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Test: Image-Line, Harmor, Additiver Synthesizer

Image-Line Harmor

7. März 2012

Als ich vor etwa anderthalb Jahren den Image-Line Harmless für Amazona.de testete, gefiel mir dessen clevere additiv-subtraktive Klangsynthese bereits bestens. Gleichzeitig gab es jedoch einen gewissen Mangel an tiefergehenden Programmiermöglichkeiten und einen etwas sterilen Sound zu beklagen. Nun ist der große Bruder Harmor da – und ohne all zu viel vorwegnehmen zu wollen: Ich bin begeistert. 

Image-Line Harmor

Image-Line Harmor

Harmor ist ein additiver Synthesizer, der sich ein bisschen wie ein subtraktiver anfühlen soll. Um dem User die Bändigung der bis zu 520 einzeln generierten Teiltöne einer Stimme zu erleichtern, besitzt er daher einige vertraute Regler wie „Filter“ und „Resonance“. Zusätzlich beherrscht Harmor die Resynthese, also das Nachbauen (und Verbiegen!) von Samples aus einzelnen Sinustönen, in hoher Qualität. Und weil das eine ganz ähnliche Technik ist, wandelt er gleich noch beliebige Bilder in Klänge um, die sich einfach so auf dem Keyboard spielen lassen.

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Obwohl additive Synthesizer nach wie vor eher Exotenstatus haben, gab es in den letzten 30 Jahren vom Synclavier über den Kawai K5000 bis zum VirSyn Cube immer wieder erfolgreiche Hard- und Softwareprodukte mit dieser Technik. Erst vor kurzem kam Native Instruments‘ Razor heraus, der Harmor in vielen Punkten ähnelt. Image-Line selbst hat mit Ogun, Morphine und Harmless bereits drei Additive im Programm. Wie sehr Harmor sich im Vergleich zu Harmless weiterentwickelt hat und inwiefern sich das Konzept von anderen anhebt, soll der folgende Test zeigen.

Rundgang

Installation und Autorisation laufen ebenso reibungslos ab wie beim kleinen Bruder. Genau wie dieser ist Harmor aber leider ausschließlich als FL- und VST-Plug-in sowie standalone für Windows erhältlich, eine Mac-Version scheint nicht in Aussicht zu sein. Das Harmor-Design ähnelt grundsätzlich dem des Harmless, wurde aber mit virtuellen Schrauben, Lüftungsschlitzen und abgewetztem Lack ordentlich aufgepeppt. Das Interface wirkt etwas verspielt und nicht übermäßig aufgeräumt, insgesamt aber doch sehr einladend.

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Der eigentliche Syntheseteil

Der eigentliche Syntheseteil

Harmors Oberfläche gliedert sich in drei Teile. Oben in Rot der eigentliche Syntheseteil, darunter in Grau eine Sektion mit globalen Settings sowie einer umschaltbaren Ansicht für „ENV“ (Hüllkurven, LFOs etc.), „IMG“ (Re-/Bildsynthese), „FX“ (Effekte) und „ADV“ (erweiterte Einstellungen). Optischer Höhepunkt ist zweifellos die Visualisierung am rechten Rand. Hier wird in Echtzeit ein dreidimensionales Spektrum der zuletzt gespielten Note angezeigt, das mitunter spektakuläre Bilder erzeugt. Um Rechenleistung zu sparen, kann die Visualisierung halb oder ganz weggeklappt werden.

Der Syntheseteil ist doppelt in Form von zwei unabhängigen Parts vorhanden. Beide Parts teilen sich dieselben Bedienelemente; wird zwischen Part A und Part B umgeschaltet, bewegen sich die Regler auf ihre jeweilige Position. Das ist mehr als nur ein optisches Gimmick, denn dank dieser Bewegung lassen sich die wesentlichen Unterschiede zwischen den Settings beider Parts auf einen Blick erfassen. A und B werden mit einem Crossfader gemischt, und ihre Regler lassen sich bei Bedarf verlinken und so gemeinsam einstellen.

Die Effektsektion

Die Effektsektion

Die (nicht additive) Effektsektion wirkt auf die Summe beider Parts und besteht aus Distortion, Chorus, Delay, Reverb und Compression, die mit bis zu neun Reglern großzügig parametrisiert sind. Unter „ADV“ schließlich finden sich sowohl Part-bezogene als auch globale Einstellungen. Insbesondere lassen sich hier Synthesemodule und Effekte im Signalfluss völlig frei anordnen und Performance und Qualität gegeneinander abwägen.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Meiner Meinung nach mit Funktionen total überladen und nicht zu bedienen. Die Klangforschung in allen Ehren aber Harmor geht gar nicht.

    • Profilbild
      Jesus

      Welche Funktionen würdest Du denn streichen wollen?

      Wenn z.B. die ganzen Hüllkurven & Mappings fehlen würden, dann wäre aber das Geschrei wieder groß.

      Ich finde den Synth jedenfalls einfach zu bedienen – trotzdem bietet er noch genügend „Tiefe“ für Schrauberfreaks.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      Es ist mir ehrlich gesagt gänzlich unbegreiflich, wie man Harmor als überladen und nicht bedienbar bezeichnen kann.

      Das ist meiner Meinung nach nun gerade mal ein Synth, der trotz seinen vielen Funktionen absolut übersichtlich und total komfortabel in seiner Bedienung ist.

      Hab mit diesem Synth schon jede Menge Spaß beim Klang-Schrauben gehabt. Das geht sehr locker von der Hand.

      Das einzige, was mir fehlt, sind mehrere OSCs pro Layer, und ein paar klassische Filter (also „echte“ Filter, die einen Audiostream bearbeiten).

  2. Profilbild
    GeorgK

    Klingt sicher nicht schlecht, aber wenn man einmal anfängt, in den Presets den Compressor und die Distortion wegzuklicken, wird der Klang schon etwas „überschaubarer“.
    Nachdem bei mir noch ein IL Morphine auf der Festplatte verstaubt (brauchbare Engine, aber unbenutzbares Konzept und prinzipiell KEIN Weiterverkauf/License Transfer möglich bei IL), hält sich mein „habenmüssen“ in Grenzen.

    • Profilbild
      Jesus

      @GeorgK Zeig mir bitte einen Synth bei dem die Presets ohne die Effekte N_I_C_H_T zusammenfallen! :-)

      Meine eigenen Patches klingen von sich aus schon „fett“ und die Effektsektion dient bei mir lediglich der Verfeinerung.

      Mit Morphine ist Harmor absolut nicht vergleichbar. Da liegen Welten dazwischen.

      Aber zusammenfassend kann man sagen, dass Harmor eher nichts für die Sylenth1/Nexus/Diva-Fraktion ist :-)

  3. Profilbild
    tuonodriver

    “ Wirklich störend ist, dass Harmor jedes Mal die Audiowiedergabe unterbricht, sobald ein Punkt im Display angefasst wird. Gerade bei sich lange entwickelnden Ambient-Sounds stört das den Workflow ungemein. “

    DAS ist wirklich ungemein störend!!
    Ich hoffe das wird in nem update behoben!

    In Cubase 6.5 ist es bei mir auch so, das wenn einmal das GUI weggeklickt ist, es beim nächsten aufrufen nur noch zu einem Drittel sichtbar ist!
    Ansonsten find ich Harmor sehr geil aber wie FischerZ schon schrieb teilweise sehr überladen und etwas unübersichtlich.

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Störend fällt für mich jedoch die Abwesenheit einer Mac AU Version auf.
    Warum das denn?

    • Profilbild
      Jesus

      Weil es wirtschaftlich einfach keinen Sinn macht.

      PCs sind schlecht, Fruity Loops ist was für Anfänger, … aber den Harmor von IL hätte man dann aber trotzdem gerne auf dem Mac gell? ;)

  5. Profilbild
    4damind

    Schon ein sehr guter Synth, mit einigen interessanten Features die ich so noch bei keinem anderen gesehen habe. Allerdings erschließt sich die Bedienung nicht immer gleich auf den ersten Blick. Man muss sich schon mal bisschen damit beschäftigen.

    Was mir nicht gefällt ist das Konzept mit den Hüllkurven. Das ist zwar einerseits flexibel anderseits auch oft etwas Komplex. Dieses Konzept kennt man ja auch schon vom Sytrus oder vom Absynth und ja… vielleicht mit ein Grund warum viele diese Synth auch etwas schwierig zu bedienen finden.

    Ich nutze den Harmor aktuell eher selten, als er neu raus kam hatte ich mal einen kurzen Demosong mit dem Harmor gemacht der abgesehen von der Drums aus 11 Instanzen Harmor besteht: http://4damind.com/fs/1o

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