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Test: Image-Line Sawer

Image Line Sawer

7. Oktober 2009

Aus irgendeinem Grund hatte Fruitly Loops es immer schwerer als andere DAW-Software. Kaum ein Host wurde so sehr gedisst wurde, und kaum ein anderer ging trotzdem unbeirrbar seinen Weg. Möglicherweise weil die Zielgruppe der Entwicklerfirma Image-Line den Ausdruck „musikspielen“ noch als solchen verstand und lieber Spaß am Mucke machen hatte, als mit edelster Technik ihre Tracks zu Tode zu produzieren. Vielleicht auch, weil die  Werbestrategie mit den vollmundigen bis rotzfrechen Slogans doch mehr belgischen Humor und Selbstsicherheit beinhaltete als die restliche Welt verkraften konnte. Für alle, die nicht wissen wo Belgien liegt: Das ist dort, wo die Sherman Filterbänke herkommen. Und für alle, die wissen wollen wie man Werbung für DJ Software macht, ist hier ein kleiner Anhaltspunkt.

DJ Software Werbung richtig gemacht! ;)

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Und das ist auch die Botschaft mit der Image-Line ihren Weg gegangen sind: Nimms nicht so schwer. Von Komposition über Mixing und Mastering, alles halb so wild – mach einfach! Das lässt natürlich den Toningenieur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber der hat jetzt Sendepause im Mahagony-Studio – hier spielt das Volk! Womit wir beim eigentlichen Thema wären: der Hommage an einen Synthesizer aus der Zeit der Soviet Union. Produziert zwischen 1982 und 1990 in den Formanta Radiowerken in Kachkanar im Ural, entwickelt von Vladimir Kuzmin und designed von seiner Frau Olimpiada, die sich – wie naheliegend – von russischen Militärradios inspirieren ließ und nicht etwa von westlichen Produkten wie Moog, Korg oder Roland. Es war auch Kuzmins hauptsächliches Anliegen, inspiriert vom Klang von Korg, Moog oder Roland, ein elektronisches Musikinstrument zu entwickeln, das für russische Musiker, im Gegensatz zu den Rolands, Korgs und Moogs, verfügbar war. Das Ergebnis war der Polyvoks, der dann nach dem Siegeszug von Glasnost Perestroika wohl auch den größten Bekanntheitsgrad unter den russischen Synthesizern in der westlichen Welt erlangte. Maßgeblich durch den aufkommenden „Soviet Chic“-Trend und dem Ostalgie-Phänomen im wiedervereinigten Deutschland. 

das Original

das Original


Also haben sich Maxx Cluster und Scott Fischer, die quasi für jeden zweiten Synthesizer  von Image-Line verantwortlich zeichnen, dem Polyvoks nun eine Hommage mit den Namen Sawer gewidmet. Eine Hommage heißt hier im Klartext: die Filter- und Hüllkurvenemulation des Polyvoks. Wobei die Modellierung der Hüllkurven auf den gleichen „Physik“-Algorithmen beruht, die auch im Toxic Biohazard zum Einsatz kamen und extrem schnell und flexibel sein sollen, was sich besonders gut für perkussive Sounds eignet.
Es hätte also ursprünglich ein „echter“ Polyvoks werden sollen, doch beim Oszillator-Design setzte Maxx versehentlich ein paar falsche Variablenbegrenzungen im Programmcode des Sägezahnoszillators. Durch diesen Programmfehler wurde der Oszillator plötzlich obertonreicher, bassiger und rauschiger, und Maxx wurde klar, dass es sich hierbei nicht um einen Fehler, sondern um eine Entdeckung handelte, die es ihm ermöglichte, fehlerhaftes Schwingungsverhalten besser zu emulieren. Er entwickelte diesen Codefehler weiter und pflanzte ihn dem restlichen Synthesizerprogamm ein. Da auch der originale Polyvoks sehr für Stimmungsschwankungen bekannt war, lebte diese „Eigentümlichkeiten analoger Technik“-Tradition in diesem Codefehler weiter. So entstand der Sawer.

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