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Test: Jackson Soloist SL4X Daphne Blue, E-Gitarre

Kleines Biest im Retro-Finish

30. Dezember 2018
Jackson Soloist SL4X Daphne Blue

Jackson Soloist SL4X Daphne Blue

Die Firma Jackson Guitars gehört zweifellos zu den Pionieren in der Entwicklung der sogenannten Superstrat, jener Gattung von Gitarren, die in den 80er Jahren unangefochten den Markt bestimmten und bis heute für den Großteil der Musiker aus dem Heavy-Bereich zum Werkzeug der ersten Wahl zählen. Die Vorteile dieser „modernen Art Stratocaster“ sind nicht von der Hand zu weisen und fangen an bei der Verbesserung der Elektronik, gehen weiter über die Verwendung eines stimmstabilen Vibratosystems bis hin zu flachen Halsprofilen und natürlich auffälligen Farben – ein ganz besonders wichtiger Aspekt in den schrillen 80ern! Die Soloist-Serie war und ist bis heute das Aushängeschild der Powerstrat-Garde von Jackson Guitars und damals zählte auch das Modell SL4X dazu, deren Produktion allerdings bald eingestellt wurde. Nun ist sie wieder auferstanden in Form der Jackson Soloist SL4X Daphne Blue und bereit für einen ausgiebigen Test!

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 Jackson Soloist SL4X – Facts & Features

Die Basis der Jackson Soloist SL4X besteht aus einem durchgehenden Ahornhals, an dessen Seiten zwei Teile aus Linde angeleimt wurden. Der Bereich um den Hals-Korpus-Übergang wurde extrem weit und schwungvoll ausgefräst, die 24 Bünde des Palisandergriffbretts lassen sich somit bis hinauf zur höchsten Stelle ohne große Anstrengung der Greifhand erreichen. Die Bundstäbchen besitzen selbstverständlich ein dickes Jumboformat und wurden sauber eingesetzt und an ihren Kanten unspürbar abgerichtet. Um die Oberfläche des Bunddrahts hätte sich der Hersteller aber gerne noch etwas mehr kümmern können, denn beim Ziehen der Saiten sind deutliche Schabgeräusche spürbar und vor allem hörbar. Bei einer Jackson aus US-Fertigung wäre so etwas eher ungewöhnlich, bei einem Instrument indonesischer Herkunft hingegen kann man angesichts des günstigen Preises über dieses kleine Manko getrost hinwegsehen: Einfach die Gitarre regelmäßig benutzen und hin und wieder mal die Saiten ziehen, dann sollte das Schaben schon bald Geschichte sein.

Jackson Soloist SL4X – die 80er leben!

Unser Testmodell besitzt die eher zurückhaltende Farbe „Daphne Blue“, erhältlich ist die SL4X darüber hinaus noch in den poppigen Farben „Neon Orange“ sowie „Bubblegum Pink“. Fast der gesamte Korpus der Instrumente erstrahlt in diesen auffälligen Farben, lediglich ein Viertel der Decke wird von einem Pickguard im Bereich des Halses bedeckt – ein Alleinstellungsmerkmal, das sonst kein anderes Instrument der Jackson Soloist-Serie besitzt.

Jackson Soloist SL4X colors

Es leben die 80er: die Jackson Soloist SL4X in den zwei weiteren Farben „Bubblegum Pink“ und „Neon Orange“

Durch den kerzengeraden Hals und die gute Verarbeitung der Bünde ist eine sehr angenehme Saitenlage möglich, die alle Freunde moderner Spieltechniken befriedigen sollte. Hinzu kommen das flache D-Halsprofil sowie die gut geglückte Mixtur des Lacks, der nicht nur den Korpus der Gitarre, sondern auch die Halsrückseite mit einschließt und in keiner Weise zum unbeliebten Ankleben neigt. Die Lackierung wurde insgesamt sauber aufgetragen, lediglich im Bereich um den Hals-Korpus-Übergang scheint die Schicht etwas zu dünn geraten. Dafür wurde auf der Halsrückseite bei unserem Testinstrument eine kleine Luftblase in der Lackschicht verewigt – ein Schönheitsfehler und eigentlich gar nicht der Rede wert. Um es auf den Punkt zu bringen: Für eine Gitarre dieser Preisklasse könnte die Verarbeitung kaum besser sein, alles wirkt wie aus einem Guss. Schauen wir mal, wie es um die Hardware und die Elektronik bestellt ist.

Jackson Soloist SL4X – Pickups & Hardware

Jackson Soloist SL4X Hotrails

Dreimal Hotrails bitte

Zugegeben, die Pickup-Bestückung der SL4X erscheint auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich. „Wie jetzt, drei Singlecoils in einer Powerstrat?“. Nein, denn erst auf den zweiten Blick werden die zwei Klingen deutlich, mit denen sich die drei vermeintlichen Einspuler als Humbucker im Singlecoil-Format zu erkennen geben. Es handelt sich um Duncan Designed HR-101 Hot Rails, die der allseits bekannte US-Hersteller Seymour Duncan dem Instrument aus seiner Fernostproduktion beisteuert. Sie werden ganz klassisch angewählt über einen Fünfwegeschalter, zwei Potis für Volume und Tone komplettieren die Möglichkeiten. Die beiden Regler und auch der Schalter sind von guter Qualität, der Schalter rastet knackig in seinen Positionen ein, während die Regler mit ihren griffigen Metallknöpfen wunderbar weich und frei von jeglichem Spiel auf ihren Achsen laufen.

OK, bis hierhin gibt es nur wenig an der Jackson Soloist SL4X zu kritisieren, sieht man mal von den geringen Mängeln in der Lackierung ab. Ganz so rosig geht es jedoch nicht weiter, zumindest nicht, ohne selbst ein wenig Eigeninitiative zu ergreifen. Die Rede ist von der Hardware und hier im Speziellen vom Floyd-Rose-Vibrato, das in der Fernostausführung den Weg auf die Soloist SL4X gefunden hat. Mir schwante von Anfang an nichts Gutes, als ich den Hebel zum ersten Mal Richtung Decke drückte und meine Befürchtungen wurden mehr oder weniger bestätigt: Leichte Verstimmungen waren das Ergebnis, jedoch begleitet von einem seltsam lauten Knacken im Sattel, als die Saiten wieder in ihre Ausgangsposition zurückkehrten. Die drei Metallplättchen mit den Inbusschrauben waren ausreichend fest angezogen, das Problem lag im Endeffekt eine Stufe tiefer: Der Sattel war schlicht und ergreifend nicht genügend festgeschraubt, nach dem Festziehen der beiden Kreuzschlitzschrauben funktionierte das System auf Anhieb dann wunderbar! Hier scheint man wohl bei der Endkontrolle nicht sorgfältig genug vorgegangen zu sein, ein klarer Fall von kleine Ursache, große Wirkung!

Selbst Dive-Bombs bis zur völligen Erschlaffung der Saiten oder Up-Bendings bis zu einem Ganzton nach oben stellten nach dieser Maßnahme kein Problem mehr dar. Was erstaunlich ist, denn oft genug schon hatte ich Gitarren mit einem montierten Fernost-Floyd-Rose zum Test und nur ganz wenige von ihnen konnten hinsichtlich der Stimmstabilität überzeugen. Bei der Soloist SL4X kann man es aber wirklich nach Herzenslust krachen lassen!

Jackson Soloist SL4X vibrato

Funktioniert erstaunlich gut: das Fernost Floyd-Rose

 Jackson Soloist SL4X – ein Zwischenfazit

Abgesehen von den leichten Mängeln in der Lackierung sowie den nur unzureichend polierten Oberflächen der Bünde gibt es an der Jackson Soloist SL4X überhaupt nichts auszusetzen. Die Verarbeitung insgesamt kann überzeugen – und das vor allem dann, wenn man sich den Preis von deutlich unter 600,- Euro vor Augen führt. Doch klingt sie auch so scharf, wie sie aussieht?

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 Jackson Soloist SL4X – in der Praxis!

Durch die Konstruktion mit dem durchgehenden Hals erhält die SLX4 ihren nötigen Punch und einen kräftigen, durchsetzungsfähigen Grundsound, der zudem mit einer guten Portion Sustain ausgerüstet ist. Der schlanke Hals mit der klebefreien Rückseite ermöglicht eine vorbildliche Bespielbarkeit auf seiner gesamten Länge und der Hals-Korpus-Übergang fühlt sich tatsächlich so an, als sei er gar nicht vorhanden: Das ergibt Bestnoten in Sachen Ergonomie. Genau so wie auch das perfekt ausbalancierte Gewicht oder die gute Erreichbarkeit des Schalters und der beiden Potis – wir haben es hier ja schließlich mit einer reinrassigen Superstrat zu tun!

Die nächste positive Überraschung folgt prompt am Verstärker, denn einen solch coolen und vielseitigen Sound hätte ich den Billig-Duncans ehrlich gesagt nicht zugetraut. Nicht nur, dass die drei Pickups kaum Nebengeräusche von sich geben, sie verleihen der SL4X eine enorme Bandbreite an Klängen und können auch gut und gerne mit viel Gain gespielt werden, ohne dabei das Klangbild zu zerstören. Im ersten Klangbeispiel kann man die unterschiedlichen Sounds gut hören, dort habe ich alle möglichen Schalterstellungen von der ersten Stufe (Halsposition) bis zur letzten (Stegposition) durchgeschaltet.

Wir machen weiter im nächsten Beispiel mit einem Crunchsound, eingespielt mit dem mittleren und dem Steg-Hotrail. Auch diese Disziplin meistert die SL4X sehr gut!

Klangbeispiel 3 zeigt den Sound des Front-Pickups mit einem Crunchsound.

Weiter mit einem kräftigen Zerrsound. In Beispiel 4 ein paar Riffs und Licks mit viel Zerre und ausgewähltem Steg-Pickup.

Zum Abschluss ein Beispiel mit abgesenkter Verzerrung und dem Pickup in der Halsposition – weil Crunch spielen mit der SL4X einfach Spaß macht!

Jackson Soloist SL4X Daphne Blue_Body 2

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Fazit

Ich bin wirklich überrascht, sehr positiv überrascht! So überrascht sogar, dass ich der Jackson Soloist SL4X Daphne Blue ohne zu zögern unsere Bestwertung verleihe. Daran ändern auch die kleinen Mängel in der Verarbeitung nichts, im Kern ist diese Gitarre wirklich jeden Cent wert und überzeugt mit einem flexiblen Sound, einer exzellenten Bespielbarkeit und natürlich mit ihrer coolen Optik. Ein echter Knaller im Low-Budget-Bereich!

Plus

  • sehr gute Verarbeitung
  • sehr gute Bespielbarkeit
  • vielseitiger Sound
  • stimmstabiles Vibrato
  • coole Optik
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • kleine Verarbeitungsmängel

Preis

  • Ladenpreis: 589,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Klingen wirklich schön durchsetzungsfähig und fett, die poppig bunten Rotznasen.

  2. Profilbild
    Numitron AHU

    Super, die Farbe ist ähnlich wie bei einem 50er Straßenkreuzer oder die Special Edition des microbrute.

    • Profilbild
      Stephan Güte RED

      @Numitron Ja, ne Shred-Klampfe mit so ner Farbe, so nem Pickguard und den 3 Singlecoils is schon ziemlich selten :D

  3. Profilbild
    roseblood11

    Schön, dass solche Gitarren wieder mehr auftauchen.
    Die Cleansounds überzeugen mich allerdings nicht wirklich. Schon ok, wie man es bei der Konstruktion der Pickups erwartet, aber es perlt nicht so richtig. Sind sie vieradrig ausgeführt? Dann könnte man sie auch so verschalten, dass beide Spulen parallel liegen. Entweder mit zusätzlichen Minischaltern oder man ersetzt den Wahlschalter durch einen Fender Super Switch (=4p5t) und macht das nur in den Zwischenpositionen, vielleicht sogar nur in der unteren (Steg+Mitte).
    Ich habe eine ähnliche Gitarre mit zwei fetten Seymour Duncan P-Rails, die beinahe nach klassischer Strat-Zwischenposition klingen kann, wenn alle vier Spulen parallel liegen. Ein extremer Kontrast zB zum Steg-PU solo, seriell verschaltet. Eine solche Spannweite würde auch die Jackson aufwerten.

    Ich würde mir bei Tests immer die Information wünschen, ob die Pickups vieradrig sind, dazu die Werte der Potis und des Kondensators. Man kann dann die Klangbeispiele besser einordnen und einschätzen, wo noch Spielraum für einfache Modifikationen ist. Außerdem ist es auch interessant, wie die Verarbeitung „unter der Haube“ ist. Dazu noch ein Foto vom offenen E-Fach, dann sieht man auch, was man ggf. noch darin unterbringen kann.

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