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Test: Korg microKorg XL VA-Synthesizer

Starkes Upgrade des mobilen MicroKorg

7. Februar 2009

Korg microKorg XL Synthesizer am Arbeitsplatz

Der erste Eindruck ist immer der wichtigste. Sagt man. Als der microKorg XL zum ersten Mal auf der Synthesizer Festa 2008 in Tokyo vorgestellt wurde, wirkte er so unauffällig, dass ich ihn glatt übersehen hätte. Deswegen habe ich ihn noch mal zu mir nach Hause ins winterliche Deutschland  eingeladen, damit wir uns bei Baumkuchen-Cutoffs, Rosinen-Resonanzien und Filterkaffee noc hmal so richtig kennenlernen können. Dabei kamen einige interessante Familiengeschichten ans Tageslicht, die dem Leser hier nicht vorenthalten werden sollen. Übrigens, die angehängten Sounddemos stammen tatsächlich alle ausschließlich aus dem Korg microKorg XL Synthesizer.

Und noch ein kleiner Hinweis:

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Dies ist auch eine Fortsetzung des microKorg Tests. Einsteigern sei daher unbedingt auch die Lektüre des Tests zum Vorgänger empfohlen, ebenso die Tests zu den beiden Nachfolgern Korg microKorg S und Korg microKorg XL+:

Alle Korg microKorg Tests auf AMAZONA.de:

Korg microKorg vs Korg microKorg XL

Was die äußere Physiognomie angeht ist der XL 25% leichter, 105%* größer und hat mit acht Stimmen 100% mehr Polyphonie als sein großer Bruder. Er hat weniger Regler, weniger Taster und weniger Leuchttaster und ein schwarzes Outfit, das ihm wie angegossen steht. Auch was die MIDI-Ports angeht, hat der XL 33% weniger. Bei ihm fiel nämlich der MIDI-Thru weg, was aber durch das 100% mehr an USB-Ports mehr als kompensiert wird.

Zum Vergleich der Korg microKorg XL hat die Maße 556 x 231 x 73 mm. Der alte micrKorg 524 x 232 x 70 mm (BxTxH)

Das Batteriefach wird mit sechs Alkali AA-Batterien bestückt. Es können aber auch Akkus benutzt werden. Die Betriebsdauer wird im Handbuch erwähnt. Ansonsten sind die Anschlussmöglichkeiten identisch: zwei Mono-Klinkenbuchsen für den Audioausgang, ein Stereokopfhörerausgang und zwei Audioeingänge, einer davon für das beigelegte dynamische Schwanenhalsmikrofon, beim XL  in einer äußerst praktischen Standard-XLR-Ausführung. Der Regler für den Eingangspegel fehlt ebenfalls nicht. Auch beim XL kann nur ein Audioeingang benutzt werden.

Laut Handbuch muss das kleine Schwarze ausgeschaltet werden, bevor der Eingang gewechselt wird. Das nehmen wir jetzt mal so hin. Die Klinkenstecker sitzen zwar ohne nennenswertes Spiel in den Buchsen, doch die Arretierung ist extrem leichtgängig, sodass es nur eines sanften Ziehens bedarf, damit die Stecker aus den Buchsen rutschen. Bei dem Fliegengewicht des XL wohl auch besser so, da das Gerät leicht mitgerissen werden kann, sollte man mal an einem Kabel hängen bleiben. Wir beurteilen das mal wohlwollend. Auch sollte schon mal erwähnt werden, dass der ältere Bruder effektiv die Synthese-Engine des Korg MS2000(B) beherbergt, während der Kleine die MMT-Engine aus dem Radias, die Oszillatoren vom Electribe und die Effekte vom KaossPad3 geerbt hat. Somit sind mircrKorg und XL eigentlich nur noch Halbbrüder.

Endlich ein großes Display

Das kryptische LED des älteren Bruders wurde durch ein wesentlich mitteilungsfreudigeres hintergrundbeleuchtetes und übersichtlicheres Masken-LCD ersetzt. Es fällt zwar größer aus, ist aber ebenfalls nicht immun gegen kryptische Bezeichnungen. Ein grafikfähiges LCD hätte hier wesentlich mehr hergegeben, auch mit Hinblick eines entsprechend höheren Verkaufspreises.

Haptik und Bedienung des Synthesizers

Das Plastikformgehäuse macht einen recht robusten Eindruck, liegt durch die raue Oberfläche gut in der Hand und ist recht unempfindlich gegen Kratzer. Die Kippschalter festigen den robusten Eindruck. Leider können die Moog-ähnlichen Regler diesen Eindruck nicht weiter bestätigen. Sie haben auffallend großes Spiel, scheinen jedoch fest genug mit ihren Potis verbunden zu sein, um auch gröbere Handhabung zu überstehen. Sie sind allesamt sehr leichtgängig und haben bis auf die beiden Presetwahlschalter und das Funktionswahlrad keine Rasterung. Das macht die Bedienung bei der Klangeditierung etwas hakelig, wie sich noch zeigen wird. Insgesamt hinterlassen sie einen billigen Nachgeschmack. Aufgefallen ist mir noch, dass der Volume- und der Tempo-Regler wesentlich fester sitzen und deshalb auch einen besseren Eindruck hinterlassen. Ob das Fertigungstoleranzen sind oder so das geplant ist, bleibt offen.

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Die 37-Tasten Klaviatur ist nicht zu leichtgängig. Rein optisch fallen hier schon mal die mattierten schwarzen Tasten gegenüber den glatten weißen Tasten ins Auge – sieht recht edel aus. Mit 8 cm bzw. 5 cm Länge und 2 cm Breite sind die Tasten recht kurz ausgefallen. Das fühlt sich etwas komisch an, da die Tastenbreite eher nach „vollwertiger“ Klaviatur tendiert und der Spieler beim gewohnheitsmäßigen Greifen oftmals zu hoch ansetzt und so mit den Fingerspitzen an das Gehäuse stößt. Freundet man sich jedoch damit an und greift die Tasten weiter vorne, liegt das Spielgefühl weit über dem, was der ältere microKorg zu bieten hat. Für größere Hände könnte das allerdings immer noch zum Problem werden. Die Pitch- und Mod-Wheels sind sauber verarbeitet, nicht zu schwergängig und geben keinen Grund zur Beanstandung. Zusammen mit dem darüber liegenden Oktavenwahlkippschalter lässt sich gut und komfortabel von hoch bis tief orgeln. Soweit die äußeren Merkmal des XL, kommen wir zu den inneren Werten.

Nur wenige Knöpfe zur Editierung weniger Parameter

Der Apfel und der Stamm

Beim ersten Anblick macht der XL bezüglich der editierbaren Klangvielfalt einen wirklich harmlosen und überschaubaren Eindruck: Gerade mal 4 Drehregler sind dafür zuständig. Mit dem Funktionswahlrad wird in eine von 3 Zeilen der Parameter Matrix gewählt, die den drei Edit-Reglern  einen bestimmten Parameter zuordnen. Steht das Funktionswahlrad z.B. auf Filter, liegt auf Regler 1 der Filtertyp, auf Regler 2 das Cutoff und auf Regler 3 die Resonanz. Die erste Reihe der Matrix kann mit beliebigen Parametern frei belegt werden. Supereinfach, denke ich. Doch als mein Blick auf die „Full-Edit“ Stellung des Funktionswahlrads fällt und ich die Reglerbezeichnungen „Page“, „Paramenter“ und „Value“ lese, schwant mir Übles. Und so kommt es auch. Der Page-Regler wählt  eine der 38 Funktionsseiten aus, der Parameter-Regler dann die verschiedenen Parameter dieser Seite, und mit dem Werte-Regler wird der Wert des Parameters ausgewählt. Das eigentliche nun auftretende Problem ist aber nicht etwa das riesige Baumstrukturverzeichnis der Funktionen, das sich auf dem Masken-LCD drängt, sondern dass die Potentiometer je nach Funktionsseite unterschiedliche Laufweiten zwischen den Einzelnen Parametern und Werten haben.

Handlich der neue Korg Synthesizer ist… (Yoda)

Bei vielen Parametern ist die Drehweg klein und bei wenigen Parametern groß, also mit relativem Abstand über den Reglerbereich verteilt, ebenso wie bei den einstellbaren Werten. Durch die fehlenden Rasterung ist jedes mal sehr viel Fingerspitzengefühl beim Editieren gefordert. Die verschiedenen Laufweiten hinterlassen ein sehr unrundes Editiergefühl. Das geht wesentlich besser wie beispielsweise Waldorf zeigt, hier verglichen mit meinem microQ (der hat allerdings auch Encoder und keine Potis) , den ich noch im meinem Arsenal habe. Dort läuft das Editieren trotz ungerasteter Potis rund. Was zum zweiten Punkt der Kritik führt, denn ich möchte mal den Menschen kennenlernen, der diese 38 Parameterseiten und deren Parameter im Kopf hat. Der alte microKorg hatte zu diesem Zweck alle wichtigen Parameter auf dem Frontpanel aufgedruckt, ebenso wie die Waldorfs und der Dave Smith Evolver. Der XL bietet für eine entsprechende Matrix nicht mal ansatzweise ausreichend Oberfläche. Sicher, man kann sich mit allem anfreunden, aber das Editieren am Gerät selber macht einen eher steinzeitlichen Eindruck und erinnert unangenehm an die ätzenden Digitalsynthesizer der spätern 80er mit ihren zehnfach belegten Tasten und ihrer hanebüchener Ergonomie. Ich sag nur „Quasimidi“.

Der Software-Editor zum Hardware-Synthesizer

Ok, das ist jetzt wieder reichlich überzogen, und außerdem gibt es eine Abhilfe dafür: den extrem guten Software Editor zum XL, der die Editorsoftware des alten mircoKorg wie einen Lochstreifen aussehen lässt. Übersichtlich und ergonomisch kontrastreich führt der XL-Editor das neue Korg-Design der Korg Nano- und Kontrol-Software weiter und offenbart die komplexen Klangformungsmöglichkeiten des XL auf wenigen Seiten. Da kann man nur aufatmen.

Die Software läuft unter Mac OS X 10.4. und höher (getestet auf 10.5.6), Windows XP SP3 und Vista. Windows benötigt noch den Korg-USB Treiber, beim Mac wird der XL auch so erkannt. Um den Editor des XL über USB zu bedienen, müssen jedoch am Gerät selbst noch zwei Schritte durchgeführt werden:

  1. Das Funktionswahlrad auf FULL EDIT,”  stellen, Regler [1] auf “GLOBAL” stellen, Regler [2] auf  “PROTECT,” Regler [3] to “OFF.”
  2. Regler [1] auf “MIDI FLT” stellen, Regler [2] auf  “SYS EX” und Regler [3] auf “ENABLE”, was aber eh die Werkseinstellung ist und deswegen nur gemacht werden muss, wenn am es selbst verstellt hat.

Ist das geschehen, läuft die Kommunikation mit dem XL reibungslos und in Echtzeit. Die Veränderungen, die im Editor gemacht werden, sind sofort hörbar. Bevor wir der Software aber ihr „hervorragend“ bescheinigen, wollen wir uns ansehen, was der XL denn nun wirklich alles im Kasten hat.

Die microKorg XL Klangerzeugung am Editor

Der Editor zeigt beim Öffnen erst einmal die Soundprogrammseite. Die Soundbänke sind genau so organisiert wie im XL: in A/B1-8 mit jeweils 8 Patches. Dazu gibt’s noch Kategorie-Autorennamen- und Kommentarfelder. Per Rechtsklick auf die Patches lassen sich diese bequem verwalten. Über den Edit-Schalter betreten wir das Herz des XL.

An oberster Stelle kommt das Keyboard Mapping. Zwei Patches können gleichzeitig in zwei sogenannte Timbres organisiert, verschiedentlich auf der Klaviatur gemappt und gleichzeitig gespielt werden. Die Gesamtpolyphonie wird dadurch nicht beeinflusst. Skala und die Tonart gelten für beide Timbres. Pro Patch stehen zwei Oszillatoren zur Verfügung. Oszillator 1 hat Sinus, Sägezahn, Dreieck, Puls, Formant, Rauschen und ein Wavetable mit 64 Einträgen als Schwingungsformen. Ein Audioeingang macht die Auswahl komplett. Die vier Grundschwingungsformen bieten zudem noch die Optionen „Waveform“, mit individuellen Verbiegungsparametern, „Crossmodulation“ mit Oszillator 2 als Modulator, „Unison“ mit fünf zusätzlich verstimmbaren Oszillatoren  und „VPM“, das über eine Sinusschwingung im harmonischen Abstand zu Osc1 dessen Phase moduliert. Ebenfalls ist LFO1 fest auf Osc1 geschaltet. Osc2 hat zwar nur die vier Grundschwingungsformen, kann dafür aber mit Ringmodulator und Oszillatorsync auftrumpfen, bei Bedarf auch gleichzeitig. Auch kann Osc2 in Halbtönen und Cents zu Osc1 verstimmt werden.

Die Filtersektion bietet zwei Filter. Filter1 kann über den Regler „BALANCE“ in insgesamt 127 Schritten von einem 24dB/Okt. Tiefpass über eine 12dB/Okt. Tiefpass über einen 12dB/Okt. Hochpass zu einem 6dB/Okt. Bandpass gemorpht werden. Das ist selten vorzufinden und definitiv der Extrabetrachtung wert. Filter2 kann nur zwischen den gleichen LP-, HP- und BP-Typen  umgeschaltet werden. Die Filtertypen haben dabei die gleiche Charakteristik wie bei Filter1. Zusätzlich können die beiden Filter seriell, parallel oder individuell geschaltet werden, d.h. Filter1 bearbeitet nur das Signal von Osc1 und Filter2 nur das Signal von Osc2. Zusätzlich kann noch der Rauschgenerator in die Filter eingespeist werden. Die AMP-Sektion dient der Lautstärkeformung und bietet einen Waveshaper mit 11 Algorithmen, die wahlweise vor die Filter oder vor dem Verstärker geschaltet werden können.

Für die dynamischen Klangverläufe gibt es drei Hüllkurven: die  erste für die Filter, die zweite für die Verstärker, Hüllkurvengenerator 3 hat keine fest Zuordnung. Bei den zwei LFOs, die mit Sägezahn, Dreieck, Puls, positiver Pulswelle, Zufall, Sample&Hold und Sinus (nur LFO2) aufwarten können, sieht es ähnlich aus. Die Geschwindigkeit der LFOs reicht bis 100 Hz und ist damit für FM-Spielereien tauglich. LFO1 ist Osc1 fest zugeordnet, ist damit aber keineswegs ausgelastet, denn der XL hat eine Modulationsmatrix mit sechs Patchslots. Als Quellen stehen alle Hüllkurven und LFOs, sowie Velocity, Pitchbend, Mod-Wheel, Keytrack und drei frei wählbare MIDI-Controller zur Verfügung. Als Ziele dienen 40 Parameter des XL, das sind quasi alle Parameter, die für die Klangerzeugung irgendwie wichtig sein könnten. Die Intensität der Modulation lässt sich bipolar einstellen. Als ob das nicht genug wäre, können die virtuellen Patches 1-6 der Matrix selbst als Ziele ausgewählt werden, was die Komplexität des Klangdesigns noch mal erheblich steigert. Noch zu erwähnen wäre der Zufalls-Button, der dem Anwender bei der Klangsuche zu neuen Ideen anregen kann. Der gesamte Sound Patch kann für jedes der beiden Timbre nochmals mit einem EQ bearbeitet werden. Bei der Klangerzeugung gibt es also nichts zu bemängeln, und wir verlassen die Edit-Seite und die Sound Patches.

Den Bereichen zur Klangerzeugung folgt die ASSIGN-Sektion. Hier können alle Parameter des XL – und das sind wirklich viele – den drei Hardware-Reglern zugewiesen werden, um so schnelle Klangveränderungen beim Live-Einsatz zu ermöglichen. Feine Sache.

Der 8-Step Arpeggiator kann nur auf ein Timbre gleichzeitig geschaltet werden.  Er bietet alles was man braucht, hat zwar keine besonderen Auffälligkeiten, ist aber auch nicht zu unterschätzen.
Womit wir zu dem Part kommen, dem der microKorg – unter anderem – so beliebt gemacht hat: dem Vocoder.

Der Vocoder des alten microKorg hat zwar auch 16 Bänder, doch sind diese paarweise in acht Kanälen zusammengefasst. Der Vocoder des XL bietet nun individuelle Lautstärkeregelung und Panning für alle 16 Frequenzbänder. Diese können über den „Formant Shift“-Schalter relativ zur gedrückten Taste um bis zu 2 Oktaven nach oben oder nach unten verschoben werden. Die gleiche Versatzweite gilt auch für den „Formant Offest“-Regler. Mit beiden Parametern zusammen lässt sich insgesamt also ein Versatz von vier Oktaven erreichen. Das Formantfilter kann natürlich auch in Resonanz versetzt und von Hüllkurven, LFO und MIDI-CCs moduliert werden. Eine weitere Besonderheit, die schon aus dem miroKorg bekannt war, bietet der „Envelope Follower“-Empfindlichkeitsregler. Bei maximaler Intensität erscheint die Nachricht „HOLD“ im Display, und das zuletzt gesamplete Frequenzspektrum wird dauerhaft gehalten. Wird das Soundpatch bei aktiviertem „HOLD“-Wert gespeichert wird, so wird das gesamplete Frequenzspektrum ebenfalls mit abgespeichert. Sehr schön. Als Carrier dienen Timbre 1 und 2, deren Einfluss individuell durch  ihren Lautstärkeanteil geregelt wird. Als Modulator gibt es den Audioeingang oder Timbre 2. Ein HP-Filter kann noch zusätzlich zur Klangfärbung geschaltet werden.

Zuletzt kommt die Mastereffektsektion mit den 17 Effekten aus dem KaossPad 3, die den Klang noch mal ordentlich aufpeppen. Da bleibt zum Innenleben des XL nur zu sagen: From Korg with Love.

Nachdem die Theorie nun abgehakt wurde, kommen wir zur Praxis und der alles bewegenden Frage: Wie klingt es denn? Und meine Antwort wäre FETT, FETT, FETT, wenn es da nicht das ein oder andere ABER gäbe. Die Oszillatoren mit VPM und Waveshaping können extrem dreckig klingen. Der Tiefbereich macht richtig Druck. Der microQ tut sich da etwas schwerer, da muss schon mit EQs nachgeholfen werden.  Der Begriff „virtuell-analog“ schlägt hier eindeutig zugunsten von „analog“ aus. Die Audiobeispiele der Grundschwingungsformen werden lediglich durch eine ansteigende MIDI-Automation des Waveform-Parameters verändert. Am Grundklang gibt es also nichts zu beanstanden. Aber „analog“ bezieht sich ja nicht nur auf die Oszillatoren. Filterdesign ist da wesentlich heikler.
Der allseits wenig beliebte MIDI-Treppchen-Effekt, der besonders an Filterfahrten bei sehr hoher Resonanz aufgezeigt werden kann, fallen beim XL besonders auf. Nun leidet ja jeder digitale und MIDIfizierte Synthesizer an dieser Krankheit. Mein altgedienter microQ beispielsweise rundet diese Treppchen wenigsten noch ein bisschen ab. Der XL macht diesbezüglich rein gar nichts und erzeugt in diesem speziellen Fall eine eckig wirkende Klangästhetik. Sollte dieses Filterdesign beabsichtigt sein (und davon gehe ich mal aus) steht es in starkem Gegensatz zu den erdig-runden Oszillatoren und bleibt hinter deren hoher Qualität zurück. Nicht dass die Filter schlecht wären, doch die nächstliegenden Prädikate, die mir dazu einfallen, sind „crunchy“ und „lofi“. Die starke Treppchenästhetik bei hoher Resonanz gibt das ihre dazu bei. Wenn die Filter eine eigene Charakteristik haben, dann diese. Dazu kommt noch eine etwas sonderbare Art von Wirkungsinstabilität und unvorhersehbaren ästhetische Auswirkungen neben den erwarteten technischen. Ob einem das gefällt, ist reine Geschmackssache. Sicher aber distinguiert sich der XL damit von vielen seiner Kollegen und sichert sich damit einen Originalitätspunkt. Das passt dann auch schon wieder zum 80er Retrostyle Gesamtbild.


Über den Vocoder gibt es hingegen gar nicht soviel zu sagen. Es macht viel Spaß mit ihm zu arbeiten. Er ist sehr „musikalisch“, wenn auch die Sprachverständlichkeit etwas besser sein könnte. Doch da geht wohl nicht viel mehr ihm Rahmen der Ressourcen des XL. Die Parameter sind unkompliziert und befriedigen die meisten Ansprüche. Es gibt ja nicht nur eine Art des Vocoder-Designs. Mehr Klangformungsmöglichkeiten sind hier wirklich nicht notwendig.

Korg microKorg XL mit aufgesetztem Schwanenhals-Mikrofon

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Fazit

Was uns jetzt noch bleibt ist das Fazit. Der XL ist ein robustes Arbeitstier, trotz des billig wirkenden Äußeren und dürfte auf vielen, vielen  Gigs ein treuer Begleiter sein. Ein Allroundtalent ist der XL aber trotzdem nicht, und die Minimalmatrix macht groß angelegten Klangschraubereien im Live-Betrieb erst mal einen Strich durch die Rechnung, vor allen Dingen, wenn man das Handbuch nicht im Kopf hat. Mit einem üppigen MIDI-Controller sieht das wieder anders aus. Der XL kann nämlich nicht nur komplett über MIDI gesteuert werden, sondern ist auch darauf ausgelegt, andere MIDI-Geräte zu steuern. Sämtliche internen verwendeten Parameter lassen sich über eine komfortable MIDI-Map beliebigen Controllern zuweisen. Der Umfang der MIDI-Implementation ist somit nicht nur mit exzellent zu beschreiben, sondern auch mit beispielhaft.

Die andere Seite der Medaille ist jedoch, dass der XL nicht mal halb soviel wert wäre, wenn es keine Editorsoftware für ihn gäbe. Ohne sie wäre das Klangtüfteln am XL eine wahre Tortur, und Korg würde gut daran tun, ihn nicht nur als kostenlose Zugabe anzupreisen, sondern als integralen Bestandteil des XL. Genaugenommen ist der XL ein Rack-Synthesizer mit Tastatur dran.

Bei all diesen letzten Endes kleinen und verschmerzbaren Schwächen sollte ebenfalls bedacht werden, dass bei einem Straßenpreis von 499 Euro die Konkurrenz der Tastatur-Synthesizer sehr dünn gesät ist. Eventuell kämen Alesis Micron, Korg microX, sowie Restbestände des alten microKorg in Frage. Der Tastatur-Blofeld kostet gleich wieder 200 Euro mehr und kommt klangtechnisch aus  einer ganz anderen Ecke.
Was Korg geschaffen hat, ist ein sehr guter Synthesizer mit einigen Designzacken, an denen man sich selbige aus der Krone brechen kann oder nicht. Man kann ihn als Charakterhardware bezeichnen kann oder nicht. Deshalb kommt er mir zu nahe an die „ferner liefen…“-Rubrik. Der Vocoder allein reißt das auch nicht raus – oder vielleicht doch? Für diese Zwiespältigkeiten gibt’s 4 Punkte. Antesten ist angebracht.

Plus

  • Klang
  • ocoder
  • hervorragende KOSTENLOSE Editorsoftware
  • MIDI-Implementation
  • Batteriefach
  • Tastatur
  • Standart XLR-Eingang für dynamische Mikrofone
  • Gewicht

Minus

  • wackelige Potis
  • keine gerasteten Potis bzw. Encoder
  • immer noch zu kryptische Anzeige durch Masken-LCD
  • kein grafikfähiges LCD
  • Hardware-Konzept ist zu sehr von der Software abhängig

Preis

  • Straßenpreis: 499 Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Als leidenschaftlicher Synth rookie erfreue ich mich der einfachen Bedienung meines Roland SH201. Der XL stand als nächstes auf meiner Liste nicht zuletzt wegen des Vocoders. Aber wenn sich Klangdesign mit dem kleinen Silberzwerg als so kompliziert erweist, dann lasse ich es vorerst lieber. In dieser Preisklasse würde mich interessieren wie gut er neben dem Sh201 besteht, auch wenn dieser keinen Vocoder hat. Sehr schöne Klang beispiele.

  2. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Wie gross sind die Tasten denn nun? Sind die Tasten größer als beim alten Microkorg?

  3. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Hallo

    @Nic,
    das Klangdesgin des XL ist einfach, solange
    1. es sich im Rahmen der Regler auf der Oberfläche abspielt.
    ubd
    2. man den Softwareeditor verwendet.
    Ansonsten ist es wirklich eine Frickelarbeit.

    @Dieter.
    Die Maße der Tastatur hier nochmal genauer: weiße Tasten 8cm länge und 2cm breite. Schwarze Tasten 5 cm länge, 0,8cm Breite. Die Gesamtbreite der Tastatur beträgt 44cm.
    Die Tastatur ist eine „vollwertige“Standardklaviatur jedoch sind die Tasten nicht so lang wie üblich.

    Ich hatte auch einen Fehler bzgl. der Abmaße der beiden Brüder.
    Ist mir erst jetz aufgefallen.
    Sorry und Danke für Aufmerksam machen!!

    M.

  4. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Der „Straßenpreis“ wird hoffentlich noch deutlich runtergehen, nachdem der XL aus UK bereits um rd. € 400,– eigenzuimportieren ist. Die Margen in der Branche sind ja doch reeecht flexibel.

  5. Avatar
    AMAZONA Archiv

    HAb den Xl gestern gekriegt.Ein HammerTEIL,klanglich schwer in Ordnung
    für den Preis. Fufaktor100% !!!!!!
    Am Mac rennt der Xl ohne jegliche Probleme,kann ihn nur weiterempfehlen :-)

  6. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Im Preview wurde ein Kommentar abgeben, den ich hier nochmal wiederholen möchte, weil ich vergaß, diese Eigenschaften im Test zu erwähnen:

    „Die Reglerstellungen sind kaum sichtbar, da die Markierung an der [zum User abgewandten] Seite ist.“ Danke Kemal.

    Einfache Abhilfe lässt sich mit einem Marker oder ähnlichem schaffen.

  7. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Auch ich habe mir das Teil geholt. Nach dem Auspacken war ich geschockt: Die Qualität der Hardware hätte ich bei einem Keyboard der 19,90€-Klasse gerade noch durchgehen lassen, nicht aber bei einem „ernstzunehmenden“ Instrument. Es fehlt eigentlich nur noch der beißende Plastik-Geruch, um die Hardware als billigste Fernost-Hardware zu (dis)qualifizieren. Tastatur? Übelste Mäusetasten, die noch nicht einmal mit billigen Controllertastaturen mithalten kann! Die Potis wackeln wie ein Fähnchen im Wind. Die Vollplaste-Handräder eiern übelst. Brrr. In Zeiten, wo nicht wenige Handys (welche eine Halbwertszeit von wenigen Monaten haben) aus Metall gefertigt werden, kann ich nicht nachvollziehen, dass eine renomierte Firma wie Korg so einen billigen Ramsch verschleudert. Da sind 499€ mit Sicherheit zu viel!! Sehr schade, denn das Grundkonzept finde ich Super: Klein, retro, minimalistisch und mit fetten und frischen Sound. Aber warum mit dieser unterirdischen Hardware? Was ich jetzt machen werde? Vorerst Behalten. Warum? Ich würde zwar den Radias (gebraucht) für nicht viel mehr Aufpreis bekommen, doch der hat einfach zu viele unnötige Sounds und Möglichkeiten on board, was ich wieder als kontraproduktiv empfinde. Vom Grundsound trifft der XL nämlich für meinen Geschmack voll in Schwarze. So lassen sich tolle „analoge“ Klassiksounds zusammenschrauben, oder aber „frisches“, digitales und/ oder aggressives Soundgut. Toll! Das Schrauben finde ich übrigends gar nicht mal so umständlich, wie im obigen Testbericht bemängelt. Nervig sind eher die Notenhänger oder Verzögerungen die auftreten, wenn man schraubt und gleichzeitig auf der „Tastatur“ spielt.
    Mein Fazit ist somit sehr zwiespältig: Übelste Hardware mit tollem Sound.

  8. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Hallo filterfunk,
    ja, wenn man ohne Vorwarnung den XL zum erst Mal in Händen hält, kann das durchaus ein Schock sein.
    Die Räder waren bei mir eigentlich ok und die Wackelpotis vertretbar.
    Wobei ich denke, dass diese Eigenschaft an sich viel zu überbewertet wird.
    Das Gehäuse machte gerade aufgrund seiner Plastikeigenschaften einen belastbaren Eindruck. Auch wenn mal trotzdem ein Riss auftauchen sollte, kann man ihn leicht wieder kleben. ;>

    Was mich allerdings zu dem Punkt bringt nach den Fertigungstoleranzen zu fragen, die nach deinem Bericht zu urteilen beim XL doch größer zu sein SCHEINEN.

    Aber unterm Strich kann ich dir beipflichten.

  9. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Hallo,schon komisch, daß Korg, vielleicht unter Kostendruck, solche wackeligen Dinger auf den Markt bringt. Billig ist nicht alles. Der z.B. Blofeld kostet nur € 399,- und ist sehr solide verarbeitet.

  10. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Der Blofeld hat aber keine Tastatur.
    Immer öfter frage ich micht ob der Kostenfaktor „Klaviatur“ wirklich so einen riesigen Unterschied im Verkaufspreis machen kann.

  11. Avatar
    AMAZONA Archiv

    Mal eine Frage zum Test oder hat noch jemand andrers die Erfahrungen mit den Notenhängern oder Verzögerungen die auftreten, wenn man schraubt und gleichzeitig auf der „Tastatur“ spielt gemacht ??? Kommt das oft vor ? Danke !

  12. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Von allen Geräte hat der Blofeld im Moment die mit Abstand beste verarbeitung. Solides, schweres, kleines Teil mit polierten, perfekt laufenden Edelstahlknobs.

    Korg hatte mal echte gute „Verpackungen“ auf den Markt geworfen, aber seit dem Pad/KeyKontrol (oder wie die Teile hiessen) schockiert mich absolut garnichts mehr. Sogar das billigste Stylophone-Remake, das sich auf unterster Qualitätsstufe befindet, fühlt sich wertiger an als so manches Korg-Gerät.

    Um jetzt den klanglichen Aspekt mal beiseite zu lassen. Es macht einfach sehr viel mehr Spass einen sich wertig anfühlenden Synth zu programmieren. Vorausgesetzt man kann ihn programmieren…

    Der Test hat mich endgültig überzeugt: für 499€ kauf ich keinen Microkorg XL. Danke!

  13. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    absolut ungenügendes teil.
    Die Sounds sind zwar okeay, aber für einen Synthesizer viel zu breit gefächert. Die Hardware lädt kein bisschen zum editieren oder spielen ein, wie ich finde, und die Tasten sind für kleine Vorschulkinder gemacht.
    Eine wirkliche Alternative und nur knapp 50 euro teurer ist der KORG R3, der all das bietet, was dieses Teil hier nicht hat.

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