Effect-Bundler fürs DAW-Rack
Wer selbst mastern will, war bislang mit dem Effekt-Tool T-Racks von IkMultimedia gut beraten. Allerdings – ob es am günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis lag, dass es im Profibereich so gut wie keine Beachtung fand? Am Klang kann es jedenfalls nicht gelegen haben, denn nicht umsonst begeistern sich Anhänger der Software am warmen und – sorry – ‚analogen‘ Grundsound der Urversion. Aber auch T-Rexe werden älter, und so gibt es jetzt eine komplette überarbeitete Suite in Classic- und Deluxe-Version und um einige Features wie 64 Bit Prozessing, Oversampling, 196 kHz Verarbeitung reicher.
Installation
Der 21 MB große Installer kommt am einfachsten als Download direkt von der Herstellerseite auf die heimische Festplatte. Wer es lieber boxed mag, kann sich das Programm natürlich im Fachhandel bestellen. Wie üblich wird bei IKMultimedia per Channel-Response Code registriert. Das klappte auf meinem PowerMac sowohl unter Mac OS X und Windows XP wie am Schnürchen. Insgesamt stehen dem Kunden je IKM Lizenz vier Installationen zur Verfügung – das sollte auch für zwei Studiorechner reichen. T-racks3 läuft sowohl Standalone als auch VST/AU unter XP, Vista und MacOSX.
What’s New?
T-Racks3 gibt es als PlugIn oder ‚Standalone-Version‘ zusätzlich mit Playlist, Wavefenster und Batchmodus. Als PlugIn ist eine VST oder AU kompatible Anwendersoftware von Nöten. Wer allerdings z.B. nur den Classic Compressor oder nur den Multiband benötigt, muss sich das dabei trotzdem das ganze Rack einklinken. Dort stehen dann alle internen T-Racks Routingmöglichkeiten zur Verfügung. Die Playlistfunktion und das Wavefenster sind im PlugIn-Modus logischerweise nicht dabei. Hier eine kurze Übersicht über T-Racks3 Deluxe. Die Classic-Version beinhaltet nur die bekannten Moule aus Version 1.
- 9 Prozessoren. Der 670 bzw. EQ 1a basierend auf den Technologien (SCC /Sonic Character Cloning) und DSM (Dynamik Saturation Modeling)
- frei konfigurierbare Effektketten – bis zu 12 Effekte gleichzeitig
- Samplingrate bis 192 kHz
- Analyser Section mit vielfältigen Settings
- volle Latenzkompensation
- Mehrfachsnapshots, für jedes individuelle Audio-File
- Batchfunktion
- M/S Modus der neuen Prozessoren
- Oversampling für mehr Dynamik und konkurrenzfähiger 64Bit Verarbeitung (s. Konkurrent Ozone 3)
- Unterstützung von verschiedenen Ausgangsformaten: WAV, AIFF, SD2, Apple CAF plus eingangseitig zusätzlich Flac und MP3
- Standalone- und PlugIn-Version in einem Installer
- neues Interface und leichte Bedienung
Die Deluxe Variante enthält ebenfalls alle ‚alten‘ Effekte von T-Racks 1 und 2. Die vorhandenen Presets können mit einem Konverterprogramm auf T-Racks 3 Standard und Deluxe umgewandelt werden.
Wie bereits angedeutet: ob Standalone oder PlugIn: T-Racks 3 lädt sich immer in der neuen ‚Rack-Optik‘ – gotteseidank nicht mehr mit glimmenden Röhren und den großen T-Rex-Emblemen der Vorgängerversionen. Die Oberfläche wirkt deutliche gereifter, und die 3D-Ansichten der neuen PlugIns wie Fairchild 670 und der allseits beliebte Programm EQ 1a müssen sich nicht hinter der Software-Konkurrenz verstecken. Im Gegenteil – bis auf den etwas gewöhnungsbedürftigen – weil rosaroten – Opto Compressor sehen alle neuen Geräte ‚good used‘ aus und scheinen von längst vergangenen Heldentagen der Studioszene berichten zu wollen.
Neben der Preset-Verwaltung links oben sitzt die Effektkette: In 12 Effektlots sind die Effekte – in der IKM-Diktion ‚Prozessoren‘ – frei einsetzbar. Leider lassen sie sich nicht innerhalb der Kette per Drag and Drop verschieben. Das ist im Vergleich zu Wavelab ein echter Nachteil. Vier Slots sind parallel geschaltet, so dass Parallelkompression, Deesser und diverse Mastering-Tricks realisierbar sind.
Die Effekte der Reihe B verstecken sich unter den Buttons 1B-4B unter der 1A-4A Reihe. Ein Klick auf die Button öffnet den jeweiligen Effekt. ‚Show Chain‘ am rechten oberen Eck zeigt das Diagramm der Verschaltung, um sich jederzeit orientieren zu können. Ein klasse Feature ist die Compare-Funktion. Wie in Mastering Studios üblich, lässt sich so mit einem Handgriff die Lautstärke des bearbeitenden Signals für Vergleichszwecke auf den Pegel des unbearbeiteten Signals bringen. Das ist wichtig, denn ein lauterer Tracks wird immer als besser klingend wahrgenommen als ein leiser. Dummerweise wird die Einstellung nicht im Projekt mit gespeichert. Laut IKM ist dies aber beabsichtigt.
Neu in T-Racks3 sind die Analyser, die sich teilweise abschalten lassen (Frequenzanalyser) aber sonst – und auch in der PlugIn-Version – immer fleißig mitarbeiten. Das Peakmeter (mit Oversampling Meter!) und die beiden RMS-Pegelmesser (der untere misst den Durchschnittswert aller Frequenzen, der obere lässt sich in den Settings frequenzabhängig gewichten) erweisen sich als echte Hilfe, um das Eisen nicht zu heiß zu schmieden. Das findet sich auch in weit teureren Systemen nicht immer. Eine nette Zugabe sind auch die Vorschläge für die optimale Durchschnittslautstärke. Grün bedeutet safe = die Dynamik ist ok, während rot signalisiert, dass es mit der Durchhörbarkeit nun so langsam vorbei ist. Meiner Erfahrung nach liegen diese Empfehlungen teils etwas weit im gequetschten Brickwall-Bereich. Etwas mehr Dynamik darf es auch bei Pop und Rock schon noch sein sein. World und Jazz etc. passen dagegen sehr gut.
Der Spektrumanalyser lässt sich zwar weitreichend konfigurieren, ist aber leider zu klein geraten. Vor allem eine Detailansicht einzelner Spektren (z.B. nur Bass oder untere Mitten etc.) oder eine numerische Frequenzanzeige für den Cursor fehlt. Ansonsten prima Sache, die Analyser, vor allem die Pegelmeter, überraschen mit nützlichen Features.
Unten angekommen schweift der Blick über die Trackverwaltung (nur Standalone Modus). Links lassen sich die Rohfiles laden und entfernen. Der aktive Track wird jeweils im rechten Wavefenster angezeigt. Es lassen sich neben Fade In/Out auch der Start- und Endpunkt des Songs einstellen. Eine Cut-, Trim- oder Normalize-Funktion suche ich vergebens. Auch ist die Waveform in der Höhe nicht zoombar, so dass ich für das Editing Wavelab heranziehen muss. Praktisch ist die Loop-Funktion, um z.B. laute Stellen im Loop zu hören um die Pegel anpassen zu können. Das wichtigste Element in diesem Zusammenhang ist die Snapshot-Funktion: Einmal die Lernkurve überwunden eröffnet sie völlig neue Wege, verschiedene Parts eines Songs abschnittweise zu bearbeiten. Strophen werden sanfter, Refrains noch breiter.
Performance
Um das Thema Handhabung und Performance abzuschließen: Mit Version 3.0.1 schob IKM kürzlich eine der wichtigsten Verbesserungen von T-Racks3 nach: Prozessor-Optimierung. Viele User hatten bis dato Problem, mit der exorbitanen CPU-Power, die zu Aussetzern und Timingproblemen, besonders im Sequenzerbetrieb, führte. Das Update scheint diese Problem zu beseitigen. Es bleiben ein paar klitzekleine Ungereimtheiten im Betrieb: z.B. stellt T-Racks3 die verwendete Bitrate in den Projekt-Settings bei Neustart immer wieder auf 16 Bit zurück, über dessen Sinn man trefflich streiten könnte. Professionelle User exportieren vielleicht für die Weiterverarbeitung in andere Programme standardmäßig in 32 Bit Floating Point und werden bei neuerlicher Anwendung von T-Racks über die 16Bit Files überrascht sein, falls sie nicht doch zufällig in den Settings nachgesehen haben.
Sound
Hier besteht Anlass zur Freude. T-Racks ist kein analytischer Langweiler, sondern setzt je nach Einsatz einen deutlichen Stempel auf einen Song. Das klappt besonders bei Rock, Pop und Blues sehr gut. Wer schon gute Software-EQs und Kompressoren besitzt, wird sich über die neue Soundfarbpalette freuen.
Classic Kompressor
Ist bereits seit den Urzeittierchen dabei, wurde dezent verbessert und begeistert als Röhrensimulation mit fein regelbarem Ratio und High Pass und dem wirkungsvollen ‚Stereo Enhancement‘. Die einfache Bedienung und das gutmütige Regelverhalten lassen manchen Multiband im Regen stehen. Kleinste Attackzeit ist 12ms. Daher und wegen dem niedrigen Ratio ist er für extreme Settings und Pumpkompression nicht geeignet.
Classic Multiband Limiter
Ebenfalls ein alter Bekannter. Greift mit seinen 3 Bändern beherzt zu und ist auch für extreme Soundspielereien bestens zu gebrauchen. Der flexible Overload-Regler verändert das Peaklimiting und damit auf subtile bis dramatische Weise die Charakteristik des Materials.
Classic Clipper
Gelungene Sättigungscharakteristik zeichnet diesen Limiter seit der ersten T-Racks Version aus. Zwar ohne echte Brickwall-Fähigkeiten – ist der Clipper aber das gelungene Beispiel für die Kernkompetenz von IKM im Bereich ‚Verzerrung‘. Durch die höhere interne Verarbeitung arbeitet er nun feiner, edler aber auch unauffälliger als die Urversion. Um die alte ‚edge‘ Charakteristik zu erhalten, unter Preferences auf ‚Lowest Latenz‘ gehen.
Classic EQ
2 vollparametrische Bänder. 2 Low und Highshelf und High- und Low-Cut. Für grobe Frequenzkorrekturen ausreichend aber für chirurgische Mastering-Eingriffe bietet der Classic EQ zu wenig Möglichkeiten. Der Grundklang besitzt einen deutliche Färbung. Wer diesen EQ einsetzt, hat ’seinen‘ Sound vor dem geistigen Auge oder er nimmt einen neutraleren. Zum Beispiel den Linear Phase EQ …
Linear Phase EQ
Einer der ‚Neuen‘ – 6 Bänder, alle voll parametrisch von 20Hz bis 20kHz und alle mit Shelf, Peak und LP bzw. HP charakterisierbar. Er bietet er alles, was des Mastering-Herz braucht: vor allem Transparenz und Neutralität im Sound. Weniger nett ist die etwas fitzlige Ergonomie und fehlende Spektrumsanzeige. Das hat schon Voxengo besser gemacht. An einen Algorithmix Red reicht er klanglich fast heran, aber eben nur fast. Ersterer kostet schließlich allein das dreifache von T-racks3. Nicht zuletzt die mitgelieferte M/S Bearbeitungsebene eröffnen viele kreative Freiheiten. Fazit: gelungener Einstand eines echten Workhorse.
Brickwall Limiter
Ebenfalls neu ist der Brickwall Limiter, der wie der Name schon sagt, Peaks gegen die ‚Wand‘ fährt. Über den Input lässt sich der Grad der Lautheit bestimmen. Verschiedene Klangvariationen fügen dem Signal mehr oder weniger Färbungen hinzu. Allerdings ist selbst die Clean-Variante nicht 100% transparent. Wer einen hochwertigen Limiter à la TC Brickwall oder Sonnox Limiter besitzt, sollte zu diesen greifen. Für transparente Ergebnisse eignet sich der Brickwall Limiter weniger.
Opto Compressor
Optisch vielleicht nicht jedermanns Sache, aber als Opto-Vertreter spielt der neue klanglich in einer Liga mit URS und UAD. Durch die große Ratio- und Attack-Bandweite ist von subtiler bis zur pumpender Kompression alles möglich. Der Grundklang bleibt dabei immer edel und offen, während z.B. UAD Kompressoren zur Verdichtung des Bassbereichs neigen. Auch beim Opto Comp wurde eine M/S Matrix eingebaut. So sind auch extreme Soundveränderungen möglich. Einmal verrannt, lässt sich über ‚Reset‘ sofort der Default-Status wieder aufrufen.
Model 670
Die Replika eines Fairchild 670 in seinen besten Jahren. Der Sound ist durchaus ansprechend und kann von luftig bis brachial röhrig eine Menge Zwischenstationen machen. Aus Ermangelung eines Originals (derzeit verliehen) bleibt nur der Vergleich mit der UAD. Kurz gesagt, mir haben beide zugesagt. Beide Emulationen besitzen ihre persönliche Note. Während der UAD beherzter zugreift, bleibt bei extremen Settings der T-Racks Fairchild immer noch einigermaßen transparent. Nun denn. Die M/S Matrix beherrschen beide, so bleibt der Vergleich eine Frage des Geschmacks.
Programm EQ 1a
T-Racks3 Deluxe bietet ebenfalls eine Version des berühmtesten aller EQs, dem Programm EQ von Pulteq. Auch hier ist der Vergleich mit der UAD sehr eng. Die UAD Fassung bietet in allen Regelbereichen etwas mehr Reserven, auch wenn das für einen Mastering Prozessor eher zweitrangig ist. Zudem ist die Bassabsenkung der UAD etwas stimmiger im Zusammenhang mit der Bassanhebung und bietet die effektivere untere Mittenentmumpfung. Allerdings bietet die sehr nützliche M/S Matrix des T-Racks3 Pedant wesentlich mehr Komfort, um Problembereiche gezielt zu entschärfen, die Stereobreite zu erhöhen oder Deadzones im Seiten- oder Mittensignal frequenztechnisch auszufüllen.
Persönlich hätte ich mir noch einen guten Ambience-, bzw. Raumeffekt gewünscht, um zu trockene Mixe zu öffnen oder ihnen mehr Tiefe zu verleihen. Aber ich bin mir sicher, dass sich IKM etwas einfallen lässt.
Wirklich gut aus dem Bundle sind meiner Meinung nach nur: der Optocompressor, Fairchild und der Pultec.
Der grosse Unterschied beim IK Fairchild/Pultec zu anderen wie den UAD Emulationen, sind die Emulierung nicht-harmonischer Verzerrungen. Das hört man und sieht es auch im Analyzer… Die UAD Plug-ins klingen dagegen clean (einige bezeichnen das auch als „weniger gut“ emuliert).
Die anderen Plug-ins sind eher Durchschnitt. Weder der EQ noch der Analyzer konnte mich überzeugen. Die 3 neueren Plug-ins sind deswegen im Grunde die wirklich interessanten (auch als Ergänzung zur UAD zu sehen). Aber dazu braucht man nicht das komplette Bundle kaufen, sondern wirklich nur die 3 ;)
Wo habt Ihr denn diesen uralten Artikel ausgegraben?? Vom 02.03.2010?? :-)))
Der Test scheint ja nicht wirklich aktuell zu sein,
da steht was von „Mit Version 3.0.1 schob IKM kürzlich eine der wichtigsten Verbesserungen von T-Racks3 nach…“. Dabei ist seit Juli 2009 Version 3.1.1 draußen. ;-)
Weiter heißt es: „Wer allerdings z.B. nur den Classic Compressor oder nur den Multiband benötigt, muss sich das dabei trotzdem das ganze Rack einklinken…“
Das ist nicht mehr richtig, denn die PlugIns lassen sich mittlerweile einzelnen einbinden. ;-)
Vielleicht macht sich mal jemand die Mühe und überarbeitet den Test.
Und damit meine ich nicht nur das Datum. ;-)
Ich habe die IK-Pultec-Emulation eine Weile benutzt und fand sie auch nicht schlecht, doch mit fortlaufender Nutzungsdauer fand ich es immer weniger spannend und zufrieden stellend.
Hat man erst einmal analoge Hardware wie den TubeTech-EQ und den Manley Vari Mu in Aktion erlebt, dann bekommt man beim Plugin-Geschraube sowieso nur schlechte Laune!
nach durchhören der Beispiele muss ich sagen: ich verstehe diese Art von Drumcompression nicht. Alle Transienten der Bassdrum sind tot.
Da ist mir der Sound der Kompressoren dann auch schon egal.
Warum klingt es nicht so?
http://www.file-upload.net/download-2391209/1_Drums_wet.zip.html
mfg