Neues Futter für den Nahfeld Monitor Low-Budget Bereich
Die Zeiten haben sich geändert. Man kann sich kaum des Eindrucks erwehren, dass gefühlt einmal pro Woche ein neues Paar Nahfeld-Studiomonitore des unteren und untersten Preissegments auf den Markt kommt. Verständlich ist dies allemal, da nur eine kleine Handvoll selbstständiger Produzenten und Tontechniker heutzutage noch von den Einnahmen eines Tonstudios ihren Lebensunterhalt bestreiten können und sich der überwiegende Teil aus Hobbyisten zusammensetzt, die aus wirtschaftlichen Gründen nicht bereit sind, für ihr Hobby vierstellige Beträge oder mehr pro Box auszugeben. Ein weiterer Vertreter der Low-Budget Ausrüster ist die amerikanische Firma Kali Audio, die mit ihren beiden Kali Audio LP-6 und LP-8 Monitor-Paaren dank chinesischer Fertigung für große Anerkennung in Sachen Preis-Leistung sorgen.
Die Konstruktion der Kali Audio LP-6 und LP-8
Sowohl das Produkt LP-6 als auch das größere LP-8 Modell verfügen über gleich mehrere identische Bauteile. Bei Monitoren dieser Preisstufe (Ladenpreis LP-6 = 179,- Euro, Ladenpreis LP-8 = 299,- Euro) ist es mittlerweile üblich, keine komplette Neukonstruktion je Produkt zu initiieren, sondern vielmehr das Aufstocken je nach Leistungsklasse durchzuführen. So verfügen die beiden 2-Wege Konstruktionen über den gleichen Hochtöner in Form eines 1 Zoll Seidenkalottentreibers mit 40 Watt Leistung und identischen Waveguides.
Entsprechend der Bezeichnungen kommt bei der LP-6 Ausführung ein 6 Zoll Tieftöner mit 40 Watt, bei der LP-8 Ausführung ein 8 Zoll Tieftöner mit 60 Watt zum Einsatz. Weitere Unterschiede ergeben sich wie folgt (Angaben des Herstellers):
LP-8:
- Crossover Frequenz: 1,8 kHz
- Grenzfrequenz Bass: 45 Hz
- maximaler SPL: 114 dB
- Abmessungen: 419 mm x 254 mm x 280 mm
- Gewicht: 9 kg
LP-6:
- Crossover Frequenz: 1,5 kHz
- Grenzfrequenz Bass: 47 Hz
- maximaler SPL: 112 dB
- Abmessungen: 359 mm x 222 mm x 260 mm
- Gewicht: 7 kg
Beiden Ausführungen liegen zwei Stromkabel – ein Kaltgerätekabel mit Schuko- und eines mit dem sogenannten Commonwealth-Stecker, der beispielsweise in UK Verwendung findet, bei. Zudem können die Boxen über vier beiliegende, aufklebbare Gummipads rudimentär von ihrer Stellfläche entkoppelt werden.
Die Rückseite der Kali Audio LP-6 und LP-8
Im Gegensatz zu vielen anderen Nahfeldmonitor-Anbietern, nicht nur jenen der Low-Budget Abteilung, verfügen die Kali Audio LP-6 und LP-8 über insgesamt drei verschiedene Eingangsbuchsen, die mit XLR (+4 dBu Eingangsempfindlichkeit), TRS (+4 dBu Eingangsempfindlichkeit) und RCA (-10 dBu Eingangsempfindlichkeit) alle gängigen, analogen Eingangsquellen abdecken. Über insgesamt neun DIP-Schalter lassen sich zudem sehr umfangreiche Raumanpassungen vornehmen, die in kleinen Bildern dem unerfahrenen Einsteiger visuell unter die Arme greifen. DIP-Schalter Nummer 10 aktiviert die RCA-Buchse, die aus Nebengeräuschsgründen im Auslieferungszustand deaktiviert ist. Folgende Presets sind aktivierbar:
- Positionierung Lautsprecher auf Boxenständer, Entfernung Lautsprecher mindestens 50 cm Abstand von der nächsten Wand
- Positionierung Lautsprecher auf Boxenständer, Entfernung Lautsprecher weniger als 50 cm Abstand von der nächsten Wand
- Positionierung Lautsprecher auf Boxenständer, Positionierung Lautsprecher direkt an der Wand
- Positionierung Lautsprecher direkt auf der Meter Bridge
- Positionierung Lautsprecher auf dem Schreibtisch mit mindestens 50 cm Abstand von der nächsten Wand
- Positionierung Lautsprecher auf dem Schreibtisch mit weniger als 50 cm Abstand von der nächsten Wand
- Positionierung Lautsprecher auf dem Schreibtisch direkt an der Wand
- Positionierung Lautsprecher mittels Wandhalterung
Die umfangreichen Anpassungen ergeben durchaus Sinn, da man im Homerecording-Bereich nur selten über akustisch optimierte Räume verfügt und man nahezu nie entsprechenden Platz zur optimierten Boxenplatzierung zur Verfügung hat. Des Weiteren kann man über DIP-Kombinationen je nach persönlichem Geschmack jeweils einen -/+2 dB Bass- oder Höhenboost/-absenkung als Shelving-Filter aktivieren.
Ein Volume-Regler mit 0 dB Rasterung lässt sich von – unendlich bis +6 dB einstellen. Leider bezieht sich die Rasterung nur auf die 0 dB Einstellung, der Lautstärkenabgleich der beiden Monitore unterhalb und oberhalb der Markierung muss leider nach Gehör vorgenommen werden. Ansonsten, Kaltgerätestecker, On/Off-Schalter, fertig.
Die Vorderseite der Kali Audio LP-6 und der LP-8
Frontseitig fällt neben dem optisch ansprechenden Konzept vor allem die vergleichsweise große Bassreflexöffnung ins Auge. Ein Blick ins Innere lässt keinerlei Dämpfungsmaterial erkennen, zeigt aber auch die insgesamt sehr saubere Verarbeitung des Produktes. Bei Inbetriebnahme leuchtet die Status-LED blau auf, im Stand-by Modus leuchtet sie orange.
Die Kali Audio LP-6 und LP-8 in der Praxis
Zu Beginn des Tests gab es leider direkt ein unerwartetes Problem. Die Boxen schalteten nach ca. 20 Minuten ohne Signaleingabe in den Stand-by Betrieb (LED orange), was durchaus positiv zu bewerten ist. Diesen wollten sie aber nicht mehr verlassen, egal wie stark ich ein Nutzsignal auf die Boxen leitete. Man muss dazu sagen, dass dies in meinem Broadcast Studio stattfand, wo der Pegel über die Tastatur geregelt wird. Selbst der Maximalpegel über die Tastaturkontrollsounds holte sie nicht aus dem Schlaf zurück, es blieb mir also nichts anderes übrig, als die Monitore zu deaktivieren und wieder neu zu starten. Ich wiederholte die Prozedur mit Maximalpegel an allen Controller-Punkten und basslastiger Musik, was schließlich ein Aufwachen des Systems ermöglichte.
Ob es sich um einen Werksfehler bei der nur für Europa ausgelieferten Version handelt oder ob diese Schaltung mit Absicht so grob in der Empfindlichkeit ausgelegt wurde, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Fakt ist, sollte diese Schaltung mit Absicht so ausgelegt sein, sind die Boxen zumindest für User wie mich faktisch unbrauchbar in der Praxis, sorry. Hier sollte der Hersteller auf jeden Fall eine Überprüfung anordnen, zumal Konkurrenzprodukte in diesem Testbereich deutlich feinfühliger zu Werke gehen.
Was bereits nach den ersten Tönen auffällt, ist das Abstrahlverhalten bzgl. des Waveguides. Das Stereodreieck ist hier deutlich breiter angelegt als bei anderen Vertretern dieser Leistungsklasse und hinterlässt einen guten Eindruck. Allerdings leidet die Tiefenstaffelung ein wenig unter dieser Bauweise. Hier muss allerdings jeder für sich selbst herausfinden, was ihm wichtiger ist. Das Impulsverhalten ist für diese Preisklasse sehr gut, also alles in bester Ordnung? Nun, nicht ganz.
Klanglich wird man dann doch sehr schnell mit dem Ladenpreis des Produktes konfrontiert. Nicht dass die Monitore wirklich schlecht klingen würden, allerdings fehlt es beiden Produkten an gleich mehreren Punkten. Der Bass ist stramm, allerdings ohne die nötige Wärme und Definition. Bei synthetischer Musik kann dieser Grundklang noch gut kompensiert werden, bei natürlichen Instrumenten hingegen wird dieser Makel schnell offensichtlich. Die Frequenzen unterhalb 70 Hz werden erwartungsgemäß nur angeschnitten, für eine definiertere Wiedergabe muss diesbezüglich ohnehin immer ein Subwoofer hinzugezogen werden.
Im Tiefmittenbereich können die Kali Audio LP-6 und LP-8 hingegen ordentlich punkten. Frequenztechnisch unterhalb der Crossover-Frequenz verrichtet der Tieftöner einen guten Job, indem er ein vergleichbar gutes und ausgewogenes Klangbild hinterlässt. Auch die Impulstreue ist ordentlich. Wie gesagt, Low-Budget, alles gut soweit.
Was mir hingegen gar nicht gefällt, ist die Hochmitten-Wiedergabe, gerade wenn es um die Gesangsfrequenzen geht. Selbst bei Referenzproduktionen kommt der Bereich vergleichsweise „quäkig“ rüber, Feinheiten in der Mikrofonierung und ähnlichem werden leider nicht adäquat erfasst. Auch High-Gain Gitarren klingen im Mitten- und Hochtonbereich sehr „belegt“, losgelöst von jeder Frische, was nicht nur klanglich eher ungünstig ist, sondern auch zu einer schnellen Ermüdung des Gehörs führt. Generell fehlt es den Kali Audio LP-6 und LP-8 an Charakter, sobald wir es mit natürlichen Instrumenten zu tun haben. Auch der Hochtonwiedergabe fehlt es etwas an Glanz. Der Grundklang bleibt auch bei aktiviertem Hochton Shelving vergleichsweise matt, man ist geneigt zu sagen, dem Ladenpreis angemessen.
In Sachen Lautstärke wissen beide Produkte für die angegebenen Werte zu überzeugen, wenngleich man vorsichtig mit der Leistungsgrenze umgehen sollte. Nähert man sich dem Maximalpegel, schlägt der Klang schlagartig in einen undefinierten Soundbrei um, den es unbedingt zu vermeiden gilt.
Danke für den Test, Axel. Die Teile wurden ja bei YT und anderen Magazinen und in Foren regelrecht hochgelobt. So wurden sie für mich auch interessant. Dein Test dämpft meine Erwartungshaltung schon deutlich.
@Sven Blau Hi Sven, du weisst ja, jeder Höreindruck ist subjektiv, von daher, am besten sich selber ein Bild machen. VG
@Sven Blau Ja, von daher war ich vom Ergebnis hier auch überrascht.
Die Kollegen von bonedo z.B. finden die LP-6 auch richtig klasse (für dieses Preissegment).
Was die englischsprachigen Reviews betrifft: Viele davon wirken auf mich irgendwie gekauft.
@phyl0x1 Nun ja, jedes Gehör und jeder Anspruch ist anders. Teste die Speaker einfach mal selber, vielleicht gefallen sie dir ja.
Ich denke manchmal, dass Studiomonitore schon ein recht komisches Gemüse sind, sollen sie doch noch nicht einmal „gefallen“, sondern einen vorzugsweise ungeschönten Blick auf den eigentlichen Klang geben. Und nach dem Bericht scheinen die Kalis weder die Schweiz zu sein, noch so recht zu gefallen. Da braucht man eine nicht vorhandene Neutralität nicht herbeizureden.
Ganz bestimmt muß man aber auch den Preis berücksichtigen. Ich kann mir gut vorstellen, dass trotz der genannten vorbehalte, die Lautsprecher immer noch einen guten Dienst „gegen“ gleichpreisiges aus dem HiFi-Keller verrichten können. Die Konlurrenz bei den üblichen Verdächtigen der Studioecke hat allerdings auch „schöne Töchter“.
Wie Axel schon schreibt: …muß man selbst reinhören…
wir haben die 8er im liquid sky radiostudio laufen (gekauft! nicht geschenkt bekommen) – eingemessen mit sonarworks studioreference – und wir sind echt angetan vom sound und druck.
ja. wir hoeren nur techno und noise und seltsames elektronisches. vielleicht siehtz bei anderen styles anders aus….
@dr w Danke, hilft mir weiter, bin nämlich gerade auf der Suche nach bezahlbaren Monitoren, meine alten Tannoy haben mittlerweile diverse Alterserscheinungen. Technisches und Krach ist auch mein Metier, sollte also passen.
Ich denke, die Dinger sind härter aufgehängt und daher für druckvollere Sachen besser geeignet, als für Vocals und sanftere Klänge.
Hör mal rein.
Sonarworks kennste, oder?
Das bewirkt nochmal Wunder….
Und in manchen anderen Ländern wird Kali im bundle mit
Sonarworks angeboten. ZB den USA. Vielleicht erklärt das die
Überpositiven Testergebnisse dort….
@dr w Nee, Sonarworks kenn ich nicht. Bezüglich Software lebe ich echt unter einem Stein… :)
wenn du ne daw benutzt und gern moeglichst guten sound hast dann sollteste ma checken.
:)
kiek ma auf youtube.
btw: hab gestern mit den jungs vom deutschen vertrieb gesprochen:
die „seltsame“ standby schaltung ist bei den aktuellen serienmodellen korrigiert.
sollte wer ein exemplar aus der allerersten serie haben so findet man auf dem kali YT channel ein video wie man die standby elektronik ausschaltet.
@dr w gute Sache, damit wäre schon mal ein großes Problem behoben.
für mich klingen sie leider zu flach, intransparent, etwas verklebt, es fehlt an tiefe und auflösung in mitten.
ich würde die neuen krk allen empfehlen die interesse an kali haben, die neue version hat klasse mitten und klingt auch nicht so belegt wie die kali.
@JensNieco KRK … hust.
Vielleicht lohnt es sich mal zu entkoppeln, oder verschd. Dip Varianten auf der Rückseite zu testen, wäre ja möglich dass es was hilft.
also auch hier nochmal kurz gepostet:
hab die kali 8 seit 3 monaten und hab seitdem die krk 5er nicht mehr angehabt.
die 8er laufen im liquid sky radiostudio – wo wir allerdings grad alle produktionen drin fahren weil das grosse studio umgebaut wird.
die kalis sind eingemessen mit sonarworks studioreference was nen echten quantensprung bedeutet.
bis jetzt waren alle unsere studiogaeste begeistert. fuer unseren sound (techno / noise / ambient / acid / breaks) sehr gut geeignet.
klar – an die abhoere im grossen studio kommen sie nicht ran (kirsch audio) aber die kostet auch 10mal soviel….
anyway: ich find die kalis fuer unsere zwecke vollkommen ausreichend und sie machen spass! mal irgendwann noch nen subwoofer dazu damit die 909 bd noch mehr kickt….
technische probleme hab ich bei unserer art der nutzung bis jetzt 0 gehabt.
dr w
Ist exakt das selbe was die anderen Tester auf YouTube auch schreiben, selbst das mit Sonarwarks das ich auch eine Weile getestet habe aber inzwischen wieder aus Studio Entfernt habe, es ist einfach das selbe… Ich hab seit ich 8 Zoll Kali habe nie wieder die Nr.1 Konkurrenz 5 Zoll verwendet, warum hab ich die neueren KRK gegen die älteren KALI oder in ein vermeintlich großen Studio günstige Speaker und nicht die Teuren im Einsatz? Ahhh nun stellt Mal nicht zu viele Fragen xD
Warum nicht gleich Neumann10″+DSP+SUB vs 140€ 5″ Vergleichen uff, na ja und ist ja nicht so als könnten andere Speaker nicht auch mit DSP und SUB erweitert werden. Also ich bekomme von keinen Hersteller Geld hab aber schon fast alle getestet.