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Test: Jptr FX Fernweh, Echopedal

Fernweh im Herzen!

13. November 2018

Stöbert man durch die Foren, fällt einem auf, dass der Name des deutschen Pedalbauers Jptr FX zuletzt immer öfter zu lesen ist. Wir hier bei AMAZONA.de haben zuletzt uns zuletzt dem Super Weirdo gewidmet und festgestellt, dass Jptr FX sehr bewusst eine Nische besetzt – krachig, noisey, nichts für die zarten Gemüter. Die Charakteristik des für Jptr FX typischen Sounds ist zwischen Industrial-Kälte und Noise zu verorten. Der Feedback-Switch des Super Weirdos beispielsweise ist in der Lage, regelrechte Arien der Zerstörung loszutreten – Oszillation lautet das Zauberwort. Aber wenn man sich den Jptr FX Katalog ansieht, merkt man schnell, dass die Firma sich inzwischen auch an die leiseren Töne heranwagt.

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Für jeden Pedalbauer ist die Herstellung und Vermarktung eines eigenen Delays ein bedeutender Schritt. Keine Effektklasse ist bei Gitarristen so beliebt, an keiner haben sich so viele Spezialisten und Tüftler versucht. Nun hat Jptr FX eine eigene Iteration der Effektklasse gewagt – das Fernweh ist da! Worum handelt es sich? Im Grunde um zwei integrierte Delays, die unabhängig voneinander modelliert und anschließend zusammengeführt werden können. Das Ergebnis können komplexe rhythmische Muster sein oder, eben ganz typisch für Jptr FX, oszillierender Wahnsinn. Schafft es Jptr FX, mit dem Fernweh noch mehr im Mainstream der Pedalwelt anzukommen? Man wünscht es dem deutschen Pedalbauer, und wir gucken uns jetzt an, was das Fernweh so reißen kann.

Jptr FX Fernweh – Facts and Features

Brachial, ominös und trotzdem irgendwie elegant – klar, Design ist auch immer ein Stück weit Geschmacksfrage, aber die silberschwarze Ästhetik des Sortiments von Jptr FX gefällt und kommt beim Fernweh besonders gut. Die 9-Volt-Buchse befindet sich in der Mitte zwischen dem IN- und OUT-Anschluss sowie zwei (!) separaten Expression-Buchsen. Wozu die gut sind? Die Idee dahinter ist, Time und Feedback separat voneinander per Expression-Pedal ansteuern zu können. Ein definitives Alleinstellungsmerkmal des Fernwehs also. Die Buchsen sind an der Stirnseite angebracht und gewohnt gut verarbeitete Potis sowie eine akkurat aufgesetzte rustikale Bodenplatte ohne Wölbung oder Unebenheiten – schön, dass es trotz martialischem Design bei den Feinheiten nicht hapert. Einziger Wermutstropfen hier und auch einer, den der Autor immer wieder beklagt bei verschiedenen Herstellern – diese grellen LED-Leuchten sind einfach nur unnötig. Jeder Blick aufs Panel wird von tanzenden Sternen im Sichtfeld begleitet – muss das sein?

Wie eingangs erwähnt, handelt es sich beim Fernweh um zwei aufeinander aufbauende Delays, die entweder separat oder zusammen eingeschaltet werden können. Ein Bypass-Schalter, ein Momentary-Switch sowie ein Oszillations-Stomper dazwischen – so verhält sich das Ganze erst mal. Der Bypass-Schalter aktiviert entweder eine Delay-Spur oder beide, je nachdem was über den Momentary-Switch gerade angewählt ist – über den lässt sich also „on the fly“ zwischen zwei Delay-Zeiten wechseln, von einfachen Sounds bis hin zu komplexeren, rhythmischen Mustern.

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Die ersten Gehversuche mit dem Oszillations-Button verlaufen holprig – es wäre ja auch nicht anders zu erwarten von Jptr FX, dass einen das Ding erst mal tollwütig anfällt, auch wenn es sich hier um eine eher zurückhaltende Effektklasse handeln soll. Um zu verstehen, wie die Kontrollmechanismen des Fernweh interagieren, müssen wir uns das Bedienpanel genauer ansehen.

Jptr FX Fernweh – Potis und Schalter

Beide Delays des Fernweh besitzen jeweils ihre drei eigenen Potis, über die drei eigene Parameter angesteuert werden. Das verhält sich bei beiden gleich:

  • Mix lässt einen das Dry-Wet-Verhältnis des Signals einstellen. Auffällig ist hier, dass eine komplette Annihilation des Dry Signals nicht möglich ist, sondern dass es immer ein Stück weit erhalten bleibt – das gilt für beide integrierten Delays. Kein zwangsläufiges Manko, da ein hundertprozentiges Wet-Signal bei Delays nur bedingt sinnig ist. Dafür macht sich im Anschlag ein zusätzlicher Boost bemerkbar.
  • Time lässt einen einfach die Zeit des Delays einstellen, mit einer maximalen Verzögerungszeit von bis zu 450 ms. Da dies für beide Delays möglich ist, lassen sich so mühelos rhythmische Muster oder interessante Trails basteln.
  • Feedback für beide Delays ermöglicht es, den Gain der Repeats einzupendeln. Ganz Jptr FX typisch führt ein maximales Reindrehen des Potis zu wilder Selbstoszillation – nicht zu harsch und leicht kontrollierbar in diesem Fall.

Schon beim Rausholen aus der Verpackung aber drängte sich die Erkenntnis auf, dass Jptr FX das Pedal nicht ohne guten Grund als Multi Reflector Unit bezeichnen. Denn eins der selbstverständlichsten Delay-Features fehlt beim Fernweh: Tap-Tempo. Das ist insofern zu verschmerzen, als dass die Intervalle des Delays über das Expression-Pedal live eingestellt werden können, aber auch da muss man sich dann eher an seinem Gehör orientieren. Unpraktisch, aber verkraftbar, wenn man die Philosophie von Jptr FX im Hinterkopf behält – warum sauber tappen, wenn man das Finden des richtigen Tempos mit „noisigen“ Bending-Effekten kombinieren kann.

Zusätzlich besitzt das Fernweh zwei große, mittige Potis, von denen der untere allgemein die Oszillation der Repeats regelt und der obere einen alternativen Time-Potis für Delay 1 darstellt, was die rhythmischen Kombinationsmöglichkeiten des Fernwehs noch mal erhöht. Jetzt steht natürlich im Raum, was der Klang des Fernweh hervorbringt. Vom Ansatz und dem Prinzip her zumindest, dass dem Fernweh zugrunde liegt, wird schnell deutlich, dass man sich hier wieder auf eigensinnigem, originellem Terrain befindet!

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Warum nur 2 Sternchen? Klingt doch ganz spannend, das Teil. Alte Tape Echos und Binsons muss man auch nach Gehör einstellen. Rauschen tun die auch. Ich finde das kreativ und es macht mir Spass, die digitale Perfektion mal zu vergessen.

    • Profilbild
      Dimitri RED

      Durchaus – also ich gebe dir Recht hinsichtlich der digitalen Perfektion. Aber das Gerät muss in sich geschlossen sein und ein rundes Gesamtbild bieten. Warum dies nicht der Fall ist, lege ich im Test ja dar.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Rauscht ja schlimmer als mein fast 40 Jahre altes Echopet 250 — das dafür um Längen besser klingt. Ob man sowas im Jahre 2018 wirklich noch braucht (zumal die vorgestellten Effektmöglichkeiten nicht wirklich aussagekräftig waren und dieses Delay von anderen Vertretern derselben Spezies deutlich erkennbar unterscheiden)…?
    .
    Und bitte nicht immer nur Demos mit Stromgitarre — Tretminen lassen sich auch an Geräten mit diesen weißen und schwarzen Dingern dran einsetzen.
    .

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