Günstigster Inline-Preamp im Härtetest
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Seit einigen Jahren erfreuen sich kleine Inline-Vorverstärker, wie der zum Test vorliegende Klark Teknik CM-2, großer Beliebtheit. In Europa war vor allem der niederländische Hersteller Triton mit seiner Fethead-Serie Vorbild und Wegbereiter für viele weitere Hersteller. Mittlerweile bieten unzählige Firmen in unterschiedlichen Preisregionen diese praktischen Inline-Preamps an. Einer der günstigsten Mitbewerber kommt von der Firma Klark Teknik.
Klark Teknik hat drei unterschiedliche Inline-Preamp Modelle im Portfolio. Den extrem günstigen Mic-Booster CT1, den ebenfalls einkanaligen, aber robuster aufgebauten CM-1 sowie den zwei-kanaligen CM-2. Letzterer geht derzeit für 69,- Euro über den Ladentisch und liegt damit preislich auf dem gleichen Niveau wie der einkanalige Fethead aus den Niederlanden.
Andere Hersteller, wie sE Electronics mit den TNT Vorverstärkern, Cloud Microphones mit den Cloudliftern oder Soyuz mit dem Launcher, sind meist ein wenig teurer, bieten dafür aber oft zusätzliche Optionen oder Übertrager hochwertiger Hersteller, die den Sound positiv beeinflussen sollen.
Was macht ein Inline-Preamp?
Wie der Name schon sagt, werden Inline-Preamps in der Signalkette zwischen dem Mikrofon und dem Mikrofonvorverstärker platziert. Ihre Elektronik wird von gewöhnlicher 48 V Phantomspeisung aktiviert, wodurch eine recht rauschfreie Verstärkung ermöglicht wird, die häufig im Bereich zwischen +12 und +30 dB liegt. Da die 48 V Phantomspeisung bei fast allen Modellen nicht zum Mikrofon durchgeleitet wird, kommen besonders passive Mikros wie Tauchspulenmikrofone oder Bändchenmikrofone in den Genuss der zusätzlichen Verstärkung. Kondensatormikrofone bleiben leider außen vor, diese bieten aber größtenteils ohnehin einen recht hohen Output. Durch die Blockade der Phantomspeisung erhalten Bändchenmikrofone durch Inline-Preamps sogar einen gewissen Schutz vor ungewünschten Phantomspeisung, da diese gar nicht erst zum Mikrofon gelangen kann.
Wer benötigt einen Inline-Preamp?
All jene, die ihre Mikrofone mit mittelmäßigen Preamps betreiben, können von einer Verwendung von Inline-Preamps profitieren.
Wenn Mikrofone mit schwacher Empfindlichkeit, wie etwa das Shure SM7B, mit mittelprächtigen Preamps gepaart werden, ist das Ergebnis meist ernüchternd und frustrierend.
Durch fehlende Leistungsreserven kann das Mikrofon seine Trümpfe nicht ausspielen, statt eines ausgewogenen Klanges nimmt man eher einen aufdringlichen Rauschteppich wahr. Für einige Mikrofone-Modelle benötigt man einfach +60 dB, damit man gut und sorgenfrei arbeiten kann. Günstige Preamps rauschen oft ab 40 dB schon sehr lautstark, oft addiert sich dann auf dem letzten Millimeter des Regelwegs sogar überproportional viel Rauschen zum Signal. Ein weiterer Nachteil: Günstige Preamps von Audiointerfaces, Mischpulten oder mobilen Recordern haben zudem die Eigenart, bei höheren Gain-Werten die hohen Frequenzen zu beschneiden.
Ein Inline-Preamp wirkt dem entgegen, da er das Signal schon verstärkt, bevor es überhaupt beim Interface oder Recorder ankommt. Die eingebauten Vorverstärker müssen dann nicht mehr so hart arbeiten und bleiben stets innerhalb ihrer “Komfortzone”.
All jene unter euch, die ohnehin mit hochwertigen Preamps arbeiten, werden von einem Inline-Preamp hingegen kaum profitieren. Wenn ihr mit Vorverstärkern von NEVE, API etc. (oder guten Nachbauten) aufnehmt, werden Inline-Preamps beim Thema Rauschen kaum Vorteile bringen. Auch bei hochwertigen Interfaces, wie sie etwa in der RME UFX Serie zum Einsatz kommen, erübrigt sich deren Einsatz. Ein Zoom Recorder der H- oder L-Serie wird hingegen recht deutlich von der klanglichen Aufwertung eines Inline-Preamps profitieren.
Der Klark Teknik Mic Booster CM-2
Geliefert wird der Klark Teknik CM-2 in einer kleinen Schachtel ohne jeglichen Schnickschnack. Die Verarbeitung macht einen sehr guten Eindruck. Es wurden doch tatsächlich vier Buchsen des renommierten Herstellers Neutrik verbaut. Die Lackierung und Metallverarbeitung sind absolut sauber ausgeführt, es finden sich keinerlei scharfe Kanten. Auf der Unterseite des Gehäuses wurden gummierte Streifen angebracht, um den Untergrund zu schonen und die Standfestigkeit zu erhöhen. Hier findet sich auch der Hinweis „Designed and engineered in the UK”, gebaut wird der CM-2 dann in China in den Produktionsstätten von Uli Behringers Music Tribe.
Für den Betrieb des Klark Teknik sind 48 V notwendig, diese wird beim CM2 auch nicht ans Mikrofon weitergeleitet.
Wie bei den meisten Inline-Preamps, liegt die Eingangsimpedanz hoch und liegt bei 7 kOhm. Maximal können -15 dBu am Eingang anliegen. Den Frequenzbereich gibt Klark Teknik mit +/- 1 dB im Bereich zwischen 10 Hz und 20 kHz an. Die harmonischen Verzerrungen betragen weniger als 0,02 % @ 1 kHz. Als maximal erreichbare Vorverstärkung gibt Klark Teknik einen Wert von +25 dB an, in der Praxis ist dieser Wert allerdings immer abhängig vom verwendeten Mikrofon sowie dem nachfolgendem Preamp. Mit 370 g liegt der CM2 gut in der Hand und macht einen robusten, ja fast unkaputtbaren Eindruck.
Klark Teknik CM-2 im Tonstudio-Einsatz
Dank der verwendeten Neutrik Stecker sitzen die Kabel wie angegossen. Nichts klemmt oder zwickt. Nach dem hervorragenden optischen Eindruck des Klark Teknik CM-2 stieg natürlich auch meine Erwartungshaltung an dessen klangliche Fähigkeiten. Leider machte sich schnell Ernüchterung breit, da einer der beiden Kanäle konstante Störgeräusche produzierte. Nun ja, ein Montagsgerät kann immer mal wieder vorkommen und in Absprache mit der Redaktion haben wir bei Thomann ein zweites Exemplar bestellt. Leider hatte auch das Austauschgerät mit Problemen zu kämpfen.
Während ein Kanal exzellent funktioniert, reichen die Symptome beim zweiten Kanal von leichtem Brutzeln im Hintergrund zu sehr starken Verzerrungen. Vielleicht einfach Pech, denn es gibt ja auch viele Nutzer, bei denen beide Kanäle zu funktionieren scheinen. Bei dem extrem günstigen Preis musste man wohl Abstriche bei der Qualitätskontrolle machen.
Hintergrundbrutzeln bei Kanal B:

Bändchenmikrofone wie das BM9 von Extinct Audio können von Inline-Preamps profitieren, wenn der Mikrofonvoverstärker keine hohen Gain-Reserven hat.
Hier zunächst aber einige Messwerte des funktionierenden Kanals aus der Praxis. Als Mikrofone nutze ich sowohl ein Bändchenmikrofon, in diesem Fall das BM9 des britischen Herstellers Extinct Audio sowie das Tauchspulenmikrofon SM7B (aus Mexico, nicht China). Im Zusammenspiel mit dem Bändchenmikrofon BM9 von und dem RME UFX betrug der Gain-Zuwachs des Klark Teknik CM-2 21,7 dB. Das ist ein sehr ordentlicher Wert, wenn auch unterhalb der Herstellerangabe, die bestimmt von einem Maximalwert ausgeht. Beim Shure SM7B betrug der Zuwachs in dieser Kombination 19,9 dB. Nehme ich meinen Triton Fethead zum Vergleich, liefert dieser beim Shure SM7B +23,8 dB also rund 4 dB mehr als der Klark Teknik CM-2. Das BM 9 erfährt durch den Triton Fethead einen Zuwachs von satten 25,9 dB – auch hier liegt der Unterschied zum CM-2 bei rund 4 dB. Die Rauschwerte sind sowohl beim Klark Teknik als auch beim Triton sehr gut, dem Signal wird kaum Rauschen hinzugefügt.
Mithilfe von Sinusmessungen vergleiche ich den Frequenzgang mit und ohne Klark-Teknik CM-2. Damit lässt sich feststellen, welche Auswirkungen der Einsatz eines Inline-Preamps auf das Signal hat. Beim Testmodell zeigt sich, dass sowohl beim Extinct Audio BM9 als auch beim Shure SM7B das Frequenzband kaum verändert wird. Nur in den tiefsten Frequenzen unterhalb von 100 Hz findet eine minimale Anhebung statt. Diese fällt bei beiden Mikros in jenem Umfang aus, den die offiziellen Spezifikationen angeben. Laut diesen soll der Unterschied maximal +/-1 dB betragen.
Hier die beiden Kurven. Zunächst das BM9 – die 0 dB Kennlinie dient als Referenz, bestehend aus BM9 und RME UFX ohne Inline-Preamp. Die gelbe Kurve zeigt den Einfluss des Klark Teknik CM-2:

Der funktionierende Kanal des CM-2 hat erfreulicherweise kaum einen klanglichen Einfluss auf das Mikrofonsignal
Hier das Shure SM7B, ohne (0 dB Kennlinie) und mit CM-2 Inline Preamp:
Zum Vergleich: Der Trition Fethead liefert ein ähnliches Ergebnis:
Um die Kombination von Inline-Preamp mit mittelmäßigen Preamps zu testen, mache ich auch einen Testparcours mit dem TC Helicon Twin GO, einem mobilen Interface der unteren Preisklasse, ausgestattet mit zwei Preamps und Batteriebetrieb. Im Zusammenspiel mit diesem liefert der Klark Teknik beim BM9 zusätzliches Gain in Höhe von 21,5 dB, beim Triton Fethead sind es sage und schreibe 28,5 dB! Beim Shure SM7B sind die Werte ähnlich: Fethead +26,3 dB, Klark Teknik CM-2 +20,8 dB

Inline Preamps sind besonders bei dynamischen Mikrofonen, wie etwa dem Shure SM7B ratsam. Dieses ist ein besonders leiser Vertreter seiner Gattung. Sogar ohne Inline-Preamp ist der Output des BM9 Bändchenmikrofons um rund 7 dB höher als jener des SM7B.
Leider liefert der CM-2 mit der aus Batterien generierten Phantomspeisung des TC Helicon kein gutes Bild ab. Es kommt teilweise zu Verzerrungen im fehlerhaften Kanal, ein grundlegendes Pfeifen ist bei beiden Kanälen feststellbar. Als Nutzder sollte man also Inline-Preamps immer in der Kombination testen, mit der man schlussendlich auch aufnehmen will.
Zum Abschluss noch ein Tipp:
Eine Schwäche, die viele Inline-Preamps mit sich bringen, ist die Anfälligkeit gegenüber Handy-Einstrahlungen. Derartige Störgeräusche werden sowohl vom Fethead als auch vom Klark Teknik CM-2 aufgefangen.
Im Studio oder Live sollte man mobile Geräte daher in den Flugmodus versetzen, wenn man mit Inline-Preamps arbeitet.
Hallo Raphael,
Herzlichen Dank für dein interessanten Artikel! Jetzt weiß ich also „wieso“ es so billig ist. Schade eigentlich das es solche, mindestens für mich, so schwere Probleme/Nachteile gibt mit dem Ding.
Viele Grüße, Garfield.
@Garfield Modular Tja, gehört auch mittlerweile zu ulis Imperium 😎
Traurig, war Mal eine sehr Respektable Firma.
@Numitron Hey Numitron,
Herzlichen Dank! Ich war mir nicht sicher ob Klark Teknik auch Teil vom Imperium ist, aber das hast du ja jetzt bestätigt :-)
Ja wirklich schade, nah ja, zum Glück gibt es auch noch andere günstige Produkte die trotzdem toll und teilweise sogar gut sind :-) Viele Grüße, Garfield.
Hi,
kannst du mal messen, wie viel Spannung beim TC Helicon Twin GO im Batteriebetrieb überhaupt als Phantomspeisung ankommt? Wenn das bedeutend weniger als +48V sind, reicht sie vielleicht nicht zum Betrieb des Preamps. Wirkliche und stabile 48V sind bei günstigen Preamps nämlich oft nicht gegeben und die meisten Kondensatormikrofone funktionieren auch bei 12V noch gut, sodass das häufig gar nicht auffällt.