Aim for the stars - Phaser-Power aus Deutschland
Unser letzter Kandidat aus der aktuellen KMA-Reihe ist der Horizont – ein multimodales Phaser-Pedal der neuesten Generation. Wir haben uns bislang das Sludge-Monster Logan angesehen sowie das fantastische Cirrus – und erfreulich festgestellt, dass verlässliche Pedal-Qualität eben auch aus Deutschland kommen kann. Man mag KMA Audio Machines eine gute Zukunft bescheinigen, wenn sie dran bleiben – entsprechend konnte unsere Redaktion nicht widerstehen und hat sich das Horizont im Detail angesehen und getestet.
KMA Audio Machines versehen ihre Pedale gerne mit einem gewissen „Kniff“, eine Besonderheit, die sie von anderen Pedalen dieser Rubrik abhebt und abgrenzt. In diesem Falle betreten KMA Audio Machines vertrautes Terrain – das Astrospurt Phaser dürfte das erste Pedal der Firma gewesen sein, das sich in die breitere Wahrnehmung drängte. Der Horizont ist der Astrospurt auf Steroiden – ein „Interdimensional Multispatial JFET Phaser“, mit zahlreichen Optionen und eigenem Charakter – taugt’s?
KMA Audio Machines Phaser – Facts and Features
Ich bin komplexen Panels ja durchaus zugetan – aber auf den ersten Blick zähle ich auf dem Horizont 10 (!) Kippschalter. Ob das gerechtfertigt ist, wird sich zeigen, kann aber durchaus erstmal für ein bisschen Verwirrung sorgen. Das Pedal zwingt einem die Komplexität jedoch nicht auf – wer einfach klassische Phaser-Dynamik will, kann sich einfach an den Reglern halten und seinen Sound aus den klassischen Parametern Waveform, Depth und Decay basteln. Zum Rest kommen wir im nächsten Abschnitt.
Doch zunächst: Das Pedal besitzt die Maße 125 x 153 x 58 mm und breitet sich also ein bisschen auf eurem Board aus. Es wiegt nur einen halben Kilogramm, und insgesamt ist die Haptik und die Qualität – wie gewohnt von KMA Audio Machines – restlos in Ordnung. Das Horizont besitzt Stereo-Ausgänge – was aufgrund der zahlreichen Sound-Optionen des Pedals eine gute Nachricht ist, sowie wie auf der linken und rechten Seite den Send und Return eines FX-Loops, der andere Effekte vor das Phase Shifting schalten lässt. Auf der Stirnseite gibt es noch zusätzlich neben dem Input und den Outputs einen Anschluss für das Expression-Pedal. Die zwei Fußschalter bedienen Engage und Tap – ganz recht, das Tempo (Spurt) kann per Tap-Tempo geschaltet werden.
KMA Audio Machines Horizont – das Bedienpanel
Das Gröbste zuerst: Die Regler. Das KMA Audio Machines Horizont besitzt mehrere größere Regler und mehrere kleine. Man muss sich ein bisschen Zeit nehmen und es kann nicht schaden, die Anleitung zur Hand zu nehmen. Ganz recht – für ein Phaser-Pedal.
- Signal: Betrifft die allgemeine Lautstärke des Output-Signals.
- Mix: Lässt einen die Balance von bearbeitetem und unbearbeitetem Signal einstellen.
- Spurt: Die LFO-Geschwindigkeit des Phasers lässt sich über diesen Regler einstellen – kurze Ausrisse sind genauso möglich wie auslaufende Sweeps.
- Depth: Die Intensität des Phaser Effekts kann hier eingestellt werden – ein leichter Phaser-Effekt oder ein intensiver JFET-Sound sind beide gleichermaßen möglich.
Nun, das ist mehr oder minder die Standard-Aufmachung eines Phasers. Doch das KMA Audio Machines Horizont geht darüber hinaus. Der wichtigste kleine Regler ist zweifelsohne der mittige Waveform-Regler. Das Horizont besitzt acht Waveforms, die mit diesem Regler angewählt werden können – randomisierte Steps sind genauso möglich wie der klassische Triangle- oder Sinus-Sound. Der kleine Kippschalter darunter erlaubt es, den Expression-Modus einzustellen. Ob das Expression-Pedal den Spurt, also die Geschwindigkeit des Phasers, ansteuert oder den Sweep, kann hier angewählt werden. Auf der linken Seite gibt es eins der spannendsten Features – der Reg-Regler und seine Kippschalter. Wird er aktiviert, kann er das Ausmaß des Feedbacks eingestellt werden. In welche Stages das Feedback eingespeist wird, kann über die Kippschalter 1 bis 4 bestimmt werden – hier entfalten sich die unberechenbaren, aggressiveren Sounds des KMA Horizont. Schematisch sieht das ungefähr so aus:
Auch die Stereo-Optionen des KMA Horizont können erweitert werden: Panning Output oder Standard Stereo – kann beides eingestellt werden über den unteren linken Kippschalter. Was kann das Horizont noch? Ansteuerung des Phasers kann über LFO und Envelope erfolgen – dafür ist der erste Sweep Schalter zuständig. Wird der Phaser über den Envelope eures Instruments angesteuert, könnt ihr entscheiden, ob das Signal oben oder unten beginnt mit einem weiteren Kippschalter. Zwei kleine Regler erlauben es, die Sensitivität des Envelopes einzustellen mit Fuel-Regler sowie den Decay. Zu guter Letzt: Der Spurt Control-Kippschalter. Auf der LFO-Position, stellt der Spurt-Regler die Phaser-Geschwindigkeit ein. Auf der Envelope-Position kann man entlang des gesamten LFO-Range durch die Intensität des eigenen Spiels den Phaser anfachen. Wer beides kombinieren möchte, kann dies über die mittlere Position des Toggle tun.
Also – ganz schön happig. Intuitiv geht anders, aber man merkt, dass sich KMA Audio Machines ordentlich Gedanken gemacht haben. Eine Envelope-sensitive Option für Phaser-Sounds ist nicht gang und gebe und die Feedback-Optionen des Horizont reichen weit über das hinaus, was man von anderen Phasern aus der Preisklasse gewohnt ist. Wir schauen uns das in der Praxis jetzt genau an.
KMA Audio Machines Horizont Phaser Pedal – Praxis
Wir nutzen den Yamaha THR30, spielen das Signal durch den Two Notes C.A.B. und in das Audio-Interface. Entscheidend ist bei einem Phaser letzten Endes die Frequenzklarheit, Rauscharmut und ein ausgewogenes Zusammenspiel von Höhen, Mitten und Tiefen. Wie bewährt sich der Horizont hier?
Gleich vorweg – wer das Horizont wirklich entfalten möchte, kommt an Stereo nicht vorbei. Die Bedienung des Pedals ist tatsächlich nicht auf Anhieb zu stemmen, man braucht seine Zeit, um ein Gespür für die vielfältigen Optionen zu entwickeln. Was sich besonders hervorhebt – die Schnelligkeit des Sweeps durch den Envelope und die Intensität des eigenen Spiels steuern zu können, macht eine Menge Spaß. Darüber hinaus sind die zahlreichen Wellenformen, mit denen man arbeiten kann, noch eine weitere Potenzierung der Möglichkeiten, die das Horizont mit sich bringt. Doch die größte Stärke des Horizont ist das Stereo Panning, das direkt von der Auswahl der Wellenformen beeinflusst wird – bis auf Beispiel 5 sind sämtliche Audios in diesem Modus aufgenommen. Für diese Preis-Riege ist mir kein anderes Phaser- oder Modulations-Pedal bekannt, das dies kann. Durch die Intensität des Anschlages das Panning zu beeinflussen ist definitiv eine äußerst tolle Angelegenheit, wie Beispiel 1 demonstrieren soll. Am Ende von Beispiel 6 und Anfang von Beispiel 3 nutzen wir den Reg-Regler und den Emphase-Kippschalter, um die Feedback-Funktion des Horizont auszuloten. Die Sounds, die dabei zustande kommen, überraschen definitiv, sprengen aber des öfteren den Rahmen des Nützlichen – die Oszillations-artigen Sounds, die dabei zustande kommen, reißen des öfteren unberechenbar aus. Dass sie aber auch verzerren, vor allem, wenn man Stage 2 und 4 gleichzeitig für den Feedback freischaltet, sorgt dafür, dass das Horizont spannend bleibt.
Kommen wir zum einzigen wirklich nennenswerten Manko des Horizont. Das Signal, das reingeht, wird hier durch eine Art Low Pass-Filter gejagt, der – sagen wir es mal so – nicht Part des Deals ist. Das Problem ist dabei, dass der Horizont den Sound grundsätzlich sehr dunkel einfärbt und dabei die Höhen für meinen Geschmack zu sehr kappt. Was dahinter steckt, dürfte auf der Hand liegen – ein Frequenz-Sweep des Phasers kann in den höheren Regionen schmerzhaft anmuten und hässlich im Klangbild ausreißen. Da wurde ganz klar versucht, diesem Störfaktor entgegenzuwirken, vielleicht gab es dafür noch andere Gründe, aber es ist nicht von der Hand zu weisen: Das KMA Audio Machines Horizont macht sich an den höheren Frequenzen zu schaffen, was vor allem bei den Hörbeispielen deutlich wird, die mit dem Malekko Manther durchgeführt wurden.
Erfreulich, dass hier auch zwei Sound-Clips mit einem Synth dabei sind, obwohl die Gitarren-Beispiele auch schon recht aussagekräftig sind. Ich könnte mir den Horizont gut in Verbindung mit meinem MicroFreak vorstellen, um paraphonen Flächen-Sounds mehr Spice zu verleihen. Leider kostet der Phaser mehr als der Synth…
„ein multimodales Phaserpedal“ — das muß man sich mal auf der Netzhaut zergehen lassen.
Gibt’s irgendwann hier auch nochmal Demos, die nicht nur geklampft sind, sondern anhand der Standard-Tastenklängen Rhodes, Clavinet, Solo und Fläche vorgeführt werden? Gitarre klingt für mich in allen Bereichen ziemlich gleich, egal, ob mit oder ohne Zerre und Hüllkurvensteuerung.
Gemessen an den vorliegenden Beispiele (und der blumigen Präsentation) finde ich den Klang nicht sonderlich spektakulär, sondern eher bieder in einer an einen MXR-Phaser erinnernden Weise, und die wirklich schrillen Klänge sind so schrill, daß man sie wirklich nur einmal benutzt — nämlich kurz bevor man wegen groben Unfugs aus der Band geworfen wird.
Das/der KMA Horizont mit dem Phaser von MXR zu vergleichen bzw. soundtechnisch auf ein ähnliches Niveau zu hieven ist schon gewagt oder ein Indiz für ein großes Maß an Ignoranz. Evtl. vermitteln die Beispiele nicht das gesamte Potenzial dieser feinen Kiste. Ich empfehle jedem, der Interesse an einem innovativen Phaser hat, das Pedal einmal auszuprobieren. Ein bisken Zeit und ein Blick ins Manual müssen allerdings investiert werden – der KMA Horizont Phaser ist alles andere als ein One Trick Pony.
Ich habe das Pedal seit ein paar Tagen im Studio und habe selten so viel Spaß mit einem Pedal gehabt wie in diesem Fall. Damit lassen sich halt extrem viele Phasersounds nebst exotischen Varianten erreichen. Ich finde das Konzept auch nicht sperrig – hat nur eben seine ganz eigene Logik, die verstanden werden will.
Am Filterdesign wurde übrigens etwas geschraubt (hatte einen sehr nette und aufschlussreiche Kommunikation per Mail mit Enrico dazu), um den in der Community wohl öfter angesprochenen deutlichen Höhencut zu reduzieren. Nun habe ich keinen Vergleich zur alten Version – ich persönlich kann hier aber ohenhin nichts Negatives ausmachen. Am Ende auch immer eine Frage der persönlichen Präferenzen und des eigenen Geschmacks.
War das jetzt auf mich gemünzt? Wenn ja: Kommt reichlich spät, die Retourkutsche, um noch als „spontan“ durchzugehen.
Daß ich a) keine Ahnung habe, ist weithin bekannt und bedarf keiner weiteren Erwähnung; ich bin sogar b) so ignorant, daß ich im Laufe der letzten 30 Jahre mehrere Phase 45, Phase 90 und Phase 100 als völlig uninteressant wieder habe ziehen lassen. Sind so schwabbelige Phaser, die die Wurst nicht von der Pelle ziehen. Oder umgekehrt.
Mit dem Verkaufserlös habe ich mir dann noch uninteressantere Geräte finanziert, die ich den ohnehin vorhandenen uninteressanten Geräten zur Seite gestellt habe.
Aber was weiß ich schon.