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Test: iZotope RX Advanced

(ID: 2985)

HumRemoval
Die einzige Aufgabe im iZotope RX Paket, die sich auch ohne die hohe Kunst der DSP Magie schon vor Jahren gut bewerkstelligen ließ, ist das klassische Herausfiltern von störenden Frequenzen. Selbstverständlich müssen die Filter hierzu eine hohe Güte aufweisen. Nur wenn die Bandbreite sehr klein ist, kann man viel Störsignal loswerden, ohne zu viel Nutzsignal dabei zu verlieren. iZotope setzt aber auch hier nochmal einen drauf. Ein einfaches Notchfilter wäre zwar auch aus Vollständigkeitsgründen ein willkommener Gast in einer Noise Reduction Software, aber das "Hum-Removal" Filter erfasst nicht nur die Basisfrequenz, sondern auch bis zu 8 harmonische Vielfache der Frequenz. In der Praxis ist das ein Segen, denn es gab zwar oft schon die Möglichkeit, Notchfilter in mehreren Bändern einzusetzen, aber in RX geht das automatisch und verlinkt. Wenn Sie also die Störfrequenz suchen, verschieben sie die Harmonischen direkt proportional mit. Das Gleiche gilt für die Bearbeitung von Q Faktor oder Gain. Letztlich gibt es noch ein Hoch- und Tiefpassfilter sowie die Möglichkeit einen Gleichspannungsversatz auszugleichen. Das alles haben die iZotopes in ein übersichtliches Interface gepackt, das auch nicht mit sinnvollen Kleinigkeiten geizt. So kann man z.B. durch Drücken der "Strg" Taste feinere Werteveränderungen beim Editieren erreichen, was beim Suchen der Basisfrequenz eines Brumms unumgänglich ist. Die Presets belaufen sich auf die üblichen amerikanischen und europäischen Störenfriede 60 und 50 Hz, aber im "Free" Modus kann man die Frequenz frei über das gesamte hörbare Spektrum verschieben, wodurch sich das Tool auch zum Filtern z.B. der Zeilenfrequenz eines Röhrenfernsehers anbietet. Sicherlich gehörte die Abteilung "Hum-Removal" zu den einfachsten Übungen für die DSP Magier von iZotope, umso schöner, dass auch hier mit Liebe zum Detail gearbeitet wurde und so ein Tool entstand, bei dem eigentlich keine Wünsche offen bleiben.

- Notch Filter mit Harmonischen -

– Notch Filter mit Harmonischen –

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DeNoiser
Doch nun zur Königsklasse der Audio Restauration: Entrauschen. Hauptsächlich durch zu geringe Pegel der Audioelektronik bei der Aufnahme kommt es häufig zu breitbandigen Störungen im Audiosignal, die sehr unangenehm klingen und enorm schwer zu entfernen sind. Billige, meist portable Geräte wie Camcorder oder mp3 Player mit eingebauter Aufnahmefunktion produzieren mit ihren allzu vorsichtigen Aussteuerungsautomatiken oft sehr lautes Rauschen. Evtl. kann aber auch das antike Aufnahmemedium die Dynamik der Darbietung einfach nicht wiedergeben. Kurz: Rauschen ist in aller Ohren und ist es erst einmal aufgenommen, will es in der Regel auch nicht durch den Einsatz von Filtern verschwinden. Ein früher Versuch, Rauschen zu eliminieren waren Noise Gates oder Expander, die einfach bei leisen Stellen automatisiert das Signal noch leiser machten, was aber in der Regel zu hässlichem Pumpen führt und die Aufmerksamkeit selbst des ungeübten Hörers weg vom Signal und hin zur Bearbeitung lenkt. Das plötzliche Verschwinden und Einblenden von Rauschen ist einfach sehr störend. Seit einigen Jahren gibt es aber Systeme, die das "Gaten" des Signals über mehrere, besser gesagt sehr viele, Bänder verteilen. Durch die höhere Komplexität sind die Systeme in der Lage, effektiver zu arbeiten. Aber auch die Nachteile liegen auf der Hand: Die Systeme erfordern spezialisiertes Fachwissen und viel Hörerfahrung bei Programmierern und Anwendern sowie enorm viel Rechenleistung von der CPU. Ähnlich wie Lexicon bei Hallgeräten galt hier Cedar über viele Jahre als das Non Plus Ultra, unlängst allenfalls durch Algorithmix als Konkurrent herausgefordert. Bedingt durch die Marktsituation waren gute DeNoiser also für kleine Studios höchstens zur Miete eine Option. Andere DeNoiser mit spektraler Lernfunktion gibt es zwar auch seit einigen Jahren im Free und Sharewarebereich zu Hauf, ein halbwegs erträgliches Gleichgewicht aus Artefakten und Rauschverminderung gab es aber bis jetzt wirklich nur im sehr hochpreisigen Marktsegment. Und in genau diese Lücke zielt iZotope RX. Genauso wie die Emagics und Steinbergs seinerzeit das digitale Heimstudio revolutionierten, machen iZotope nun die hochwertige Klangrestauration möglich. Das Tool ist einfach atemberaubend gut und sensationell einfach zu bedienen. Dazu "lernt" der Computer nach Selektion einer Stelle mit Solo-Rauschen ohne Nutzsignal wie das Rauschen spektral verteilt ist. Danach kann man angeben, wie viel dB entrauscht werden soll. Natürlich ist es die Kunst, hier sinnvoll auf dem schmalen Grat zwischen auftretenden Artefakten und der Stärke der Entrauschung zu balancieren. RX von iZotope verschiebt die Grenze des machbaren aber um einiges in Richtung "rauschfrei". Übrigens haben iZotope das Problem der CPU Last konsequenterweise durch die Einführung von drei Qualitätsstufen umgangen. In Echtzeit funktionierte im Test auf dem Intel Dual Core 6600er nur die schlechteste der drei Stufen. Die RX Advanced Variante bietet wesentlich mehr Parameter zur Einstellung des DeNoisers. Mit "artefact surpression", kann man versuchen, den durch das Mulit-band-expandieren hervorgerufenen "singing bird" Effekt zu verringern, in dem die Längen für das Öffnen und Schließen der Gates geschickter synchronisiert werden. "Residual whitening" verschiebt den Frequenzgang des Rauschens in Richtung weißes Rauschen. Algorithmix bieten in "Noise free" eventuell etwas geschickter die Möglichkeit, die Frequenzkurve des Rauschens mit einem parametrischen EQ in der Grafik zu verfärben, was wesentlich schneller und intuitiver geht. Die teurere Advanced Variante von RX bietet die Möglichkeit, Knee und Release der Gates einzustellen. Ein weiterer Parameter der Advanced Version steuert, wie stark psychoakustische Modelle, die auch bei .mp3 eine Rolle spielen, einzelne Bänder des DeNoisers immer dann selektiv ein- und ausschalten, wenn der Hörer aufgrund des Vorhandenseins anderer Fequenzen das Rauschen in einem Bereich sowieso nicht wahrnehmen könnte. Leider fehlt RX die Möglichkeit das DeNoisen zu automatisieren. Insbesondere das Entrauschen kann in der Praxis nämlich hervorragend über die Zeit angepasst werden. Hat man den Hörer erst einmal an ein gewisses "Rauschlevel" gewöhnt, kann man dieses langsam und vorsichtig über die Zeit steigern und so weniger Artefakte im Signal generieren. Rauschen wird nämlich insbesondere am Anfang und am Ende von CDs als besonders unangenehm empfunden. Da der RX DeNoiser in einem eigenen Editor integriert ist, wäre die Implementation sicher möglich gewesen.

- Der DeNoiser -

– Der DeNoiser –

SpectralRepair
Während der DeClicker ein automatisiertes Werkzeug zur Bearbeitung von sehr kurzen Störsignalen ist, können Sie mit der Spectral Repair Funktion längere Störsignale manuell aus einem Audiosignal herauseditieren. Hier kommen die eingangs erwähnten Selektionsmöglichkeiten in Zeit, Spektrum oder Spektrum und Zeit zum Einsatz. Ist eine Störung selektiert, kann sie mit 4 verschiedenen spektralen Tools restauriert werden. Im Gegensatz zu einem einfachen Filter schwächt das Werkzeug nicht nur Frequenzen ab, es fügt dem Signal auch wieder Anteile hinzu. Es liegt daher leider in der Natur der Sache, dass Signale, die selber stark und schnell modulieren, wie z.B. Sprache, oft kaum zu retten sind, denn bei Spectral Repair ist ein "Schätzen" des Computers erforderlich. Ist das "Muster" simpel, wie z.B. bei einer Keyboardfläche, klappt das sehr gut – Stimmen wiederum stellen den Computer vor große Schwierigkeiten. Welche Anteile dem Signal hinzugefügt werden, hängt vom Algorithmus ab. Man kann zwischen Modi wählen, die sich auf die Suche nach zu kopierendem angrenzenden Audiomaterial machen oder stärker schätzen wie die Lücke zu füllen sein könnte, wobei man sich die Arbeit des Programms grob wie mit dem Stempel in Photoshop vorstellen kann. Es werden einfach "intakte" Stellen aus dem Spektrum kopiert, interpoliert oder sogar resynthetisiert, wobei der Algorithmus sogar versucht, Vibrato durchgehend intakt nachzubilden. Die wenigen Parameter bestimmen, wo der Computer nach ähnlichem Material suchen soll, wie stark der selektierte Bereich gegebenenfalls geschwächt werden soll und mit wie vielen Bändern gerechnet wird. Welche Art der Bearbeitung am besten funktioniert, lässt sich meist nur von Fall zu Fall entscheiden. Leider lassen sich viele Fehler auch mit dem Spektral Repair Tool nach wie vor so gut wie gar nicht beheben. Ein LKW, der langsam neben einem Sprecher vorbeirattert, kann aufgrund der Länge des Störsignals und der heftigen Modulation des Nutzsignals nicht herausgerechnet werden. Mit etwas Geduld und Glück kann man aber je nach Audiomaterial sehr gute Ergebnisse erzielen. Abgerundet wird das Paket von iZotope noch von einem guten EQ, der auf jeden Fall auch weiterhin zu den Waffen eines Tonschaffenden im Kampf gegen schlechten Sound gehört. Eigentlich ist es nicht verständlich, dass man dieses Werkzeug nicht mit in die Steuerleiste am unteren Bildschirmrand aufgenommen hat. Das gleiche Schicksal erleiden übrigens Gain, sowie die Module Resample und Dither, die den Advanced Usern vorbehalten sind.

Fazit
Mit RX Advanced ist iZotope der ganz große Wurf gelungen. Noch nie waren wirklich kompromisslos hochwertige Audio Restaurationstools so preiswert und sinnvoll zusammengestellt in einer Restaurationssoftware vereint. Dabei machte das Produkt einen für Version 1.0x sehr ausgereiften und stabilen Eindruck. Mitbewerber auf ähnlichem Niveau sind Algorithmix, deren Noise Reduction das Filtern des Noise Prints anbietet. reNOVAtor aus gleichem Hause bietet als Pendant zum Spectral Repair Tool eine praktische Einbindung als Plugin in ProTools, Pyramix und Magix Sequencer. Der Hauptkritikpunkt an RX liegt daher auch in der noch fehlenden Implementation einer Schnittstelle zu den großen DAWs, sei es als Plugin oder als Editor. Des weiteren fehlt meines Erachtens – besonders für den DeNoiser – die Möglichkeit, Parameter über die Zeit zu ändern, d.h. zu automatisieren und so den Gewöhnungseffekt des Zuhörers auszunutzen.
Dennoch: RX Advanced leistet nicht nur, was zum derzeitigen Stand der DSP Technologie möglich ist, es setzt sogar neue Maßstäbe. Wenn man sich die Zeit nimmt um gute Ergebnisse zu erzielen, ist es mit iZotope's Tool möglich. Anschnallen Cedar!

PLUS
++++ Sehr guter Klang, besonders DeNoiser und Spectral Repair
+++ Sehr gutes Interface

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MINUS
– Handbuch nur als Helpfile
– noch keine Plugin Versionen

Preis Downloadversion

$ 349,- RX

$ 1199,- RX Advanced

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