iKeys tragbare Audiostudios
Tragbare Audio-Rekorder
Eine der ältesten und praktischsten Ideen im Audiobereich ist der tragbare Rekorder: klein, tragbar, robust – zum Mitschneiden langweiliger Reden, zum gemütlichen Peter Maffay Bootleggen oder eben als Jam- oder Proberaumpartner für uns Musiker. Erste Inkarnation dieser Idee war das Diktiergerät, dann – mehr als ein Jahrzehnt – kam das digitale DAT in Form sündhaft teurer (Sony-)DAT-Walkmänner. Darauf folgte (schnell) die (einfachere) Minidisk und jetzt nach langer Pause (provisorisch gefüllt mit Organizern mit Diktiergerätfunktion) der tragbare SD-Rekorder. Leistungsfähiger und deutlich günstiger als seine Vorfahren, ist die neue alte Gerätegattung so beliebt, dass es Neuvorstellungen regelrecht hagelt – zum Teil sehr genau konzipiert auf spezielle Anforderungen und Ansprüche. In unserem Special sollen jetzt drei aktuelle Exemplare der amerikanischen Firma iKEY-Audio vorgestellt werden: der HDR7 und seine beiden günstigeren Brüder, der G3 und M3.
Audio-Aufnahme mal drei
Gemeinsam sind unseren Kandidaten die „Grundwerte“: Aufnahme auf SD-Karten, einfache Bedienbarkeit mit wenigen Tasten, LC-Display und leichte Walkman-große Plastikgehäuse. Alle drei Geräte sind batteriebetrieben und lassen sich per USB mit dem heimischen PC verbinden. Alle Geräte nehmen wahlweise im WAV- oder MP3-Format auf, nur der HDR7 bietet noch fortgeschrittene Optionen (s.u.). Wählt man das platzsparende MP3-Format, lässt sich bei allen Kandidaten die Bitrate zwischen 128 kbps, 256 kbps oder 320 kbs einstellen; nur der HDR7 bietet auch Zwischenstufen. Die benötigte SD-Karte (mit 1 GB) ist bei allen Geräten dabei. Auch damit ist die Aufnahmezeit schon beachtlich: Im (für alle Anwendungszwecke wirklich guten) 256 kbps-Format lassen sich etwas mehr als 8 Stunden und 40 Minuten in stereo aufnehmen.
Key-Audio M3, HDR7 und G3
Den drei iKey-Audio-Geräte erkennt man ihre Verwandtschaft an – bis auf die Gehäusefarbe und das aufgesetzte Stereo-Mikro des HDR7 (siehe unten) ähneln sie sich nämlich sehr. Im Gehäuse im Diktiergerät-Format verbirgt sich ein winziges, dafür farbiges LC-Display, ein Jogwheel zum Titel-Auswählen und drei in das Gehäuse eingelassene Taster für die üblichen Grundfunktionen „RECORD“, „PLAY/PAUSE“ und „STOP/BACK“ (letzteres zum Zurückspulen). Auf der linken Seite der Geräte findet man den Einschalter sowie einen Schalter zur (Grob-)Anwahl des Eingangspegels und den Anschluss für das 5V-Netzteil, auf der rechten Seite Regler für Ausgangslautstärke und das USB-Kabel zur Verbindung zum PC (mitgeliefert). Der Slot für die SD-Karte findet sich unten, genauso wie das Gewinde zur festen Montage auf Stativ oder Ständer. Das übersichtliche Display zeigt die Namen der aufgenommen Dateien (zur Auswahl beim Abspielen), die Aufnahmezeit und den gewählten Aufnahmemodus (und damit die MP3- Bitrate oder die Samplingfrequenz) an; drückt man „RECORD“, wird die Aufnahmezeit, der Aussteuerungspegel und ein kleiner Aussteuerungsregler angezeigt – hübsch bunt, gut leserlich und mit blinkendem roten Knopf als Feedback. Kurioserweise schaltet sich bei den Geräten die Hintergrundbeleuchtung nach kurzer Inaktivität seitens des Benutzers aus – auch bei laufender Aufnahme. Vermutlich ein Tribut an den stromfressenden Farb-LCD-„Bildschirm“, aber etwas ärgerlich – selbst bei Peter Maffay war die Saalbeleuchtung immer schlecht, und in den meisten Proberäumen ist sie nicht besser. Ein- bzw. Abstellen lässt sich dies nur beim HDR7 (s.u.) – ein klares Minus für seine kleineren Brüder.
Für Musiker: iKEY-AUDIO G3
Nun zu den einzelnen Geräten: Das in Rot gehaltene G3 ist für die Gitarristen und Bassisten unter uns Musiker erdacht und vermutlich genau deswegen das hübscheste Gerät der Serie. Schön, da hat jemand mitgedacht. Im Unterschied zu seinen Brüdern ist das G3 ein- und ausgangsseitig mit (Stereo-) 6,3mm-Klinkenout und ebensolchem (Mono-)-Gitarreneingang ausgestattet.
Der Eingangspegel lässt sich dabei zwischen -20dB (=Pad), 0 dB und +10 dB umschalten; so kann man beispielsweise auch aktive Bässe bei der Direktaufnahme gut auspegeln. Aufgenommen wird (im Gegensatz zum großen Bruder HDR7) nur mit 16bit/44,1 kHz. Ein eingebautes Stimmgerät lässt (wahlweise) die übliche (Gitarren-)Stimmung oder automatische Tonerkennung zu, ein – auf der rechten Gehäuseseite zuschaltbarer – Mix-Modus erlaubt sowohl das Mitspielen zu aufgenommenem Material als auch Overdubs. So kann man etwa eine Begleitung zur Proberaumaufnahme der restlichen Band einüben – alltagspraktisch. Sinnvoll ist auch eingebaute Bediensperre, die sich einigermaßen komfortabel zu- und abschalten lässt. Weniger praktisch: Weder das Netzteil noch der Standfuß wird mitgeliefert, sondern muss bei Bedarf extra gekauft werden. Dafür sind Mignonbatterien dabei – von denen der G3, wie seine Brüder, übrigens vier Stück braucht.
iKEY-AUDIO M3
Das schwarze M3 ist demgegenüber wohl eher als Diktiergerät oder Universal-Aufnahmelösung konzipiert und verzichtet auf für Musiker sinnvolle Extras wie Stimmgerät und Overdub-Funktion. Dafür erlaubt er das Aufnehmen und Abspielen auch von USB-Medien – im Regelfall also USB-Sticks. Dazu stellt er links noch einen extra Anschluss bereit, sehr sinnvoll gerade bei professioneller Nutzung und langen Aufnahmen, etwa für Journalisten oder Konferenzmitschnitte: Statt den guten alten Reservetapes nimmt man eben einen USB-Stick. Die Audioein- und Ausgänge sind beim M3 allesamt als kleine 3,5 mm-(Stereo)-Klinkenbuchsen ausgeführt; neben einem Kopfhörerausgang gibt es einen Eingang für andere Signalquellen und einen Mikrophoneingang für die gängigen kleinen Multimedia- und Videomikrophone. Ansonsten entspricht es dem „roten Bruder“ G3 in allen Details – was leider auch den nicht mitgelieferten Standfuß und das fehlende Netzteil einschließt.
Für Profis: der iKey-Audio HDR7
Beides ist wiederum serienmäßig beim letzten Kandidaten der iKey-Audio-Familie, dem etwa größeren HDR7. Aber auch sonst ist der teurere Rekorder professioneller ausgestattet als seine Brüder. Die Wandler arbeiten hier mit 24 Bit (statt 16) und bis auf den Musiker-freundlichen Overdub-Modus des G3 sind alle Funktionen der beiden anderen Geräte integriert.
Ein Menü lässt Feineinstellungen (etwa für den „Bildschirmschoner“ (s.o.), den Display-Kontrast oder zur Änderung von Dateinamen) zu, ein eingebauter Kompressor/Limiter (mit verschiedenen Modi etwa zur Sprachaufnahme) verhindert Übersteuerungen oder gleicht schwankende Pegel aus. Die Aufnahmeparameter können genau eingestellt werden – so nimmt der HDR7 auch in mono auf oder (wichtiger) erlaubt Aufnahmen mit 24 Bit und (bis zu) 96 kHz. Des Weiteren unterstützt das Gerät auch die (im Vergleich zu MP3 bessere) AAC-Kompression und speichert (für MAC-User) die Aufnahmen wahlweise auch im AIFF-Format. Mittels „Auto-Track“ werden längere Aufnahmen automatisch in Einzeldateien zerlegt, „Pre-Record“ ermöglich eine Voraufnahme (es werden also ständig einige Sekunden Audiomaterial in einem Puffer aufgenommen, damit man den Anfang einer Aufnahme nicht verpasst). Eine „Mark Timer“ genannte Funktion fügt automatisch Marker in neue Aufnahmen ein, ein „File Timer“ ermöglicht automatisches Erstellen neuer Aufnahmen in einstellbaren Zeitabschnitten. Mittels des „Regions“-Parameters lassen sich Information über Marker in Dateien wahlweise im populären Cue- oder proprietären Sony-Format speichern – sehr praktisch zum nachträglichen Ansteuern und Nachbearbeiten langer Aufnahmen im Computer. Für (Consumer-) Elektret-Mikrophone ist eine zuschaltbare Phantomspeisung von 3 V eingebaut. (Achtung: dies ersetzt aber keine echte (12-48 V)-Phantomspeisung für Studiomikrophone, hier geht es um günstige Videomikros und Ähnliches!). Das Einstellen der meisten dieser Optionen erfolgt dabei via separater Menutaste, was – nach etwas Eingewöhnung – auch gut funktioniert.
Weitere Details ergänzen das (trotzdem) professionelle Bild: Ein Noisegate ist ebenso vorhanden wie eine Normalize-Funktion zum nachträglichen Normalisieren der Pegel – im Unterschied zu den beiden anderen Geräten lassen sich abgespielte Dateien auch per Loop einzeln oder sogar als „Songlist“ wiederholen. Sehr praktisch zum Üben oder mitjammen/Soli üben zu einzelnen Faves. Auch können Dateien gelöscht, kopiert oder eben umbenannt werden. Augenfälligster Unterschied sind aber die eingebauten Mikrophone: Damit lassen sich ohne weitere Umwege Livemitschnitte erstellen. Die Mikrophone sind Kleinmembran-Kondensatormikrophone und sollen laut Hersteller „Studioqualität“ aufweisen; ihre Ausführung in X/Y-Konfiguration ist zurechtgeschnitten auf gängige Anwendungen der Stereomikrophonie. Theoretisch ist also alles „an Bord“, um mobil und professionell (gerade für die spätere Verarbeitung) aufzunehmen.
iKEY-AUDIO Recorder in der Praxis
Nun zur Praxis. Grundsätzlich gestaltet sich der Einsatz bei allen drei Brüdern unproblematisch: Mittels Druck auf den Record-Button startet die Aufnahme. Zuerst steuert man den Pegel mittels Grobanwahl (Input Gain-Schalter, s.o.) und Jogwheel aus, ein weiterer Druck auf „Record“ lässt die Aufnahme laufen. Angezeigt wird die erfolget oder – bei Bedarf – auch die Aufnahme-Restzeit (worüber man sich dank SD-Karten-Technologie meist wenig Gedanken machen dürfte). Beim Beenden der Aufnahme wird die Datei im vorher gewählten Format gespeichert. Zu beachten ist nur, dass der HDR7 die Einstellung der Details des Aufnahmemodus nur bei gedrückter Recordtaste zulässt – bei seinen Brüdern ist das (musikerfreundlich) unkomplizierter gelöst. Erfolgte Aufnahmen kann man bei allen Geräten abhören (ja!) – löschen und umbenennen erlaubt nur der HDR7 (s.o.). In der Praxis ist das nicht schlimm – die Verbindung zum PC via mitgeliefertem USB-Kabel funktioniert wie ein USB-Stick und arbeitet einwandfrei. Dasselbe lässt sich nicht unbedingt von dem eingebauten Stimmgerät sagen: Meines Erachtens ist die Tonhöhenerkennung etwas ungenau, selbst ein günstiges Stimmgerät arbeitet da merklich besser. Hier könnten die Entwickler die Software etwas verbessern – was übrigens für Käufer keine Schwierigkeit darstellen dürfte, da iKey-Audio aktuelle Betriebssystemversionen (… ja, die Geräte haben ein Betriebssystem, sogar mit Versionsnummer) gratis zum Download anbietet.
Nun zu den
Besonderheiten der mobilen Audiorecorder
Der M3 verrichtete im Test tadellos seinen Dienst, lediglich der Strombedarf war im Dauerbetrieb etwas hoch – wohl ein Tribut an den Farb-LCD. Ähnliches gilt für den G3, beide Geräte sind praxisgerecht und gut bedienbar. Ein Fehler hat sich wohl bei der Overdub („Mix“)-Funktion des Testgerätes eingeschlichen: Während das Mitspielen zu erfolgter Aufnahme kein Problem darstellte, gelang es dem Autor trotz wiederholter Versuche nicht, zu einer bestehenden Aufnahme etwas Neues dazu (darüber) aufzunehmen. Laut Anleitung, deutschem Vertrieb und Hersteller ist dies aber generell möglich – hier hat der Tester vermutlich ein fehlerhaftes Exemplar bekommen. Der „große Bruder“, der HDR7, bestach im Test schnell durch die ausgesprochen gute Aufnahmequalität des eingebauten Stereomikrophons. Sprachaufnahmen, aber auch Umgebungsgeräusche werden gut und detailliert aufgezeichnet, die Dynamik ist (dank 24 Bit) erfreulich hoch. Wirklich überrascht war ich auch über die Qualität von aufgenommener Musik und einzelnen Instrumenten: Wie auch die mit günstiger Gitarre und einfacher Perkussion erstellten Audiobeispiele (hoffentlich) zeigen, löst das Mikrophon erstaunlich gut auf und hat einen recht linearen Frequenzverlauf. Damit lässt sich durchaus im Freien (oder auch unkompliziert so) mal ein Instrument aufnehmen, studiotauglich. Selbst im Vergleich mit einem günstigen Großmembran kam der HDR7 wirklich gut weg – Kleinmembrankondenser nehmen eben naturgetreu(er) auf, und das hier verbaute ist von guter Qualität. Auch die Optionen machen durchweg Sinn, gerade den eingebauten Kompressor/Limiter empfand ich oft als hilfreich. Gewöhnungsbedürftig beim HDR 7 ist lediglich die manchmal etwas verschachtelte Benutzerführung – dafür wird man mit einer Vielzahl von sinnvollen Optionen verwöhnt.