Minimaler Aufwand für maximalen Sound
Das IK Multimedia Tonex One ist das wohl kleinste Mitglied der großen Gruppe von Modelern und eignet sich perfekt für kleine Boards.
Inhaltsverzeichnis
Auf so manchem Modeler, Profiler oder sonstigen Multifunktionsgeräten kann man sich schon mal während eines Gigs verlaufen. Da gibt es riesige, manchmal aber auch nur ganz spärliche Displays, da blinken 50 Knöpfe und mindestens fünf der Fußtaster haben Doppelfunktionen. Aber einen Vorteil haben die Dinger alle: Sie bringen unseren präferierten Ampsound mit auf die Bühne, ohne dass wir uns einen Bruch heben oder einen Backliner engagieren müssen. Was liegt dann also näher, als einen Modeler so einzudampfen, dass er auf dem kleinsten Board Platz findet und trotzdem alle Sounds dieser Welt wiedergeben kann? Und muss man da jetzt irgendwelche Kompromisse eingehen? Je kleiner das Gerät, desto größer die Fragen. Ich mache mich dran und versuche, alle Fragen zu beantworten.
IK Multimedia ToneX One – Facts & Features
Also dass das IK Multimedia ToneX One klein ist, war mir bewusst. Aber wenn man es dann aus der Packung schält, bekommt man noch mal einen zusätzlichen Zuckerschock, so süß ist das kleine Pedal. Und darin sollen jetzt alle Amps der Welt sein? Mit Effekten und allem Glücklichmachergedöns? Mich überkommen Zweifel. Aber die Verpackung überrascht mich schon mal positiv, denn hier wird konsequent auf überflüssiges Plastik verzichtet. Das ist in Zeiten des kaum noch zu verhindernden Ökokollaps extrem begrüßenswert.
160 Gramm wiegt das kleine Schnuckelchen und ist gerade mal so groß wie ein Schokoriegel. Spätestens jetzt sollte ich mal meinen Blutzucker überprüfen. Damit in das Gerät überhaupt zwei Klinkenstecker herkömmlicher Bauart hineinpassen, sind In- und Output-Buchse versetzt zueinander montiert. Die Input-Buchse ist Mono ausgelegt, während die Output-Buchse per TRS-Kabel in Stereo genutzt werden kann. Hier kann zum Üben auch ein Kopfhörer angeschlossen werden.
Die Frontseite gehört der Netzteilbuchse, die freut sich über die Aufnahme eines Steckers mit 9 V und mindestens 120 mA auf der Habenseite. Kein Problem, denke ich. Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen, aber in dem Gehäuse hätte ohnehin allenfalls noch ein Knopfzelle Platz.
Am Fußende befindet sich eine USB-C-Buchse, die der Kommunikation mit einem dieser neumodischen Computer dient. Dazu gibt’s später ein paar mehr Facts. Um die Buchse vor Verunreinigungen zu schützen, wurde ihr ein Gummipöppel spendiert, der, wenn er einmal das Gehäuse verlassen hat, garantiert verloren geht. eine kleine Sicherungslasche wäre hier schön gewesen, aber irgendwie ist das nicht wirklich relevant, mein iPhone ist schon seit fünf Jahren ohne Buchsenschutz unterwegs und wenn man alle paar Monate mal den Dreck mittels eines Druckluftgebläses raus pustet, ist der sichere Kontakt auch wieder gewährleistet. Ich empfehle für solche Aktionen übrigens, immer ein bisschen Druckluft in der Dose im Koffer zu haben. Kein Scherz, kostet ein Paareurofuffzich und leistet verdammt gute Dienste im Ernstfall.
Die Oberfläche des IK Multimedia ToneX One ist vollgestopft. Aber das ist auch kein Wunder. Am unteren Ende des Gehäuses wohnt der Fußtaster, der zwischen zwei Presets wählt oder, wenn sich das Pedal im Stomp-Mode befindet, das Pedal in den Bypass versetzt. Ein direkt darüber befindlicher Button mit LED ermöglicht es, die 2nd-Funktion der Regler zu aktivieren.
Der dicke Regler in der Mitte des Pedals kümmert sich um die Lautstärke des Pedals bzw. wenn der Alternative-Button gedrückt wird, um den Gain des jeweils geladenen Amp-Models. Drei kleine Regler, die dank ausgefuchster LED-Technik komplett illuminiert sind, kümmern sich, je nach Status des Alt-Buttons, um die Amp-Parameter Bass, Middle und Treble oder um die Effektparameter Gate, Compression und Reverb.
Die Unterseite des Pedals enthält einen QR-Code, der einen per Smartphone-Kamera direkt zur Bedienungsanleitung im Web führt. Klasse, so macht das Spaß. Zur sinnvollen Nutzung des IK Multimedia ToneX One sollte man nun noch die ToneX Software auf den Rechner laden und sich registrieren. Per IK Product Manager kann dann auch das ToneX One selbst registriert werden und dann kann’s eigentlich losgehen.
Die Bedienung des IK Multimedia ToneX One
Benutzt man das Gerät im Auslieferungszustand, ist die Bedienung zunächst ganz easy. Ab Werk sind zwei Presets abrufbar, ein Fender Super Reverb und ein Marshall JCM800. Insgesamt 20 Presets sind bereits auf dem Gerät verfügbar, Zugriff auf diese Sounds bekommt man aber nur über die ToneX Software. Hier können per Drag & Drop die beiden abrufbaren Presets festgelegt werden. Wer das Gerät im Stomp-Modus nutzt, bekommt ab Werk einen „Pushed 800“ geliefert.
Die 20 Presets in der Liste des ToneX One können natürlich in der Software absolut frei überschrieben werden, zusätzlich kann man, über das Symbol der drei LEDs im Fenster, die Farbe der LEDs am Gerät ändern. Die Presets selbst werden in der ToneX Software verwaltet und bearbeitet. Da die ToneX Software nicht nur Captures von Amps, sondern auch von Distortion-Pedalen erstellen kann, ist es natürlich auch möglich, nur ein oder zwei Pedale zu laden und diese mit dem Pedalboard zu verwenden.
Jedes Preset besteht, neben Amp und Cabinet, jeweils aus einem Gate, einem Compressor und einem Reverb, wobei der Compressor vor oder hinter der Amp-Sektion verwendet werden kann. Den Zugriff auf die Parameter dieser Effekte erhält man am Pedal direkt über die drei leuchtenden Regler, sofern man den 2nd-Modus aktiviert hat (s. o.).
Das war’s eigentlich auch schon zur Bedienung des IK Multimedia ToneX One, das ist wirklich easy, wenn man sich mal in die Software eingefuchst hat. Egal, ob man selbst Captures von eigenen Amps oder Pedalen erstellt oder welche aus der Cloud verwenden möchte, das kleine Schokoriegelchen ist hier schon ziemlich weit vorn, was die Flexibilität angeht. Natürlich habe ich keine 300 Amps und 276 Effekte zu meinen Füßen, aber wer braucht die schon? Wer bei Probe oder Gig mit zwei Amps auskommt (und früüüüher, ihr wisst schon, da hatten wir nur einen Amp!), der kann sich als zukünftiger Kunde des ToneX One wirklich die Arbeit erleichtern.
So klingt das IK Multimedia ToneX One Pedal
Klar, das ToneX One klingt, wie alles aus der ToneX Software. Man muss sich mit der umfangreichen Bibliothek schon ein wenig auseinandersetzen, wenn man keine eigenen Captures erstellen möchte. Wie das mit den Captures funktioniert, habe ich im Testbericht der Software ausführlich dargelegt.
Jetzt geht es also darum, das Tonex One Pedal Board-tauglich zu machen. Folgendes Szenario schwebt mir vor: Das Tonex One übernimmt die Funktion des Amps auf meinem Board, zum Einsatz kommen weiterhin mein Boss CS-3 Compression Sustainer vor dem ToneX, das Eventide MicroPitch dahinter und aus der DAW kommen Reverb und Delay. Hier würde ich normalerweise mein TC Hall of Fame Reverb und das Flashback Delay einsetzen, beide sind aber schon in den Umzugskartons, für mich geht’s nämlich die Tage nach Kassel in mein Elternhaus und mein doppelt so großes Studio.
Ihr hört ein komplettes Setup unter Verwendung von Teilen meines Boards. Da das IK Multimedia ToneX One auch als Audiointerface fungieren kann, nutze ich diese Funktion. Was ihr hört, kommt also direkt mit voller Power und ohne Umwege aus dem Pedal. Die Ampsounds aus dem ToneX-Universum wurden pur an anderer Stelle ausreichend gewürdigt, deshalb gibt’s hier ein paar Favoriten aus meinem eigenen Soundfundus. Und ja, ich mag stark komprimierte Sounds. Wer das nicht mag, kann sich freuen, denn der IK Multimedia ToneX One kann auch ohne.
Lustig, der Test kommt ja sehr spät…Für den Preis ein ziemlicher Nobrainer, außer man kann mit digitalen Gitarrenamp-Sims bzw -captures gar nichts anfangen. Auch wenn mir die effektlastigen Klangbeispiele hier leider gar nicht gefallen – ich habe mir etliche Videos angehört und für mich spielt das Ding klanglich auf Kemper-Niveau, wenn man keine besonderen Effekte braucht.
Ein Kopfhöreranschluss fehlt leider, denn dann wäre der Tonex ein kleines Wunder im „Schweizer Messer“- Hosenformat…
@mofateam Der Ausgang funktioniert auch mit Kopfhörern und ist damit auch in Stereo.
@FloH Oh danke Dir für den Tipp – das hatte ich glatt überlesen… na, dann weiß ich ja, was meine nächste Anschaffung sein wird…
Danke für deinen Test. Schön, dass du so gelungene Sounds aus dem Teil zauberst. Aber bei einem Test würden mich dann doch auch die Klänge out of the Box ohne weitere Effekte von deinem Board interessieren. So kann man wenig dazu sagen, wie das Tone X nun wirklich erst mal klingt.
@uelef Hey,
Danke für deine nette Rückmeldung! Der kleine ToneX One klingt halt immer so, wie man es in der Software eingibt. Da hat der Kollege Franz schon mal einen sehr guten Testbericht zum großen Bruder hingelegt, die Sounds sind natürlich identisch.
https://www.amazona.de/test-ik-multimedia-tonex-pedal-verstaerkerpedal/
Was ist daran genau so absurd?
Klingt das Teil wirklich exakt so, wie die großen Brüder? Sind die Wandler identisch und auch der analoge Teil des Signalwegs?
Ich mag auch komprimierte Sounds, aber zur Beurteilung der Qualität von Ampsimulationen ist das wirklich suboptimal. Aber egal, es gibt ja genug Demos im Netz.
By the way: Wenn der Autor an die linke Panikmache vom „kaum noch zu verhindernden Ökokollaps“ wirklich glauben würde, würde er nicht in aller Seelenruhe Effektgeräte testen.
@roseblood11 Sorry ich ärgere mich eigentlich selbst immer über politisch geprägte Kommentare die hier meiner Meinung nichts verloren haben.
Muss jetzt aber doch eben mal loswerden, dass ich den Begriff „linke Panikmache“ für rechte Propaganda halte.
Und warum sollte er denn deswegen keine Effektgeräte testen???🙄
@Mjusick73 Wir sind alle mehr oder weniger politisch und haben unsere Meinungen. Dazu gibt es immer aktuelle Strömungen, was denn im Moment politisch korrekt und wo denn nun angeblich die Mitte sei.
Am besten lassen wir die Politik hier so weit außen vor, wie es nur geht.
@bluebell „Am besten lassen wir die Politik hier so weit außen vor, wie es nur geht“.
Genau das ist ja eigentlich, wie geschrieben mein Anliegen.
Leider habe ich mich dann doch dazu hinreißen lassen auf einen politisch geprägten Kommentar etwas zu erwidern.
Bin halt zur Zeit irgendwie genervt von diesem „links-grün versifft-Begriff“ als Wurzel allen Übels und diesem ganzen Hass.
Und von denen, die diesen Begriff so oft benutzen und sich als Heilsbringer präsentieren.
Damit möchte ich jetzt wirklich nicht automatisch jeden als politisch rechts einordnen der sich dieses Begriffs bedient.
Wahrscheinlich wird dieser ja auch von Anderen benutzt (sicher nicht von Grünen oder Linken😉…), ich kenne den halt aus eine bestimmten Ecke von welcher aus der ständig rausposaunt wird.
So, Punkt.
Ach ja, das ToneX One habe ich auch schon getestet und es ist nicht nur sehr niedlich (platzsparend auf dem Board) sondern kann auch was in Sachen Sound & Features (vor allem für so ein Mini-Ding)!
Top Preis-/Leistungsverhältnis!🙂
@Mjusick73 Ich kenne die völlig überzogenen Vorstellungen, die aufgrund dieser grünen/linken Panikmache in den Köpfen mancher Kinder und Jugendlicher ankommen und behandle ihre Angststörungen therapeutisch. Es ist völlig verantwortungslos, was da läuft.
Zumal die meisten Leute, die solche Vorstellungen („Ökokollaps“) verbreiten, von der Materie keine Ahnung haben. Frag sie, was laut (auch nicht wissenschaftlich neutralem) IPCC das wahrscheinlichste Szenario für Mitteleuropa ist. Sie wissen gar nichts, zu mindestens 95%.
Und nein, man ist nicht rechts, weil man linke oder grüne Positionen kritisiert.
So, genug off topic Gesabbel. 🎸
Erste Erfahrungen nach einer Woche Rumprobieren: Das ToneX One klingt für den Hausgebrauch mehr als zufriedenstellend und ich traue mich gar nicht, mich ehrlich zu machen, ob ich den x-mal so großen und schweren Fractal FM3 wirklich noch brauche… Die „Befüllung“ der Presets macht man am besten mit einem separaten Audiointerface für die Vorauswahl. Nur mit dem ToneX am Rechner gabs bei mir Kuddelmuddel, zum Beispiel war ein Halleffekt im Editor nicht wegzukriegen, obwohl ich den Sound (fürs Pedalboard) trocken speichern wollte. Hab aber auch nicht wirklich viel Zeit in die Ursachenforschung gesteckt – meist sitzt das Problem in der Regel ja dann doch vor dem Rechner… ;-) Was nervt, ist das Brummen, wenn man das Teil mit einem Standard-Netzteil betreiben will. Und nein, die Qualität des Adapters ist nicht das Problem – an meinem Nux-Looper tut das gleiche Ding klag – und geräuschlos seinen Dienst, während ich mich in einem mittleren Umspannwerk wähne, stöpsele ich das Netzteil ans ToneX. Quickhack: Ein USB-Netzteil am USB-Port geht auch, und da brummt nichts. Manche HiGain-Sounds sind auch mit vielen Nebengeräuschen verbunden, aber das wären sie in der unsimulierten Realität auch, also… Die Output-Buchse fungiert auch als Kopfhörer, aber mit meinem DT770 mit ziemlich niedriger Lautstärke. Ist mir egal, ich nutze den Kopfhörerausgang meines Loopers, das funktioniert prima und mit passendem Pegel. Fazit: ToneXchen darf bleiben.