Fruchtiger Versionssprung und die Cloud
Mit Image Line FL Studio 2024 kommt eine neue Version der Allround-DAW auf den Markt, die wieder einmal kostenlos für alle Bestandskunden ist. Aber nicht nur der Versionssprung von 21.2 auf 24 sorgt für Konfusion, auch das enthaltene Cloud-Abo.
Inhaltsverzeichnis
Image Line FL Studio 2024 Cloud-Abo ist Optional
Also müssen wir zunächst einmal allen vorschnellen Schlüssen vorbeugen und uns dieser beiden Themen annehmen. Tatsächlich ist FL Studio 2024 der direkte Nachfolger von FL Studio 21.2, die Namensänderung in FL Studio 2024 wurde gemacht, damit die Nutzer leichter erkennen können, ob sie die aktuelle Version haben oder nicht. Deswegen wird ab jetzt einfach das Erscheinungsjahr der Version im Titel angegeben. Ungünstig ist nur, dass Image Line im Promo-Video gleich dazu übergeht, die neue Version FL Studio 24 zu nennen – was natürlich wieder verwirrend ist, weil der direkte Bezug zur Jahreszahl verloren geht.
Neu seit Version 21.2, die erst im November 2023 erschien, ist auch die FL-Cloud. Mit FL Studio 2024 wurden die verschiedenen Abo-Modelle verändert und erweitert und es ist mir wichtig, es deutlich zu sagen: Ein FL-Cloud-Abo ist nicht notwendig für die Nutzung von der DAW und alle nativen Plug-ins laufen weiterhin wie gehabt.
Um genau zu sein, bekommt jeder Nutzer einer FL-Studio-Version, die es in den Geschmacksrichtungen (bin ich froh, dass diese Metapher hier besonders gut funktioniert)
Fruity,
Producer,
Signature und
All Plugins Edition
gibt, ein FL Cloud-Free-Abo. Dieses ist in allen Versionen kostenlos enthalten. Eine genaue Auflistung der Unterschiede der Versionen findet ihr in den Links im Anhang.
Das FL Cloud Free-Abo enthält nun bereits 10 Plug-ins, darunter namhafte Hersteller wie Native Instruments, Melda Production, UVI, WA Production, Minimal Audio oder Baby Audio. Also keine nette Dreingabe, sondern Plug-ins wie z. B. Ozone-Elements oder Ingition Keys von Native Instruments. Darüber hinaus gibt es noch einen Online-KI-Mastering-Service, der im Free-Abo jedoch auf ein Preset beschränkt ist.
Die FL-Cloud Abos bieten in den drei Varianten Free, Plus und Pro folgende Features:
Free (kostenlos in Image Line FL Studio 2024 enthalten)
- beschränkter Zugang zur Online-Soundlibrary
- 10 Plug-ins
- Mastering mit einem Default-Preset
Plus (6,67 Euro / Monat)
- voller Zugang zur Online-Soundlibrary
- 18 Plug-ins
- Mastering mit 16 Presets und erweiterten Kontrollen
- unlimitierte Song-Anzahl für Distro-Kid Distribution (Spotify, Apple-Music etc.)
- 50,- Euro Rewards pro Jahr als Gutschein
Pro (12,50 Euro / Monat)
- voller Zugang zur Online-Soundlibrary
- über 65 Plug-ins (z.Zt. 69)
- Mastering mit 16 Presets und erweiterten Kontrollen
- unlimitierte Song-Anzahl für Distro-Kid Distribution (Spotify, Apple-Music etc.)
- 100,- Euro Rewards pro Jahr als Gutschein
Wozu sind denn nun die Gutscheine gut? Mit ihnen können FL Cloud-Plug-ins permanent erworben werden, so dass diese auch nach Deaktivierung des Abos weiter nutzbar bleiben. Apropos, eine wie ich finde tolle Politik der FL-Cloud ist, dass selbst nach der Deaktivierung der Abos die Plug-ins noch ein paar Mal gestartet werden können – so können unfertige Projekte noch vollendet werden, denn die Plug-ins können in diesem „Grace-Modus“ sowohl verstellt als auch ge-bounced werden. Wie oft dieses nach Ablauf des Abos gestartet werden können, konnte ich nicht in Erfahrung bringen – aber hier habe ich wirklich das Gefühl, dass auch an die Nutzer gedacht wird.
Installation der FL-Cloud für FL Studio
Wie integrieren sich denn nun die Cloud-Plug-ins mit den nativen Plug-ins, die schon in FL Studio 2024 enthalten und die nach wie vor abofrei sind und auch bleiben werden? Dazu muss der Cloud-Manager heruntergeladen werden. Dieser verwaltet alle Installationen und es müssen keine Installationspakete von Drittanbietern heruntergeladen werden.
In der Natur der Sache liegt es, dass die Abo-Plug-ins in keiner anderen DAW auf dem Rechner genutzt werden können – ABER es ist natürlich möglich über das FL Studio 2024 VST/AU Plug-in.
Dieses kann in jeder DAW aufgerufen werden und ist dann wie eine DAW in der DAW. So können auch alle Plug-ins von FL Studio 2024, ob Cloud oder nicht, in anderen Umgebungen genutzt werden – ein Kompromiss, mit dem ich leben kann.
Dieser Cloud-Manager scheint auch der einzige Grund zu sein, warum FL Studio 2024 mindestens macOS 10.15 benötigt – die Hauptapplikation läuft nämlich auch anstandslos auf macOS 10.14. Erst bei der separaten Installation des Cloud-Managers kommt eine Fehler-Meldung unter macOS 10.14. FL Studio 2024 läuft zudem natürlich auf Win10 und Win11.
Die neuen Plug-ins in FL Studio 2024
Kommen wir zu den neuen nativen Plug-ins in FL Studio 2024. Neu sind
- Kepler Exo,
- Lo Lifter, Bass-Enhancer,
- Spreader,
- Edison, Declipper Version 2, mit neuem Vocal und Distortion-Removal und
- Parametric EQ2 mit neuem De-Cramped HQ-Modus.
Erst mit Version 21 ist der Juno-6 Klon Kepler zu den nativen Plug-ins hinzugefügt worden – nun gibt es in FL Studio 2024 die erweiterte Version Kepler Exo. Diese wartet mit 2 DCOs inklusive Hardsync, 16-fach Modmatrix und eingebauten Effekten auf. Ich fand Kepler schon klanglich gelungen, aber mit Kepler EXO hat FL Studio 2024 einen weiteren Top-Synth im Programm, mit denen weit komplexere Klänge erzeugt werden können, die dennoch diese Juno-Signatur haben.
Lo-Lifter nutzt einen psychoakustischen Effekt aus, um auch kleinen Lautsprechern wie denen in Handys, (vermeintlich) tiefe Töne zu entlocken. Zugrund liegt der psychoakustische Effekt, dass das Hirn tiefe Töne „hinzuhört“, wenn es genug Anhaltspunkte hat, die Obertöne des Basses zu hören.
Kurze Randnotiz: aus welchen Gründen hat sich das genau so evolutionstechnisch entwickelt? Erster Gedanke wäre: Urmensch hört Tiger aber nur leise und die hohen Töne. Das Ur-Hirn denkt sich den Bass dazu, damit die Info „groß!“ ankommt und dann die Handlung „lauf!“ an den Ur-Körper sendet.
Spreader macht das Verbreitern von Signalen einfach. Vor allem gibt es Kontrollen für den Bassbereich, so dass dieser erstens aus dem Seitenkanal herausgefiltert (Low-Bypass-Regler) wird und zweitens auch komplett Mono bleibt (Mono-Schalter). Außerdem arbeitet das Plug-in mono-kompatibel, so dass es bei einer Mono-Wiedergabe keine Phasenauslöschungen gibt.
Spreader hat eine gute Visualisierung und die wenigen Kontrollen sind schnell begriffen. Einfach und gut. Gut nur, dass das Plug-in nicht „Super-Spreader“ genannt wurde.
Edison ist der Wave-Editor innerhalb von FL Studio 2024, der nun einen verbesserten Algorithmus hat, um Verzerrungen aus der Aufnahme zu entfernen. Ebenso neu ist der Voice-Removal-Teil, der quasi eine Sonderfunktion der enthaltenen Stem-Separation ist. Die Distortion-Removal funktioniert gut, nur darf das Signal nicht übermäßig verzerrt sein – da hilft auch kein KI-Algorithmus mehr.
Auch das Plug-in Parametric EQ2 ist nicht neu, jedoch der neue HQ-Modus, der nicht auf Oversampling beruht. Der neue Modus nennt sich De-Cramped und hat weder mit Phasenverschiebungen im Signal, noch mit einer erhöhten Latenz zu kämpfen. Auch das ist eine gute Addition und eine weitere Option, ungewolltem Aliasing entgegenzuwirken.
FL Studio 2024: Chord Progression Tool
Die letzte große Neuerung in FL Studio 2024 ist das Chord Progression Tool. Dieses ist zunächst ein einfaches Werkzeug zur Erzeugung von Akkordfolgen, die bis zu 2 Takte lang sein können. Das Chord Progression Tool wird über die Tastenkombination Alt+P aufgerufen, wenn der Piano-Roll-Editor geöffnet ist.
In der Standardeinstellung präsentiert das Tool dann eine eintaktige Sequenz, die vier Akkorde enthält. Über einen Regler können neue Akkorde erzeugt werden, die in der einen Richtung mehr konventionell sind (Conventional), also eher einfache Dreiklänge und deren Umkehrungen enthalten.
In der anderen Richtung wird es abenteuerlich, denn diese heißt „Adventurous“. Hier kommen 7er-, Sus- oder Add2-Akkorde mit ins Spiel.
Bis hierhin finde ich die Ergebnisse ansprechend und nutzbar. Die „Adventurous“-Akkorde könnten für meine Geschmack zwar noch etwas abenteuerlicher sein und z. B. auch alternierte Akkorde enthalten – und in den Advanced-Einstellungen findet sich tatsächlich eine Option nicht diatonische Töne in den Akkord-Erweiterungen zuzulassen – sehr gut.
Aber da hören die Funktionen noch lange nicht auf. Es können auch Akkordfolgen aus einer großen Preset-Liste ausgewählt und vor allem können erzeugte Akkordfolgen verändert werden. Akkorde können gelöscht, hinzugefügt, verkürzt oder verlängert werden.
Es stehen auch rhythmische Presets zur Verfügung, so dass es nicht so monoton klingen muss. Eine Möglichkeit, eigene Folgen eingeben zu können (z. B. II – V – I), gibt es auch.
Weiter geht es mit den Performance-Einstellungen. Hier können die Akkorde in Arpeggios aufgebrochen werden und es stehen eine Reihe Modifikatoren zur Verfügung, um den Arpeggio-Verlauf zu beeinflussen. Die Advanced-Einstellungen bergen dann noch weitere Möglichkeiten der Generierung, u. a. die Akkorderweiterungen und wie „spicy“ die Abfolge sein darf. Ist alles zur Zufriedenheit, wird das Ergebnis dann als Pattern übernommen und kann in der Playlist von FL Studio 2024 arrangiert werden.
Mich hat das Chord Progression Tool überzeugt. Es kann sowohl ganz einfache, als auch komplexere Akkordfolgen in Harmonie und Rhythmik erzeugen oder einfach schnell per manueller Eingabe bedient werden. Ein Tool für Anfänger und Profis, das mit den Ansprüchen wächst – und nirgendwo steht KI drauf.
Weitere Neuerungen in der DAW FL Studio 2024
Alle weiteren Neuerungen beziehen sich auf den Workflow und enthalten auch einige andere Verbesserungen. Ich erwähne mal einfach die, die mir am meisten aufgefallen sind.
FL Studio 2024 unterstützt nun auch das Open-Source-Plug-in-Format CLAP (Clever Audio Plug-In).
Der Beat-Editor wurde um eine Stotterfunktion erweitert, die vor allem für Trap-Beat-Produzenten interessant ist. Was vorher mehrere Klicks benötigte, kann nun einfach ein einer eigenen Spur eingestellt werden.
Es können nun einfache Unique Copies von vorhandenen Clips erstellt werden, so dass eine Änderung in einem Clip nicht alle innerhalb des Arrangement verändert. Ebenfalls können nun nur bestimmte Teile eines Clips gelöscht werden, also z. B. nur Pattern-, Mixer Track-, Automations-, oder Playlist Track-Daten.
Um nicht ständig mit der Hilfe im externen Web-Browser zu landen, wurde ein Sidepanel eingerichtet, das die Hilfe-Informationen direkt in Image Line FL Studio 2024 anzeigt.
Sehr praktisch ist nun das Vorhören von Samples im Sample-Browser, wenn diese Sample BPM- und/oder Tonhöheninformationen enthalten – in diesem Fall wird beim Vorhören das Sample automatisch auf das aktuelle Arrangement angepasst.
Durch den Einsatz einer neuen GUI-Technologie (Blen 2D), arbeitet die Grafik-Darstellung nun Resourcen schonender.
Und endlich, endlich wurde ein erster Schritt gemacht, User-Key-Commands einzuführen – viele Nutzer habe sich das schon lange Zeit gewünscht. Zunächst gibt es die neuen Zuweisungen nur für die Bereiche Browser, Pickers, MIDI-Import, mehr sollen aber folgen.
MacOs-Nutzer freuen sich zudem über die Addition einer „echten“ macOS-Menü-Leiste, wie sie andere Programme auch haben. Wem das nicht gefällt, kann in den Optionen aber auch die alte Menüdarstellung innerhalb der Image Line FL Studio 2024 GUI wieder aktivieren.
Die ideale Einsteiger-DAW. Leider nie benutzt und zu spät erkannt. Hätte Hätte Fahradkette! Aber in Ernst: Cubase hat seinen Workflow unheimlich verbessert. Aber vor ein paar Jahren war das noch ein graus! FL war hingegen immer günstiger, einfacher und kostenlose Upgrade-Pakete sind bei denen selbstverständlich. Auch das Gui war immer sehr futuristisch. Bei Cubase war bis vor kurzem noch Windows 95-Style angesagt. Die ganzen Infos hätte ich vor 15 Jahren gebraucht. Wie gesagt: Hätte!
Ich frag mich was soll das mit den ganzen mach play Cloud Müll. Ich Kauf mir doch nicht die Plugins, damit ich sie im Grunde genommen irgendwann nicht mehr nutzen kann. Weil das ist doch genau das was jetzt passiert. Ich brauch diese Cloud nicht und ich brauch auch diese Anbindung nicht so sind sie auf dem Weg, dass sie bald keiner mehr nutzt. Ich bin’s gewohnt, mir was zu kaufen, was mir auch gehört und nicht nur monatlich jährlich brauch kein Mensch schon gar nicht jemand, der Spaß an der Produktion von Musik hat aber da vergeht er ja jetzt der Spaß sind ja auf dem besten Wege.