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Test: Klein+Hummel O300

(ID: 2237)

Klang

Bevor man sich einen Klangeindruck über den O300 verschaffen kann, sollte man sich gut überlegen, wie man die Boxen aufstellt. Selbstverständlich sollte auch hier das 60°-Dreieck und ausreichend Abstand zu den Wänden eingehalten werden. Eine gute Raumakustik ist ebenso unumgänglich. Da nun aber die Hoch- und Mitteltöner neben den Tieftönern angeordnet sind, sollte man mindestens 1,2 m Abstand zwischen Ohr und Boxen haben, um einen guten Punkteindruck zu gewinnen. Dabei sollte die vertikale Achse der Hoch- und Mitteltöner für das Stereodreieck gewählt werden, wodurch die Tieftöner etwas enger beieinander liegen.

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Hält man diese Vorgaben ein und fängt mit dem Einhören an, fällt sofort das unglaublich breite Stereobild des O300 auf. Dies hat mich zunächst noch einmal bewogen das Stereodreieck zu prüfen, es war aber alles in Ordnung. Die O300 verfügen über eine außerordentlich gute Breitenstaffelung. Zunächst erscheint alles wie durch einen Stereo-Basisverbreiter gezogen, bei der Prüfung von Einzelsignalen mit dem Panpot und Stereosignalen hat sich aber herausgestellt, dass die Breite einfach besser gestaffelt ist als bei meinen anderen Abhören.
Auch die Tiefenstaffelung ist nahezu perfekt. Ein Siderack im Studio streut den Schall aber etwas ungünstig, was sich erst durch die O300 aufdecken ließ. Bei den anderen Boxen ist das einfach nicht aufgefallen. Nachdem ich den Winkel des Sideracks geändert habe, war auch die Tiefenstaffelung ok.
Besonders beeindruckt aber die detaillierte Abbildung von Stimmen und akustischen Instrumenten, obwohl ich die Höhen um 1 dB zurückgenommen hatte. Zudem sind sämtliche Einzelsignale (Phantomschallquellen) exakt und ohne jegliches Verwaschen im Raum platziert.
Ein Vergleich mit Genelec 8050, ADAM 2.5A und Dynaudio BM12A ließ die in Punkto Breitenstaffelung, Tiefenstaffelung, Transparenz und Detailauflösung ganz schön alt aussehen, obwohl auch diese Klasse bereits sehr gute Noten erhält. Einzig vergleichbar wären Geithain Lautsprecher, die mir aber leider nicht zum direkten Vergleich zur Verfügung stehen.

Der O300 sind noch eine ganze Klasse besser als das etwas gehobenere Allerlei, was man in der Landschaft der kleineren Studios antrifft. Vor allem beim Durchhören der von Quincy Jones produzierten Michael Jackson Titeln, aber auch bei hochklassigen akustischen Produktionen denkt man beim Hören des O300 erstmals: „Ach, so klingt das also!“ Die O300 sind einfach in der Klasse von Lautsprechern angesiedelt, in der man auch 0,25 dB Gain-Abstufungen von Equalizern wirklich hörbar machen kann. Zwar mag man diese Genauigkeit für viele Abmischungen kaum benötigen, weil sie sowieso kaum wiedergegeben werden können, aber je ambitionierter man als Toningenieur arbeiten möchte, desto besser müssen die Abhören sein.

Ein Beispiel, unter dem sich jeder etwas vorstellen kann, ist folgendes: Mann nimmt eine Stimme mit einem guten Mikrofon auf und gibt sie absolut trocken und unbearbeitet wieder. Die meisten Lautsprecher legen einen Art Schleier über das Signal, während die O300 so klingt, als würde die Person vor einem stehen. Gewöhnlich muss man eine Stimme erst mit dem Equalizer berabeiten, um einen natürlichen Klang auf „normalen“ Boxen zu erreichen. Beim O300 klingt es von vorneherein natürlich. Man wird dann aber etwas anders an das Equalizing herangehen. Denn man wird hier eher Details herausarbeiten und unschöne Frequenzspektren entdecken, die man lieber kaschieren möchte. Außerdem wird jede Dynamikbearbeitung sofort detailliert hörbar.

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Ein anders Beispiel ist aktuelle Popmusik. Ich denke hier vor allem an das diesjährige Revival von AHA, U2 und Pet Shop Boys. Während die Alben auf gewöhnlichen Boxen und im Auto passabel klingen, so deckt der O300 jede Schlamperei bei der Produktion und vor allem beim Mastering auf. Auf normalen Studiolautsprechern kann zumindest ich mir diese Musik nicht wirklich anhören, weil sie einfach durch übermäßige Kompression zu anstrengend wirkt. Auf den O300 hingegen klingen die Alben wirklich schlimm, und es ist bedenklich, wie es eine solche Qualität bei bekannten Popgrößen überhaupt bis in die Regale schaffen kann.

Ein drittes Beispiel sind verlustbehaftete Kompressionsverfahren. Der O300 klingt derart detailliert, dass auch bei hohen Bitraten von 256 kbps mit gutem Encoder/Decoder ein wirklich eindeutiger Unterschied zwischen transparentem Format und Kompression hörbar wird, etwas schwieriger wird es dann schon mit 320 kbps.

Bässe

Durch das nicht vorhandene Bassreflexrohr klingen die Bässe aus dem O300 extrem trocken und straff, so wie es sein soll. Während aber bei Bassreflexboxen der künstlich erweiterte Bassbereich zwar Druck erzeugt, klingen die damit erreichbaren Bässe oftmals alles andere als natürlich und werden von unschönen Luftgeräuschen überlagert. All das ist beim O300 glücklicherweise nicht der Fall.
Wer auf fulminante Bässe steht, sollte allerdings auch beim O300 mit einem zusätzlichen Subwoofer arbeiten, der sich der Frequenzen unter 80 Hz annimmt, denn ein 8-Zöller vermag rein physikalisch einfach nicht die Qualität im Tiefbassbereich wiederzugeben, wie sie der übrige O300 an den Tag legt.

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Fazit

Wie sie im Testbericht lesen können, übertrifft der O300 meine Erwartungen. Dass die Verarbeitung auf oberstem Niveau angesiedelt ist, wirkt neben dem absolut hervorragend natürlichen und detaillierten Grundklang der Box schon fast nebensächlich. Für uns war es wichtig, eine solche Box als Referenz im Testrepertoire zu haben, um eine Erweiterung des Horizontes nach oben zu bekommen. Zwar habe ich schon öfter mit solch hochklassigen Lautsprechern gearbeitet, aber es ist etwas anderes, wenn man sie direkt über mehrere Wochen im eigenen Studio hat, denn so kann man ohne Zeitdruck (ja, das gibt es auch noch … ;-) die Box richtig kennen lernen.

Plus

  • Referenzklasse bei Studionahfeldmonitoren
  • Verarbeitung
  • verfügbares Zubehör

Preis

  • K+H O300
  • UVP: 1.980,- Euro pro Stück
  • Straßenpreis: 1.900,- Euro pro Stück
  • K+H O300D
  • UVP: 2.199,- Euro pro Stück
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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Man sagt ja nicht umsonst das diese Produkte Messgeräte sind.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Hallo Hr. Walter,

    Sie schreiben beim Test der K+H O300, dass „(…) Die Frontplatte der Box ist mit Waveguides ausgestattet, die eine gleichmäßige Phasenlage ermöglichen.“

    Was genau habe ich unter einer Phasenlage zu verstehen und was hat die „Gleichmäßigkeit“ dabei für eine Bedeutung?

    Danke vorab für weitere Erläuterungen.

    • Profilbild
      t.walter AHU

      Das Thema ist etwas zu kompliziert, um es hier komplett zu behandeln.
      Entgegen einer flachen Front bei der der Hochtöner geometrisch meist vor dem Tieftöner liegt, dienen Waveguides dazu, Laufzeitunterschiede zwischen den Schallwandlern auszugleichen. Im Zusammenspiel mit der Frequenzweiche kann dadurch der gesamte Phasenverlauf der Box verbessert werden.

      • Profilbild
        taschentuch

        @t.walter Sind nicht die Waveguides (die Rundungen) bloß dazu da, das Abstrahlverhalten zu verbessern? Der Phasenausgleich passiert doch allein dadurch, dass der Hochtöner mit dem Tieftöner auf die gleiche Höhe (bzw. Tiefe) gebracht wird.

        Das macht den oben Zitierten Satz aus dem Artikel natürlich nicht falsch, mich würden die Details aber schon mal interessieren.

        • Profilbild
          t.walter AHU

          @taschentuch Beides, im Falle der O300 kann der Entwickler bei K+H sicher die zutreffende korrekte Auskunft geben. Waveguides sind zum einen für das Abstrahlverhalten verantwortlich, aber durch die Trichterform wird natürlich auch die Lage der Schallwandler verändert. Was von beiden sich bei der O300 stärker auf den Gesamtklang auswirkt kann ich nicht sagen. Der Trichter des Hochtöners treibt die Schallwellen durch seine Form eher in die Breite als auf den Regietisch, wo diese bei entsprechender aufstellung unschöne Reflexionen erzeugen.

  3. Avatar
    AMAZONA Archiv

    An den Autor:

    gerade hab ich gelesen, die Adam S2x sollen bei hohoen Lautstärken koprimieren. Wie steht es in diesem Punkt um die KHs?

    Das mit den Pet Shop Boys Album kann ich teilweise bestätigen: did you see me coming ist schrecklich gemastert, aber ein Lied wie this used to be the future ist TOP gemastert und entbehrt keiner Dynamik.

    • Profilbild
      t.walter AHU

      Die O300 fängt erst bei sehr hohen Lautstärken an zu komprimieren, da würde ich dann ungern noch im Abstand von 1,5m davorsitzen …
      Aber wie gesagt, ich vergleiche die S3X-H mit den O300, bin schon gespannt!

      „This Used to Be the Future“ ist wohl auf der Bonus-CD, die habe ich leider nicht.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @t.walter Hallo Walter,
        hast Du mitlerweile die S3X-H mit den O300 verglichen?
        bin im zwiespalt, welche ich jetzt bestellen soll. konnte beide nur einzeln im Shop hören.
        bin schon gespannt!

        Gruß
        Nimminger

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