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Test: JoMoX M.Brane 11, Analog Drummodul

Analoges Drum-Modeling

13. November 2010

Analoges Physical Modeling – die M.Brane 11

Analoge Drumsounds sind nun wahrlich keine Mangelware. Unzählige Sample-Librarys jeglicher Form und Größe kommen fast im wöchentlichen Turnus auf den Markt. Ob die x-te Auflage der klassischen Drummaschinenklänge oder mit Modularsynthesizern aufwändig erstellte und hochwertigem Equipment nachbearbeitete Sounds – mit wenigen Klicks erreicht man die entsprechenden Download-Anbieter. Braucht man also noch extra einen spezialisierten Drumsynthesizer? Ich meine ja, denn der Spaß am direkten „Schrauben“ und das gewisse Eigenleben einer analogen Schaltung sind für mich und so manchen Anwender mit einer Gigabyte-Library eben doch nicht aufzuwiegen. Und wenn der Drummie dann noch eigenständig und keine Kopie eines alten Klassikers ist, kann dieser selbst für einen Plug-in-verliebten computerabhängigen Trackbastler eine Überlegung wert sein.

Was macht die Membran auf der T-Brücke?

Der Name M.Brane ist eine Verklausulierung des Wortes Membran und damit eine Anspielung auf das Konzept des auf Snares und Percussion zugeschnittenen Gerätes. Solche Drumsounds wurden bislang in analogen Drummaschinen/-synthesizern meist mit gefiltertem Noise geformt, bei besseren Geräten kam noch ein kurzer, tonaler Klang für den Attack hinzu. Die M.Brane11 geht mit ihrer Klangerzeugung einen etwas anderen Weg. Hier wird auf vereinfachte Weise das Verhalten einer Trommel nachgeahmt, analoges Physical Modeling sozusagen. Zwei so genannte T-Bridge-Oszillatoren werden durch einen Triggerimpuls angeregt und schwingen dann munter drauf los. Bei den T-Bridge-Oszillatoren handelt es sich im Grunde genommen um zwei einfache Bandpassfilter, die durch den Triggerimpuls in Eigenschwingung versetzt werden. Da die Schaltung wie der Buchstabe „T“ aussieht bekamen sie ihren Eigennamen. Wirklich neu ist das Prinzip des „fast schwingenden“ Bandfilters für Drumsounds jedoch gar nicht, ähnliches findet sich auch in der alten Roland-Drummaschinen, etwa bei den Schaltungen für Toms und Congas.

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Die eigentliche Besonderheit bei der M.Brane11 liegt in der Verschaltung der T-Bridge-Oszillatoren. Die beiden ca. eine Oktave unterschiedlich gestimmten Oszillatoren können sich gegenseitig modulieren und interagieren somit ähnlich wie die beiden Felle (Membranen) einer Trommel. Die Amplituden der in Schwingung geratenen Oszillatoren addieren oder subtrahieren sich je nach Phasenlage. Mit einer Dämpfungsfunktion und freiem Tuning pro Oszillator kann über diese wechselseitige Beeinflussung ein sehr breites Klangspektrum erzeugt werden. Zu dessen Ergänzung gibt es noch einen Rauschgenerator, der neben weißem Rauschen auch eine Vielzahl an metallischen Klangfarben liefert. Zusammengeführt ergeben diese drei Klangkomponenten die M.Brane-Sounds.

 

Das theoretische Innenleben der M.Brane11

Das theoretische Innenleben der M.Brane11

Full Metal Jacket

Die M.Brane11 sitzt im gleichen, quadratischen Metallgehäuse wie der Bassdrum-Spezialist MBase11, demzufolge gibt es hier das gleiche Bedienkonzept. Zentral liegt ein dreistelliges, numerisches Display für die Werteanzeige, die mit einem Encoder fein in Einzelschritten oder einem analogem Regler zügig eingestellt werden kann. Der Encoder wurde übrigens gegenüber dem alten MBase-Modell (01) verbessert. Die einzelnen Parameter werden mittels Up/Down-Tasten aus zwei Reihen, die sich links und rechts vom Display befinden, angewählt. Rechts sind alle klangrelevanten Parameter versammelt, links die Systemeinstellungen und ein LFO.

Grundsätzlich ist die Editierung recht einfach, da es nur relativ wenige Parameter gibt. Aber für einen feinsinnigen Abgleich von zwei oder mehreren Parametern muss man ständig zwischen den Menüs hin und her springen. Da die Funktionen mitunter sehr empfindlich auch auf kleine Veränderungen reagieren, sind Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt. Ein Softwareeditor oder eine zusätzliche Controllerbox können hier äußerst hilfreich sein. Da sich alle Parameter mit normalen (festgelegten) MIDI-CC-Befehlen steuern lassen, ist eine Fernsteuerung überhaupt kein Problem. XBase09/999-Besitzer können sogar die Regler der Snare-Sektion dafür verwenden, da die Controllernummern hierauf angepasst sind. Doch ist wegen der erwähnten Empfindlichkeit der Parameter etwas Vorsicht geboten. Man ist es normalerweise gewohnt, alle Regler lustig von linkem zum rechtem Vollanschlag zu kurbeln, um zu sehen, was mit dem Klang passiert. Bei der M.Brane11 kommt dabei oft nur Quatsch zustande. Man muss schon etwas feinfühlig nach den „sweet spots“ suchen, gerade bei gekoppelten Oszillatoren liegen die sinnvollen Klänge oft nur in engen Wertebereichen.

Mit den Reglern der XBase-Snare können die wichtigsten Funktionen der M.Brane gesteuert werden

Etwas ungewöhnlich ist die Aufteilung des Presetspeichers, denn hier gibt es 100 Presetklänge, aber nur 10 Speicherplätze für Eigenkreationen. Wer gern selbst Klänge erstellt, muss hier öfter mal den Sysex-Dump bemühen. Dabei wird nicht wie gewöhnlich der gesamte Speicherinhalt, sondern nur das aktuelle Presets gesendet. Der Vorteil ist hierbei, dass man sich so seine Favoriten in beliebiger Reihenfolge stets neu zusammenstellen kann.

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Die Rückseite bietet MIDI-Ein- und -Ausgang, Netzteilanschluss, einen Triggereingang für Audiosignale oder ein Drumpad sowie den Audioausgang, der wie bei allen JoMoX-Geräten einen ziemlich hohen Pegel liefert. Beim Anschluss an Digitalmischpulte oder Computer-Interfaces ist daher eine Pad-Absenkung ratsam.

Dynamizität

Ein M.Brane-Sound kann entweder über MIDI oder besagten Xtrig-Eingang gespielt werden. Per MIDI ist man leider auf die Note E1 festgelegt, ein Umstellen auf eine andere Triggernoten ist nicht möglich. Möchte man z.B. eine ältere Drummaschine zum Triggern verwenden, kann man das Pech haben, dass diese genau eben jenen Notenwert nicht liefert. So geht es unter anderem mit der XBase09, die ihre Snare über MIDI auf D1 ausgibt. In diesem speziellen Fall muss man sich mit den nicht sehr komfortablem XBase-MIDI-Tracks behelfen. Allerdings empfiehlt sich zum Spielen der M.Brane11 sowieso ein Velocity-fähiger Sequenzer, am besten mit Gummipads wie beispielsweise eine Akai MPC oder E-MU Command Station, denn die Sounds können sehr gut auf Dynamik reagieren. Im Gegensatz zu herkömmlichen Analogsnares bzw. -percussions leben die M.Brane-Klänge bei dynamischem Spiel richtig auf. Hier reagieren die gekoppelten Oszillatoren annähernd wie das physikalische Vorbild. Bei geringer Velocity entsteht ein kurzer, leiser Zwischenschlag, mit zunehmender Anschlagstärke wird der Sound immer voller und offener, und klingt länger aus. Das klingt hier anders als bei einer simplen Velocity-abhängigen Filteröffnung, die M.Brane11 erzeugt viel mehr Nuancen. Bei einigen Presetsounds differiert der Sound sogar so weit, dass man die Anschlagdynamik im Sequenzer nachträglich eingrenzen muss, um sich nicht zu weit vom Ausgangsklang zu entfernen.

Darin liegt der Hauptunterschied der M.Brane11 zu bisherigen analogen Drumsynthesizern. Auch wenn die Tonerzeugung flexibel ist und eigenständige Drumsounds ermöglicht, holt man hier nicht unbedingt völlig neuartige, nie gehörte Klänge heraus. Snares, die nach TR909 klingen oder, bei Verwendung nur eines Oszillators, Percussions, die an die TR808 erinnern, sind bei den Presets in vielen Varianten gut vertreten. Natürlich lassen sich auch eigenständige Drums erzeugen, aber trotz der speziellen Klangerzeugung wurde das analoge Drum-Rad nicht neu erfunden. Vielmehr lassen sich dank des Schaltungskonzeptes die Sounds deutlich natürlicher spielen, als es bislang möglich war.

Neben Snares und Tom-ähnlichen Drums lassen sich mit dem metallischen Rauschgenerator auch vielseitige Percussionklänge erzeugen. Cowbells, hochgestimmte Triangeln oder eher synthetische Percussions gelingen gut. Cymbals hingegen gehören trotz der geeigneten metallischen Ausgangsbasis nicht zum Repertoire, da das Decay hierfür deutlich zu kurz ist.

YouTube Demo

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Fazit

Die Jomox M.Brane 11 ist ein etwas anderer Drumsynthesizer. Mit dem Grundgedanken an das physikalische Modell bietet das Gerät dynamisch Klänge, wie es sie in dieser Sparte noch nicht gab. Daher eignet sich die M.Brane11 auch nur bedingt als Sample-Lieferant, es sei denn, man zeichnet komplette Rhythmusfiguren auf. Aber eigentlich muss die M.Brane11 schon „in echt“ ihren Part zum Track beisteuern. Für ambitionierte Klangbastler empfiehlt sich ein Softwareeditor oder programmierbarer MIDI-Controller, um die M.Brane11 vernünftig editieren zu können, und man muss die Presets per MIDI-Dump archivieren. Wer jedoch hauptsächlich nur die Presetsounds nutzen und gegebenenfalls etwas anpassen will, kommt auch so gut zurecht.

Plus

  • sehr guter Klang
  • flexible Tonerzeugung für Snares und Percussions
  • sehr gute Dynamikumsetzung in der Klangerzeugung
  • vollständig MIDI-steuerbar und speicherbar

Minus

  • MIDI-Triggernote nicht veränderbar
  • Editierung am Gerät nicht optimal
  • nur 10 User-Speicherplätze

Preis

  • UVP: 279,- Euro
  • Straßenpreis: 259,- Euro
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Klangbeispiele
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