Edle Powerstrat
Knaggs Guitars wurde 2009 von dem Designer Luthier Joe Knaggs und dem Marketingexperten Peter Wolf gegründet. Alle Designs mit Ausnahme der Artist Signature-Modelle sind in nach indianischen Flüssen in Nordamerika benannt. Das Holz und die Materialien für die Instrumente werden sorgfältig ausgewählt und die Fertigungsprozesse sind stets auf dem Status quo der Technik.
Knaggs, die einige Endorser wie unter anderen auch Steve Stevens und Pete Thorn ausstattet, ist bisher vor allem durch Gitarren bekannt, die man aus Sicht des Designs als eine Symbiose aus einer Les Paul und Telecaster bezeichnen könnte. Unser heutiger Testkandidat, die Knaggs Severn, orientiert sich äußerlich an einer Stratocaster, besitzt drei Singlecoil-Pickups, eine Telecaster-mäßige Bodenplatte aber auch ein Vibratosystem.
Die aufregende Optik ist auch hier Teil des Programms. Hier wurden einige Anleihen anderer Hersteller integriert. Die Kopfplatte ist abgewinkelt und erinnert vom Design an alte Bigsby-Gitarren, der Korpus weist gewisse Ähnlichkeiten zu PRS-Modellen auf, das Schlagbrett wurde aus Holz gefertigt. Der Steg-Pickup wurde ähnlich einer Telecaster montiert und das Vibratosystem ähnelt einer Stratocaster, obwohl es moderner im Design ist. Eine gelungene Symbiose und eventuell sogar „Best of all worlds“. Das werden wir nun herausfinden. Die Severn ist auch mit einer SSH-Bestückung, also mit einem Humbucker am Steg bzw. zwei Humbuckern zu bekommen.
Knaggs Severn – Facts & Features
Die Knaggs Severn T2 Trem SSS Faded Onyx wird im hochwertigen Rechteckkoffer ausgeliefert. Dieser wurde mit etwas Parfüm besprüht, sodass die Polsterung des Koffers leicht blumig riecht, wie man dies auch von einigen anderen Herstellern wie z. B. PRS kennt. Im Lieferumfang befand sich auch ein vernickeltes Set Dunlop Straploks, die man bei Bedarf an der Gitarre anbringen kann, sofern man diese den normalen Gurtpins vorzieht.
Das Gewicht des Instruments beträgt 3,6 kg, damit ist die Gitarre minimal schwerer als einige andere Stratocaster-Modelle, die Ahorndecke und das Holzschlagbrett sind vornehmlich für dieses minimal höhere Gewicht verantwortlich. Ansonsten finden wir einige sehr durchdachte Features, die das Handling und den Klang positiv beeinflussen, dazu später mehr. Die Gitarre wurde mit einem Satz 0,10er Saiten ausgeliefert.
Der Hals
Für den Hals hat der Hersteller einen sehr schön gemaserten Brocken aus Ahorn ausgesucht. Der Klarlack wurde etwas abgetönt, sodass er schon etwas „used“ aussieht. Die hochglänzende Lackierung ist satt, aber nicht zu massiv aufgetragen und wurde optimal poliert. Die Mensur der Knaggs Severn ist mit 25,5” gleich einer Stratocaster. In den Hals wurden 22 Bünde (Bunddraht „Tall thin“) eingesetzt. Hier gibt es gleichfalls nichts zu beanstanden. Der Radius des Griffbrettes fällt mit seinen 8,5” relativ „vintagemäßig“ aus. Das Griffbrett wurde aus Rosenholz gefertigt, auch die Kopfplatte besitzt ein „Veneer“ aus Rosenholz. Die Griffbretteinlagen sind aus Ahorn und besitzen eine Karoform (Diamanten). Auch in der Kopfplatte gibt es eine Einlage, den sogenannten „Knaggs circle with star“, was die Individualität dieser Gitarre noch etwas steigert. Die Seriennummer wurde auf der Rückseite der Kopfplatte handschriftlich aufgebracht.
Knaggs Severn – der Korpus
Auf den Korpus aus Erle wurde eine ca. 1 cm starke Decke aus „Curly maple“ aufgeleimt. Darüber wurde dann wiederum eine weitere Decke aus Erle aufgeleimt, was der Gitarre ein sehr ansprechendes Äußeres verleiht. Auch das Schlagbrett ist aus Holz. Hier kommt Wenge zum Einsatz. Die Korpusform und das Design erinnern an einige PRS-Modelle, aber man hat mit vielen durchdachten Ausstattungsmerkmalen dafür gesorgt, dass das Instrument eindeutig als Knaggs zu identifizieren ist.
Die Hardware
Die Mechaniken (Kluson-Type) wurden vernickelt. Auch das Tremolosystem und die Bodenplatte des Steg-Pickups wurden vernickelt, was in Verbindung mit der Erscheinung der Gitarre ein harmonisches Bild erzeugt.
Pickups und Elektrik
In der Knaggs Severn wurden drei hochklassige Lindy Fralin Blues Special Einspuler verbaut. Diese allein kosten bereits etwas über 300,- Euro, wenn man sie unabhängig erwirbt. Es ist aber auch möglich, sich ab Werk andere Tonabnehmer einbauen zu lassen, wie man auf der Website des Herstellers sehen kann.
Die Elektrik ist ähnlich einer Stratocaster: Wir finden einen 5-fachen Schalter (Blade) und drei Potis, einen Volume- und zwei Tone-Regler. Hier hat man allerdings etwas nachgedacht, da der eine Tone-Regler auf den Hals- und Mittel-Pickup wirkt und der zweite Tone-Regler ausschließlich für den Steg-Pickup zuständig ist, was natürlich bedeutend sinnvoller bzw. praxisnaher ist, da ein Singlecoil am Steg gerne einmal richtig scharf und spitz klingen kann. So erhält man die Möglichkeit, diesen bei Bedarf in den Höhen etwas zu bändigen. Diese „Modifikation“ dürfte von mir aus gerne in jeder Stratocaster vorgesehen sein.
Alleinstellungsmerkmale der Knaggs Severn
Hier gibt es eine Reihe von Punkten aufzulisten: Der Hals wurde nicht geschraubt, sondern mit dem Korpus verleimt, was ein gutes Sustain unterstützt. Der Hals-Korpus-Übergang wurde sehr angenehm gestaltet, sodass sich das Spiel in den hohen Lagen mühelos bewerkstelligen lässt.
Die Kopfplatte (Fender-Style, große Kopfplatte) besitzt einen Winkel zum Hals (ähnlich z. B. einer Les Paul), so erhalten wir etwas mehr Druck auf den Sattel, was gleichfalls den Klang positiv beeinflusst.
Der Steg-Pickup wurde in einer Telecaster-ähnlichen Bodenplatte aufgehängt, was sehr schön anmutet und einen etwas drahtigeren Sound des Stegpickups bewirkt.
Das Schlagbrett wurde aus Holz (Wenge) gefertigt, was die edle Optik der Gitarre unterstützt. Zu allem Luxus könnte man sich auch folgende Optionen integrieren lassen, sofern man direkt beim Händler bestellt: Gold-Hardware, Ahorn Ivorized Pickguard, Ahorngriffbrett oder Ebenholzgriffbrett, Ahorn-Oberteil, Spalt- oder Walnuss-Stein-Einlage. Ebenso kann man zwischen Lollar- oder Lindy Fralin-Pickups wählen.
Zwischenzeugnis
Der erste Eindruck der Severn ist ausgesprochen positiv. Optik und Verarbeitung sind traumhaft, hier sind viele liebevolle kleine Details zu sehen, die gleichfalls sinnvoll wie geschmackvoll sind. Auch das Spielgefühl ist ausgesprochen angenehm und dies trotz des kleinen Griffbrettradius von 8,5″ und den eher schmalen Bünden. Der trockene Sound ist bereits hochklassig und lässt bereits vermuten, dass diese Gitarre mit den tollen Fralin Blues Special Pickups eingeklinkt traumhaft klingen wird.
Vibratosystem
Das Vibratosystem wurde etwas „tiefergelegt“. Unter der Brücke wurde eine Unterfräsung von ca. 5 mm Tiefe vorgenommen, so kommt das Vibratosystem etwas näher an die Decke heran, was einem angenehmes Spielgefühl sehr förderlich ist. Die Brücke ist „free floating“ an zwei Punkten aufgehängt, wie das bei moderneren Fender Stratocaster-Modellen bzw. beispielsweise Vibratosystemen der Marke Wilkinson gerne gemacht wird. Der Vibratohebel wird geschraubt, ganz traditionell wie früher.
Handling der Knaggs Severn
Die Werkseinstellung (Saitenlage, Bundreinheit) war bereits liebevoll vorgenommen worden, so konnte der Spielspaß gleich beginnen. Das Instrument kommt gut ausgewogen auf dem Knie zu liegen.
Der Halsradius von nur 8,5″ erzeugt ein gewisses Vintagefeeling, da moderne Gitarren gerne mit deutlich größerem Radius (12″-16″) gefertigt werden. Interessant, mal wieder eine Gitarre mit verhältnismäßig kleinem Radius bzw. entsprechend deutlicherer Griffbrettwölbung in den Händen zu haben. Das Spielgefühl auf dem wohlgeformten Hals, der weder zu klobig noch zu schmal ist, ist ausgezeichnet. Ich war positiv überrascht, dass sich auch das Ziehen der Saiten angenehm leicht gestaltete, obwohl man dies aufgrund des doch relativ kleinen Griffbrettradius nicht unbedingt erwarten durfte.
Auch dem Vibratosystem kann man ein sehr stabiles Verhalten attestieren. Selbst bei heftigem Einsatz war keine Verstimmung festzustellen. Dies wurde sicherlich auch durch ein perfektes Feilen der Sattelkerben begünstigt.
Knaggs Severn – Sound
Beim Spielen mit der Severn kommt wahrhaft Freude auf. Bereits trocken gespielt, spürt man, dass hier nur hochwertiges Material schwingt. Die Fralin Blues Special Singlecoil-Pickups erzeugen gleichfalls einen sehr ausdruckstarken Klang. Der Steg-Pickup kann aufgrund seiner Telecaster-mäßigen Bodenplatte einen schönen knochigen „Twang“ erzeugen, der Mittel-Pickup und Halstonabnehmer haben eindeutig einen Vintage-Charakter (ca. Ende 50er Jahre). Das Zusammenspiel zwischen den Tonabnehmern und der liebevoll gebauten Gitarre spendiert der Knaggs Severn einen außergewöhnlich charaktervollen und lebendigen Klang.
Wir hören zunächst die klaren Sounds, beginnend mit dem Halstonabnehmer:
Nun der Hals – und Mitteltonabnehmer zusammen:
Mitte und Steg parallel:
Steg-Pickup alleine:
Nun hören wir den Hals-Pickup mit einer moderaten Verzerrung:
Und schließlich den Steg-Pickup mit derselben Einstellung:
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
Knaggs Severn T2 – Peavey Classic 20 Minihead – 1 x 12″ Thiele Box mit Celestion Creamback Lautsprecher – Shure SM 57 – Apogee Duett – Mac mit Logic (etwas Delay und Reverb hinzugefügt).
Nette Axt in gediegener Altherren-Optik. Fürs Klampfen am Kamin auf dem Ledersofa.
ein Gemälde für das Jagdzimmer quasi … was für ein geiles Brett, ich hatte es kurz hier, bevor es zum Johannes ging (!)
Für´s Wohnzimmer in jedem Fall s optimal, aber eigentlich zu schade, da die Axt auch ausgesprochen bühnentauglich ist. ;-D
@Johannes Krayer Aber auf der Bühne dann den edlen Zwirn tragen. Nix mit Jeans und Baumfällerhemd oder so.
Auf jeden Fall! Die Bühne sollte in jedem Fall auch mit einem frisch gesaugten Teppich ausgestattet sein.
Hallo,
Ich habe Knaggs Kenai T2 – und ist sehr resonante, sehr gut klingende und top verarbeiterte Gittare. Spielt sich viel leichter als Gibson (auch CS) und ist jeden € wert.
Severn oder Choptank T2 ist meine nächste Empfehlung.
MFG
Joze
Toller Bericht… vielen Dank dafür….