MIDI über weite Strecken übertragen? So geht's!
Der Kenton LNDR Linedriver löst ein Problem, das viele überrascht, wenn sie MIDI zum ersten Mal auf der Bühne nutzen: Standard-MIDI-Kabel reichen nicht aus, um große Entfernungen zu überbrücken. Zum Glück gibt es neben MIDI auch den CAT-5-Kabelstandard. In Kombination mit einem MIDI-Extender wie dem Kenton LNDR Linedriver bietet er deutlich mehr Flexibilität und Betriebssicherheit.
Kurz & knapp
- Hohe Reichweite: Bis zu 500 m per CAT-5e störungsfrei übertragbar.
- PoE-Versorgung: Nur ein Netzteil nötig dank Power-over-Ethernet.
- Status-LEDs: Anzeigen für Strom und MIDI-Aktivität.
- Gehäuse: Stabil, aber scharfkantig und ohne Verriegelung.
- Pro-Variante: „LNDX“ mit verriegelbaren Anschlüssen erhältlich.


Inhaltsverzeichnis
Die Firma Kenton Electronics
Kenton Electronics ist ein kleiner, eher unbekannter Hersteller mit Sitz in Großbritannien, der seit 1986 besteht. Das Unternehmen spezialisiert sich auf diverses MIDI-Zubehör und praktische Helfer wie den Kentron LNDR Linedriver MIDI-Extener. Darüber hinaus bietet Kenton Electronics z. B. einen CV-zu-MIDI-Converter, ein USB-MIDI-Interface und viele weitere Produkte an.
Kenton LNDR Linedriver MIDI-Extender
Das Problem mit MIDI
Das Problem der Übertragung von MIDI-Signalen über große Distanzen ist so alt wie MIDI selbst. MIDI war ursprünglich dafür ausgelegt, zwei oder mehrere Synthesizer miteinander zu verbinden, um über eine Tastatur simultan die Sounds mehrerer Klangerzeuger spielen zu können. Dabei gingen die Hersteller von den üblichen „Keyboard-Burgen“ der 1970er-Jahre aus, bei denen Synthesizer über Synthesizer gestapelt war und wollten eigentlich die bis dahin übliche analoge Verbindung über CV/Gate-Signale, die darüber hinaus nicht immer von Hersteller zu Hersteller kompatibel waren, durch eine herstellerübergreifend kompatible digitale Schnittstelle ersetzen.
Bei einer herkömmlichen MIDI-Verbindung über fünfpolige DIN-Kabel ist die Länge auf 6 bis 9 m begrenzt. Ab dieser Länge kommt es öfter zu den gefürchteten Dropouts und MIDI-Hängern. Mit der Verbreitung von MIDI im Studio und auch auf der Bühne abseits der Steuerung von Keyboards mussten Lösungen für das Überbrücken größerer Distanzen her. USB ist kein guter Ersatz, da auch diese Schnittstelle von ähnlichen Problemen betroffen ist. WLAN und Bluetooth für Wireless MIDI sind eine Alternative, allerdings nicht für zeitkritische Aufgaben.
Die Lösung sind MIDI-Extender, die das sichere Übertragen von Signalen über große Distanzen ermöglichen und dafür auch einen anderen Kabelstandard verwenden. Ein solcher MIDI-Extener ist dieser Kenton LNDR Linedriver.
Lieferumfang und Ausstattung
Das Set besteht aus zwei nahezu identischen Wandlern und einem Netzteil, das mit verschiedenen Schuko-Steckern geliefert wird. Enthalten sind die Typen A, C, G und I, sodass die wichtigsten Standards abgedeckt sind.
Aufmerksame Leser werden nun überrascht sein oder sich freuen: Es gibt nur ein Netzteil für beide Wandler. Das liegt daran, dass die zweite Einheit über PoE (Power-over-Ethernet) mit Strom versorgt wird. Die Haupteinheit wird an eine Stromquelle angeschlossen, während die zweite Einheit ihren Strom über das dazwischengeschaltete Ethernet-Kabel erhält, das gleichzeitig die MIDI-Daten überträgt.
Über das CAT-5-Kabel sollen nach Herstellerangabe MIDI-Signale bis zu 100 m weit störungsfrei übertragen werden, wobei sich die Reichweite mit einem CAT-5e-Kabel auf bis zu 500 m erhöhen lässt. Die Kabel müssen dafür, wie immer, von hoher Qualität und entsprechend gut abgeschirmt sein, um Aussetzer oder Interferenzen zu vermeiden.
Der MIDI-Extender im Praxistest
Der MIDI-Extender kommt in einer kleinen, unscheinbaren Pappverpackung. Auch im Inneren sind die Module gut verpackt und zerkratzen sich nicht gegenseitig.
Beim Auspacken fällt sofort auf, dass die Gehäuse der beiden Wandler mit ihren 110 g nicht nur extrem leicht, sondern auch überraschend scharfkantig sind. Es handelt sich dabei um Standard-Metallgehäuse, die leider nicht entgratet wurden.

Trotz der eher rudimentären Gehäuse ist die sonstige technische Umsetzung gut gelungen. Ein strukturiertes Platinen-Layout und sauber verlötete Bauteile – keinesfalls eine DIY Lösung.
Für den Praxistest ging es mit dem Kenton LNDR Linedriver zu einem Event, das in unserer Kirchengemeinde veranstaltet wurde. Das Konzert in der Kirche war vollständig mit Ableton Live für Licht, Click und Guide synchronisiert. Workshops zu den Themen Ableton Live und Lichtsteuerung beziehungsweise den Einsatz von Backing Tracks auf der Bühne findest du auf AMAZONA.
Da die Übergänge zwischen den Liedern sehr fließend gestaltet waren, wurde es an einigen Stellen für den E-Gitarristen zu knapp, die Geschwindigkeit manuell mit dem Fuß zu tappen. Hier kam der Kenton Linedriver zum Einsatz und übermittelte die MIDI-Clock an das Pedalboard – etwas, das aufgrund der Kabelstrecke mit einem normalen MIDI-Kabel nicht möglich gewesen wäre.

Die E-Gitarre stand links auf dem Bild an der vordersten Säule, die MIDI-Clock kam vom MD am Keyboard. Da in der Mitte ebenfalls Musiker standen, musste das Kabel hinter dem Altar mit dem bestehenden DMX-Kabelstrang verlegt werden.
Leider können die beiden Wandler nur mit herkömmlichen RJ45-Kabeln untereinander verbunden werden. Verriegelbare XLR-RJ45-Kabel sind nicht kompatibel.
Allerdings bietet der Hersteller mit der Produktvariante „LNDX Line Driver Pro“ eine Alternative an, die solche Anschlüsse unterstützt – jedoch gegen einen entsprechenden Aufpreis. Für den professionellen Einsatz auf großen Bühnen ist diese Variante definitiv empfehlenswert, da sich RJ45-Stecker erfahrungsgemäß leicht lösen. Positiv hervorzuheben ist, dass beide Produktvarianten untereinander kompatibel sind.
In unserem Fall wurde der Kenton LNDR Linedriver gut versteckt und das Kabel so verlegt, dass wirklich niemand darüber stolpern konnte. Die PoE-Stromversorgung erwies sich dabei als äußerst praktisch.
In einem nachträglichen Test habe ich das System zwischen einem Keyboard und einem Laptop mit VST-Instrumenten installiert. Bei einer CAT-5e-Kabellänge von 50 m war keine spürbare Latenz feststellbar. Auch in puncto Zuverlässigkeit gab es keine Aussetzer oder ähnliche Probleme.

Sehr praktisch ist die kleine LED, die sowohl anzeigt, ob das PoE-versorgte Gerät mit Strom versorgt wird, als auch, ob MIDI-Aktivität registriert wird. So lassen sich Fehlerquellen wie ein defektes Kabel leichter identifizieren.
Alternativen
Bome BomeBox
Für alle, die möglichst flexibel arbeiten möchten, ist die Bome BomeBox eine interessante Option. Dabei handelt es sich um einen MIDI-Router, mit dem sich komplette MIDI-Netzwerke aufbauen lassen. Jedes Eingangssignal kann dabei beliebig auf Ausgänge zugewiesen werden.
So kann beispielsweise nicht nur der Gitarrist die MIDI-Clock empfangen, sondern die gesamte Band. Gleichzeitig können etwa Monitor-Szenen-Commands an das Mischpult gesendet werden. Für diese Flexibilität zahlt man allerdings einen merklichen Aufpreis.


CME U6 MIDI Pro
Wer von CAT-5 die Finger lassen möchte, kann ebenfalls ein MIDI-Interface mit Thru-Funktion wie das CME U6 MIDI Pro benutzen. Somit verlängert sich das Signal recht preisgünstig um theoretische 15 m, wobei es in der Praxis schon früher zu sporadischem Signalverlust kommen könnte. Dafür können so mehrere Geräte gleichzeitig und preisgünstig mit einer und derselben MIDI-Clock verbunden werden.


Gute Lösung für dieses Problem, danke.
„Netzteil, das mit verschiedenen Schuko-Steckern geliefert wird. Enthalten sind die Typen A, C, G und I“
Ich habe keine Ahnung was das ist, Thaddaeus. Die Adapter für die Steckdose also primär, oder Sekundär? Schuko deutet auf die primäre Seite.
Ahh, habe es duckduckgoed, https://de.wikipedia.org/wiki/Schuko
Die 500m/1000m Kabellänge sind sicher Wunschdenken des Herstellers. Cat5e Kabel ist nur bis 100 zertifiziert und wenn dann noch PoE ins Spiel kommt, wäre ich skeptisch was hinten ankommt. Bei 12V, 2.5mm Querschnitt, kommt nach Nach 10 Metern Kabel liegt nur noch eine Spannung von 10,81 V an. Nach 20 Metern sinkt die Spannung auf unter 10 V. Ich finde die Aussage von Kenton bei 9V und 82 mA etwas sportlich. Oder hat man in UK anderes Kupfer? Oder besseres Cat5e Kabel?
„Kenton: For distances over 100 metres, 24 AWG solid copper core CAT5e cable should be used.“ Da ist dann aber nach 305 Metern Schluss. Bleibt immer noch der Spannungsabfall auf die Länge von 100/305 Metern. 50 Meter halte ich für realistisch aber mehr als 100 Meter nicht.
@TobyB Ich wäre da auch skeptisch. Skeptisch wäre ich aber auch, wenn ich 500 Meter oder gar 1000 Meter Kabel für ein Konzert oder ein Studio verlegen müsste. Das Empire State Building ist 381 Meter hoch. Nur für den Fall, dass jemand das Studio im Erdgeschoss mit seinem Schlafzimmer im Penthouse verbinden möchte ;-)
@Markus Galla Vielleicht liegt das Schlafzimmer ja nicht genau neben dem Kabelschacht 😀
@Markus Galla , gibts eigentlich ein Venue mit 500/1000m zwischen FOH und Bühne? Ich würd das Kabel aber erstmal Rollenweise ins Schlafzimmer stellen und dann von oben nach unten verlegen. Andersrum ist dank Schwerkraft echt ne Schinderei. ;-)
@TobyB Aus erfahrung kann ich sagen, dass um die 70m mit 7×0.16 adern problemlos ihre dinge seit jahren in einem rasanten Theater ihre dinge tun.
Ich hab aber auch schon haeufiger ohne jede art von line driver MIDI ueber um die 80m (und zwei patchbays dazwischen) problemlos nutzen koennen (bevor es jemand sagt, ja ich persoenlich haette lieber die JL cooper line driver genommen, aber ich hatte keine wahl, es musste einfach „jetzt“ passieren).
@nativeVS , ich halte lediglich die Aussage das mit einem Extender 500/1000m Meter überbrückt werden können für Unsinn. Bei 9V/82mA nimmt so ein Extender. Den Spannungsfall über die Länge kann man sich ausrechnen. Die Pegelverhältnisse von MIDI auch. Insofern 50-100 Meter glaube ich. Alles darüber eher nicht. Vielleicht hat man auch einfach nur imperial und nicht metrisch gerechnet. 😀
„Kenton Electronics ist ein kleiner, eher unbekannter Hersteller“
Sorry, what?
Kenton ist DER Hersteller von MIDI-Tools. Fast Jeder, der mehrere Synths besitzt, muss Kenton kennen.
@Mac Abre Solange der Besitzer mehrerer Synthesizer diese im (Home-)Studio verwendet, kommt er aber oft auch sehr gut ohne ein Kenton-Produkt aus.
Es geht also (vorwiegend) um Besitzer mehrerer Synths, welche gerne auch mal live verwendet werden. Warum erinnert mich das gerade an Asterix 😉
In Zeiten von VSTis, AUs, … schließt es sich wohl leider nicht aus, dass „DER Hersteller von MIDI-Tools“ ein „kleiner, eher unbekannter Hersteller“ ist.
@m-ex Ich habe einige MIDI-Tools im Studio und habe auf der Bühne, trotz mehrerer Synths, noch nie welche gebraucht.
@Mac Abre Das ist ja alles wunderbar …
… und hat bitteschön was genau mit Größe und Bekanntheitsgrad zu tun?
Um die Wortwahl das Autors mal kurz mit Daten zu füttern:
– Hinter der Firmenadresse verbirgt sich eine übersichtliche Halle, die sich scheinbar mit 1-2 anderen Firmen geteilt wird
– Die Anzahl der Mitarbeiter wird auf entsprechenden Online-Auftritten mit „unter 10“ angegeben
– Das Kenton Midi Thru 5 hat es zwar auf Platz 1 der Thomann-Verkaufschart in der Rubrik „Midi-Tools“ geschafft, ist aber nicht in der Thoman Hall of Fame zu finden
– In dieser Hall of Fame findet sich aber z.B. ein Yamaha DM3S mit 500 verkauften Einheiten
„Klein“ und „eher unbekannt“ trifft es da doch schon ganz gut (natürlich nur meine höchst subjektive Meinung)
@m-ex „… und hat bitteschön was genau mit Größe und Bekanntheitsgrad zu tun?“
Das solltest Du Dich selbst fragen, denn Du hast geschrieben, Kenton sei unbekannt, weil man die Teile auf der Bühne, aber nicht im Studio brauche. Ich habe nur Deine Argumentation aufgegriffen um deutlich zu machen, dass das gar nichts damit zu tun hat.
@Mac Abre – Der Autor hat geschrieben, dass Kenton ein „eher unbekannter Hersteller“ sei.
– Du hast diese Wortwahl quittiert mit „Sorry, what?“ und „… ist DER Hersteller von Midi-Tools“
– Ich habe versucht „eher unbekannter Hersteller“ und „DER Hersteller von Midi-Tools“ in Einklang zu bringen, indem ich versucht habe zu umschreiben, dass die Anwendergruppe doch eher gering sein dürfte
– Du hattest daraufhin nur noch als Antwort übrig, dass Du diese Tools nicht live sondern im Studio einsetzt.
Fazit:
– ich frage mich gar nix
– Du hast gewonnen
– Schönen Ostersonntag
@m-ex „– Du hast diese Wortwahl quittiert mit „Sorry, what?“ und „… ist DER Hersteller von Midi-Tools““
Glaubst Du nicht, ich weiß, was ich geschrieben habe und jetzt lass‘ bitte gut sein. Ich kann nichts dafür, dass Du Kenton nicht kennst.
@Mac Abre Heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?
Und ganz nebenbei: Habe 2-3 Kenton-Sachen aus alten Tagen in meiner Kruschtel-Kiste
@m-ex „Heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?“
Nein, nicht mit dem falschen Fuß aufgestanden, nur genervt, weil irgendjemand vollkommen überflüssige Diskussionen anzetteln will.
„Und ganz nebenbei: Habe 2-3 Kenton-Sachen aus alten Tagen in meiner Kruschtel-Kiste“
Aha, dann stellst Du Dich mal wieder aus Prinzip gegen meine Meinung und Erfahrung. Dann weiß ich ja jetzt, dass Dir sowas Spaß macht und kann Dich ignorieren.
Wer Kenton nicht kennt…?
Mein Jupiter 6 (R.I.P) kannte Kenton.