Der neue Wirbelwind in der Pedalwelt?
Mit dem neuen Keeley Rotary verspricht die amerikanische Pedalschmiede eine beeindruckende Simulation des einzigartigen Effekts der Rotary-Speaker mit authentischem Vintage-Sound. Laut Hersteller soll das Pedal die Pedalboards im Sturm erobern und der neue Favorit unter den Rotary-Pedalen werden. Ob das Pedal diese Erwartungen erfüllen kann, erfahrt ihr hier!
Inhaltsverzeichnis
Der erste Eindruck im Keeley Rotary Test
Für meinen heutigen Pedal-Test erreicht mich ein kleiner Karton der Firma Keeley Electronics, die sich schon in der Vergangenheit durch tollen Sound und innovative Herangehensweisen einen sehr guten Ruf in der Welt der Bodentreter erarbeiten konnten. Beim heutigen Pedal handelt es sich allerdings eher um einen Klassiker, wie die schlichte Aufschrift „rotary.“ des schwarzen Kartons nahelegt. Als Blues-Fan handelt es sich hier um die Simulation eines meiner Lieblingseffekte, dem Rotary-Speaker oder Leslie.
Wie von Keeley gewohnt, kommt das Pedal mit einem kleinen Jutebeutel sowie etwas Case-Candy in Form eines Keeley Aufklebers sowie einem Plektrum und einem Paar Klebefüßen für das Pedal. Der Aufbau des Pedals ist, wie der Name „rotary.“ vermuten lässt, recht simpel gehalten. Hier geht es um den Rotary-Effekt in Reinform ohne irgendwelchen Schnick-Schnack. Drei große Drehregler zur Einstellung des Effekts und fertig.
Im Bezug auf die Verarbeitung liefert das Keeley Rotary die gewohnt ausgezeichnete Qualität des Herstellers. Die drei Drehregler sind ebenso wie der kleine Kippschalter für einen Mittenboost fest angebracht und auch die beiden Fußschalter sowie die Ein- und Ausgänge des Pedals sowie der Stromanschluss machen einen sehr stabilen Eindruck. Das Aluminiumgehäuse lässt außerdem keinen Zweifel an der Road-Tauglichkeit des Pedals. Insgesamt eine tadellose Verarbeitung!
Ein kleines Detail hebt auch im Erscheinungsbild dezent den Vintage-Charakter des Effekts hervor: Die LED-Verglasung des Pedals ist optisch an die der Fender Amps angelehnt und sorgt für ein rötliches Funkeln bei eingeschaltetem Effekt.
Keeley Rotary Facts & Specs
Das Keeley Rotary ist eine Rotary-Speaker-Simulation. Zur Steuerung des Effekts stehen drei Drehregler zur Verfügung: „Blend“ bestimmt das Mischverhältnis zwischen dem Dry- und dem Effektsignal, „Speed“ die Geschwindigkeit des Rotary-Effekts. Mit dem Drive-Regler lässt sich die Röhrensättigung und leicht Verzerrung des Vintage-Effekts regeln. Für einen Mitten-Boost steht außerdem ein kleiner Kippschalter zur Verfügung, der es wahlweise ermöglicht, die Mittenfrequenzen in zwei Stufen anzuheben, um den Sound etwas anzudicken.

Das Keeley Rotary verfügt über je zwei Ein- und Ausgänge, die einen True-Stereo-Betrieb des Pedals ermöglichen
Des Pedal verfügt über zwei Silent-Footswitches zur Aktivierung des Effekts und zum Wechsel zwischen der klassischen Slow- und Fast-Speed des Rotary-Speakers. Die Geschwindigkeit des Effekts ist hierbei zwischen 0,6 Hz (Hz entspricht den Umdrehungen des Lautsprechers pro Sekunde) und 6,6 Hz frei wählbar. Außerdem zeigt eine Status-LED an, ob der Effekt ein- oder ausgeschaltet ist.
An der Stirnseite des Pedals befinden sich die vier 6,3 mm Klinkenbuchsen sowie die Buchse für den Anschluss eines Netzteils. Je zwei Ein- Ausgänge ermöglichen einen vollen Stereobetrieb des Pedals und sollen für einen realistischen chorusartigen Effekt sorgen. Die Stromversorgung des Pedals ist mit 130 mA über die gewohnten Standardnetzteile mit einer Spannung von 9 – 18 Volt möglich. Zudem lässt sich das Pedal zwischen Buffered- und True-Bypass umschalten, indem man den On-Fußschalter für zwei Sekunden gedrückt hält.
Das Keeley Rotary im Praxistest
Unter der simplen Bedienoberfläche hat das Keeley Rotary aber noch einige nützliche Sekundärfunktionen zu bieten. So lässt sich die LED des Pedals wahlweise so einstellen, dass sie das Tempo des Rotary-Effekts anzeigt, indem man den Slow-Fast-Fußschalter gedrückt hält, während das Netzteil angeschlossen wird. Ein nützliches Detail, das es ermöglicht, schon vor dem Aktivieren des Effekts zu sehen, welche Geschwindigkeit ausgewählt ist, wenn das Pedal z. B. an einen Loop-Switcher angeschlossen ist. Definitiv praktisch!
Auch die Stopp-Funktion eines echten Rotary-Speakers lässt sich mit dem Pedal nachbilden, indem man den Slow-Fast-Fußschalter eine Sekunde lang gedrückt hält. So ist es möglich, die Röhrensättigung des Rotarys auch separat vom eigentlichen Effekt nutzen oder den Effekt mitten im Gitarrenpart zu stoppen und wieder anlaufen zu lassen.
Zuletzt lässt sich neben der Fast-Speed, die über den Speed-Regler eingestellt wird, auch die Slow-Speed des Leslies und sogar die Anlaufgeschwindigkeit (also wie schnell der Übergang von Slow zu Fast erfolgt) einstellen. Zur Einstellung der Slow-Speed wird hierbei einfach der Speed-Regler bei gedrücktem Slow-Fast-Fußschalter gedreht. Die Ramp-Rate (Anlaufgeschwindigkeit) kann zwischen 10 Sekunden und 15 Millisekunden eingestellt werden und folgt demselben Prinzip, wobei hier der Drive-Regler gedreht wird.

Das Keeley Rotary verfügt über ein simples Layout und sinnvolle Sekundärfunktionen für eine realistische Feineinstellung des Effekts
Insgesamt kann das Keeley Rotary im Praxistest durch sein simples Layout mit einer intuitiven Bedienung punkten, ohne dass dabei dank der Zweitbelegungen der Drehregler auf detaillierte Einstellungsmöglichkeiten verzichtet werden muss. Der zusätzliche Mid-Boost-Schalter macht es in Verbindung mit dem Drive-Regler zudem besonders einfach, mit verschiedensten Gitarren schnell zu einem leicht angezerrten Rotary-Sound zu kommen. Besonders im Fast-Setting eine Wucht!
Keeley Rotary Sound-Test
Im letzten Teil unseres Tests schaue ich mir nun einmal an, was das Keeley Rotary in Sachen Sound zu bieten hat. Den Anfang macht hierbei ein klassisches schnelles Rotary-Setting für eine Blues-Shuffle-Begleitung.
Für das Klangbeispiel habe ich Speed auf 3 Uhr und den Mix auf 2 Uhr eingestellt. Den Drive-Regler habe ich voll aufgedreht und den Amp dabei in einer vollständig cleanen Einstellung gelassen, sodass nur die Verzerrung des Leslies zu hören ist. Der Mid-Boost des Pedals bleibt hierbei ausgeschaltet.
Besonders gut gefällt mir hierbei, wie das Rotary auf meine Anschlagsdynamik reagiert und deren Nuancen sehr feinfühlig und organisch auf die Verzerrung überträgt. Bei richtiger Einstellung des Mix-Reglers bleibt die Attack vom Dry-Signal erhalten und man bekommt einen schönen Sound mit tollem Bite und dem typischen Knurren der tiefen Saiten. Hier trifft das Pedal als Bluesfan genau meinen Geschmack!
Im zweiten Beispiel teste ich das Slow-Setting des Pedals im Kontext einer typischen Akkordbegleitung mit Strumming. Dazu habe ich den Mix auf 12 Uhr und Speed auf 9 Uhr eingestellt und diesmal den Mid-Boost in der 2. Stufe gewählt. Der Drive bleibt in diesem Beispiel aus.
Das Pedal liefert bei diesen Einstellungen einen chorusartigen Effekt und sorgt für eine gute Bewegung, die den Gitarrenpart dynamischer macht. Der Mid-Boost ist hierbei eine gute Möglichkeit, den tieferen Akkordtönen mehr Textur zu verleihen, ohne die Gain Struktur der hohen Saiten zu sehr zu beeinflussen. Je nach Geschmack kann dieser Effekt noch mit dem Mix-Regler verstärkt oder abgeschwächt werden.
Für das letzte Klangbeispiel möchte ich mir einmal die volle Dröhnung geben und stelle den Mix-Regler des Pedals auf 100 %, sodass nur noch das Effektsignal zu hören ist und wähle auch für Fast-Speed die 100 %-Einstellung. Zusätzlich stelle ich den Drive auf 1 Uhr und wähle die erste Stufe des Mid-Boosts. Gewechselt wird nun in der Spielweise zwischen einem Strumming mit einem langsamen Rotary und arpeggierten Akkorden mit schnellem Rotary- Effekt.
In der langsamen Einstellung macht sich der hohe Mixanteil direkt positiv bemerkbar, indem die Transienten abgeschwächt werden und der Sound insgesamt weicher wird. Gerade bei seichten Parts ein schöner Effekt, der es ermöglicht, auch bei sehr langsamen Geschwindigkeiten des Rotarys den leicht schwebenden Sound des Effekts gut einzufangen. Der Übergang zum schnellen Setting des Rotors ist ebenfalls gut getroffen und erfolgt sehr smooth. Lobend möchte ich hier noch einmal auf die Möglichkeit hinweisen, auch die Anlaufgeschwindigkeit dieses Übergangs genau auf den Song einstellen zu können!
Der Mid-Boost sorgt besonders beim Picking von einzelnen Akkordnoten im Fast-Setting für eine tolle Textur der einzelnen Noten und sorgt dafür, dass diese auch in einem recht dichten Mix klar und deutlich zu hören sind. Auch in dieser Einstellung liefert das Keeley Rotary eine tolle Reaktion auf meine Anschlagsdynamik in der rechten Hand und einen perligen Sound. Insgesamt man genau die typischen Verwirbelungen und den schönen warmen Charakter des Leslie Speakers.
Alle Klangbeispiele wurden in folgender Signalkette angefertigt:
VSS Heavy Relic Ash 60s -> Keeley Rotary -> Universal Audio Apollo Twin X Interface -> NeuralDSP Plugins Tone King Imperial MKII -> Logic X Pro
Es kamen keine EQs, Kompressoren und andere Plug-ins zum Einsatz.