Authentischer Tape-Sound zum fairen Preis
JHS Pedals aus Kansas City hat seine 3 Series Reihe um ein paar weitere Effektgeräte ergänzt – unter anderem Delay-Pedale. Heute schauen wir uns von den neuen Vertretern das JHS Pedals 3 Series Tape Delay an. Josh Scotts Variante eines Bandechos kommt im kostengünstigeren Gewand, ist aber deswegen nicht weniger spannend! Let’s dive in!
Inhaltsverzeichnis
Tape Delay – die Geschichte
Das Bandecho bzw. Tape Delay ist die Ursprungstechnik, wenn es um den Delay-Effekt geht. Zurück geht es hier in die 50er-Jahre des letzten Jahrhunderts. Damals war man in Tonstudios oft auf der Suche danach, aufgenommenem Audiomaterial mehr Räumlichkeit zu verleihen. Experimentierfreudige Menschen, wie z. B. der legendäre Gitarrist Les Paul, kamen in diesem Zuge auf die geniale Idee, dafür Bandmaschinen, die in Studios dazu da waren, um die Musik auf Tonbänder aufzunehmen, zu verwenden.
Das Prinzip: Man nimmt z. B. eine Gitarrenspur auf eine Bandmaschine auf, schickt das aufgenommene Signal zu einer zweiten Bandmaschine und spielt es mit Verzögerung wieder ab. Das originale und das durch die Tonbänder verzögerte Signal wurden dann auf dem Master-Tape vermischt. Das war die Geburtsstunde des legendären Slapback-Delays, das auf unzähligen Aufnahmen der 50er- und 60er-Jahre zu hören ist. Schon bald sorgte die fortschreitende technische Entwicklung dafür, dass der Tape-Echo-Effekt auch außerhalb von Tonstudios genossen werden konnte. Anfangs mit dem EchoSonic Amp von Ray Butts, einem tragbaren Gitarrenverstärker mit eingebautem mechanischen (!) Tape-Echo und später mit dem vermutlich bekanntesten Tape Delay aller Zeiten, dem Roland RE-201 Space Echo.
Ausführlicher könnt ihr hier auch in unserer Story „Die Geschichte des Tape Echos“ eintauchen! So bahnbrechend die Erfindung des Delay-Effekts war, so fragil war er am Anfang auch. Abgesehen, davon, dass mit zwei Bandmaschinen nur eine einzelne Wiederholung realisierbar ist und die Delay-Time nur umständlich verändert werden kann, hatten Bandmaschinen die Eigenschaft, teilweise erhebliches Rauschen und Verzerrungen zu produzieren (die durch das Kaskadieren der Tape Machines natürlich verstärkt wurden).
Zudem wurden die Tonbänder durch das exzessive Aufnehmen und Abspielen in besonderer Weise beansprucht und verschlissen somit relativ schnell. Je schlechter die Qualität des Tonbands, desto mehr Verzerrungen, Höhenverlust wie auch Schwankungen in der Abspielgeschwindigkeit und dadurch ausgelöste Tonhöhenmodulationen (heute unter den Begriffen Wobble oder Flutter bekannt) waren auf den Echos zu hören. Aber wie so oft in der Musik, sorgten Schwächen der Technik dafür, Sounds zu etablieren, die sich als inspirierend und dadurch stilprägend herausstellten. So ist heutzutage ein Tape Delay im Stompbox-Format ohne die gerade genannten Eigenschaften nicht mehr vorstellbar.
Unboxing des JHS Pedals Tape Delays
Auch wenn es sich bei den 3 Series Pedalen um die günstige Variante von JHS Pedalen handelt, so muss man nicht ganz auf die kleinen Freuden des Auspackens verzichten. Das Tape Delay kommt trotzdem schön eingebettet und mit diversen kleinen Gimmicks wie ansprechendem Sticker, Plektrum und knackiges Anleitung.
JHS Pedals 3 Series Tape Delay – die Specs
JHS ist ja eigentlich dafür bekannt, Boutique-Pedale für den etwas dickeren Geldbeutel herzustellen. Mit den 3 Series Pedalen hat sich die Firma von Josh Scott jedoch auf die Fahne geschrieben, gute Qualität auch zu einem geringeren Preis zu liefern. Die JHS Pedals 3 Series bietet eine ganze Reihe von Effektpedalen, die durch einfache Bedienung und ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen sollen.
Und das, laut JHS, ohne Abstriche bei der Qualität machen zu wollen: Alle 3 Series Pedals sind hergestellt in Kansas City, Missouri, beinhalten hochwertige Komponenten und kombinieren präzise Fertigung mit strengen Qualitätskontrollen. Durch die Bank ausgestattet mit drei Reglern und einem Kippschalter ermöglichen die Pedale weitreichende Klangvielfalt und sind dank des Preises perfekt für Einsteiger als auch für Profis gleichermaßen.
So ist natürlich auch das 3 Series Tape Delay ziemlich simpel aufgebaut, lässt sich dafür aber wahrscheinlich sehr einfach und auch intuitiv bedienen. Auf der Oberseite finden wir, wie eben bei allen 3 Series Pedalen gleich, die besagten drei Regler – in Falle des Tape Delays nämlich MIX, TAPE SPEED und REPEATS sowie den Kippschalter mit der Aufschrift FLUTTER. Darunter befindet sich natürlich der Fußschalter samt roter Status LED. An den Seiten des Pedals wären dann noch INPUT und OUTPUT, als auch die 9 V Stromversorgung. Das Gehäuse hat in etwa die Maße eines Standard MXR Effektes.
Der Sound des JHS 3 Series Tape Delay
Tape Delay sollte den meisten unter uns nichts Neues sein. Immerhin gibt es diesen Effekt in Pedalform wie Sand am Meer. Da nahezu jede Pedalschmiede ihr eigenes Tape Delay im Programm hat (oder gleich mehrere), ist es nicht verwunderlich, dass JHS auch eines auf den Markt bringt. Meines Wissens ist das Tape Delay in der 3 Series Reihe jedoch das erste eigene designierte Tape Delay der Firma (korrigiert mich, wenn ich hier falsch liegen sollte.)
Für den heutigen Test klemme ich die Kiste hinter mein Pedalboard und gehe anschließend in einen Morgen PR12. Aufgegriffen wird das Signal von einer Universal Audio Ox Box mit Greenback 4x12er Cab Sim, von dort geht es über ein RME Fireface 802 in Ableton Live 12. Die Signale sind unbearbeitet. Den Anfang macht das reine und cleane Amp-Signal, verfeinert mit ein bisschen Amp-eigenem Spring-Reverb. Als Gitarre kommt meine Haar T-Style zum Einsatz.
Da ein Tape Delay für mich zu einem Großteil mit Slapback in Verbindung steht ist es dieser Sound, den ich als erstes teste. Sprich, Bridge-Pickup an der Tele, MIX auf 12 Uhr, TAPE SPEED erst mal so kurz wie möglich und REPEATS nach ganz links aufs Minimum. Der Tape-Flutter bleibt erst mal aus. In Beispiel 1 hört ihr zunächst das trockene Signal mit dem Pedal im Bypass-Modus. Aufgrund der extrem kurzen 15 ms Delay-Time, die das Pedal produzieren kann, ist es so, dass wenn TAPE SPEED in der Minimalstellung ist, eigentlich gar kein Delay-Effekt zu hören ist, sondern nur ein ganz dezenter Chorus/Flanger-Sound, typisch für das Verhalten zweier Bandmaschinen, die das Signal mit kaum Verzögerung abspielen.
Hebt man TAPE SPEED etwas an, so bekommt man fast schon eine Art Double-Tracker-Sound (nur eben in Mono). In der 9 Uhr Stellung sind wir dann im klassischen Country-Slapback-Gefilde angekommen. Bringt man dann noch mehr Wiederholungen und den Flutter mit ins Spiel, so lassen sich dem Pedal direkt inspirierende und warme Klänge entlocken, die mit etwas Kreativität auch sehr schön in die Ambient Richtung gehen können. Prinzipiell wäre es natürlich schön, wenn man den Flutter-Effekt noch tiefer bearbeiten könnte. Intensität und Geschwindigkeit sind jedoch für mein Empfinden sehr gut gewählt und geben dem Delay eine weitere schöne Facette.
Allein mit diesen Eigenschaften macht für mich ein Tape Delay schon fast alles, was ich von ihm erwarte. Jedoch nur fast. Denn für mich gibt es fast nichts Schöneres als ein Tape Delay zum Andicken von Breakup- und Lead-Sounds. Verfrachten wir also das JHS 3 Series Tape Delay ans Ende meines Pedalboards, um die zum Einsatz kommenden Drive-Pedale nicht mit dem Delay-Signal zu füttern, um so die Klarheit des Signals etwas mehr zu erhalten.
Im ersten Beispiel schalte ich einen Walrus 385 für einen warmen Breakup-Sound dazu, der Flutter hilft, die gespielten Chords mehr fliegen zu lassen. Für die nächsten beiden Beispiele kommt ein BB Preamp zum Einsatz, der das Signal schön über die Klippe schubst. Und ja, das Tape Delay macht genau das, was ich von ihm erwarte. Es dickt den Sound an, ohne in matschig werden zu lassen und verleiht durch die warmen Wiederholungen das gewisse Etwas. Zu guter Letzt kann man mit einem Tape Delay durch die Glitches, die beim Drehen der Regler entstehen auch wunderbar verrückte Sounds erzeugen. Im letzten Beispiel führe ich euch vor, was man hier vom JHS Pedals 3 Series Tape Delay erwarten kann. Mir gefällt das, was ich hier höre, ausgesprochen gut!