Violette Flexibilität!
Das JHS Pedals Lari Basilio Overdrive ist ein Signature-Overdrive/Distortion-Pedal der brasilianischen Gitarristin Lari Basilio. Mit seiner unkonventionellen EQ-Verschaltung richtet es sich an Gitarristen, die vor cleanen Verstärkern arbeiten und dabei verstärkerähnliche Verzerrungsqualitäten suchen. Das Pedal verspricht durch seinen dreigeteilten Equalizer eine breite Klangpalette – von bluesigem Overdrive bis zu modernem High-Gain-Distortion.
- EQ-Konzept: Mittenregelung vor der Verzerrung erlaubt tiefgreifende Klangformung mit eigenständigem Charakter.
- Zielgruppe: Für Gitarristen, die ihre Clean-Amps mit flexibler Verzerrung aufwerten wollen – kein Allrounder.
- Sound: Dichte, definierte Zerrstruktur mit einem Amp-ähnlichen Verhalten im mittleren bis hohen Gain-Bereich.
- Fazit: Eigenständiges, professionell umgesetztes Distortion-Pedal mit Nischenfokus und klarer Identität.
Inhaltsverzeichnis
- Erstes Fazit: Mehr als nur ein weiteres Distortion-Pedal
- Technische Grundlagen und Verarbeitung
- Die EQ-Sektion: Des Pudels Kern
- Klangcharakter und Praxiseinsatz
- Die Stärken der EQ-Verschaltung
- Stilistische Einsatzbereiche
- Vergleich zur Konkurrenz
- Kritikpunkte und Einschränkungen
- Praktische Anwendung im Bandkontext
Erstes Fazit: Mehr als nur ein weiteres Distortion-Pedal
Wer glaubt, mit „The Violet“ wieder einmal eine beliebige Signature-Variante bereits bekannter JHS-Schaltungen zu bekommen, irrt gewaltig. Das Lari Basilio Overdrive entpuppt sich als durchdachtes Werkzeug, das seine Stärken primär im mittleren bis höheren Gain-Bereich ausspielt. Die clevere EQ-Verschaltung – Mitten vor der Verzerrung, Bass und Höhen dahinter – eröffnet Klangmöglichkeiten, die mit herkömmlichen Tone-Stackings schlichtweg nicht zu erreichen sind.
Für Gitarristen, die ihre cleanen Amps mit charaktervoller Verzerrung aufrüsten möchten, stellt „The Violet“ eine interessante Alternative zu den üblichen Verdächtigen dar. Wer allerdings nach einem transparenten Low-Gain-Booster sucht, wird hier nicht fündig. Das Pedal will von Beginn an seinen eigenen Stempel aufdrücken. Ob das gefällt, bleibt wie immer Geschmackssache.
Technische Grundlagen und Verarbeitung
Die äußeren Werte des JHS Pedals Lari Basilio Overdrive bewegen sich in gewohnten JHS-Parametern: ein stabiles Metallgehäuse mit den Abmessungen 64 × 55 × 123 mm und einem Gewicht von 300 g. Alle Anschlussbuchsen (Input, Output, Netzteil) befinden sich an der Stirnseite des Gehäuses, was bei dichter Pedalboard-Bestückung durchaus sinnvoll ist. Die Stromaufnahme liegt bei moderaten 55 mA bei 9 V – Standard-Netzteile reichen also völlig aus.
Optisch polarisiert das Pedal bereits auf den ersten Blick: Die Farbkombination aus Lila und Pink mag für manche Gitarristen gewöhnungsbedürftig sein, alternativ gibt es eine schwarz-lila Variante, die auch zum Test vorliegt. Hier zeigt sich bereits, dass JHS und Lari Basilio bewusst eine Nische ansprechen wollen. Wer sich schon an der „Mädchen“-Farbgebung stört, ist möglicherweise ohnehin nicht die Zielgruppe.
Die Verarbeitung entspricht dem gewohnt hohen JHS-Standard: keine scharfen Kanten, solide Potentiometer mit angenehmem Widerstand und eine Fußschaltung, die auch bei intensivem Bühneneinsatz ihre Dienste verrichten dürfte. Wie von JHS gewohnt, ist das Lari Basilio Signature-Pedal vorbildlich verarbeitet und hinterlässt einen rundum positiven Gesamteindruck.
Die EQ-Sektion: Des Pudels Kern
Das eigentliche Herzstück des JHS Pedals Lari Basilio Overdrive liegt in seiner unkonventionellen Klangregelung. Während die meisten Verzerrerpedale ihre EQ-Sektion nach der Gain-Stufe positionieren, geht JHS-Mastermind Josh Scott hier einen anderen Weg. Das semi-parametrische Mittenband mit seinen Reglern für Pegel (Middle) und Center-Frequenz (Mid Freq) arbeitet vor der Verzerrung, Bass und Treble hingegen dahinter.
In der Praxis bedeutet dies, dass sich das parametrische Mittenband primär auf das Spielgefühl und die Struktur der Verzerrung auswirkt, während Bass und Treble den finalen Klang vor dem Verstärker formen.
Klangcharakter und Praxiseinsatz
Bei der ersten Inbetriebnahme mit allen Potis in 12-Uhr-Stellung offenbart „The Violet“ seinen Grundcharakter: eine dichte, harmonisch strukturierte Verzerrung mit aufgeräumtem Bassbereich und einer leichten Betonung der Hochmitten. Diese Balance erzeugt einen charakteristischen Sweet-Spot zwischen Aggressivität und Definition, der im Bandmix zu funktionieren verspricht.
Die Gain-Reserven sind für ein als Overdrive verkauftes Pedal beachtlich und bis in den Maximalbereich hinein nutzbar. Allerdings sollte man sich von vornherein bewusst machen, dass das Lari Basilio Overdrive kein transparenter Verzerrer ist. Wer nach einem dezenten Signal-Pusher im Stil eines Low-Gain-Overdrive oder eines TS9 sucht, wird hier nicht fündig. Am besten funktioniert das Pedal vor einem völlig clean eingestellten Verstärker, wo es tatsächlich wie ein zusätzlicher Kanal agiert.
Die Gitarre zum Pedal:
Die Stärken der EQ-Verschaltung
Die wahren Qualitäten des „The Violet“ offenbaren sich erst bei intensiverer Beschäftigung mit der EQ-Sektion. Das parametrische Mittenband vor der Verzerrung erlaubt es, gezielt bestimmte Frequenzbereiche zu betonen oder abzusenken, bevor sie verzerrt werden. Dies führt zu völlig unterschiedlichen Zerrstrukturen – je nach gewählter Center-Frequenz.
In der Praxis bedeutet das: Betont man die unteren Mitten bei etwa 250 – 400 Hz, erhält man einen voluminösen, fast schon „vintage“ anmutenden Charakter. Verschiebt man den Fokus in die oberen Mitten um 800 – 1200 Hz, wird der Sound präsenter und schneidender – ideal für moderne, aber dennoch moderate Metal-Anwendungen. Die Bass- und Treble-Regler dahinter fungieren dann als finale Klangformung, weniger als klanglicher Ansatzpunkt.
Diese Flexibilität geht deutlich über das hinaus, was herkömmliche 3-Band-EQs zu leisten imstande sind. Allerdings sollte man zunächst moderat zur Sache gehen, bis man seinen Sound gefunden hat – denn mit einem effektiven Filter kann man den Klang natürlich auch „kaputt verbiegen“.
Stilistische Einsatzbereiche
Das JHS Pedals Lari Basilio Overdrive zeigt seine Stärken primär im mittleren bis hohen Gain-Bereich. Bluesige Overdrive-Sounds sind zwar möglich, aber nicht die Paradedisziplin des Pedals. Hier liegt der charakteristische Grundsound zu präsent vor, um als dezenter Farbtupfer durchzugehen.
Im Hardrock- und Metal-Bereich hingegen spielt das Pedal seine Trümpfe aus. Die stets fokussiert und aufgeräumt klingende Zerrstruktur bietet genügend Definition für komplexe Akkordfolgen, während einzelne Noten mit ausreichend Sustain und harmonischer Sättigung versehen werden. Sogar in Kombination mit vorgeschalteten Boostern oder anderen Overdrive-Pedalen zeigt sich das Lari Basilio Overdrive kooperativ.
Basilio verwendet seit Mitte 2022 einen Prototyp des Pedals bei fast allen Shows, die sie gespielt hat – ein Hinweis darauf, dass das Pedal tatsächlich als vielseitiges Arbeitstier konzipiert wurde, nicht als spezialisiertes One-Trick-Pony.
Vergleich zur Konkurrenz
Im Segment der modernen High-Gain-Distortion-Pedale bewegt sich das Lari Basilio Overdrive in durchaus umkämpften Gewässern. Verglichen mit Klassikern wie dem Boss DS-1 oder dem Pro Co Rat bietet es deutlich mehr Flexibilität in der Klangformung – allerdings um den Preis einer komplexeren Bedienung.
Innerhalb der JHS-Familie positioniert sich „The Violet“ als eigenständiges Produkt. Wer aber bereits ein vergleichbares Pedal von JHS, wie etwa das AT+, PG-14, Hard Drive oder den Angry Charlie, sein Eigen nennt, dürfte mit dem Violet keine wesentlich neuen Horizonte eröffnet bekommen – hier sollte man die Unterschiede genau abwägen.
Die Konkurrenz schläft jedoch nicht: Pedale wie das Friedman BE-OD oder das Wampler Sovereign Distortion bieten ähnliche Flexibilität bei teilweise günstigeren Preisen. Der Mehrwert des „The Violet“ liegt primär in der unkonventionellen EQ-Verschaltung und der daraus resultierenden klanglichen Vielseitigkeit.
Kritikpunkte und Einschränkungen
Trotz aller Stärken weist „The Violet“ auch einige Schwächen auf. Der bereits erwähnte Mangel an transparenten Low-Gain-Settings schränkt die Vielseitigkeit ein. Wer sein Pedal gelegentlich auch als dezenten Booster nutzen möchte, muss zu Alternativen greifen.
Die Farbgebung mag Geschmackssache sein, aber sie polarisiert definitiv. In einer Zeit, in der viele Pedalboards optisch durchdachte Ensembles darstellen, kann das auffällige Design zum Störfaktor werden. Andererseits: Wer sich für die Optik entscheidet, bekommt definitiv einen Hingucker.
Der Preis bewegt sich im oberen Segment der Boutique-Pedale. Für das gebotene Feature-Set ist er durchaus angemessen, aber für Einsteiger oder Hobbymusiker möglicherweise abschreckend. Hier konkurriert „The Violet“ mit etablierten High-End-Alternativen, die teilweise ähnliche Leistung zu günstigeren Konditionen bieten.
Praktische Anwendung im Bandkontext
In der Bandpraxis zeigt sich „The Violet“ als durchaus bandtaugliches Werkzeug. Die Grundeinstellung mit allen Reglern auf 12 Uhr funktioniert in den meisten Situationen als solide Ausgangsbasis. Von dort aus lassen sich mit wenigen Handgriffen verschiedene Szenarien abdecken – mehr Präsenz für Lead-Passagen durch Anhebung der Mid-Freq, mehr Wärme für Rhythmusparts durch Betonung der unteren Mitten.
Die Interaktion mit verschiedenen Verstärkern fällt unterschiedlich aus. Vor cleanen Fender-Amps entfaltet das Lari Basilio Overdrive seine volle Wirkung – hier funktioniert es tatsächlich wie ein zusätzlicher Kanal. Vor bereits angezerrten Marshall-Amps wird das Ergebnis schnell zu komprimiert und undifferenziert. Hier sollte man das Volume zurücknehmen und das Pedal mehr als Klangformer denn als zusätzliche Verzerrung einsetzen.





































interessiere mich für das Pedal, seit ich davon gehört habe.
und ich liebe violett. 😄🤘🎉
@Numitron Dann brauchst du auch unbedingt die Gitarre zum Pedal😜
@Jan Steiger ja, ist schön.
leider aufgegeben mit den Gitarrenambitionen.
bin leider nicht kompatibel.
aber geht sicjimot Synths schätze ich.
@Numitron Der high-gain kram ist hinter nem synth kacke ;)
egal was du reinschickst es kommt ne Square-Wave raus …
das lässt sich schlecht dosieren.
wenn du „böse“ werden willst nimm 2 low gain overdrive hintereinander … ;)
@plumperquatsch stimmt natürlich!
hab einen Metal Zone, mega distortion und eine proco Rat.
weniger ist mehr.😃
hatte eine xoxbox und den Td 3 MO.
werde aber eine normale td3 kaufen.
3 Mal distortion für die 303 🤣
@Numitron Earthquaker devices „Plumes“, Boss waza Bluesdriver und der billige Behringer Röhren mic preamp sind bei mir übriggeblieben.
Der Rest ist rausgeflogen. Weniger ist mehr. 😂
@plumperquatsch stimmt 😁
@Numitron das Problem mit den heftigeren distortions und synths ist es verwandelt alles in einen einzigen brei der immer ähnlich klingt.
ein bisschen am synth gedreht, mööp mööp
ein bisschen am verzerrer gedreht mööp möööp
nochmal am synth gedreht und nochmal am verzerrer gedreht mööööp mööööp
das klingt alles gleich/viel zu ähnlich 😬 🤷🏻♂️
@plumperquatsch Hi!
sorry, hab ein neues Handy.
erst jetzt geschafft.
stimmt.
der Blues Driver ist ja auch geschätzt.
brauche also eher low to Mod gain.
vielleicht den angry Driver? finde ich schon lange interessant.