Effekte / Equalizer
Entgegen dem Vorgänger MP5 wurde beim MP6 auch die Effektsektion überarbeitet. Insgesamt stehen dem Nutzer zwei große Effektblöcke zur Verfügung. Der erste Block ist ausschließlich für den Hall zuständig, in dem sieben Typen (Hall, Stage, Room, Plate) anwählbar sind. Der zweite Block ist intern mit dem jeweilig angewählten Sound verbunden, so dass bspw. Orgeln zunächst immer mit einem Rotary-Effekt gekoppelt sind. Dies lässt sich jedoch ohne Weiteres ändern und in den User-Presets abspeichern. Im zweiten Block stehen insgesamt 23 Effektarten zur Verfügung. Hierbei handelt es sich um die typischen Effekte wie Chorus, Flanger, Delay, aber mit an Bord sind auch schöne Effekte à la Wah Wah, Enhancer und Overdrive. Entgegen dem ersten Effektblock des Reverbs kann der zweite Block jeweils pro Zone/Sound eingestellt werden. Der Reverb gilt für alle Zonen gleichermaßen, kann jedoch in der Intensität pro Zone unterschiedlich eingestellt werden. Die Hall-Programme klingen schön und rund, und auch die Effekte des zweiten Blocks sind durchweg positiv aufgefallen. Einzig und allein hätte es bei manchen Effekten durchaus ein wenig mehr Einstellungsmöglichkeiten geben dürfen. Hier darf man jedoch nicht vergessen, dass es sich beim MP6 eben um ein Stage-Piano handelt. Schade ist allerdings, dass der wirklich gut klingende Amp-Simulator nur für Zone 1 genutzt werden kann. Mehr als ein Rhodes mit Overdrive zu versorgen ist somit leider nicht drin. Aber vielleicht bessert Kawai hier demnächst ja noch nach.
Neben den Effekten bietet das MP6 auch einen mit parametrischen Mitten ausgestatteten 3-Band-Equalizer, der für die nötigsten Operationen ausreichend sein sollte. Der Mid-EQ lässt sich im Bereich von 355 Hz bis 2500 Hz einstellen, die beiden anderen Bänder sind fest. Alle drei Bänder können im Rahmen von -9 dB bis +9 dB verändert werden. Wie gesagt, für die nötigsten Eingriffe ist der EQ vollkommen ausreichend und greift entsprechend gut in die Frequenzen ein.
Sonstige Besonderheiten
Kawai spendiert ihrem MP6 in der neusten Version auch einen kleinen, aber feinen Song-Recorder. Je nach Aufnahmematerial können entweder 10 MIDI-Songs aufgezeichnet werden oder aber Audio -in Form von WAV- oder MP3-Files auf einem USB-Stick gespeichert werden. Die MIDI-Files können zunächst über den internen Speicher aufgenommen werden, bei den Audio-Daten funktioniert das Ganze nur in Verbindung mit einem USB-Stick, der somit die maximale Speicherkapazität vorgibt. Wie die Beschreibung – klein, aber fein – schon erahnen lässt, können die aufgenommenen Daten nicht bearbeitet werden. Einzige Möglichkeit ist eine A-B Wiederholung im MIDI-Modus. Für das spontane Aufnehmen und Festhalten musikalischer Ideen reicht der Recorder jedoch auf alle Fälle aus.
Ein weiteres Feature ist die SW-Taste, die mittig links neben dem Display angeordnet ist und frei mit einer von acht Funktionen belegt werden kann. Je nach persönlicher Präferenz kann die Taste bspw. für die Funktionen Tastensperre an/aus, Rotary slow/ fast, Amp Simulator an/aus etc. genutzt werden. Neben den weiter oben beschriebenen vier Echtzeitreglern ist dies eine weitere Möglichkeit, häufig genutzte Funktionen schnell parat und greifbar zu haben.
Marktumfeld
Die direkten Konkurrenten des MP6 sind vor allem die Stage-Pianos von Roland (300GX/700 GX/FP-Reihe) oder aber auch die entsprechenden Modelle von Yamaha (P- und CP-Serie). Alle bieten mittlerweile sehr gute Tastaturen und weitere anständige Features. Soundtechnisch sehe ich die Roland Geräte einen Tick weiter vorne als die Konkurrenz. Preislich gibt es bei allen Herstellern keine großen Unterschiede. Ebenso bieten fast alle Hersteller ein weiteres Modell an, was noch mehr Funktionen und Sounds bietet, dafür aber preislich höher angesiedelt ist. Insgesamt tummeln sich im Marktumfeld des MP6 einige hochkarätige Konkurrenten, die nicht zu unterschätzen sind.