbackstreams wird dann aber über Volume-Control des Hosts geregelt und nicht am Quattro.
Wer jetzt bei den Schaltern mitgezählt hat, der vermisst zu Recht noch einen: Der letzte befindet sich auf der Frontseite und regelt die Stromzufuhr: Batterie, USB (5 V, 1 A) oder Aus.
Intermezzo 2: Die Deluxe-Version
Vom iRig Pro Quattro I/O gibt es auch eine – 100 Euro teurere – Deluxe-Version. Die unterscheidet sich von der „bürgerlichen“ Version in erster Linie durch die beiden iRig Mic X/Y-Mikrofone (mit Nierencharakteristik), die – oben in X/Y-Anordnung aufgesteckt – aus dem Audiointerface fast einen vierkanaligen mobilen Recorder machen. „Fast“, weil dem Quattro dabei unverständlicherweise ein entscheidendes Merkmal fehlt: Das Interface hat keine interne Speichermöglichkeit, sondern muss stets mit einem Host verbunden sein, sei es ein Desktop-PC, ein Notebook oder ein Android/iOS-Mobilgerät. Was ich für einen kapitalen Fehler halte: Wie kann man ein (einigermaßen) handliches Gerät mit eingebautem Mikro und allen Features eines Mobile-Recorders entwickeln, in der Deluxe-Version sogar noch zwei X/Y-Aufsteckmikros mitliefern, aber dann eine interne Speichermöglichkeit weglassen? Was hat die Entwickler denn da geritten? Der Hersteller versucht daraus eine Tugend zu machen und schreibt „No SD card required, uses your mobile device or computer to record files“. Was für mich genauso überzeugend klingt, als würde ein Hersteller, der ein Auto ohne Tank gebaut hat, schreiben: „Kein Benzin notwendig, schieben Sie Ihr Auto einfach selber.“
Preislich liegt das Deluxe-Quattro mit 499,- Euro dann aber trotzdem im oberen Tabellendrittel der echten Mobile-Recorder, in einer Liga mit dem Zoom H6 (bis zu 6 Kanäle, 379,- Euro), dem Tascam DR-701D (6-Kanal-Aufnahme durch 4 Kanäle plus Stereo-Mischung, 469,- Euro) oder dem Tascam Portacapture X8 (bis zu 8 Spuren, 489,- Euro), was den Preis auf den ersten Blick schon etwas ambitioniert erscheinen lässt – aber schauen wir gleich mal nach, was der Quattro I/O (und damit auch das Deluxe) denn auch sonst noch so zu bieten hat. Mit zum Lieferumfang der Deluxe-Ausgabe gehören jedenfalls noch ein Windschutz, eine Transporttasche und ein Netzteil. Letzteres hätte ich eigentlich auch gerne bei unserem Deluxe-losen Testobjekt gesehen. So muss man sich das dann halt selber kaufen – wobei für das offizielle Netzteil von IK Multimedia (PSU 9175, 9V, 1,75 A) stolze 47 Euro anfallen. Ganz schön heftig für ein simples Netzteil. Aber – wie gesagt kann ich auch über den USB-Port Strom zuführen, solange da genug ankommt (5 V und mindestens 1 A sollten es sein, dazu das passende Kabel – empfohlen wird die Kabelgröße „22AWG oder größer“. Was es nicht alles gibt.)
Vielfältige Anschlüsse am iRig Quattro
Das IK Multimedia iRig Pro Quattro I/O ist geradezu übersät mit Anschlussmöglichkeiten. Da sind zunächst einmal die vier Buchsen für die Mic/Line-Eingänge, ausgelegt als XLR/Klinke-Kombo. Zwei oben am Gerät, zwei auf der rechten Seite. Leider sind die nicht verriegelbar, was bei einem Gerät, das nicht sonderlich schwer oder irgendwo wirklich fest eingebaut ist, in meinen Augen eigentlich ja Pflicht wäre. Für das Kanalpaar 3/4 gibt es überdies zwei RCA-Buchsen (unsymmetrisch) plus einen 1/8‘‘ TRS (aka 3,5 mm Klinke, stereo, ebenfalls unsymmetrisch). Beide können aber nicht über die beiden Gain-Regler 3 und 4 gesteuert werden, das Signal geht direkt vom Eingang in den ADC. Der 1/8‘‘ TRS liefert zudem auch keinen Plug-in-Power für 1/8‘‘ TRS / 3,5 mm Miniklinken-Mikrofone.
Auch bei den Ausgängen bietet uns das Quattro mehrere Möglichkeiten an: Zum einen sind da die beiden XLR-Ausgämge (symmetrisch), zum anderen einen Stereo-Line-Ausgang (Miniklinke) und natürlich auch einen Kopfhörerausgang (Miniklinke) mit gesonderter Lautstärkereglung – zu finden allesamt auf der linken Gehäuseseite. Dort sind auch die beiden MIDI-Buchsen untergebracht; aus Platzgründen aber nicht im klassischen 5-Pol-DIN-Format, sondern als 2,5 mm Buchse. Warum dann aber nur ein Adapter mitgeliefert wird (2,5 mm Stecker auf 5-Pol-DIN-Buchse) weiß allein IK Multimedia.
Auf der Vorderseite schließlich ist alles für die Stromversorgung und den Anschluss an andere Systeme untergebracht: Buchse für das (optionale) Netzteil, eine USB-Buchse (Micro-USB) für eine Powerbank oder ähnliches sowie die Host-Buchse im Mini-DIN-Format. Die dafür erforderlichen Adapter (USB-A, USB-C, Lightning) gehören mit zum Lieferumfang, sind mit 60 cm aber etwas kurz ausgefallen. Gerade bei einer Verbindung zum Notebook dürften es da gerne auch ein paar Zentimeter mehr sein.
Ach ja, das ominöse „Plastikteil“, das ich Abschnitt „Ausgepackt“ gefunden habe, bedarf noch der Auflösung: Das wird in vier Aussparungen im Boden des Gehäuses (wo sich auch das Batteriefach befindet) geschoben und hat mittig ein UNC 1/4‘‘-20 Gewinde, um das IK Multimedia iRig Pro Quattro I/O zum Beispiel auf einer DSLR-Kamera zu befestigen.
Installation und Software des iRig Pro Quattro I/O
Um das IK Multimedia iRig Pro Quattro I/O zu registrieren (und an die versprochene Software zu kommen), muss man den Authorization-Manager oder den Product-Manager nutzen. Inzwischen hat ja fast jeder Hersteller sein eigenes Programm für diese Zwecke, was dazu führt, dass man mit der Zeit Dutzende davon auf der Platte hat. Zur Belohnung gibt es erst einmal das PDF-Handbuch (das es aber auch so ohne Account und Registrierung gibt) und den iRig USB ASIO Driver for Windows (v. 5.30.0); das allerdings ist der IK-Standard-Driver – wer also schon iRig-Geräte hat, wird vermutlich auch schon den Treiber auf der Platte haben.
Und wo sind jetzt die Programme im Wert von „über 600 $“, wie IK Multimedia verspricht? Dazu gehören AmpliTube 5 SE (sonst angeblich 178,49 Euro im IK Shop), T-RackS 5 SE (ebenfalls 178,49 Euro) plus zwei weitere SE/CE-Titel; zur Wahl stehen da SampleTank 4 SE, Miroslav Philharmonik 2 CE, MODO BASS CE, MODO DRUM CE oder Syntronik 2 SE. Wobei die angegebenen Preise schon etwas merkwürdig sind, da die Vollversionen (Sample Tank, Miroslav) teilweise günstiger sind als die CE-Versionen. Egal, die Software findet sich dann (irgendwann) im Produktmanager im „Free Bonus Manager“ ein – falls es etwas länger dauert, einfach später noch mal reinschauen.
Zurück zum Quattro. Das teste ich zuerst am Win10-Notebook. Treiber installiert und das Quattro via USB C angeschlossen. Es wird prompt von Windows erkannt und als Audiogerät eingetragen (Eingabegerät wahlweise „Microphone 1/2 IK Multimedia iRig Pro Quattro“ oder „Microphone 3/4 IK Multimedia iRig Pro Quattro“, Ausgabegerät „„Line Out 1/2 IK Multimedia iRig Pro Quattro“).
Ebenso simpel ist der Betrieb an meinen Android- und iOS-Mobilgeräten: Mit den Adaptern anschließen, und schon funktioniert das Quattro als Audio-Ein- und Ausgabegerät – zumindest mit der Handvoll Apps, mit denen ich das getestet habe; ob das nun mit allen so ist, kann ich natürlich nicht sagen. Allerdings brauche ich in dem Fall eine weitere Stromquelle. Zwar liefert das Smartphone ausreichend Saft, um zumindest das interne Mikrofon des Quattro zu versorgen, so dass ich damit dann Aufnahmen machen kann – oder das Quattro als Ausgabegerät mit Kopfhörer nutze. Wenn dann aber auch noch ein oder mehrere Mikrofone mit Phantompower am Quattro hängen, ist das Ende der Möglichkeiten erreicht, dann muss eine weitere Stromquelle her. Und da der USB-Anschluss ja bereits mit dem Smartphone belegt (und eine Powerbank daher ausscheidet), bleiben da nur Batterie oder Netzteil.
Praxistest und mögliche Anwendungsszenarien
Das iRig Pro Quattro I/O ist ein „professional-grade 4-in / 2-out portable audio and MIDI interface packed with everything you need for pristine field recording, content creation, streaming, podcasting and performing”, schreibt der Hersteller. Also zu Hause bei Field-Recording, Streaming, Podcasting, auf der Bühne und bei der Content-Erstellung – anscheinend ein echter Tausendsassa. Fehlt eigentlich nur noch Kaffekochen und Fensterputzen.
Papier ist ja nun bekanntlich geduldig – daher teste ich mal, wie und ob das alles funktioniert. Und starte ganz simpel: Mikrofon (AKG C3000, das alte mit den verschiedenen Richtcharakteristiken) angeschlossen, +48 V draufgeschaltet und das Quattro an das Notebook gehängt. In der Software (Sound Forge) dann noch auf das iRig umgestellt, läuft. Die Preamps machen einen guten Job und liefern einen vollen, rauschfreien Sound. Und dafür muss ich den Gainä-Regler gar nicht sonderlich weit aufziehen: Schon bei 4 von 10 bin ich fast im roten Bereich mit meinem Mikro. Nachfolgend mal ein Klangbeispiel mit Limiter aus ca. 20 cm Entfernung aufgenommen (Interview-Situation) – durchaus brauchbar.
Etwas schade ist da nur, dass ich keine Möglichkeit habe, die Pegelanzeige bei einem eventuellen Clipping einzufrieren, aber dafür ist sie gut ablesbar. Und im Zweifelsfall schalte ich einfach den Limiter zu, der das Eingangssignal tatsächlich zuverlässig im gelben Bereich hält, egal, wie sehr ich das Mikrofon malträtiere; das habe ich (bei anderen Produkten) auch schon anders erlebt.
Auch das interne Mikrofon (DSP-controlled) liefert – angesichts seiner geringen Größe – doch recht ordentliche Ergebnisse ab. Zumindest deutlich besser als die meisten Smartphone-Mikrofone. Der Pegel wird über Kanal 1 geregelt, die Empfindlichkeit ist überraschend hoch. Da hier aber natürlich kein Windschutz vorhanden ist (es sei denn, ihr stülpt eine Socke über das komplette Gerät), sind Außenaufnahmen oder Aufnahmen aus der Nahdistanz mit Vorsicht zu genießen. Aber um mal eben bei einer Bandprobe was mitzuschneiden oder ein Sprachmemo aufzunehmen, ist das gut geeignet.
Recht praktisch sind dabei die verschiedenen Betriebsmodi: Im Multichannel werden alle vier Eingangskanäle einzeln in der auf dem Host laufenden DAW aufgenommen. Im Stereo-Mode dagegen werden die Eingänge 1 und 3 auf Kanal 1, die Kanäle 2 und 4 auf Kanal 2 zusammengelegt. Die dadurch frei gewordenen Kanäle 3 und 4 werden dann für ein Sicherheits-Backup der Aufnahme mit -12 dB genutzt, ein Feature, das wir auch von anderen Recordern kennen, nichtsdestotrotz aber recht praktisch ist; es gab so einige Situationen in meinem Radioreporter-Leben, in denen ich das dringend benötigt hätte. Im Mono-Mode schließlich werden alle vier Kanäle zu einem Mono-Kanal zusammengefasst, während sich Kanäle 3 und 4 auch hier um das Backup kümmern.
So kann das Quattro durchaus als Broadcast-Interface eingesetzt werden: Gute Klangqualität, Aufnahmen auch aus größerer Entfernung noch mit genug Druck, Sicherheitsbackup, Limiter – alles Gründe, die dafür sprechen. Lediglich die fehlende Speichermöglichkeit im Gerät selber, verbunden mit dem Zwang, da immer auch ein Zweitgerät mit dabei (und u. U. auch in der Hand) zu haben, kommt da auf die Minusseite.
Auch für Podcaster und Streamer hält das Quattro ja einiges bereit, wie die Loopback-Funktion, um Audio vom Host mit anderen Signalen zu mischen (auch gut für Karaoke oder dem Jammen mit Backingtracks). IK Multimedia ergänzt das auch hier wieder (wie schon beim Pro Duo I/O) mit dem hauseigenen Loopback+. Damit kann das Signal vor der Ausgabe noch durch Multitrack-taugliche Apps (Mixbox, Amplitube) geroutet werden.
Und auch der Downmix auf Stereo oder Mono ist für Podcaster/Streamer sicherlich eine nützliche Sache. Damit kann das IK Multimedia Quattro Pro I/O dann z.B. auch als Standalone-Mixer eingesetzt werden. Gitarre und Bass an die Eingänge 1 und 2 (die anscheinend nicht dokumentierte Hi-Z-Fähigkeiten haben), dazu Gesang von der 3, einen Synthesizer an die 4 und/oder die Drums als Backing über die – allerdings dann nicht regelbaren – RCA-Inputs eingespielt und das Ganze schließlich als Stereo an den Mixer oder an das Aufnahmegerät schicken und den Mix gleichzeitig über den ebenfalls druckvollen Kopfhörerausgang abhören. Und ja, da ist dann ja auch noch ein MIDI I/O.
So klingt die Gitarre am Quattro:
Und schließlich lässt sich das Quattro Pro I/O – wie schon erwähnt – auch auf eine DSLR-Kamera montieren, um dort für den guten Ton zu sorgen. Insgesamt also ganz schön vielseitig.
Also für den Preis nur ein (statt zwei) Midi-Adapter beizulegen und das Netzteil ganz wegzulassen, finde ich eine Frechheit.
Nur 1,5 Std. Laufzeit mit Batterien ist nicht sehr umweltfreundlich, da jagt man für 4,5 Std. mal schnell 12 Batterien durch. Wow…
Also das Interface ist alles, nur nicht mobil. Das gibt es wesentlich bessere Interfaces.
Du wirst doch noch USB Netzteile übrig haben? Und wer für sowas noch Batterien benutzt sollte sich schämen. Gibt da eine Erfindung aus dem letzten Jahrhundert…
Unterwegs ein USB Netzteil…lol…der war gut.
Ja genau, ein USB-Netzteil für unterwegs. Diese Erfindung meine ich.
Und nicht etwa Akkus.
lol?