Die Rückkehr des Space Commander!
JHS Pedals – das ist doch einer von diesen edlen Boutiqueherstellern, oder? Genau, in Missouri, genauer gesagt in der dortigen Metropole Kansas City, ist das Unternehmen ansässig und produziert dort in Handarbeit Effektpedale für Gitarre jeglicher Art. Egal, ob Delay, Overdrive, Fuzz, Tremolo oder Reverb, das Sortiment ist prall gefüllt und wird stetig erweitert. Zwei Pedale konnten wir uns auch schon in Reviews betrachten, das JHS Panther Cub Delay sowie den JHS Bonsai Verzerrer, die mein geschätzter Kollege Johannes Krayer für uns genauer unter die Lupe genommen hat.
Ganz neu im Programm von JHS Pedals erscheint nun eine kleine schwarze Metallkiste im 80er Jahre Arcadegame-Design bei uns in der Redaktion, die gleich drei Effekte unter der Haube bereitstellt – einen Booster, einen Chorus und einen Hall, die auch auf Wunsch gleichzeitig genutzt werden können. Klingt nach potentem DSP und einem interessanten Ansatz, sind das doch genau die Effekte, die viele von uns permanent nutzen. Kann das JHS Space Commander wirklich für das alles einspringen bzw. einige Kandidaten auf dem Pedalboard gar ersetzen?
JHS Space Commander – Facts & Features
Der Space Commander Booster/Chorus/Reverb wurde von JHS Pedals in Zusammenarbeit mit Robert Keeley entwickelt, der sich für die digitale Sektion des Pedals verantwortlich zeigt. Was das nun genau im Detail bedeutet, darüber schweigt man sich aus. Ich gehe mal davon aus, dass der Hall und der Chorus gemeinsam einen DSP nutzen, während der Booster auf einer analogen Schaltung basiert. Das Design der schwarzen Kiste kommt nicht von ungefähr, denn Ziel war es, drei Effekte im Stil der 80er Jahre zu kreieren – einen dicken und schwebenden Chorus also, wie wir ihn alle von Gitarrenaufnahmen der 80er kennen sowie einen Hall, der irgendwo zwischen Plate-, Spring- und Room-Klängen liegt. Als Bonus gibt es dann oben drauf noch den Booster, der eine lineare Signalverstärkung bietet, die bis hin zu einem saftigen Overdrive reichen kann. Hier möchte der Hersteller im speziellen Fans von Alternative-Sounds ansprechen und tatsächlich ist es so, dass der Verzerrer sehr schön saftig und ganz schön „dirty“ klingt. Das möchte ich an dieser Stelle schon mal verraten dürfen.
Die Bedienung des Pedals ist denkbar einfach: Jeder der drei Effekte wird mit einem Kippschalter aktiviert und mit dem darüber liegenden Regler in seiner Intensität eingestellt. Je eine LED, rot für den Booster, gelb für den Chorus und grün für den Hall, bieten eine optische Überwachung des momentan aktiven Effekts. So schön und einfach dieses schlichte Design auch ist, es bringt aber natürlich auch Nachteile mit sich, denn vor allem im Live-Betrieb muss man sich wohl oder übel bücken bzw. dem Pedal zuwenden, um den entsprechenden Effekt auszuwählen bzw. zu deaktivieren.
Zentral angeordnet im unteren Teil des Gehäuses sitzt der Metallschalter zum Aktivieren des Space Commander. Er ist weit genug weg von den Minischaltern angebracht, sodass es hier zu keinem Drama mit abgebrochenen Teilen kommt, wenn mal ein Fußtritt im Eifer des Gefechts daneben geht. Eine weitaus größere LED als die der einzelnen Effekte informiert über den Betriebszustand des Pedals durch rotes Aufleuchten. Leider wurde als Schalter kein Softklicktyp verbaut, es knackt deutlich beim Benutzen. In dieser Preisklasse könnte man das sicher besser lösen.
Leider wurden auch beim JHS Space Commander Booster/Chorus/Reverb die IN/OUT-Klinkenbuchsen an die Außenseiten des Gehäuses gesetzt, was bei manchem für etwas Gerangel auf dem Pedalboard sorgen könnte. Der Netzanschluss befindet sich jedoch an der Stirnseite und erwartet einen Adapter im Standard 9-Volt-Format, wie es mittlerweile ja so gut wie üblich ist. Üblich ist es auch, dass kein Netzteil beigelegt wird und da sich der JHS Space Commander nicht mit Batterien betreiben lässt, sollte man hier also vorsorgen.
An der Unterseite finden wir somit kein Batteriefach, das Abschrauben des Deckels könnte sich aber eventuell doch für den einen oder anderen lohnen. Grund hierfür ist ein Lo-Fi-Schalter im Innern, der den Klang noch ein Stück weit mehr Richtung 80s biegen soll. Auch hierüber gibt es, ähnlich wie bei der Aufteilung zwischen dem analogen und dem digitalen Schaltkreis des Space Commander, keinerlei weitere Informationen seitens des Herstellers. Selbst in dem im Lieferumfang befindlichen Benutzerhandbuch, das mehr einem Handzettel entspricht, steht darüber nichts, mir ist dieses zusätzliche Feature bei der Recherche zum Pedal aufgefallen, ausprobiert habe ich diese Funktion jedoch nicht, mir persönlich ist der gebotene Sound schon vollkommen 80s genug – und damit ab zum Praxisteil!
JHS Space Commander – In der Praxis!
Der Booster
Das JHS Space Commander Gitarreneffektpedal versteht sich als Gerät zum Einsatz zwischen E-Gitarre und Gitarrenverstärker und genau so habe auch ich es eingesetzt bzw. in meinem Setup verkabelt. Alle drei Effekte können restlos überzeugen. Da wäre zunächst der Booster, der nicht nur ein äußerst lineares und zugleich rauscharmes Klangbild liefert, sondern darüber hinaus auch als vollwertiger Overdrive/Distortion eingesetzt werden kann. Genügend Gain ist vorhanden, um rotzige und schmutzige Alternative-Sounds abzufeuern, die auch mit ihrem Dynamikverhalten punkten und nicht nur für 80s Sounds eingesetzt werden können.
Der Chorus
So richtig nach 80er Jahre aber klingt der Chorus. Sollte der auf digitaler Basis im Innern des Space Commander laufen, dann kann man nur staunen, wie authentisch dieser Sound dem Team von JHS Pedals und Robert Keeley gelungen ist. Warm, dick, räumlich und in keinem Fall digital, sondern eher etwas „verwaschen-analog“ kommt er rüber und holt uns die legendären Sounds von „The Police“, über „The Cure“ bis „Purple Rain“ in den Verstärker. Trotz der Bedienung mit nur einem Knopf ist den Designern hier ein gelungener Mix aus den verschiedenen Parametern gelungen, die einen Chorus ausmachen: Von leicht schwebenden bis heftig „eiernden“ Sounds reicht das Repertoire, dabei stets frei von Nebengeräuschen und eben mit diesem gewissen nostalgischen Charme bestückt.
Der Hall
Ebenso positiv präsentiert sich der Hall mit seinem dichten Signal, das von kurzen und knappen Räumen bis zum „Weltraumhall“ mit schlicht nicht enden wollender Hallfahne reicht. Besonders interessant ist hierbei, dass der Reverb sehr dynamisch auf das Signal des Boosters reagiert und man damit in der Lage ist, neben sauber aufgelösten Hallräumen auch an dieser Stelle etwas Schmutz dem Klang hinzuzufügen bzw. ein sehr spezielles Hallsignal zu erhalten. Zusammen eingesetzt mit dem fein abgestuften Chorus bleiben hier kaum Wünsche offen, wenn es um einen typischen 80s Gitarrensound geht.
JHS Space Commander – Die Klangbeispiele
Für die folgenden Klangbeispiele habe ich das JHS Space Commander Effektpedal für Gitarre zwischen meiner Music Man Silhouette und einem Orange Micro Dark mit angeschlossener 1×12″ Celestion V-30-Box benutzt. Vor der Box wurde ein AKG C3000 Mikrofon platziert, mit dem das Signal in Logic aufgenommen wurde. Wir hören die einzelnen Segmente des Pedals (Booster – Chorus – Hall) sowie zwei Kombinationen (Booster+Reverb und Chorus+Hall). Weitere Effekte wurden nicht hinzugefügt, lediglich in Logic wurden die Pegelspitzen angeglichen.