Die Krönung der Workstations
KORG ist seit mehreren Jahrzehnten einer der bekanntesten Hersteller von Synthesizern und war mit analogen Geräten wie z.B. dem MS-20 einer der ersten Synthesizerhersteller überhaupt. Als in den 80er Jahren der Übergang zu digitalen Synthesen mit dem DS-8 und der erfolgreichen M1 vollzogen wurde, setzte auch KORG auf die samplebasierte Klangerzeugung, die bis heute Stand der Technik ist. Die KORG OASYS Workstation reiht sich mit einem Preis von rund 8000 Euro in die Liga der schwer erschwinglichen Klangerzeuger wie z.B. Waldorf Wave, Hartmann Neuron ect. ein.
OASYS – Open Architecture System
Der Begriff OASYS ist eine Abkürzung für „Open Architecture System“, welches Korg Ende der 90er Jahre schon einmal auf der Musikmesse Frankfurt vorstellte, dann das Konzept aber zunächst nur als PCI-Karte umgesetzte und erst jetzt, in deutlich abgewandelter Form auch als Hardware realisiert wurde.
Die Korg OASYS Workstation beherbergt sämtliche Korg-Technologien in einem Gerät und ist zusätzlich über Software-Updates jederzeit erweiterbar. Möglich macht dies eine auf PC-Komponenten basierende Hardware. Öffnet man den klappbaren Deckel der OASYS, so kann man ein Standard-PC-Mainboard samt CPU erkennen, an das RAM, Festplatte und Monitor angeschlossen sind. An einem PCI Interface wurzeln die Audioschnittstellen. Die Bedienelemente sind ebenfalls an eine Standard-PC-Schnittstelle gekoppelt. Als Betriebssystem steht eine Linux-basierte Applikation zur Verfügung. Auf diesem Weg macht KORG eine einfache und kostengünstige Erweiterbarkeit des Systems möglich. Denkbar ist auch in einigen Jahren das komplette Mainboard gegen ein modernes mit weitaus leistungsfähigerer CPU auszutauschen und gegebenenfalls neue Schnittstellen und Technologien einzusetzen. Ob KORG diese Option aber anbietet, ist noch unklar. Gegenüber bekannten Workstations wie der Triton-Serie macht die OASYS daher leider auch durch ein Computer-typisches Lüftergeräusch auf sich aufmerksam. Mit ein paar technischen Kniffen kann der Geräuschpegel aber sicherlich von einem Fachmann nach unten getunt werden, solange dabei nicht die Garantie erlischt.
Die Bedienoberfläche der OASYS entspricht einer Luxusversion der bekannten KORG Oberfläche wie sie von Trinity oder Triton Workstations bekannt ist. Mittig trohnt ein 12″ Touchscreen TFT mit einer Auflösung von 640×480 Pixel, wie er auch im PC-Embedded-Bereich eingesetzt wird. Unterhalb des TFTs befinden sich acht anschlagdynamische SoftPads, mit denen Noten oder andere Ereignisse getriggert werden können. Links davon sind neun Fader und acht Potis positioniert, die verschiedene Aufgaben übernehmen können. Dabei handelt es sich nicht um Motorfader und Endlosdrehgeber, sondern um normale Potentiometer, deren aktueller Wert mit einer LED-Kette angezeigt wird. In der Praxis hat sich dieses System hier als durchweg praxisgerecht erwiesen. Der KORG bekannte Modulations-Joystick, ein Vector-Joystick und ein Ribbon-Controller sind als Spielhilfen ebenfalls vorhanden.
Korg OASYS Features
Die OASYS verfügt wie bereits angerissen über sämtliche Klangerzeugungsverfahren, die bei Korg über die Jahre in den Synthesizern zum Einsatz kamen. Darunter befinden sich die samplebasierte subtraktive HD-1 Synthese (erweiterte Triton Klangerzeugung) samt Vectorsynthese und Wavesequencing, die STR-1 String Emulation, der AL-1 Synthesizer (basiert auf MOSS aus dem Prophecy und Z1), die CX-3 Orgelsimulation und eine Portierung der Legacy Analog Collection, bestehend aus MS-20 und Polysix, die hier selbstverständlich digital nachgebildet werden.
Zusätzlich ist ein vierfaches KARMA Modul installiert, das als Mega-Arpeggiator, eine Art abgespeckter Begleitautomatik oder künstlerisch adaptive Spielhilfe verstanden werden kann.
Der Sequenzer basiert auf den bekannten Triton-Modellen und bietet zusätzlich einen 16 Spur Audio-Recorder. Intern stehen 16 Kanäle für Klangsythese und 16 Kanäle für den Audiosequenzer zur Verfügung, die in einem Mischpult mit je einem EQ und zwei Effekt-Sends abgemischt werden.
Da komplette Produktionen auf der OASYS möglich sein sollen, hat KORG der OASYS 12 Insert Effekte, zwei Send-Effekte und zwei Master-(Total)-Effekte spendiert.
Es gibt sechs Audio-Eingänge (zwei Mikrofonm zwei Line und zwei SPDIF), sowie acht analoge Einzelausgänge (optional als ADAT ausgeführt), zwei Main-Outs und den SPDIF Ausgang. MIDI und Anschlüsse für Pedale und Schalter sind obigatorisch. Mit einem Computer kann die OASYS per USB kommunizieren, um MIDI-Daten oder Dateien auszutauschen.
Klangerzeugung HD-1 High Definition Synthesizer
Die komplette HD-1 Synthese abzuhandeln würde den Testbericht sprengen. Ich setzte also Grundkenntnisse der allgemeinen KORG Synthese der Triton-Reihe voraus. HD-1 greift auf einen Samplevorrat zurück, der beim Start der OASYS ins RAM gelanden wird. Die Samples liegen in 16 Bit und 48 kHz vor, was für eine derartige Synthese auch im 24Bit/96kHz Zeitalter vollkommen ausreicht. Die internen Berechnungen erfolgen mit höherer Bitauflösung. Ab Werk stehen dem HD-1 gleich mehr als ein Gigabyte an „ROM“-Samples zur Verfügung. Die Sample-Bänke sind in Preset (314 MB, vergleichbar mit Triton), EXs1 (weitere 313 MB Samples mit längeren Loop-Phasen) und dem dynamischen EXs2 Stereo-Flügel (503 MB) unterteilt. Wem der 1 GB große Hauptspeicher der OASYS nicht genügt, kann ein weiteres Gigabyte optional installieren.
Ein HD-1 Oszillator kann aus bis zu vier Multisamples bestehen, die sich überlagern können oder sich per Velocity-Split bzw. Velocity-Crossfade überblenden lassen. Dabei stehen sowohl Mono- als auch Stereo-Multisamples zur Verfügung. Bei der Verwendung von Stereo-Samples oder Velocity-Crossfades benötigt der Oszillator zwei Stimmen. Nutzt man beides, so werden gar vier Stimmen benötigt. Das nachgeschaltete Filter kann im Single, Serial, Parallel oder im 24dB Lowpass Modus betrieben werden und gleicht den bekannten Triton Filtern. Die Verstärkerstufe ist mit einem Drive benannten Verzerrer und einem Low-Boost Parameter ausgestattet. Abgerundet wird der Synthesestrang über zwei flexible Hüllkurven, zwei LFOs und der AMS, einem sehr flexiblen Modulationssystem.
Jeder „Program“-Klang kann dabei über zwei dieser Stränge verfügen, die anschließend in den Dreiband-EQ, die maximal zwölf Insert-Effekte, die beiden Master-Effekte (Send-Effekte) und die Total-Effekte (Master-Effekte) geleitet werden. Die Namensvergabe der Effektsektionen ist etwas gewöhnungsbedürftig.
Obwohl die Basis-Samples mit 314 MB recht gering ausgefallen zu sein scheinen, ist es doch die Synthese-Engine, die dieser im Vergleich zu heutigen PlugIn-Libraries klein erscheinenden Menge an Samples den eigentlichen Klang entlocken. Die Rohsamples klingen recht unspektakulär, umso eindrucksvoller ist das Ergebnis, das die Klangprogrammierer daraus erschaffen. Im Vergleich zu aktuellen PlugIns mit mehreren Gigabyte an Samplevorrat haben hier die OASYS, genau wie die anderen Produkte von KORG, Roland und Yamaha im Klang/MB-Verhältnis eindeutig die Nase vorn. Nicht vergleichbar sind hingegen spezielle PlugIns, wie die VSL-Library.
Stellt man den Samplevorrat einer Triton Extreme gegenüber, so finden sich selbstverständlich viele Gemeinsamkeiten und identische Samples. Die OASYS trumpft aber mit zusätzlichen Multisamples und teilweise längeren Loop-Phasen, die eine deutlich höhere Qualität aufweisen.
Natürlich kann man auch eigene Samples importieren und als Grundlage für eigene Klänge verwenden. Die OASYS akzeptiert dabei neben AIFF, WAV und dem Korg-Format auch Akai S1000/S3000 Multisamples. Möchte man diese Funktionen nutzen, so empfiehlt sich eine Aufstockung des RAMs auf 2 Gigabyte.
EXi AL-1 Analog Modeling Synthesizer
Der Begriff EXi steht bei der OASYS für die Expansion-Instrumente, die durch Betriebssystem-Updates nachgeladen werden können. Pro Progamm können jeweils zwei EXi aktiv sein oder mit der HD-1 Synthese kombiniert werden. Die AL-1 Algorithmen kennen wir in der Grundform bereits aus Geräten wie Korg Prophecy und Z1. Ein EXi verfügt dabei über zwei Oszillatoren, welche die bekannten Grundwellenformen zuzüglich verschiedener Double- und Detuned-SAWs erzeugen können. Zusätzlich gibt es einen Sub-Oszillator mit den Wellenformen Rechteck und Dreick, sowie Noise und die Möglichkeit ein externes Signal einzuschleifen. Frequenzmodulation, Ringmodulation und Sync sind ebenfalls möglich. Neben dem normalen Filter, das von der HD-1 Synthese bekannt ist, gibt es hier ein sehr interessantes Multi-Filter mit einem Mischer, der das Trockene Signal, Tiefpass, Bandpass und Hochpass nach Belieben zusammenmischen kann. Der Clou ist dabei, dass man zwischen zwei Einstellungen des Mischers „morphen“ kann und so außergewöhnliche Filterklänge erreicht. Als sei dem nicht genügt, kann man das Multifilter seriell und parallel mit einem normalen Filter kombinieren. Im Verstärkermodul finden sich wie beim HD-1 Drive und Low-Boost wieder. Der bis zu 32-stufige Stepsequenzer erlaubt typische Sequenzer-Linien und gleich vier LFOs sorgen für sehr lebendige Klänge.
EXi CX-3 Tonewheel Organ
Der Name ist Programm, hier wird eine Hammond B3 Orgel samt Zugriegel und Splitpunkt simuliert. Es können Charakteristiken für die Tonewheels sowie die Obertonstruktur der emulierten Röhren angepasst werden. Sogar der Klang des Gates für die Tasten ist zwischen Dirty und Clean umschaltbar. Die Fader werden hier selbstverständlich für die Zugriegel eingesetzt. Klanglich ist diese Emulation erstklassig und ist qualitativ mit einer Creamware B4000 oder einer NI B4 vergleichbar.
EXi STR-1 Plucked String
Ebenfalls aus dem Z1 ist die Simulation der gezupften Saite bekannt. Hierbei wurde ein physikalisches Modell einer Saite betrachtet und in Algorithmen umgesetzt. Als Modelle stehen verschiedene Gitarren, experimentelle unreale Saiten sowie Clavinet und Harpsichord zur Verfügung. Die klanglichen Resultate machen aber auch Harfen- und Glockenklänge möglich. Über verschiedene Parameter kann die simulierte Saite beeinflusst werden, bevor sie durch das Filter und den Amp geschickt wird. Die effektiven klanglichen Ergebnisse sind bei akustischen Bässen recht gut, kommen jedoch nicht an den Realismus von Gitarrensamples heran. Dafür sind sie dynamischer spielbar. Wirklich interessant ist der STR-1 für experimentelle Klänge für den Ethno/World Bereich.
EXi MS-20 und Polysix (kostenpflichtig: 249 $
Die beiden Emulationen sind bereits aus der Korg Legacy Collection bekannt und wurden 1:1 auf die OASYS als EXi portiert, so dass sie zusammen mit allen anderen Syntheseverfahren genutzt werden können. Klanglich erweitern sie das Spekturm der OASYS enorm, auch wenn schon der AL-1 existiert. Schön ist die totale Integration der beiden Emulationen in die OASYS Architektur, denn so können auch sie in den Genuss der 16 Effekte und KARMA kommen. Die Funktionen werden hier sogar durch AMS erweitert, so dass z.B. für den Polysix eine weitere Hüllkurve und eine LFO bereit steht. Lesen Sie dazu auch den Testbericht der Korg Legacy Collection.
Polyphonie
Die effektive Polyphonie der OASYS richtet sich nach den gleichzeitig eingesetzten Effekten und Synthesevefahren. Ohne Effekte kann die CPU maximal 172 Stimmen der HD-1 Synthese erzeugen. Jeder Effekt benötigt je nach Algorithmus CPU-Leistung, die nicht für Stimmen zur Verfügung steht. Auch die anderen Sytheseverfahren benötigten unterschiedlich viel CPU, so ist die AL-1 Synthese maximal 84-stimmig spielbar. In der oberen Zeile des Master-Effekt-Displays wird immer dargestellt, wie die CPU-Leistung verteilt wird. An die Grenzen der CPU stößt man wirklich nur, wenn man komplexe Arrangements mit vielen Effekten erstellt. Für die Praxis ist aber immer genug Power verfügbar.
KARMA
Unter KARMA versteht man im musikalischen Sinne zunächst nicht viel, sondern assoziiert dies eher mit einem spirituellen Konzept, wonach jede Handlung unweigerlich eine Folge hat (Wikipedia). Im musikalischen Sinne ist KARMA eine Spielhilfe, die ähnlich wie ein Arpeggiator Notenmuster erzeugt, die harmonisch und rhythmisch zum gerade Gespielten passen. KORG stellt mehrere hundert Muster zur Verfügung, die mit verschiedenen Parametern in der Komplexität angepasst werden können. Zudem ist es möglich, eigene Muster zu erstellen. Den KARMA Testbericht können Sie hier lesen.
Die OASYS verfügt gleichzeitg über vier KARMA Module, die sich innerhalb einer Combination einsetzen lassen. Pro Programm kann nur ein Modul aktiviert werden.
COMBINATIONS
Korg definiert die Combination in der OASYS neu. Hier können bis zu sechzehn Programs gelayert und gesplitted, mit vier KARMA Modulen versehen und mit einem 16-Kanal-Mischer samt EQs und 16 Effekten abgemischt werden. Zusätzlich können die Bedienelemente auf die Combination wie ein MIDI-Controller angepasst werden, so dass pro Poti die verschiedensten Klangparameter verändert werden können. Es dürfte schon anhand dieser Eckdaten klar sein, mit welcher Qualität von Klängen wir es hier zu tun haben. Schon beim ersten Anspielen merkt man, dass die Korg Klangdesigner sicherlich etwas mehr Zeit mit einer Combination verbracht haben als bei einer Triton. Im Vergleich zum hier Gebotenen können auch Yamaha und Roland nicht mithalten, was die OASYS nicht nur vom Preis her an die Spitze der derzeitigen Synthesizerlandschaft hebt. Vor allem durch die 16 Effekte und die 16 Equalizer lassen sich richtig kleine Arrangements programmieren und fast wie mit einem kompletten Studio samt Mastering abmischen.
Mischpult
Sowohl für den Combination- als auch für den Sequenzer-Modus ist die mischpulthafte Anordnung der Potentiometer ideal. Man kann sich dabei sogar zwischen einer Panning- und Channelstrip Anordnung der Drehpotis entscheiden. Der Vorteil der Channelstrip-Anordnung ist, dass man je nach selektiertem Kanal sofort den EQ, die beiden FX-Sends und das Panning im Zugriff hat, so wie man es von einem kleinen analogen Mischpult gewohnt ist. Bevor man jedoch intuitiv an einem Regler drehen kann, sollte man schauen, ob man auch auf dem richtigen Bedien-Layer ist. Ansonsten kann es vorkommen, dass man den falschen Parameter verändert.
Sequenzer und HD-Recorder
Der OASYS Sequenzer besteht aus 16 Midi- und 16 Audio-Tracks. Gleichzeitig können bis zu vier Audiokanäle aufgenommen werden. Für die Lautstärke, den EQ, die Klangparameter und das Panning steht eine MIDI-Automation zur Verfügung. Wenn ein Song fertiggestellt ist, kann er komplett abgemischt auf eine CD gebrannt werden.
Realtime Recording
Die Aufnahme der MIDI-Spuren erfolgt wie gewohnt per Einspielen in Echtzeit. Es gibt dabei verschiedene Replace und Overdub-Modi. Anschließend kann man die MIDI-Daten noch quantisieren. Für tiefgreifende Editierungen, wie wir sie von Cubase und Co kennen, sind leider keine Editoren vorgesehen, so dass man bei extremem Sequencing doch eher auf ein externes Prorgamm zurückgreifen sollte. Wünschenswert wäre in jedem Falle ein Piano-Roll-Editor.
Step Recording
Man kann schwierig zu spielende Sequenzen auch Step-By-Step „einspielen“. Dabei gibt man für jede Note die Tonhöhe, die zeitliche Position und die Länge ein. Gegenüber einem Piano-Roll-Editor ist dies eine steinzeitliche Methode aus den frühen 80er Jahren, zumal ein grafikfähiges Display zur Verfügung steht. So muss man auf einen Listen-Editor zurückgreifen, wie er auch von Cubase oder C-LABs Commodore C-64 Sequenzern ;-) bekannt ist.
Pattern
Für jeden der 16 Midi Tracks gibt es maximal ein Pattern. Ein Pattern kann also nicht mehrere Spuren beinhalten. Die bis zu 100 Patterns pro Song können frei in den Tracks platziert oder mit dem RPPR benutzt werden. Die Patterns können in Echtzeit oder Step-By-Step aufgenommen werden.
Eine Pattern-Funktion wie wir sie von Emagic her kennen ist leider nicht implementiert. Somit eignen sich die Patterns für elektronische repititive Musik oder eben Drums, aber nicht unmittelbar zum Arrangieren von kompletten Songs. Mit der RPPR Funktion können Pattern auf Tasten gelegt werden, womit man aber auch recht gut Arrangieren kann, wenn man denn fingerfertig genug ist.
Audio Realtime Recording oder Platzierung einer Wav-Datei
Die Editierung einer Audioaufnahme beschränkt sich auf das Platzieren und Zurechtschneiden einer Audiodatei. Während der Aufnahme können Insert-Effekte gleich mit aufgenommen werden. Es ist aber auch möglich, Effekte in eine neue Spur per Resampling im Nachhinein einzurechnen. Leider ist das recht unelegant gelöst, eine extra Funktion für das offline-rendering einer Spur wäre wünscheswert. Wichtig wäre dies, um wirklich professionelle Ergebnisse bei der Abmischung zu erzielen, da hier die zwölf Echtzeit Insert Effekte meist nicht ausreichen werden. Ideal wäre es, wenn man eine Audiospur oder eine Region selektieren könnte und dieser in einem extra Fenster Effekte mit Vorhörfunktion zuweisen und anschließend einrechnen könnte ohne die Resampling-Funktion benutzen zu müssen.
Praxis
Die Arbeit mit der Oasys macht in allen Lagen wirklich Spaß. Gute Benutzerführung gepaart mit erstklassigem druckvollen Sound lassen den Anwender mit hohem Tempo zum gewünschten Ergebnis kommen. Wer jemals mit einem Korg-Gerät seit der Trinity gearbeitet hat, wird sich auch ohne Handbuch sofort zurechtfinden.
Die Verarbeitungsqualität entspricht den gängingen KORG Produkten und kann als überdurchschnittlich gut hervorgehen, auch wenn die acht Pads bei hartem Anschlag doch etwas laut sind. Da könnte sich Korg noch etwas bei Akais MPC Pads abschauen. Die beiden Tastaturen sind von erstklassier Qualität, wobei die 88er Variante eine sehr angenehme Gewichtung hat, während die 76er Version vielmehr die eingefleischten Keyboarder ansprechen dürfte. Trotzdem hätte ich gerne ployphonen Aftertouch gesehen.
Wenn man die OASYS für einen Computer-Ersatz in Betracht zieht, wird man bei der Klangerzeugung und Wartungsfreundlichkeit schnell überzeugt sein. Auf den Boden der Tatsachen wird man aber spätestens beim Sequenzer zurückgeholt. Hier sind die Unterschiede zu jeder einfachen Sequenzersoftware für Mac oder PC einfach zu gravierend, als dass man sich -sofern man die Sequenzerprogramme gewohnt ist- auf ein 80er Jahre Niveau begeben muss. Für Anwender, die seit jeher mit Korg Sequenzern gut arbeiten konnten, werden von den neuen Funktionen und der besseren Übersicht jedoch begeistert sein.
Vergleicht man die grundsätzliche Klangqualität, so befindet man sich auf dem hohem Niveau von Yamaha und Roland, wobei die OASYS durch die 16 Effekte und 16 EQs die beiden Mitbewerberfirmen bei den Klängen zu toppen weiß! Über die Qualiät der Grundsamples kann man diskutieren, meiner Meinung nach ist Roland da in Punkto Natürlichkeit der Naturinstrumente noch etwas weiter vorn. Korgs Klang-Spezialitäten und der generell druckvolle Sound werden aber auch von der OASYS weitergeführt. Nicht mithalten kann die Hall-Sektion mit aktuellen PlugIns für Mac oder PC. Hier sollte Korg noch den ein oder anderen hochqualitativen Hall als FX Erweiterung anbieten. Zwar ist das O-Verb (OASYS Reverb) ein Stück besser als die Triton Varianten, jedoch fehlt es noch an Natürlichkeit oder an einem wirklich dichten, ausgewogenen Hall. Die übrigen Effekte ziehen jedoch in Qualität und Quantität mit allem gleich, was es derzeit auf dem Markt gibt. Oft sind die Algorithmen der OASYS auch viel besser als die meisten PlugIns der oberen Mittelklasse und damit mit Roland und Yamaha Effekten vergleichbar. Etwas überrascht wird man von den analogen Eingängen, die nicht ganz einer 8000 Euro Workstation gerecht werden. Die Rauschwerte liegen bei etwa -93 dB (Line) und -80 dB (Mic), was zwar für 16 Bit Aufnahmen und 90% der Anwendungsfälle ausreicht, jedoch für sehr hochwertige Aufnahmen nicht ganz Up-To-Date ist. Zur Not kann man hier zu einem externen Mic-PreAmp mit A/D-Wandler und SPDIF Ausgang greifen.
NACHTRAG: Software-Version 3.3 / 4. März 2009
Wir schreiben das Jahr 2009, und es geht um die teuerste Workstation, die derzeit erhältlich ist! Das nur nochmals als Einführung, damit die Tragik verstanden wird.
Um sich aus verschiedenen Libraries seine Lieblingssounds zusammenzustellen, reicht es nicht, die einzelnen Sounds hochzuladen! Programme und Multisamples sind nämlich nicht miteinander verknüpft. Vielmehr verweist ein Programm nur auf die Speichernummer eines Multisamples.
Das bedeutet:
Sie laden z.B. den Klang TROMPETE 11, der auf das Multi-Sample TRUMPET zugreift. Die Samples TRUMPET werden nun nicht automatisch geladen, Sie müssen sie erst separat auf Ihrem Speichermedium ausfindig machen (die stecken nämlich in einem anderen Ordner). TRUMPET laden Sie schließlich in einem eigenen Arbeitsgang. Da nun TRUMPET aber auf einem anderen Speicherplatz liegt als zuvor, müssen Sie Ihrem Programm TROMPETE 11 die Multsamples (gerne schon mal mehrere) alle einzeln NEU zuweisen und das Programm TROMPETE 11 mit den neuen Informationen überschreiben.
Ich habe mehrere Tage benötigt, um – bewaffnet mit Zetteln, Stift und Excell-Tabelle – eine sinnvolle Zusammenstellung aus mehreren Libraries zu bewerkstelligen – KEIN WITZ.
Das eben ausführlich beschriebene Beispiel ist in der Sample-Verwaltung des OASYS nämlich leider kein Einzelfall. Da gibt es einige Hürden mehr, die den Spaß deutlich hemmen.
Das Klangpotential dieses Synthese-Monsters verdient eigentlich 3 Sterne. Sequenzer und Sampling fallen aber hinter den günstigeren Wettbewerbern deutlich zurück. Ein Up-Date ist leider nicht in Sicht.
Beste Grüße, Euer Tyrell
YT-DEMO
Und hier noch ein YT-Video das auch ohne Japanisch-Kentnisse Spaß macht:
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Vielen Dank für den differenzierten Test. Das Teil ist ja total irre!!
Grüße aus Bangkok
Hallo Thorsten Walter, Du erweckst meineserachtens den Eindruck, dass "in Punkto Natürlichkeit" die Sounds der Roland-Geräte besser sind! Könntest Du mir bitte mal verraten, welche Roland-Exemplare hier gemeint sind??? Ich hatte vorher das Fantom-Rack mit 6 Expansions, davor den XV-5080 mit 8 Expanisons, keines dieser "Rolands" kam aber meiner Meinung nach in Sachen Druck, Brillianz und AUTHENTIZITÄT an den OAYSY heran.
Naja, das ist natürlich auch immer ein wenig Geschmacksfrage. Die Korg Samples/Programms sind alle sehr stark Processed, d.h. bearbeitet. Bei den Roland Samples (SRX/Fantom) ist meiner Meinung nach noch mehr "Luft" drin. Druck und Brillianz gehen ja eigentlich nicht mit Authenzität einher, da richtige Instrumende idR nicht so klingen. Wenn "Bigger Then Live" gefragt ist, passt Yamaha unf Korg jedenfalls immer :-)
@t.walter Hallo Thorsten Walter, vielen Dank für die Antwort, das finde ich sehr nett. Mir persönlich waren manche Roland "Natursounds" aus dem Fantom-Rack (Flügel, Trompeten, Posaunen) oft einfach viel zu dünn. Mein Favourit diesbezüglich bleibt nach wie vor mein uralter Kurzweil K-2000R (voll ausgebaut), ich weiß, dass man mich deshalb belächeln wird, macht aber nix :-).
OASYS ist ein tolles Konzept, aber von der HW her heute schon fast veraltet.
Der Sequenzer ist schlicht ein Schwachpunkt – da finde ich die neuen Roland G's wesentlich gelungener. Karma IST genial… warum baut Korg nicht endlich eine reine Karma-Kiste…? Die Soundengine ist super, aber dazu nur 2GB sample RAM? Das wird der Sache auch nicht so ganz gerecht – man bedenke unkompromierte samples…
Ich hoffe Korg bringt irgendwann einen OASYS II und führt die an sich geniale Idee einer wirklichen high end workstation weiter.
Wenn Du eine reine Karma-Kiste suchst,dann kaufe doch einen Karma.Der Karma ist ein total unterschätzter Syntesizer und wird im Moment zu Spottpreisen gehandelt.
Ich fürchte, dass es eine reine KARMA Kiste nie geben wird, weil KARMA "eigentlich" gar nicht von KORG ist. Steven Kay hat das ganze Konzept erfunden und auch verwircklicht. Er hat alle Patente dazu und kann damit machen was er will. Genau deshalb verkauft er viele KARMA Produkte von sich aus
Problem ist, daß die Karma Software auch als PC Version nicht ohne ein Korg Keyboard funktioniert… quasi als "Dongle"… erfüllt man diese "Voraussetzung" lassen sich dann auch andere Module via Midi vom Karma steuern.
Daß Korg und Steven Kay eng aneinander gebunden sind ist offensichtlich, aber die Karma PC Software braucht rein technisch sicher keine Korg HW…
Bei allem nötigen Respekt Leute! Aber wenn ich mir diese Soundbeispiele anhöre und dann den Preis dieser Presetschleuder sehe, finde ich das eine Frechheit! Okay, mag sein dass ich ein wenig verwöhnt bin durch meinen Studioalltag. Aber gäbe mir einer grob 7000 Euro, würde ich ihm ein Setup zusammen stellen für Live oder Studio, dass er mit den Ohren schlackert! Versprochen!!! Kein Mensch braucht diese Kiste, sorry!
Ja sicher, nach vier Jahren (so alt ist der Test nämlich) würde ich auch sagen dass ein Omnisphere, die Korg Legacy Collection im Verbund mit einer guten Orchesterlibrary, Chris Hein Guitars und TheGrand3 die Oasys klanglich locker ausstechen. Zusammen mit einer guten Tastatur und einem aktuellen optimierten Rechner landest Du aber auch schnell bei 7000 Euro. Die Bedienoberfläche ist dann aber immer noch die Maus …
@t.walter Omnisphere kann keine eigenen Samples importieren der Vergleich hinkt also auch hier. Omnisphere hat auch viele Interessante Sounds kann aber meiner Meinung nach nicht vom Druck und Brillianz mit dem HD-1
Sampleplayer in der Oasys mithalten, ich fand einige Drums nicht so gut aber das lässt sich per Sampleimport fixen. Der virtuelle MS-20 wurde im Vergleich zur PC-Legacy stark erweitert und ist jetzt ein richtig kleines Modularsystem geworden bietet
somit Klänge die sich nicht mit Original reproduzieren lassen. Wenn man den AL-1 von Grundauf programmiert bläst er die meisten Va´s an die Wand, die Filtersweeps
klingen recht smooth für ein virtuellen Synth und er bietet bedingt durch seine Möglichkeiten ein breiteres Spektrum als ein
konventionelles, rein analoges System das nur
die typischen Klischeesounds von sich gibt. Natürlich hat die Oasys Schwächen (Sequencer, fehlende VST Integration z.B.) , dennoch regt sie sich mich immer zum Spielen an und hat durchaus eigenen Charakter, speziell wenn man Anfängt eigene Sounds zu programieren, die dann auch stark von den
dargestellten Presets abweichen können.
Ersteinmal sollte man ein Gerät nicht nach den
Presets beurteilen, zudem geben hier die Mp3s
nicht die tolle Soundqualitat der Oasys wieder, denn die ist meiner Meinung nach immer noch besser als so manches VST Plugin. Das die Oasys
überteuert auf dem Markt geworfen wurde sehe ich auch so. Dennoch hinkt der Vergleich mit dem
7000 € Alternativ-Studio, denn die Oasys ist mehr als die Summe ihrer Teile. Sie kann verschiedene Syntheseformen auf Tastendruck
mit vielen Stimmen abfeuern ohne spürbare Latenzen, bietet also echtes Keyboardfeeling, was besonders für Live wichtig ist, ich denke
da kann eine PC-Daw nicht mithalten. Ich will
mir jetzt auch ein Recordingstudio mit einem Mac aufbauen werde aber die Oasys nicht verkaufen weil sie mich immer noch inspiriert, die ganze EDV geschichte tritt hier ja im Hintergrund. Der Sequencer kann von der
Bedienung zwar nicht mit Cubase und Co mithalten eignet sich aber gut um mal schnell Songskizzen aufzuzeichnen und man kann
auch handgemachte Modulationen(motionsequenzen) aufnehmen
parallel zu den Modulationsquellen die man
im Programm hat. Die Oasys ist keine Presetschleuder sondern ein waschechter Synthesizer der programmiert werden will.
komm mich mal besuchen, dann wirst du merken dass der vergleich hinkt. der oasys ist wirklich alles andere als eine preßetschleuder ;-)