Test: Image Line PoiZone V2

Flatterte mir doch eines schönen Tages die Anfrage ins Haus: „Möchtest du PoiZone V2 von Image Line testen?“ Häh? Wie? PoiZone? Nie gehört, obwohl scheinbar schon in zweiter Version existent. Also flugs die Image Line-Website besucht, und schon der erste Blick auf den Screenshot lässt das Interesse merklich sinken – ungefähr gegen Null. Ein Analogsynthesizer-emulierendes Plugin – so etwas hat die Welt noch nicht gesehen… Also ehrlich, angesichts der bereits existierenden Masse von Analog-Simulanten stellt sich mir bei jedem Neuling automatisch die nahe liegende Frage: Warum denn noch Einer? Es gibt schließlich von genügend Anbietern unzählige kommerzielle und nichtkommerzielle Synth-Plugins dieser Art. Außerdem liegen entsprechende Plugins oft auch als Dreingabe vielen Sequenzerprogrammen bei. Beim Überfliegen des Beschreibungstextes fällt mir dann aber der Name des Programmierers ins Auge. Wieder einmal hat Maxx Claster die Sache für Image Line umgesetzt – na gut, Mäxxchen hat es ja schon ein paar Mal gut hinbekommen, geben wir dem Ding also wenigstens eine Chance und installieren es probehalber.

PoiZone – klar strukturiert und übersichtlich

Whatizit?

PoiZone orientiert sich zwar pauschal an alten Analogsynthesizern, bildet aber kein bestimmtes Gerät nach. Optisch fühlt man sich aufgrund der Schieberegler ein wenig an Roland erinnert, jedoch wird weder mit Features noch Klangcharakter einem speziellen Klassiker gehuldigt.

Die Synthesestruktur des 16stimmigen PoiZone ist erzkonservativ. Zwei Oszillatoren und ein Rauschgenerator werden durch ein Filter geschickt, welches, wie der Amplifier, von einer Hüllkurve sowie einem LFO gesteuert wird. Im Grunde genommen hat sich es damit fast schon. Abgerundet wird das Ganze nur noch mit ein paar üblichen Zusatzfunktionen, einem Arpeggiator und drei Effekten. Entsprechend übersichtlich ist die Bedienoberfläche geraten, die auf Subpages und Menüverzweigungen gut verzichten kann. Alles ist auf einer Seite dargestellt, getreu dem Motto WYSIWYK – what you see is what you kriegst.

Oszillatoren

Die beiden Oszillatoren verfügen nur über die Wellenformen Saw und Pulse. Sine oder Triangle, wie man sie für softe Klänge und Audiomodulation brauchen kann, sind nicht vorhanden. Die Pulsweiten sind getrennt einstellbar und können von LFO, Hüllkurve und Mod-Wheel moduliert werden. Die beiden Oszillatoren lassen sich ringmodulieren, was jedoch aufgrund der fehlenden Sinus-Wellenform fast ausschließlich raue bis unharmonische Ergebnisse produziert. Auch ein Hardsync ist vorhanden, wobei Oszillator A als Slave agiert und dessen Tonhöhe mit den gleichen Modulatoren wie bei der Pulsweite gesteuert werden kann.

Der Klang der Oszillatoren ist ziemlich gut, und wem zwei Stück nicht ausreichen, der kann mit Unison bis zu vier Stimmen pro Note layern und diese für einen volleren Sound detunen und im Panorama auffächern. Ungefähr ab Tonhöhe C5 kann man beim kritischen Hinhören ein leichtes Aliasinggeräusch vernehmen. In der Praxis dürfte das jedoch kaum auffallen, höchstens bei Solopassagen in diesen Lagen. Zum OSC-Balance Mix lässt sich noch ein Noise dazu mischen, was jedoch leider nicht modulierbar ist.