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Test: Korg iWavestation Synthesizer, iOS-APP

Vintage-Wavestation jetzt fürs iPad

23. Juni 2018

Performance – WAVESEQ

Mit der iWavestation für iPad wurde ein Traum wahr und zukünftige Chancen für eine Wavestation 2018 ein Review abzugeben, werden wohl eher dünn sein. Deswegen ist diese Review geradezu unumgänglich.
Wie schon zuvor z.B. beim Arturia iProphet (von Retronyms) und dem Casio CZ und Korg iM1 profitiert auch die Wavestation von dem graphischen Update. Der Touchscreen hat sich bisher quasi als die zweite Wiedergeburt für die LCD-Zweizeiler- und Zehnertastertur-Synthesizer der 80er und 90er Jahre erwiesen und auch hier hat es Korg geschafft, durch die Aufbereitung des Betriebssystem auf einen Touchscreen die Wavestation in einer Art und Weise offenzulegen, wie es bisher nicht möglich war. Selbst die Korg Legacy-Version steht weit dahinter zurück. Zumindest in weiten Teilen, denn bei der iWavestation handelt es sich immer noch um eine Emulation.

Wem die Begriffe „Wavestation‟ und „Vektorsynthese‟ nichts sagen, dem sei der Green Box-Artikel zu Korg Wavestation von Marko Ettlich für einen umfassenden Überblick ans Herz gelegt und optional noch der Blue Box-Artikel von Peter Grandl zum Prophet VS von Sequential Circuit, dem Vater der Wavestation.

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Performance – Mixer

Die Wavestation ist basismäßig 32-stimmig, d.h. die maximal 8 eigenständigen Parts mit den jeweils bis zu 4 Patches müssen sich die 32 Stimmen teilen. Ein Patch besteht aus einer, zwei oder vier sogenannter Wave-Sequenzen, die wiederum aus einer Abfolge von bis zu 127 kurzen Waves, also Wellenform-Samples, besteht. Zu jeder Wave-Sequenz gehört außerdem noch ein kompletter Klangformungsstrang mit je drei Hüllkurven, einem Filter und zwei LFOs.
Die Gesamtheit von Parts und Patches ergibt ein Performance – die Info wird später noch mal wichtig.

Performance – Effect

Die iWavestation begrüßt ihre Nutzer mit der Performance-Ansicht und deren Unterseiten WAVESEQ, Mixer und Effekt. WAVESEQ bietet die Unterseiten Wave, zur schnellen Auswahl der Wellenformen einer Wave-Sequenz sowie die Lautstärke, Loop, und Tonhöhenkontrolle für jede Wave-Sequenz.
Da auf einer Seite nur jeweils 16 von 127 möglichen Wave-Steps angezeigt werden können, kann mit dem Taster Step-Range durch die Wave-Sequenz gescrollt werden.

Performance – Step Range

Die Seiten WAVESEQ Param sowie der MIXER gelten für jeden einzelnen Part.

Die zwei Mastereffekte gelten für die gesamte Performance, also für alle Parts. Sie sind seriell oder parallel schaltbar und bieten eine Auswahl von ca. 60 Effekten aus den Bereichen Hall, Delay, Flanger Chorus, Compressor, Rotary Speaker, Pitch-Shifter, Vocoder etc. und diversen Kombinationen daraus, wie z.B. das Stereo-Vocoder-Delay.

Performance – Die Effekte

Die eigentliche Klangerzeugung, die Patch-Ansicht, kann entweder auf der WAVESEQ-Seite mit der Halten-Geste der auf der Oszilloskop-Anzeige eines Parts oder über den Edit-Taster auf der MIXER-Seite aufgerufen werden.

Patch – Wave-Sequenz auswählen

Die Part-Seite besteht aus den Unterseiten Morph, Wave, Tone, Output und Mod.
Sehen wir uns die Wave-Sequencierung, das Herzstück der iWavestation, auf der Wave-Seite an. Bei den Wave-Oszillatoren A bis D und der gerade ausgewählten Wave-Step-Sequenz in Königsblau mit türkisfarbenem Rand treffen wir sofort auf diverse, wenn auch mächtige Eigenheiten und Fallstricke der Programmierung der i~ / Wavestation.

Patch – Wave-Sequence erstellen

Mit dem Tippen auf den Namen des Parts lässt sich eine komplette Wave-Sequenz auswählen, mit dem Tippen auf einen Step im Darstellungsfenster der Wave-Sequenz wird ein einzelnes Wellenform-Sample für besagten Step ausgewählt. Über die drei weißen Ziehpunkte am Rahmen des Wave-Steps werden die Lautstärke (oben), seine Dauer im Taktmaß (rechts) und sein Abkling- bzw. Überblendverhalten zum nächsten Step (unten rechts) eingestellt. Es ist zu beachten, dass hier die Lautstärke eines einzelnen Wave-Steps eingestellt wird, während die Lautstärke der gesamten Wave-Sequenz oben in den Part-Anzeigen (A-D) eingestellt wird.

Über den Plus-Taster werden weitere Wave-Steps der Sequenz hinzugefügt. Damit man nicht ständig blind durch die ROM- und RAM-Bänke suchen muss, lassen sich die Wellenformen vorhören, indem man einfach mit dem Finger auf der Auswahl bleibt.
Die Ziehpunkte sind „schwergängig‟ und reagieren nicht auf schnelle Bewegungen. Es erfordern ein dediziertes Aufsetzen des Fingers, bis der Name des Ziehpunktes erscheint. Erst dann kann der Parameter verändert werden.

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Patch – Taktmaß einstellen

Das ist quasi eine Sicherheitsmaßname, denn hier wurde der schnellen Auswahl der Wellenformen über eine einfaches Tippen in den Wave-Step der Vorrang gegeben, was meiner Meinung nach auch sinnvoll ist, damit man schneller verschiedene Welleform-Kombinationen ausprobieren kann. Wird der Finger auf einem Wave-Step gehalten, lässt sich dieser über das Pop-Up-Menü auch verwalten (löschen, einfügen, duplizieren).

Patch – Settings

In den SETTING-Einstellungen werden die Loop-Anweisungen angegeben. Die Wave-Sequenz läuft basismäßig immer und entsprechend der eingestellten Taktgeschwindigkeit durch. Egal, ob mit oder ohne Loop. Will man aber, dass z.B. ein Sound der nur einmal pro Tastendruck erklingt, muss mindestens ein weiterer Step eingefügt werden, dessen Lautstärke auf Null gesetzt und dann infinit geloopt wird. Der Loop kann auch über verschiedene Quellen moduliert werden, was zu ziemlich vertracken, mindestens aber lebendigen, Sequenzen führen kann.

Wie tricky die Loop-Einstellungen eigentlich sind, zeigt sich z.B. bei der Erstellung von Wellenform-Drum-Kits. Stellt man die Modulation auf „Linear Keyboard‟, triggert jede Taste des Keyboards einen anderen Wave-Step der Sequenz. Über den Modulationsanteil, meist bei 80+, wird festgelegt, über wie viele Tasten hinweg  derselbe Wave-Step ausgelöst wird, d.h. wie weit die Klaviatur gespreizt wird. Dann muss man nur noch dafür sorgen, dass ein Wave-Step mehrere Takte (Bars) lang ist, damit die Wave-Sequenz, die trotz allem im Hintergrund durchläuft, nicht zu schnell zum nächsten Step fortschreitet.

Part – Morph

Hat man nun seine vier Wave-Sequenzen fertiggestellt, geht es einen Schritt weiter (zurück) zur Morph-Seite. Hier kann dynamisch über einen Loop-fähigen 5-Punkt-Vektor zwischen den Lautstärken der vier Wave-Sequenzen übergeblendet werden. Wie lange das dauert, wird über die Rate-Regler festgelegt.
Die Morph-Einstellungen sind für alle Wave-Sequenzen eines Patches (A-D) gültig.

Patch – Tone

Dagegen sind die Seiten Tone, Output und Mod wiederum individuell für jede Wave-Sequenz, also Part, einstellbar und dürften kaum jemanden, der schon mal etwas mit einen Synthesizer zu tun gehabt hat, vor größere Problem stellen. Das Filter ist, im Einklang mit dem Legacy Plug-in und im Gegensatz zur Hardware, resonanzfähig.

Patch – Output

Was auf den drei Seiten besonders positiv auffällt, ist die Modulierbarkeit vieler Parameter. Was hingegen die Euphorie wieder etwas dämpft, ist die verhältnismäßig geringe Anzahl an Modulationsquellen. Hinzu kommt noch, dass auch die iWavestation, wie auch ihre älteren Geschwister, nur vier frei definierbare externe MIDI-Controller zulassen und davon sind zwei schon fest dem Vector-Stick zugeordnet.

Patch – Mod

Hier wäre der erste wirkliche Kritikpunk. Intern sind die Modulationsfähigkeiten der Wavestation schon mächtig, aber in der mäßigen MIDI-fizierung hat sich seit den 90ern nichts geändert. Hier hätte Korg wirklich progressiver sein sollen und mehr externe MIDI-Kontrollen einbauen können. Die SysEx-Kompatibilität mit der Hardware gilt ja eh nur in Richtung der iWavestation. Wobei wir beim zweiten und dritten Kritikpunkt wären.

Patch-Suche aus dem letzten Jahrtausend

Das wesentlich größere Manko ist die archaische Patch-Verwaltung. Das fängt mit den fehlenden Such-, Kategorisierungs- und Tagging-Funktionen an, geht über zu den gerade mal 3 x 31 User-Speicherplätzen der Wavestation RAM-Karten und endet mit dem Fehlen jeglicher Funktion zum Sample-Import. Das ist für iOS-Verhältnisse schon ziemlich grenzwertig. Hier sollte/muss Korg noch dringend nachbessern! Eine so mächtige Sound-Engine durch unnötige Vintage-Anachronismen einzuschränken, bringt einfach keinem etwas.

No Saving Grace

Dass es vier verstreute, verschiedene Speicherdialoge gibt, ist zwar auch heute immer noch sinnvoll, aber nicht gerade intuitiv umgesetzt. Da gibt es zum Ersten die Speicherfunktion einer Wave-Sequenz an sich, die in der Wave-Step-Darstellung (Write) im WAVE-Fenster (oben links) zu finden ist.

Dann gibt es die Speicherfunktion für den Part, also von allen vier Wave-Sequenzen und deren Modulationsparameter, in Zeile zur Auswahl der Unterseiten, (Write).

Die Speicherfunktion für die Performance, also allen acht Parts und in der obersten Zeile und zuletzt den Export des gesamten Speicherinhalts, quasi der SysEx-Dump.

MIDI-Dump Import & Export

Damit lässt sich zwar die Limitierung auf unterirdische 93 Speicherplätze umgehen, aber ein Austauschen eigener Patches zwischen den Dumps ist damit nicht möglich.

Verlässt man außerdem die Parts-Ansicht, ohne Abzuspeichern und berührt aus Versehen eine Wellenformauswahl in der Performance WAVESEQ-Ansicht, ist der Step weg, denn die Auswahl springt wieder auf die zuletzt abgespeicherte ROM-Karte zurück.
Diese Punkte finde ich die absolut dringendsten, die Korg überarbeiten sollte und warum hier von Anfang mindestens mal keine unlimitierten RAM-Karten eingebaut wurden, ist absolut unverständlich.

MIDI Zuweisung

MIDI-Controller Zuweisung

Damit dieses Review aber nicht auf dieser negativen Note endet, möchte ich nochmal auf die WAVESEQ-Seite zurückkommen, mit der Korg in der Aufbereitung des Wavestation-Betriebssystems so viel geleistet hat. Dort lassen sich nämlich die wichtigsten Einstellungen, wie die Wellenformauswahl, Lautstärke, Loops, Tonhöhenanpassungen, Filter und ADSR-Hüllkurve, für jede der bis zu 32 Wave-Sequenzen direkt vornehmen. Der Schwerpunkt wurde hier mehr vor allem schnelles Ausprobieren und Einstellen ausgelegt. Doch Achtung, die Auswahl der Wellenformen bezieht sich immer auf die zuletzt abgespeicherte ROM-Karte des Parts. Deswegen ist es so wichtig, vor Verlassen der Part-Ansicht zu speichern. Auch ist das Auswählen der Wellenform etwas zu feinfühlig. Eine selbstskalierende Relativbedienung wie z.B. bei Thor von Propellerhead oder iProphet von Arturia/Retronyms würde hier Wunder wirken.

iWavestation & Gadget

Gadget – Milpitas

Die iWavestation integriert sich auch automatisch in Korg Gadget, unter dem Namen Milpitas. Dazu müssen die iWavestation und Gadget installiert sein. Die Eingriffsmöglichkeiten bieten die WAVESEQ-Seite, den Mixer mit MIDI und Effekt-Einstellungen sowie den Browser zum Laden der Sounds. Die Bearbeitung der Parts wurde komplett außen vor gelassen, was prozessor-, arbeitsspeicher- und anwendungstechnisch sicher sinnvoll ist.

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Fazit

Unterm Strich ist die iWavestation immer noch ein faszinierender Synth mit zwei bis drei sehr scharfen Ecken. Als da wäre wie die archaische ROM-Verwaltung, der fehlende Import oder Umwandlung von eigenen ROM-Samples und ein paar unübersichtliche Bedienungsentscheidungen, die nicht hätten sein müssen und mit denen man umzugehen wissen muss. Wenn man das packt, lassen sich mit der iWavestation jedoch Sounds kreieren, die man anders gar nicht bis nur sehr umständlich oder schwer hinbekommt, damals wie heute. Die iWavestation ist ein lebendiger Klassiker, der auf dem Touchscreen so richtig aufblüht.

Plus

  • Offenlegung des Betriebssystems
  • Import von Wavestation SYS-EX Daten
  • Klang
  • Gadget-Integration

Minus

  • ROM-Browser
  • kein dirketer Import von eigenen Samples

Preis

  • 32,99 Euro, iOS-APP-Store
  • IAP: Expansion Cards je 4,99 Euro
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Forum
  1. Profilbild
    Numitron AHU

    Klingt gut. Ich bereue es heute noch dass ich vor vielen Jahren eine kaum benutzte wavestation ad verkaufte. Hab das Geld gebraucht. Wäre schön wenn es eine Neuauflage von Korg zb als volca gäbe.

  2. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Die Wavestation ist immer nett zu haben. Man findet im Kreativloch fast immer was zum verwursten. Als Neuauflage mit aktueller Hardware durchaus erwünscht. Volca WS mit großem Display? Wäre extrem cool! Meine iPad-Apps vereinsamen derzeit ungenutzt in den ewigen Speichergründen. Ist neben PC, Hardsynths und Modular mir zuviel und umständlich.

    • Profilbild
      Markus Schroeder RED

      Wollte nur anmekerken ein iPad in die DAW einzubinden ist inzwischen auch nicht mehr umständlicher als eine UAD-Karte einzubinden.

      :)

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Markus Schroeder Kommt auf die Definition von umständlich an. :) Studiomux funktioniert bei mir am aktuellen Windows 10-PC seit ca. 3 Monaten. Vorher gab es beim muxen immer Knackser zwischendurch. Ja ich weiß, beim Mac ist das anders. ;) Also war noch ein Behringer UCA-202 mit Toslink am iPad und weil Hardware so zuverlässig ist gleich ein ESI M4UXL-Midi-Interface dazu. So lief es dann tatsächlich störungsfrei. Allerdings, iPad, Studiomux und Audiobus müssen ja auch erstmal gestartet werden und beim letzten mal wollte Audiobus meine Plugins nicht mehr absturzfrei laden. Einige liefen nach Erstellung eines neuen Projekts wieder, andere nicht. Lag dann wohl u.a. an der endlich funktionierenden Audiokonvertierung per Studiomux-Plugin. Ist aber auch egal. Ergo ist mir, nach etlichen Updates usw., der Allerwerteste geplatzt. Über die iTunesche Dateiverwaltung von Presets oder andere Software-Workarounds zum Import/Export von Dateien ganz zu schweigen. Für mich persönlich zu umständlich ohne Apple Infrastruktur. Vielleicht ergibt sich ja noch eine Anwendung für das Pad. Zum mucken ist es mir nicht so richtig Fleisch und dazu noch wartungsintensiv. Model 15 und Animoog (habe beide) in Ehren aber selbst ein Doepfer-VCA Eurorackmodul löst bei mir mehr Emotionen aus. Ist bei Applefans sicher anders. ;)

        • Profilbild
          Markus Schroeder RED

          ähmm ja, „zumindest auf dem Mac“ wollte ich noch hinzufügen, habs aber vergessen. :)
          Windows benutze ich nicht zum Musikmachen.

          Ich benutze das iPad (AUM) gerade über die iConnectivity ICM2+ in einer actuellen Produktion am Mac, das klappt absolut unkompliziert und astrein.
          Und für kleinere Aufgaben gibt es am Mac IDAM.

          Was die ständigen App Updates angeht und Apples herumdoktern an den Betriebsystemen angeht muss ich Dir leider zustimmen, dass das mitterweile auf der einen Seiten echt ausufert und auf der anderen Seite einige Entwickler einfach nicht in die Gänge kommen, was dann auf Studiomux, Audiobus, AUM etc. zurückfällt.

          :)

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