Sofort abheben mit tollen Delay-Sounds?
Mit dem JHS Pedals Flight Delay hat es sich die Pedalschmiede aus den USA zum Ziel gemacht, ein Delay-Pedal zu bauen, das die wichtigsten Live-Sounds für E-Gitarre ganz einfach und ohne lästige Untermenüs liefert.
Eigentlich perfekt für alle, die nicht lange nach den richtigen Delay-Sounds suchen wollen und trotzdem keine Kompromisse im Sound eingehen wollen. Ob das Flight Delay halten kann, was es verspricht, erfahrt ihr hier!
Inhaltsverzeichnis
JHS Pedals Flight Delay: Erster Eindruck
Für meinen heutigen Pedal-Test erreicht mich eine kleine Box mit der Aufschrift JHS Pedals Flight Delay White. Als ich die Box öffne, erblicke ich sofort das weiße Effektpedal, das durch das Design mit drei fliegenden Papierfliegern auf der Vorderseite direkt auf seinen Namen anspielt: Flight Delay. Ob man mit den Sounds des Pedals wirklich so schnell abheben kann, wie es das Pedal verspricht, schauen wir uns direkt einmal an.
Auf den ersten Blick wirkt das JHS Pedals Flight Delay sehr übersichtlich. Ein paar Drehregler und Kippschalter, zwei Fußschalter mit LEDs und die Ein- und Ausgänge wie gewohnt an der Stirnseite. Das Metallgehäuse macht einen stabilen Eindruck und auch die Regler, Schalter und Buchsen sind fest angebracht. Hier gibt es im Bereich Verarbeitung und Qualität schon einmal nichts zu beanstanden. Sehr gut! Werfen wir nun einmal einen genaueren Blick auf die Funktionen des Pedals.
Specs & Facts des Delay Pedals
Das JHS Pedals Flight Delay ist ein Delay Pedal mit Modulation. Für das Delay stehen die drei Modi Analog, Reverse und Digital zur Verfügung, die jeweils echten Delay-Klassikern nachempfunden sind. So basiert etwa „Analog“ auf dem Electro Harmonix Memory Man, „Digital“ auf dem Boss DD-5 und „Reverse“ auf dem Reverse Mode des line 6 DL4. Über einen kleinen Kippschalter kann schließlich zwischen den drei Delay Modi gewechselt werden.
Die Delay-Seite verfügt über einen Drehregler zur Einstellung der Delay Zeit zwischen 50 ms und 1 s sowie einen Kippschalter für die Auswahl der Subdivisons Viertel, Achtel und punktierte Achtel bezogen auf das Tap Tempo. Mit den Drehreglern Repeats und Mix können dann die Anzahl der Delay-Wiederholungen sowie das Mischverhältnis des Effektsignals eingestellt werden. Zuletzt lässt sich mit dem EQ-Regler der Höhenanteil des Effekts steuern und damit das Delay-Signal wahlweise für einen warmen, dunklen oder hellen, offenen Sound einstellen.
Die Modulation-Seite des JHS Pedals Flight Delay ist mit zwei Drehreglern etwas simpler gehalten. Mit Mod Rate wird hier die Geschwindigkeit des Modulations-Effekts gesteuert und Mod Depth regelt die Intensität der Modulation. Mit einem Kippschalter lässt sich schließlich zwischen Chorus, Vibrato und ausgeschalteter Modulation wechseln.
Auf der Stirnseite des Pedals finden sich die zwei 6,3 mm Klinkenbuchsen für Input und Output. Über eine dritte 6,3 mmm Klinkenbuchse lässt sich wahlweise ein externer Tap-Tempo-Schalter oder ein Expression-Pedal zur Steuerung der Delay-Zeit verbinden.
Über den typische 9VDC Netzanschluss mit negativer Polarität wird das Pedal mit 85 mA Strom versorgt. Zwei Silent-Footswitches sorgen dafür, dass das Aktivieren des Effekts sowie die Eingabe des Tap Tempos nahezu lautlos möglich ist. Drückt man beide Fußschalter gleichzeitig für 2 Sekunden, so lässt sich Trails Bypass an- und ausschalten, sodass die Delay-Wiederholungen auf Wunsch beim Ausschalten des Effektes noch weiter ausklingen.
Neben der Ausführung in Weiß, die uns zum Test vorliegt, ist das JHS Pedals Flight Delay außerdem auch in Blau verfügbar!
Praxistest 1: JHS Pedals Flight Delay Handling
Als nächstes schauen wir uns in unserem Praxistest einmal an, wie leicht es tatsächlich ist, mit dem JHS Pedals Flight Delay abzuheben. In der Tat ist das Delay-Pedal im Design und der Funktion sehr simpel gehalten. Es gibt fast keine Funktion, die nicht sofort auf den ersten Blick ersichtlich ist. So dauert es auch keine 10 Sekunden nach dem Anschließen meiner Gitarre, um die ersten tollen Delay-Sounds aus dem Pedal herauszubekommen. Der Kippschalter für die drei Delay-Modi erlaubt den direkten Vergleich der Grundsounds des Pedals, ohne Wartezeit und lästige Menüs.
Die Auswahl der drei Delay-Modi ist meiner Meinung nach extrem sinnvoll gewählt und beschränkt sich – getreu der Konzeption des Pedals – auf das Nötigste. Mit einem analogen, einem digitalen und einem Reverse Delay stehen aber genau die drei wichtigsten Delay-Typen zur Verfügung, mit denen sich ein Großteil der Delay Sounds abdecken lassen dürfte. Gleiches gilt für die Modulations-Seite des Pedals, die sogar noch simpler gehalten ist, aber effektiv für tolle Texturen und das nötige Wabern in den Delay Repeats sorgt und das Signal schön verbreitert.
Dreht man den Drehregler für „Repeats“ (Feedback) voll auf, so geht das Delay in die Selbstoszillation, bei der die unendliche Anzahl an Wiederholungen des Delays den Effekt quasi „überlädt“. Wunderbar für alle Freunde von wilden und verworrenen Delay-Sounds und eine perfekte Grundlage für allerlei experimentelle Einsatzgebiete. Besonders in Verbindung mit der Modulationsseite ist die Selbstoszillation ein starkes kreatives Mittel, das dem JHS Pedals Flight Delay viel Spaßpotential verleiht!
Ein weiteres sinnvolles Feature des Delay Pedals ist die Möglichkeit, ein Expressionpedal zu nutzen, um die Delay-Zeit bequem mit dem Fuß zu steuern. So sind auch die abgefahrenen, quietschenden Sounds, die entstehen, wenn die Delay-Zeit im laufenden Betrieb des Delays verändert wird, bequem mit dem Fuß und damit während des Spielens steuerbar.
Insgesamt kann das JHS Pedals Flight Delay im Handling-Test definitiv überzeugen und liefert eine wirklich intuitive Bedienung mit sinnvoll ausgewählten Features. Hier gibt es keinen unnötigen Schnickschnack, dafür aber die Möglichkeit, sehr schnell an Delay-Sounds zu kommen, die problemlos im Live- oder Studio-Kontext einsetzbar sind.
JHS Pedals Flight Delay Praxistest 2: Die Sounds im Test
Kommen wir nun zur alles entscheidenden Frage unseres JHS Pedals Flight Delay Tests: Wie klingen die Delay Sounds? Für den Test des Analog Delays wähle ich eine Einstellung des Delays in Viertelnoten und stelle die Repeats so ein, dass ca. 4 Wiederholungen hörbar sind. Außerdem füge ich etwas Modulation hinzu, sodass das Delaysignal das Direktsignal im Sound etwas ergänzt.
Der analoge Delay-Modus eignet sich durch seinen eher warmen Sound ausgezeichnet, um Riffs oder Lead-Sounds auszufüllen, ohne dem Direktsignal zu sehr in die Quere zu kommen. Durch die Modulation integriert sich das Delay hier zusätzlich wunderbar in das gespielte Riff und sorgt für etwas mehr Tiefe.
Im nächsten Soundbeispiel nutze ich das Reverse Delay für einen ambient-artigen Sound, um die gespielten Dezimen etwas lebendiger wirken zu lassen. Sowohl die Delay-Zeit als auch die Modulationsrate sind ca. in Achtelnoten zum gespielten Part eingestellt. Außerdem ist die Stärke des Vibratos etwas höher eingestellt.
Zusammen ergibt sich damit wirklich schöner Reversed-Sound mit Ambient Charakter. Durch die Modulation entsteht eine Arte Side-Chain Effekt, der zusätzlich für mehr Textur und Bewegung im Delay-Signal sorgt.
Als letztes steht der digitale Modus des Delays für den Test auf dem Plan. Hier möchte ich einen klassischen dotted 8ths Delay-Part testen. Dafür wird die Delay-Time auf punktierte Achtel eingestellt und die Modulation bleibt in diesem Beispiel ausgeschaltet. Spielt man nun Achtel, ergänzt das leicht verschobene Delay Signal das Gespielte, so dass sich in der Kombination von Delay und Dry-Signal durchgängige Sechzehntel ergeben.
Der digitale Modus des Delays tut hier genau, was er soll. Definierte Delay-Repeats und sehr gut erhaltene Attack sorgen für ein schönes rhythmisches „bouncen“ des punktierten Achteldelays, das sich wunderbar in den gespielten Part integriert und diesen ergänzt.
Insgesamt kann das JHS Pedals Flight Delay mit seinen drei Grundsounds definitiv überzeugen. Die Grundtypen der Delays sind hierbei gut gewählt und decken die wichtigsten Anwendungsszenarien ab, und auch die Modulations-Seite des Pedals weiß durch schöne Texturen und Bewegung zu überzeugen. Hier werden genau die erwarteten Sounds geliefert; nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Alle Klangbeispiele wurden in folgender Signalkette angefertigt:
Ibanez TQM1 NT -> Universal Audio Apollo Twin X Interface -> Neural DSP Plugin Archetype Mateus Asato -> Logic X Pro
Es kamen keine EQs, Kompressoren und andere Plug-ins zum Einsatz.