Endlose Klangmöglichkeiten in vielen Variationen
Nach der DAW Strokes präsentiert uns John Howes mit Stacks eine weitere Monster-App für das iPad. Stacks ist ein sequenzierter Synthesizer mit Vierspur-Granular-Looper für nahezu endlose Klangmanipualtionen auf der mehr experimentellen Seite. Zwangsläufig, da ein durchgängiges Handbuch (bisher) nicht existiert. Es gibt ein vierseitiges, englischsprachiges Einführungs-PDF und ein Tutorial-Video von ihm, das war’s. Aber auch wenn die Oberfläche sehr nach Raumschiff Enterprise aussieht, ist die App prinzipiell sehr simpel aufgebaut, wie ich euch in diesem Testbericht zeigen werde.
Inhaltsverzeichnis
John Howes Stacks, Granular-Looper, Synthesizer und Sequencer
John Howes Stacks ist für iPadOS erhältlich und arbeitet als Standalone-App oder AUv3-Plug-in. Der Synthesizer kostet 22,99 Euro im Apple App-Store. Es gibt auch eine VST3- und AU-Version für macOS und Windows. Diese kostet dann 49,- UKP (ca. 60,- Euro/35,- UKP in der Einführungsphase). Die E-Mail-Adresse, über die der Kauf getätigt wurde, dient als „Kopierschutz“.
Das Plug-in ist im übrigen AUv3-Multi-Out-fähig und bietet sechs Ausgangsbusse.
John Howes Stacks ist in fünf Sektionen unterteilt, die sich aus Sequencer, Synthesizer, Modulation, Looper und Effekte zusammensetzen.
Sequencer
Hier haben wir es basismaßig mit einem bis zu 128-Schritt-Sequencer zu tun, es sind nur acht Schritte editierbar. Das Wichtigste sollte man nicht übersehen: Es sind die Parameter der TRIGS-Parameter (Trigger)-Reihe, die standardmäßig auf 0 stehen und damit auch keinen Schritt voranrücken. Eine „1“ bedeutet, dass der Schritt einmal ausgelöst wird, bei „16“ eben 16 mal.
Dann gibt es aber noch die STEPS, die angeben, wie lange der Schritt gehalten wird, was maximal 32 Steps sind. Üblicherweise nennt sich so etwas „Gate“, aber was soll’s. Einzelne Schritte können mit SKIP übersprungen werden. Mit diesen beiden Parametern werden die „Zwischenschritte“ zu den maximal 128 Steps aufgefüllt.
DieTonhöhe wird über die Balken eingestellt. Es kann über den CHORD-Parameter aber statt einer Einzelnote auch ein Akkord ausgewählt werden. Die Tonarten werden in den anliegenden Sektionen SCALE und PITCH eingestellt. Dabei können Noten, die (nicht) in der Tonart vorkommen, beliebig auf der Klaviatur (de-) aktiviert werden.
In der Pitch-Sektion gibt es einen interessanten Parameter names „CHORD-INV“, der auch automtisiert werden kann. Bei Pitchbend kann die Reichweite bis zu insgesamt 48 st (Semitöne) eingestellt werden, SPREAD ist ein psychoakustischer Verteilungseffekt.
Modulation
Zur Modulation eines Parameters wird eines der Mini-Regler-Symbole aktiviert und dann der Zielparameter ausgewählt. Der aktuelle Parameterwert dient dabei als Nullposition für die positive und negative Auslenkung der Modulation und die Modulationstiefe. Drehen an denselben Parametern, verändert dann die Lage des Nullpunktes. Gelöscht wird eine Modulation durch Aktivieren der Modulationsquelle und Doppeltippen auf den Zielparameter. Leider ist es nach Deaktivieren der der Modulationsquelle nicht mehr so einfach ersichtlich, auf welche Ziele sie eigentlich einwirkt. Das könnte durch ein Update noch nachgebessert werden. Es können fast alle Parameter von John Howes Stacks moduliert werden.
An Modulationsquellen gibt es einen 16-Step-Balken-Sequencer und zwei LFOs mit drei gleichzeitig addressierbaren Schwingsformen (Sägezahn, Dreieck und Rechteck, soweit man die kleinen Laufbalken entschlüsseln kann). Die LFOs können starr synchronisiert oder mit Ripple, Flutter und Random entsprechned unregelmäßig laufen. AMT beschreibt dabei die Amplitude (Auslenkungsgrad) und RATE die Geschwindigkeit der LFOs. Dazu kommt noch ein Hüllkurvenfolger sowie ein X/Y-Pad als Modulationsquelle.
Synthesizer
Der Wavetable-Synthesizer steht als erste, grundlegende Audioquelle für die Looper zur Verfügung, um dort resampelt zu werden. Es kann aber auch der Audioeingang als Signalquelle benutzt werden.
Die Verstärkerhüllkurvensektion bietet neben dem CLEAN-Modus mit normalem ADSR als Besonderheit einen DRONE-Parameter, der sich nach Unison anhört, und auch ein Westcoast LPG (Low Pass Gate) mit PING- und BITE-Parameter. Zum Abschluss gibt es noch einen Chorus, der stark an den Roland Juno-60 Chorus erinnert, zumindest von den drei Auswahlstufen her.
Effekte
Es gibt wahlweise ein Stereo- oder Ping-Pong-Delay und einen Federhall in zwei Ausführugen, der seriell, parallel, als Send oder als Insert zugewiesen werden kann. Die Auswahl ist jetzt zwar nicht so üppig, aber über weitere Parameter wie HP/LP-Filter und Frequenzverschiebung sowie Mix können die Effekte gut ins Klanggeschehen eingepasst werden.
Looper
Die vier Looper sind alle identisch aufgebaut und können alle auf einmal in ABCD-Ansicht oder in Pärchen (AB/CD) angezeigt werden. In der Dualansicht werden auch die Parameter angezeigt, die je nach Modus unterschiedlich sind. Zur Auswahl stehen die Modi Tonbandsimulation (Reel), Grainular-Synthesizer und Slicer. Für Reel gibt es die Parameter Tonhöhe, Bias (Vormagnetisierung), Focus (Headbump), Flutter (Gleichlaufschwankungen), Verzerrung, Rauschen, Tone (Tilt-EQ), Lautstärke, Panorama sowie Delay- und Reverb-Anteil.
Grain und Slicer unterscheiden sich eigentlich nur durch die Grain-Größe, die bei Grain in Millisekunden eingestellt wird und unsynchronisiert ist, bei Slice in Taktmaßen. Die Parameter Size (Grain-Größe), Position (Playhead im Loop), Spray (Verteilung) und Density (Dichte) haben ansonsten für beide Modi die gleichen Funktionen.
Die Looper können als Quelle den Synthesizer bzw. den Audioeingang haben oder sich selbst overdubbed, also mit Parameteränderungen etc., resampeln. Das ist über die SOURCE-Option wählbar. Oder man lädt über das iOS-Dateisystem ein eigenes Sample in den Looper.
Der Loop kann dann auch als eigenes Sample exportiert werden.
Im Standalone-Modus lassen sich diverse Einstellungen wie Sample-Rate, Audio- und MIDI-Interface, Puffergröße und Ableton-Link etc. einstellen, während in der Plug-in-Version da natürlich alles vom Host geregelt wird. Ebenso können hier alle Parameter von John Howes Stacks MIDI-fiziert werden.
Hinweis: Der Peak der Audiobeispiele liegt bei -6 dBFS