Morphine
Image Line ist zwar vor allem durch den Budget-Sequenzer Fruity Loops bekannt, hat aber ebenso eine Reihe VST/AU-Synthesizer im Programm, die sich auch der Nicht-Fruity-Looper in den Plugin-Folder packen kann.
Nach einer Reihe von recht einfach gestrickten Synthesizern hat man sich mit Morphine auf das Feld der additiven Synthese gewagt, welches im Gegensatz zu der erschlagenden Masse an Analog-Emulationen und Sample-Playern doch noch recht übersichtlich besetzt ist: Virsyn Cube2, Camel Audio Cameleon5000, discoDSP Vertigo, Kjaerhus Audio Spectra, dazu noch ein paar Exoten und damit hat sich’s schon. Eigentlich eine gute Ausgangssituation, um auf dem hart umkämpften Plugin-Markt zu bestehen.
Morphine wurde von Maxx Claster entwickelt, der sich wiederum mit FM Synthesizern wie der Toxic-Serie (Version 3 und 4 ebenfalls bei Image Line erhältlich) und den im Zusammenarbeit mit Linplug entstandenen Octopus seinen Namen gemacht hat.
Mit Morphine verlässt er also sein angestammtes Gebiet und wendet sich einer anderen Art von mathematischer Klanggestaltung zu, von der Multiplikation nun zur Addition sozusagen. Denn Morphine erzeugt Wellenformen durch die Kombination von 128 Obertönen (Harmonics). Bei additiver Synthese gibt es zwei Ansätze, den grundsätzlich statischen Spektren Leben einzuhauchen. Entweder man steuert jeden einzelnen Teilton mit einer Armada von Hüllkurven und LFOs, oder man erzeugt eine zeitliche Abfolge von mehreren Spektren, zwischen denen interpoliert wird.
Morphine setzt auf Variante 2, wenn auch mit ein paar Anleihen der klassischen Hüllkurven-Methode. Die Anzahl der Spektren, hier Breakpoints genannt, kann beliebig sein. Ob ein Sound scheibchenweise in hunderte Spektren zerlegt ist und einen detaillierten Verlauf minutiös abbildet oder nur aus einer übersichtlichen Handvoll stark unterschiedlicher Spektren besteht, beides ist in Morphine möglich und abhängig vom gewünschten Ergebnis sinnvoll. Die Teiltöne eines Spektrums können auch gruppiert (gerade, ungerade, 5th usw.) mit Hüllkurven oder MIDI-Controllern animiert werden. Diese Kombination aus Spektrum und Modulation nennt sich Generator, von denen Morphine vier an Bord hat.
Generatoren
Hier werden die Spektren und deren Abfolge definiert. Baut man einen Klang von Grund auf neu, gibt es nur einen Breakpoint und somit ein Spektrum, das aus bis zu 128 Harmonics besteht. Man kann eventuell bestehende Preset-Spektren laden oder sich seine eigenen erstellen, indem man die Amplitude der Harmonics manuell bestimmt. Als Hilfsmittel lassen sich Gruppierungen (Even, Odd, usw.) auswählen. Ein solches Spektrum klingt erstmal statisch und erinnert oft an zyklische Wellenformen à la Kawai DC, Ensoniq DWM oder Korg DWGS, nur ohne digitale Artefakte. Jedoch kann man bei Morphine in diese Spektren eingreifen. Zunächst einmal lassen sich neben den Amplituden auch Panning, Detune und die Reaktion auf Velocity pro Teilton justieren und ggf. in der oben erwähnten Gruppierung modulieren. Darüber hinaus kann mit dem PWM-Filter eine Abwandlung der Pulsweitenmodulation erfolgen. Die von analogen Synthesizern bekannte Form der Rechteckmodulation ist ja nicht anderes als ein (kontinuierliches) Verschieben des Verhältnisses der geraden und ungeraden Halbtöne.
Diese Möglichkeiten beziehen sich wie gesagt auf das Spektrum innerhalb eines Breakpoints. Derer kann es aber beliebig viel geben. Von Breakpoint zu Breakpoint wird interpoliert, die Abfolgegeschwindigkeit kann sogar variiert werden, d.h. Klangverläufe lassen sich strecken oder stauchen, und selbstverständlich kann auch ein Loop gesetzt werden. Das ganze Prinzip und Handling erinnert stark an den Kjaerhus‘ Spectra, allerdings bietet Morphine vier unabhängige Generatoren pro Sound und ist somit ungleich flexibler. Darüber hinaus lassen sich Keyzones, also Spiltpunkte erzeugen, in denen unterschiedliche Spektren arbeiten können.
Aber eine simple Sache fehlt mir doch, nämlich eine ganz normale Halbton-/Finetuning-Funktion pro Generator für Intervallverstimmungen (Quinten, Septimen usw.). Das lässt sich nur teilweise über den Umweg Detune aller Teiltöne erzeugen.
Hat man viele Spektren beisammen, ist eine nachträgliche Änderung natürlich mühsam. Hier stehen aber einige Hilfsfunktionen wie Copy/Paste etc. zur Verfügung, mit denen man Spektren und Gruppierungen auf einzelne andere Breakpoints oder alle in einem Rutsch übertragen kann. Nach kurzer Einarbeitung hat man das System schnell im Griff, und die zunächst etwas abschreckende Puzzlearbeit wirkt gar nicht mehr so grauslich.
Noise/Sample
Eine Schwäche von additiver Synthese ist die Nachbildung von geräuschhaften und disharmonischen Klängen. Zwar kann Morphine mit Detune hier etwas Verstimmung innerhalb eines Spektrums erzeugen, aber Rauschen oder richtig metallische Klänge bekommt man damit nicht hin. Dafür gibt es den 5. Generator, einen einfachen Sample-Player, der eine Auswahl an Noises, Anschlagsgeräuschen und ähnlichem bietet. Dieser Sound kann gefiltert werden und frischt bei guter Dosierung die additiven Sounds auf.
„Budget-Sequenzer Fruity Loops“
$299 bzw. $399 als „Budget“ zu bezeichnen finde ich etwas daneben. Abgesehen davon heißt das Hauptprodukt schon lange nicht mehr Fruity Loops.
Trotzdem bleibt anzumerken, daß der Testbericht meiner Meinung nach das Plugin sehr gut umreißt. Vorallem weil auch die Nachteile beschrieben werden.
Naja, für 199$ bekommt man FL Pro – XXL enthält nur ein paar zusätzliche Synths – inklusive lifetime free upgrade, Neukunden erhalten zusätzlich 10% Rabatt (z.B. Link auf rekkerd.org). Das ist schon Budget.
Hab mir beim Yardsale Morphine zugelegt, kann der Kritik größtenteils zustimmen: Die Resynthese ist eher schwach, liegt vielleicht mit daran, dass Morphine blos 128 Oszillatoren hat. Durch Breakpoints und Morphing eignet sich der Synth ganz gut zum Basteln von Pads, wie auch Cameleon. Der Grundklang ist natürlich eher kalt, lässt sich aber mit ein paar Effekten etwas aufpeppen.
FL Studio fängt schon bei 49$ (ca 30eurp) an und nicht bei 299$ bzw.399$… Solche fehl informationen find ich schon krass und zeigt wieder wieviel ahnung hier manche leute haben… hauptsache senf dazu…
Naja gut. Viel Ahnung hast du aber auch nicht. Dann könnte man ja auch Cubase als „Budget“ bezeichnen, denn mit der Einstiegsversion Lite ist man sogar mit noch weniger dabei.
Hi – wie felix-be unten schon erwähnte gibt es ja auch sehr günstige Versionen von FL-Studio, die für viele User der Einstieg ins Computermusizieren sind. „Budget“ ist da überhaupt nicht abwertend gemeint.
Der Link zur Website stimmt nicht. Da hat sich ein .de eingeschlichen wo ein .com sein sollte.
Ups, normalerweise prüfe ich die Links, aber da ist mir was durchgerutscht. Danke für den Hinweis.
der jim:
Ich will Fl-studio ja nicht verteidigen (verwende es ja nicht mal…), sondern es stieß mir nur das „Budget“ ein wenig auf. Schwamm drüber. Hab ich dich halt falsch verstanden. :-).
felix-be:
„Solche fehl informationen find ich schon krass und zeigt wieder wieviel ahnung hier manche leute haben… hauptsache senf dazu…“
Das was ich verbreitet habe ist weder eine „fehl information“ (!sic) noch zeigt das was von „ahnung haben“.
Eine verkrüppelte Version eines Programmes als Ausgangspunkt herzunehmen ist nicht gerade klug. Das wäre, als würde ich behaupten, Ableton Live kost ja nix, weils als (verkrüppelte, abgespeckte) Version ja auch bei manchen Bundles dabei ist.
Husch ins Körbchen ;-)