Die günstige Jungfrau
Seit rund 40 Jahren zählt die Band Iron Maiden zweifellos zu einem DER Aushängeschilder des Hard ´n Heavy Lagers. Mit bislang 28 veröffentlichten Studio- und Live-Alben und den grundsätzlich sehr ausgeprägten Welttourneen hat die Band auch nach so langer Zeit kaum an Power eingebüßt und präsentierte sich gerade letztes Jahr bei uns in Deutschland in alter Frische mit ihrem Set. Bis auf eine kurze Auszeit, oder besser gesagt eine kreative Schaffenspause, war stets Adrian Smith zusammen mit seinem Kollegen Dave Murray für die Co-geniale Partnerschaft in der Gitarrenarbeit der Band verantwortlich.
Seit den frühen 80er Jahren spielt Adrian Smith immer wieder und gerne Gitarren von Jackson, die für ihn auch ein Instrument nach seinen Vorstellungen und Wünschen angefertigt haben. Aber wie das immer so ist mit Signature-Gitarren: Sie sind für den Normalsterblichen finanziell nur selten zu stemmen, für das aktuelle US-Modell der Jackson Adrian Smith werden in diesem Fall deutlich über 2000,- Euro fällig. Doch es gibt eine gute Nachricht für alle Fans von Adrian Smith, der Band Iron Maiden oder beidem, denn die in Indonesien hergestellte Jackson Adrian Smith SDXQ kostet nur einen Bruchteil der US-Version und steht nun für einen Test bei uns in den Startlöchern!
Jackson Adrian Smith SDXQ – Facts & Features
Dass man bei einem Preis von unter 500,- Euro für eine E-Gitarre nicht mit einem Gigbag oder gar Koffer rechnen kann, sollte klar sein. Und so wird auch die Jackson Adrian Smith SDXQ dem neuen Besitzer im Karton überreicht, für ein entsprechendes Behältnis sollte also noch etwas Budget eingeplant werden, falls die Gitarre mal das Haus verlassen sollte.
Der Korpus der „kleinen“ Adrian Smith besitzt das klassische Jackson Superstratformat mit den praktischen Shapings an Vorder- und Rückseite und wurde aus Linde gefertigt. Ein Furnier aus grün gebeiztem Wölkchenahorn wurde als Topping auf den Korpus aufgesetzt: Auch wenn der Hersteller hier mit einer echten Ahorndecke wirbt, ist die Beschaffenheit der Decke doch recht schnell als einfaches Furnier zu entlarven. Ohnehin sind massive Hölzer in dieser Preisklasse nur wenig bis gar nicht anzutreffen, selbst bei Fernostprodukten muss man dafür in aller Regel schon deutlich mehr auf den Tisch legen, als es bei unserer Adrian Smith Jackson der Fall ist.
Im krassen Kontrast dagegen steht das weiße Pickguard, in das die komplette Elektronik eingesetzt wurde. Schönheit liegt ja immer im Auge des Betrachters, für mich persönlich aber wirkt diese Zusammensetzung etwas missglückt, zumindest mit den ausgewählten Materialien. Diese Kombination mit einer echten Ahorndecke und mit einem Perlmutt-Pickguard in besserer Qualität würde sicher deutlich attraktiver erscheinen, als das grüne Furnier und das schlichte (das Wort „minderwertig“ möchte ich lieber nicht benutzen) Plastik-Pickguard unserer Testgitarre. Trotz dieser sanften Kritik sollte man aber immer auch den Preis der Adrian Smith SDXQ nicht vergessen: Für knapp 500,- Euro geht die Sache schon in Ordnung!
Jackson Adrian Smith SDXQ – der Hals und das Setting
Hals und Griffbrett der Adrian Smith SDXQ bestehen aus Ahorn, aber leider nicht aus einem Stück. Das Griffbrett wurde separat aufgeleimt, aber das sehr sauber und akkurat, nur bei genauem Hinschauen kann man die verleimten Stellen erkennen. Die Bundierung ist tadellos ausgefallen, die 22 Drähte wurden sauber eingesetzt und an ihren Kanten abgerichtet. Es sind natürlich Jumbo-Bünde am Start, zum Glück aber doch in ihrem Radius eher „sanftere“ Ausführungen. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang noch an den Test der Charvel Satchel Superstrat, deren nahezu rechtwinkligen Bundoberkanten doch eine gewisse Eingewöhnungsphase benötigen – hier aber flutscht es von Beginn an und wie eh und je im Stile einer Superstrat!
Weiterhin erhält die linke Hand Unterstützung durch das Compound Radius Griffbrett mit seiner abnehmenden Stärke von 12″ am Ersten zu 16″ am letzten Bund und nicht zu Letzt durch das Satinfinish der Halsrückseite, was einen guten Kompromiss zwischen Schutz des Holzes und natürlichem Spielgefühl darstellt.
Lackiert hingegen wurde die Kopfplatte, die neben dem Jackson-Schriftzug auch die Signatur von Herrn Smith zur Schau trägt. Und natürlich auch die sechs Mechaniken, die uns nun zur Hardware und den Pickups der Jackson Adrian Smith SDXQ führen.
Jackson Adrian Smith SDXQ – die Hardware
Durch den arretierten Sattel haben die sechs hauseigenen und schwarz lackierten Mechaniken nicht ganz so viel Arbeit zu stemmen. Das ist auch gut so, denn wirklich vertrauenserweckend kommen die Tuner beim Drehtest nicht rüber. Um so erstaunlicher (und für mich ehrlich gesagt eher unerwartet) fällt die Zuverlässigkeit des montierten, koreanischen Floyd-Rose-Systems aus, hier kann man den Jammerhaken tatsächlich und ohne Scham in alle Richtungen nach Herzenslust ziehen und reißen, ohne dabei in Gefahr zu geraten, die Gitarre komplett neu stimmen zu müssen.
Was aber den Erwartungen entsprach und auch so vorgefunden wird, ist die unglückliche Befestigung des Vibratohebels. Hier hat man leider wieder nur die Wahl zwischen einem zu fest eingeschraubtem Hebel, der den Aktionsradius der rechten Hand nach Benutzung behindert, oder aber einem zu locker eingedrehtem, der dann deutlich hör- und spürbar in seiner Aufnahme im Vibratoblock wackelt.
Gewöhnungssache ist nach wie vor die Bauhöhe des FR-Vibratoblocks, dessen Feinstimmer ein ordentliches Stück nach oben ragen und es so der rechten Hand beim Auflegen und/oder Abdämpfen nicht ganz einfach machen. Das kann dann ganz schön eng werden und insbesondere dann zu einem größeren Problem reifen, wenn das Plektrum plötzlich auf dem Pickup aufschlägt. Aus diesem Grund wurde der mittlere Singlecoil ein gutes Stück nach hinten in Richtung Brücke eingesetzt, somit findet das Pick hier genügend Platz zum Agieren. Stichwort Pickups, werfen wir einen Blick rüber zur Elektronik unserer Adrian Smith SDXQ.
Jackson Adrian Smith SDXQ – Pickups & Schaltung
Die zwei Singlecoils in Hals- bzw. Mittenposition und der Humbucker am Steg stammen ebenso wie die Mechaniken aus hauseigenen Beständen der Firma Jackson. Geschaltet wird ganz klassisch über einen Fünfwegeschalter, der ebenso die klassischen Konfigurationen einer Superstrat mit H-S-S-Bestückung auswählt:
Ein Volume- und ein Toneregler, die leider beide ziemlich zäh auf ihren Achsen laufen, sorgen für die gewünschte Anpassung der Lautstärke und der Klangfarbe. Zumindest wackeln sie nicht, was man aber von dem Fünfwegeschalter nicht unbedingt behaupten kann. Nun ja, so etwas lässt sich ja im Zweifel recht kostengünstig ersetzen. Damit aber genug der (grauen) Theorie, hören wir uns an, was die Jackson Adrian Smith SDXQ in der Praxis zu bieten hat!