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Test: JHS Colour Box V2, EQ- und DI-Box

Die neue Colour Box - JHS' Meisterwerk?

31. Mai 2020

Test: JHS Pedals Colour Box V2 EQ DI-Box

Man muss JHS einfach gern haben. Der nerdige Charme erfüllt keinen Selbstzweck – Josh Heath Scott und sein Team lieben Gitarren, lieben Pedale und befinden sich auf einem everlasting quest, den perfekten Tone zu finden. Ich empfehle jedem den Youtube Channel von Josh – zweifelsohne in den Top 5 der besten Pedalshows überhaupt, eine Show, die kein Thema ausspart, konkrete Tipps gibt und Mythen nachgeht. Was die Vermittlung von Wissen angeht, würde ich sogar so weit gehen und sagen, dass es der beste Gitarren- und Pedal-Channel überhaupt ist.

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Und wenn es ein Pedal gab, das in der Vergangenheit für JHS‘ Nerdtum stand wie kaum ein zweites, dann war dies die EQ- und DI-Box Colour Box. Vorbild waren die Neve-Konsolen für Studio, die einen famosen Vintage-Klangcharakter entfalteten und die Sorte Einfall darstellte, auf die nur Josh und sein Team kommen könnten. Nun die Version 2 der Colour Box, diefür Gitarre, Bass, Gesang und alle möglichen Instrumente zum Einsatz kommen kann – ein fulminanter Tausendsassa:

JHS Colour Box V2 – Facts and Features

Also – was ist anders an der Colour Box V2? Im Vergleich zur V1 gibt’s hier viel mehr Toneshaping-Möglichkeiten, will heißen: besserer EQ und einen Headroom-Schalter, der vor allem mit Zerrpedalen eine wahre Freude sein dürfte. Auch neu: Die Möglichkeit, eine 48 Volt Phantomspeisung für den XLR-Anschluss dazu zu schalten. Doch alles der Reihe nach.

Test: JHS Pedals Colour Box V2 EQ DI-Box

Das gute Stück ist ein halbes Kilogramm schwer und besitzt die Maße 120 x 110 x 60 mm – ein Klotz ist das gute Stück nicht, aber es macht sich definitiv breit auf dem Board. Insofern ist es vielleicht auch besser, die Colour Box V2 weniger als Pedal, sondern wirklich als komprimiertes Mischpult zu verstehen. Man kann die Eingangsquelle bei der Colour Box entsprechend auswählen, denn in der Hinsicht bietet das Gerät so einiges: Ein Combo-Anschluss (XLR/TRS), ein XLR-Ausgang fürs Mischpult oder das Audiointerface sowie eine reguläre 6,3 mm Mono-Klinke. Hätte die Colour Box V2 Stereo gebrauchen können? Ich komme nicht umhin zu denken, dass wenn schon Upgrade, zwei Combo-Klinken für die Delay- und Reverb-Stationen ein wundervolles Plus gewesen wären. Dass für so ein leistungsfähiges Gerät, das unter anderem mit Phantomspeisung Kondensator-Mikrofone unterstützen kann, ein klassisches 9 Volt-Netzteil ausreicht, ist durchaus verblüffend. Die Outputs können unabhängig durch die JHS Colour Box V2 gespeist werden. Die Colour Box also an den Amp schließen und gleichzeitig ans Mischpult, um den Direct Sound direkt ins Ohr zu kriegen – problemlos möglich. Man muss sich klar machen, dass die Colour Box mit seinen Fine-Tuning-Möglichkeiten für die Frequenzbereiche vor allem als Allrounder wahrgenommen werden sollte – wie eingangs erwähnt: es kann alles damit abgenommen werden, von Drums über Gesang bis Keys, und genau dafür ist die Colour Box V2 in erster Linie gedacht: als flexibles Recording Tool, auch wenn klar ist: Mit nur einem XLR-Anschluss ist die Flexibilität für die Abnahme des Schlagzeugs beispielsweise eingeschränkt. Aber genug dazu – kommen wir zum Panel.

JHS Colour Box V2 – das Bedienpanel

Das JHS Colour Box V2 besitzt mehrere Sektionen. Die kleinste, rechts oben, ist mehr oder minder ein High-Pass-Filter, der per Kippschalter aktiviert und über den grauen Regler kalibriert werden kann. Die rote Sektion ist nichts anderes ein eigener Gain-Bereich, der zwei Gain Stufen bedient, unter anderem den des integrierten Preamps.

  • Master bedient die allgemein Lautstärke des Outputs des Colour Box V2.
  • Pre-Vol bedient die Verzerrung zwischen den beiden internen Gain-Stages. Im Grunde handelt es sich hier also um den Gain-Regler, der bishin zu Fuzz so ziemlich jeden Sound hervorbringen kann.
  • Step kümmert sich auch um das Gain, erhöht hierbei jedoch in erster Linie nur den Dezibel über fünf Stufen hinweg: +18, +23, +28, +33 und +38 dB.

Wie gesagt – wer beispielsweise damit seine abgenommenen Snare-Schläge krachen lassen möchte – kein Problem. Kommen wir zum nächsten Gain-Aspekt der JHS Colour Box V2: der Headroom-Kippschalter. Was genau passiert hier? Im Low-Headroom wird kein Gain zur Anwendung gebracht. Wer seinen Clean-Tone anhand des EQs anpassen möchte, kann dies hier tun. Erhöht man den Headroom über den Kippschalter, öffnet sich die Klangweite für Verzerrungen aller Art. Also: Lo-Mode für Clean Tones, High-Mode für Verzerrungen.

Test: JHS Pedals Colour Box V2 EQ DI-Box

Kommen wir zum EQ der JHS Colour Box V2: Hier passiert das eigentliche Tone-Shaping, wenn man so will, und es ist ungemein diffizil einstellbar – die blaue Sektion also. Die obere Reihe liest sich ganz gewöhnlich: Treble, Bass und Mids. Der springende Punkt und die vielleicht wichtigste Neuheit gegenüber der Version 1: Die zweite Reihe, die Shift Controls für die EQ-Reihe. Hier kann das Frequenzspektrum der EQ-Bereiche justiert werden und ein sehr genaues Cutting oder Boosting der Frequenzen bewerkstelligt werden. Folgende Frequenzen werden mithilfe der Shift-Regler abgedeckt:

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  • Treble: 1kHz – 15kHz +/- 15dB

  • Mid: 160Hz – 2.5kHz +/- 10dB

  • Bass: 20Hz – 400Hz +/-15dB

Dabei sind die Shift-Regler in zentraler Position in den für ihren EQ-Bereich typischen Frequenzbereich engesiedelt: 10 kHz, 1 kHz und 120 Hz. Das heißt konkret: Wer die Mitten verstärken möchte, geht beim regulären EQ-Regler auf die 3-Uhr-Marke und bringt den Shift-Regler über 12 Uhr. Die Aktivierung des Hi-Pass-Schalters sorgt für zusätzliche Flexiblität. Wir wollen uns nun im Praxisteil ansehen, was passiert, wenn wir die Gitarre durch die Colour Box V2 jagen oder eine Drum Machine wagen.

JHS Pedals Colour Box V2 – in der Praxis

Test: JHS Pedals Colour Box V2 EQ DI-Box

Gleich vorweg: Im Grunde kann man die JHS Colour Box auf zwei Wegen denken: als Tone-EQ, Distortion- und Fuzz-Pedal, oder als Schweizer Taschenmesser im Studio. Unsere Gitarrenredaktion ist nicht so weit gegangen, mit dem JHS Colour Box V2 ein Schlagzeug oder andere Instrumente zu mikrofonieren – dafür wäre eher unsere Studio-Redaktion zuständig. Was die Colour Box jedoch für den Gitarren-Tone bedeuten kann, haben wir versucht, herauszufinden.

Beginnen wir damit, die JHS Colour Box V2 zwischen Audio-Interface und dem Yamaha THR Verstärker zu schalten. Der Two Notes C.A.B. M sorgt für zusätzliche Plastizität im Sound, und tatsächlich geht etwas fantasielos vielleicht erstmal der Fuzzer in mir durch. Im ersten Tonbeispiel zeigt sich jedoch zunächst, wie formidabel und warm die Colour Box V2 den Tone einfärben kann. Wir holen einen leichten Midscoop mit beiden Mid-Reglern raus, bringen Bass und Treble in Einklang und bekommen einen zutiefst natürlichen Crunch-Sound raus, der auch im letzten Beispiel dem Clean Sound das nötige Quentchen Biss verleiht. Öffnet man den Headroom, setzt die höchste Step-Stufe für die Dezibel herauf und bringt den Pre-Vol-Regler an seine Grenzen, entsteht ein wunderbar erstickter Gated Fuzz, der sich bei niedrigerer Pre-Vol-Stufe ein wenig öffnet und eine warme Distortion ergeben kann.

Nehmen wir den Yamaha und die Two Notes Cab heraus und speisen die Colour Box V2 direkt in die DAW. Erwartungsgemäß fehlt dem Sound dann die Tiefe, aber so lässt sich genauer demonstrieren, wie weit das Toneshaping mit der Colour Box V2 reichen kann. Die Aktivierung des High Pass-Filters und die entsprechende Anpassung des EQ demonstrieren im zweiten Beispiel, dass man problemlos authentische, blechern anmutende Vintage Sounds herausbekommen kann. Gar nicht so leicht zu beschreiben, was die Colour Box V2 mit dem Klangcharakter der Gitarre tut, wenn man von extremen EQ-Einstellungen absieht. Beispiel 3 arbeitet mit recht neutralem EQ und offenbart, dass hier ein Hauch warmer Vintage den Sound grundsätzlich natürlicher wirken lässt – wohlgemerkt bei der Lo-Headroom-Einstellung. Die Lundahl-Transformatoren, mit den Output der Colour Box V2 rausgeben, erweisen sich tatsächlich als ungemein warm.

Die mikrofonierte Abnahme des Schlagzeugs ist ein Sache, eine andere ist es jedoch, eine analoge Drum Machine durch die Colour Box V2 zu jagen. Der Moog DFAM erschien uns wie ein geeigneter Kandidat: Beide Loops, einmal mit hohem und einmal mit geringem Headroom, werden ein paar Durchläufe unangetastet gelassen, ehe wir die Colour Box V2 aktivieren. Mächtig, was hier passiert – vor allem bei hohem Headroom drehen wir den Pre-Vol-Regler und damit das Gain langsam herein, verstärken erst die Mitten und dann die Tiefen, haben ein Klangbild an der Grenze zur Übersteuerung. Die Snare knallt ordentlich, aber vor allem die Verstärkung der Bässe läuft ungemein sauber ab.

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Fazit

Essenziell – oder doch eher für die Das-wär-doch-was-Liste? Kommt drauf an, wen man fragt: Für jemanden, der eine reguläre Zerre mit ordentlich Flexibilität sucht – die Colour Box V2 wäre ein Kandidat, aufgrund des hohen Preises aber nicht unbedingt naheliegend. Wenn es aber darum gehen soll, den Gitarren-Sound im Rahmen eures Home-Studios ausführlich formen, wärmen und anpassen zu können – die Colour Box V2 ist in der Hinsicht tatsächlich ein Schweizer Taschenmesser, das durch seine Transformatoren am Output einiges hermacht. Post-Production in der DAW kann nur mit dem arbeiten, was aufgenommen wurde – und die Colour Box V2 sorgt hier für ein ungemeines Plus in Sachen Wärme und Dynamik. Speziell mit hochwertigen Cab-Simulationen kann hier ein zweifelsohne toller Klang erzeugt werden. Dass die Abnahme von Kondensator-Mikrofonen und anderen Instrumenten zusätzlich möglich sind, ist für den Gitarristen vielleicht nicht automatisch von Bedeutung, unterstreicht aber, dass JHS Pedals hier ein tolles, hyperflexibles Tool erschaffen haben, das eigentlich keine Nachteile besitzt. Der Preis ist happig, aber angemessen.

Plus

  • Vielseitig einsetzbar, als Boost, Zerre, Fuzz oder Studio-Tool
  • Zusätzliche EQ-Sektion
  • Lundahl-Transformatoren

Preis

  • 489,- Euro
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