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Test: Jptr FX Fernweh, Echopedal

(ID: 248192)

Jptr FX Fernweh – in der Praxis

Bei einer Reflector-Unit mit zwei aufeinander angewiesenen Delays, deren Repeats oszillieren können, kann alles schnell verwaschen klingen. Viele Pedale von Jptr FX profitieren von dem charakteristischen metallischen Sound, der sich im Falle eines Delays sich irgendwo zwischen unterkühltem Grundsound und verwaschenem Soundteppich äußert. Das ist prinzipiell nicht schlecht – das Fernweh besitzt eben diesen Charakter und der ist und bleibt eine Frage des Geschmacks. Man schaltet ihn ein und das Signal erhält sofort eine leicht sphärische Einfärbung. Dass der Sound aber für viele Puristen zu blechern klingt, ist trotzdem nachvollziehbar. Auch wenn die Delays klar abgrenzt ineinandergreifen, entsteht hier schnell ein Teppich anstatt eines glasklaren Pingpongspiels zweier Delay-Signale.

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Aber das ist nicht der eigentliche Kritikpunkt. Der hängt mit dem Zusammenspiel von Delay und Oszillations-Button zusammen. Hinter der 12-Uhr-Einstellung auf dem Mix-Poti sind die Repeats fast nicht mehr auszumachen – dies gilt für beide Delays. Der Oszillations-Button reagiert sehr brutal, sehr schnell, ein wenig besser, wenn der Mix der Delays um die 12 Uhr Marke eingependelt ist, aber dafür ist dann das Delay-Signal kaum auszumachen. Dreht man den Mix jedoch hoch, um sich mehr am Delay-Signal erfreuen zu können, fliegt einem die Oszillation sofort um die Ohren. Das Verhältnis zwischen beidem stimmt also nur bedingt. Ungerne will man die Wahl haben müssen zwischen zu leisem Delay und zu lauter Oszillation.

Kommen wir zum eigentlichen Sound. Den Einstieg machen wir mit nur einem Delay eingeschaltet, hohem Mix, ohne dass mit der Selbstoszillation gespielt wird. Nach ein bisschen Rumprobieren offenbart sich dann auch ein erfreulich klarer Klang, die Repeats muten recht edel, ja nahezu metallisch an.

Wenn man die Delay-Zeit ausweitet und dem Sound Raum zum Atmen gibt, offenbart sich dann doch die Rauschanfälligkeit des Fernwehs – im Hintergrund ist das leichte Skipping der Oszillation zu vernehmen. Trotzdem lassen sich für Jptr FX ganz und gar edle, sphärische Klänge produzieren. Die Repeats sind hier auch wieder glasklar. Trotz des omnipräsenten Rauschens gefällt die Klangcharakteristik grundsätzlich.

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Kommen wir zur doppelten Delay-Power. Hier passen wir beide Delay-Zeiten soweit aufeinander an, dass sie ein rhythmisches Dual-Muster ergeben. Der Mix ist auf Maximum gehalten, um dem Ganzen ein bisschen Grit zu geben – tatsächlich bleiben die Repeats selbst trotzdem recht sauber und klar. Leider ist auch hier das Hintergrundrauschen jedoch wieder hartnäckig.

Leider wird schnell deutlich, dass dieses Rauschen kommt und geht, wie es will – manchmal schleicht es sich hinter die Repeats, dann verschwindet es spurlos nach nur einer geringfügigen Änderung der Einstellungen. Unberechenbar, ja – aber zu welchem Preis? Wenn Pedale zu viel Eigenleben besitzen, ertappt man sich oft dabei, sie beim Spielen nicht anzuwählen, aus Angst vor unliebsamen Überraschungen.

Nun zum Oszillations-Button – die große Krux des Ganzen. Hörbeispiele anderer Tester haben zutage gefördert, dass der sich eigentlich zähmen lässt. Vielleicht ist es dem vorliegenden Exemplar geschuldet, aber auch nach viel Rumprobieren mit wenig Mix kommt die Oszillation zu schnell, zu stark – das macht den Button fast unbrauchbar in diesem Fall. Schwellende Oszillation für Delays macht mehr Sinn, wenn sie sich kontrolliert nutzen lässt, Raum und Zeit annimmt, ehe sie sich zu einer Rauschwolke aufbläht. Hier kommen die Repeats einfach verzerrt herausgeschossen und nehmen viel zu schnell hochgradig „gainige“ Form an. Klar, fuck your ears – aber man muss die Kirche auch mal im Dorf lassen und für einen so kühl anmutenden, klaren Echosound passt eine derart schnell eskalierende Oszillation einfach nicht. Vorsicht – laut!

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Fazit

Jptr FX bleibt relevant – ohne Frage hat einer der charakteristischsten deutschen Pedalbauer, der inzwischen auch in Übersee wahrgenommen wird, eine Menge interessanter und leistungsfähiger Pedale erschaffen – wohlgemerkt in Eigenregie und das noch in jungen Jahren. Insofern ist es nicht tragisch, wenn nicht jedes Pedal ein Volltreffer ist. Das Fernweh hat einen ansprechenden Charakter, ganz getreu des generellen Kanons von Jptr FX: kalt, sphärisch und fast fremdartig. Auch lädt der Dual-Delay Ansatz immer wieder dazu ein, zu experimentieren und sich Muster zu erdenken.

Das Rauschen jedoch, das das Fernweh mit sich bringt, ist so hartnäckig, dass es einem die Lust rauben kann, wenn man sich an den leisen Tönen versucht. Hinzu kommt, dass der OszillationsButton schlichtweg zu aggressiv ist und zu schnell eskaliert. Die Repeats kollabieren, weiten sich aber nicht zur Wolke aus und so schießen einem einfach Pfeile aus purem Gain entgegen – ein bisschen Zähmung wäre hier besser gewesen. Insgesamt also ein im Grunde gelungenes Delay mit ein paar Schönheitsfehlern. Trotzdem darf man gespannt sein, was Jptr FX in naher Zukunft so auf den Markt bringen wird!

Plus

  • metallischer, atmosphärischer Klang
  • viel Charakteristik
  • Dualfunktion macht Spaß

Minus

  • Oszillation entfesselt zu schnell
  • konstantes Rauschen mindert die Klangqualität

Preis

  • Ladenpreis: 199,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Warum nur 2 Sternchen? Klingt doch ganz spannend, das Teil. Alte Tape Echos und Binsons muss man auch nach Gehör einstellen. Rauschen tun die auch. Ich finde das kreativ und es macht mir Spass, die digitale Perfektion mal zu vergessen.

    • Profilbild
      Dimitri RED

      Durchaus – also ich gebe dir Recht hinsichtlich der digitalen Perfektion. Aber das Gerät muss in sich geschlossen sein und ein rundes Gesamtbild bieten. Warum dies nicht der Fall ist, lege ich im Test ja dar.

  2. Profilbild
    iggy_pop AHU

    Rauscht ja schlimmer als mein fast 40 Jahre altes Echopet 250 — das dafür um Längen besser klingt. Ob man sowas im Jahre 2018 wirklich noch braucht (zumal die vorgestellten Effektmöglichkeiten nicht wirklich aussagekräftig waren und dieses Delay von anderen Vertretern derselben Spezies deutlich erkennbar unterscheiden)…?
    .
    Und bitte nicht immer nur Demos mit Stromgitarre — Tretminen lassen sich auch an Geräten mit diesen weißen und schwarzen Dingern dran einsetzen.
    .

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