Andy Timmons Signature Sound, beeindruckender Lead-Klang mit cleanem Amp
Ein Pedal mit Legendenstatus – das JHS AT+ ist Andy Timmons’ persönliche Definition von dynamischer Verzerrung und zeigt, wie nah ein Overdrive-Pedal einem echten Röhrenamp kommen kann.
- Was ist es? JHS AT+ – Andy Timmons’ Signature-Zerrpedal mit integriertem Boost und Headroom-Switch.
- Bauweise & Ausstattung: Handmade in den USA, 9-18 V Betrieb, EQ- und AIR-Filter statt klassischem 3-Band-EQ, True-Bypass.
- Klang & Charakter: Sehr „amplike“, dynamisch, transparent, mit Marshall-ähnlichem Crunch und großartigem Sustain.
- Spielpraxis: Reagiert feinfühlig auf Anschlag und Volume-Poti, drei Headroom-Stufen (25/50/100 W), Boost regelbar.
- Fazit: Boutique-Pedal mit exzellentem Klang und Vielseitigkeit – Andy Timmons’ Sound to go (237,- Euro).
JHS AT+ Distortion-Pedal für E-Gitarre
Andy Timmons dürfte den meisten Rockgitarristen bekannt sein. Seine Technik, sein Sound, Feeling, Dynamik, Ausdrucksstärke sowie seine melodischen Linien sind atemberaubend. Seinen Signature-Sound erzeugt er – abgesehen von seinem außergewöhnlichen Talent – mithilfe eines vom amerikanischen Pedalhersteller JHS entwickelten Zerrpedals, das er über clean eingestellte Combo-Amps (meist MESA/Boogie) spielt.
Nach dem Kauf eines JHS Angry Charlie im Jahr 2013 nutzte Andy diesen als sein primäres Zerrpedal und kontaktierte kurz darauf Josh Scott, um es an seine Bedürfnisse anzupassen. Nach einigen Anpassungen an Andys Vorlieben entstand das JHS AT+, das 2016 in Produktion ging.
Facts & Features
Das in den USA gebaute JHS AT+ weist einige Besonderheiten auf. Die übliche Klangregelung (Bass, Middle, Treble) ist hier nicht anzutreffen. Der Klang wird mithilfe zweier Filter (EQ, AIR) eingestellt, die man am besten nach Gehör auf dem jeweiligen „Sweetspot“ positioniert. Außerdem ist ein schalt- und regelbarer Boost an Bord.
Speziell ist der kleine Headroom-Kippschalter, der drei Grundlautstärken (25/50/100 W) einstellt. Das Pedal kann für mehr Headroom wahlweise auch mit 18 V betrieben werden und besitzt True-Bypass. Ein Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen.
Die Abmessungen des feuerroten Metallgehäuses betragen 121 × 56 × 41 mm (L × B × H) und sind somit etwas größer als beispielsweise bei gängigen MXR-Pedalen. Beide Fußschalter sind so angeordnet, dass sie sich bequem einzeln oder gemeinsam aktivieren lassen. Die Stromversorgung erfolgt über ein 9-18 V DC Netzteil (2,1 × 5,5 mm Hohlstecker, Polarität Minus innen) bzw. Multi-Netzteil unter dem Board. Die Stromaufnahme beträgt weniger als 100 mA.
Der Preis von etwas über 200,- Euro lässt kurz schlucken, ist aber keinesfalls zu hoch für ein USA-Boutique-Pedal, das so außergewöhnlich gut klingt und jeden clean eingestellten Verstärker mit einem Tritt zu einer außergewöhnlich tasty klingenden Rock-Bestie macht.
Regler/Bedienelemente
DRIVE justiert bekanntermaßen den Grad der Verzerrung, der hier beträchtlich werden kann. VOLUME stellt die Ausgangslautstärke ein, diese ist auch abhängig von der Stellung des kleinen 3-Wege-Headroom-Kippschalters. Dieser wählt zwischen den Headroom-Modi (25/50/100 W) und simuliert das Verhalten diverser Endstufen, wobei die Ausgangslautstärke in den drei Stellungen deutlich variiert.
EQ justiert den Grundsound – er ist eigentlich ein spezielles Filter, das die Resonanzfrequenz, also den Fokus bzw. Schwerpunkt, verschiebt.
AIR stellt den Anteil der hohen Frequenzen ein, ist aber kein gewöhnlicher Höhenregler, wie man ihn von den meisten Zerrpedalen kennt, sondern „macht sein eigenes Ding“, das man am besten beim Experimentieren entdeckt.
Der BOOST-Regler des JHS AT+ stellt den gewünschten Lautstärkezuwachs der Boost-Funktion ein.
Die beiden Fußschalter aktivieren Verzerrung bzw. Boost. Zwei Status-LEDs signalisieren den jeweiligen Schaltungszustand.
Hier spricht der Meister selbst über das Pedal und erklärt seine Einstellungen und Vorlieben:
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Sound
Beim ersten Antesten des JHS AT+ ist klar: Der Klang dieses Zerrpedals ist außergewöhnlich „amplike“. Man hat keinesfalls das Gefühl, ein Pedal zu spielen, sondern in einen harmonisch zerrenden Röhrenamp eingeklinkt zu sein. Für die Klangbeispiele wurde der Headroom-Schalter auf der 100-Watt-Stellung positioniert – so wie Andy dies auch in seinem Video tut.
Im ersten Klangbeispiel wird der Effekt erst nach einigen Sekunden aktiviert, um besser beurteilen zu können, wie sich der Sound verändert. Der klare Sound zu Beginn ist der Clean-Channel meines Peavey Classic 20 MH mit „neutralem EQ“ (Bass, Mid., Treble auf 12 h):
Bemerkenswert ist, dass das AT+-Pedal, abgesehen vom beeindruckenden Klang, ein grandioses Sustain bereitstellt, das man sonst eher von Fuzz-Pedalen kennt – jedoch ohne dabei „fuzzy“ zu klingen.
Mit gleicher Einstellung könnte dies beim Stegtonabnehmer folgendermaßen klingen:
Der Sound geht in eine „Marshallesque“ Richtung. Mit aktiviertem Boost kommt zusätzlicher Druck ins Spiel – der Klang bleibt offen, dynamisch und reagiert perfekt auf das Volume-Poti der Gitarre.
Wir reißen den DRIVE-Regler nun bis zum Anschlag auf, der Boost ist ausgeschaltet:
Hier ein Riff, gleichfalls auf dem Hals-Pickup (DRIVE max.), bei inaktivem Boost:
Hören wir schließlich noch, wie der Boost mit cleanem Sound klingt. Dieser könnte natürlich nicht nur vor der Zerr-Stufe des AT+ agieren, sondern unabhängig auch als Clean-Boost genutzt werden (die Aktivierung erfolgt im Audiofile nach 16 s). Er macht den Klang etwas frischer und fetter bei minimaler Anhebung der Bässe, da auch die Vorstufe des Verstärkers etwas „höher angefahren“ wird:
Tipp: Ich persönlich bevorzuge die 50-Watt-Einstellung (Headroom), da der Volume-Regler in der 100-Watt-Stellung in einem Bereich um die 9-Uhr-Position stehen muss, um im Vergleich zum Bypass-Sound nicht überproportional laut zu sein. Bei der 50-Watt-Einstellung hat man in der Praxis einen größeren Regelbereich zur Feineinstellung und immer noch genügend Headroom und Dynamik.
Signalweg: Suhr Classic Stratocaster (SSH) – JHS AT+ – Peavey Classic 20 Minihead – MESA/Boogie 1×12″ Thiele-Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Sennheiser e906 – MOTU M4 – Mac Studio mit Logic.




































