FM-Bolide mit richtiger Tastatur
Der Korg Opsix SE ist das aktuelle Profimodell zu Korgs aktueller FM-Synthese, die von Yamahas DX7 übernommen wurde. Er ist ein 6-Operatoren FM-Synthesizer mit 40 Algorithmen und einem freien User-Algorithmus. Er kann mit zusätzlichen Schwingungsformen und unterschiedlichen Operatoren-Modi ein deutlich größeres Spektrum als herkömmliche FM-Synthesizer erzeugen. Weiterhin sind digitale Filter, Hüllkurvengeneratoren, LFOs, Effekte, Step-Sequencer und Arpeggiator vorhanden. Auf der 61er-Tastatur klebt ein Aufkleber „Made in Japan“.
Inhaltsverzeichnis
Alle Opsix-Modelle auf einen Blick
Seit meinem letzten Test des Opsix MK1 mit 37 Tasten im Jahr 2020 hat sich einiges getan. Es gab inzwischen zwei große Updates der Firmware:
- V2: neuer Effekt- Operatormodus und Pink/Blue-Noise als weitere Oszillatortypen. Aftertouch als neue Modulationsquelle.
- V3: zusätzliche Parameter für den Sequencer und Bugfixes
Außerdem wurde die er durch die MKII Hardware abgelöst, wobei anhand eines neuen Prozessors von 32 auf 64 Stimmen erweitert wurde. Hinzu kamen neue Modelle: das tastenlose Opsix Module und Opsix SE mit 61 Tasten, beide sind sogar bis zu 80-stimmig, sowie eine reine Plug-in Version.
Übersicht zum Opsix SE Synthesizer
Beim Auspacken sorgt der stabile Instrumentenkoffer für einen gewissen Wow-Effekt, er ist aufwändig in Handarbeit mit Kunstleder bezogen. Korgs gewichtiges Statement, dass dieser Synthesizer erwachsen geworden ist.
Der Opsix SE wirkt durch sein braun-schwarzes Metallgehäuse sehr stabil. Das silberne Platinum-Modell gefällt mir allerdings optisch deutlich besser.
Die Tastatur, laut Korg „Premium Natural Touch Tastatur mit 61 Tasten und Aftertouch“, ist im Vergleich zum kleinen Vorgänger wesentlich robuster und befindet sich aus meiner Sicht in einer guten Mittelklasse. Die ungewichteten Tasten spielen sich ruhig, es klappert nichts, der Aftertouch reagiert etwas schwer.
In der Mitte des Panels ist die gleiche Panel-Platine wie beim Opsix Module verbaut. Links und rechts davon wirkt die Oberfläche etwas verschenkt. Auf der rechten Seite sind zwar die 6 Operatormodi aufgedruckt, was sehr nützlich ist. Es bietet jedoch kaum Platz für weitere Geräte obendrauf. Der Kopfhörerausgang befindet sich auch wieder hinten, das Spiralkabel meines Kopfhörers hängt schnell quer über die Tastatur.
Der Prototyp im Jahr 2020 hatte das Bedienpanel noch ganz links, und auf der rechten Seite war viel freier Platz.
Ich hätte es aber richtig gut gefunden, wenn Korg die gesamte Gehäusebreite für zwei Synthesizer-Engines genutzt hätte – sowohl den Opsix links, als auch z. B. den Modwave rechts, dann wäre auch der Platz im Studio besser genutzt.
Jedes Mal faszinieren mich die großen Fader für die Operator-Level, zusammen mit der Farbcodierung (rot=Träger, blau=Modulator) laden diese zum Live-Performen ein. Ich muss an einige Hammond B3 Organisten denken, die spielen und gleichzeitig die Drawbars bedienen, um den Sound zu verändern. So etwas, in einer etwas anderen Dimension, geht hier nämlich auch.
Für den PC und Apple Computer bietet Korg noch kostenlos einen Sound Librarian an, um die Sounds bequem zu sortieren und archivieren zu können. Der Import mit original DX7-Dateien im Sysex-Format ist damit problemlos möglich.
Multimode oder Multilayering?
Moment, hat der Opsix SE nicht 80 Stimmen? Mehr Stimmen als Tasten, da frage ich mich, was man damit macht? Richtig: layern, am besten 4 Programme übereinander oder Multimode mit 16 MIDI-Kanälen. Hier aber leider Fehlanzeige! Es gibt keinen Multimode, der Synthesizer kann nur mit einem einzigen Sound-Programm erklingen. Bitte Korg, hier solltet ihr unbedingt in der nächsten Firmware nachlegen! Am besten verwendet ihr einen weiteren Betriebsmodus für die Sequencer-Tasten, um die zusätzlichen Layer zu aktivieren oder stummzuschalten.
Klang des Korg Opsix SE
Zu der Beschreibung der mächtigen Soundengine sei auf den ersten Testartikel des Opsix verwiesen. Bei den neuen Modellen gibt es beim Klang auch wieder nichts zu meckern. Die jetzt 350 angewachsenen Presets sind abwechslungsreich und laden dank der vielen Regler und auch der guten Tastatur direkt zum Klangschrauben ein. Ich bin dabei auf viele überraschende Klänge gestoßen. Mit den zusätzlichen Operator-Modi bewegt man sich erfrischend leicht auch außerhalb der typischen „FM-Besselfunktion-Klänge“ der konventionellen FM-Klangsynthese.
In meinen Ohren klingen die Effekte und speziell der Hall richtig gut. Seit dem Kronos „O-verb“ hat Korg bewiesen, dass sie es können. Jetzt also den Effekt „Space“ auf dem Opsix aktivieren und die nächste halbe Stunde vergeht im Rausch. Allerdings machen auch viele Presets ausgiebig Gebrauch von diesem Effekt. Es gibt aber auch feinere Klänge, daneben auch mit [TMP] markierte Templates, die als Ausgangsmaterial für einzelne Synthesetechniken wertvoll sind.
Für mich ist der Opsix ein idealer Synthesizer für Flächen und die Interaktion mit dem Klang. Er kann natürlich auch FM-Pianos bis zum Abwinken, in den Klangbeispielen sind jedoch mehr experimentelle Sounds zu hören. Einen anderen Blickwinkel liefert der freie Algorithmus, der das System prinzipiell in ein polyphones Modularsystem verwandelt, mit frei verschaltbaren Oszillatoren, Filtern, ADSR, Waveshapern und mehr.
Yamaha TX816 vs. Korg Opsix SE
Da der Opsix DX7-Sounds importieren kann, reizte mich der Vergleich mit Yamahas ungeschlagenem FM-Klangkönig, dem TX816. In dem Klangbeispiel ist zunächst der Opsix zu hören, danach wiederholt ein Modul des TX816 die Phrase. Dabei zeigte sich, dass der Opsix allgemein etwas dünner und weniger massiv ist, der Streichersound rauscht sogar mehr. Aber die Konvertierung ist im Großen und Ganzen sehr gelungen.
Danke für den aufschlussreichen Test und die schönen Klangbeispiele. Scheint ja ein richtig interessantes Instrument zu sein, wobei ich einen Multimode auch vermissen würde.
(Vielleicht könnte man den Text etwas überarbeiten…
z.B. folgenden Satz: Außerdem wurde die er durch die MKII Hardware abgelöst, wobei anhand eines neuen Prozessors von 32 auf 64 Stimmen erweitert wurde. )
😀
Korg endlich mal mit guter Tastatur.
FM in (fast) Perfektion.
Aber dieser Testbericht hier nicht: sehr oberflächlich und dadurch viel zu kurz.
@Joerg Das sollte auch nur ein Kurztest für die Keyboard-Variante sein. Für weitere Details schau bitte mal in meinen Testartikel für den Opsix MK1 auf amazona.de
@Joerg Der ausführliche Test ist im Text am Anfang auch erwähnt und verlinkt. :)
… die Preise für die SE Modelle sind erfreulicherweise deutlich gesunken. Lagen bei der Produkteinführung um rund 2200 €.
@NicGrey Da es die kleinere Version gibt und den ganzen Spaß auch noch als Softwaresynthesizer für etwa ein 10tel des Preises, ist das vermutlich ein „Ladenhüter“. Ich war nah dran den hier vorgestellten 61er OpSix zu kaufen, aber den Koffer bräuchte ich nicht. Den bezahlt man schließlich mit und gilt meiner Ansicht nach als Zusatzkauf für mehr Umsatz. Sehr unnötig! Natürlich sinnvoll das es ihn gibt, aber bitte extra. Abgesehen davon ist der OpSix die neue Generation der etwas in die Jahre gekommenen FM-Synthese und super das Korg es wieder in moderner Form in die Gegenwart „gebeamt“ hat.
Ich fand den OPSIX SE eigentlich recht interessant, bis ich den Vergleichstest gehört hab. Jetzt ist mein Interesse dahin (danke für den direkten Vergleich!). Der OPSIX klingt nicht nur dünner, er klingt schärfer, fast schon unangenehm. Der Yamaha-Sound ist viel weicher, organischer und irgendwie lebendiger. Naja, vielleicht sollte man bei den importierten Sounds nochmal selbst Hand anlegen. Ich kann es nicht beurteilen, aber evtl. kann man die Sounds dann noch etwas „schleifen“?
@Atarikid Dein Eindruck trügt nicht. Ich hatte den Opsix eine ganze Weile, weil ich FM-Synthese einfach liebe. Und die Bedienung ist auch super gelöst, die Effekte sind spitze, aber der Sound insgesamt wirkt klinisch.
Du beschreibst das mit „dünner“ und „schärfer“. Es bleibt irgendwie immer distanziert. Der Klang erreicht einen nicht da, wo es wichtig ist. Da helfen die gute Bedienung und die Effekte leider auch nicht weiter.
@Atarikid Geht mir genauso und ich stelle mir auch die Frage, ob es am Import liegt oder ob der Korg eben einfach (deutlich) schlechter klingt. Dazu das Statement „Ein Modul“, da fragt man sich doch gleich wie mehrere gleichtzeitig klingen, der 40 Jahre alte TX816 hat ja wohl gleich 8 davon.
@CKMUC Es ist ja in allen Soundbeispielen zu hören. Und die haben ja alle unterschiedliche Parameter. Ich würde da eher auf die Wandler im TX tippen. Der Opsix hat moderne Wandler.
Ist ähnlich mit der Wavestation. Die alte aus den 90ern klingt einfach wärmer als das Plugin oder der Wavestate.
Das wäre was, was Korg noch in die Effektsektion implementieren könnte: Alten DA-Converter-Sound.
Das klingt nicht wie moderne Konverter sondern wie Kernschrott aus dem Raspi-Store.
@CKMUC Ein Modul des TX816 entspricht einem DX II Synthesizer. Ich benutze den TX802 aus den 80ern, der hat 16 Stimmen und einen Performance Modus mit 1 bis 8 Voices bzw. Parts (bei Voll Belegung mit 8 Voices hat jede natürlich nur mehr 2 Stimmen Polyphonie). Dazu noch 8 Einzel Outs und 2 Mix Outs. Klingt auch sehr gut und ist durch die Routingmöglichkeiten extrem flexibel für alles von Flächen bis Drums und Percussion, was man halt so mit FM machen kann.
@Atarikid Ich sehe das aber nicht so tragisch, kann man auch als „mix ready“ sehen ;) Ansonsten lässt sich auch den EQ in einen der drei Slots packen … ich liebe jedenfalls meinen Opsix, den ich jetzt als Modul habe. Ich mache aber ganz andere Musik damit (Luftschlösser aus Tangerine Dream und Industrial, die nach Physical Modelling klingen … oder so …) ;)
@Jeanne Mit „Mixready“ kann ich absolut nichts anfangen. Woher wollen die denn wissen wie mein Mix zu klingen hat? ^^… Nene, das sollen die gefälligst mir überlassen! Ich werd wohl nicht drum herumkommen, mich nach einem SY99 oder ähnlichem umzusehen. Ja, man kann die Korgs im Mix noch verwursteln, aber wenn ich ein Problem mit dem Grundklang habe, wird das nix. Einer der Gründe warum ich damals meine 909 verkauft habe. Ohne Outboardequipment (zu dem Zeitpunkt hatte ich nix ^^) mochte ich den Sound nicht wirklich. Und ja, ich bereue es bis heute :)
@Atarikid Ich habe den Opsix mal im Geschäft eine ganze Weile gespielt. Dort über Kopfhörer gespielt klang er nicht drucklos oder dünn oder steril. Ich habe aber auch nur die Presets durchgehört und den Synth für sich genommen betrachtet. Wenn man ihn dann mit einem DX7 vergleicht, den man jahrelang gespielt hat, kommt man eventuell zu einem anderen Ergebnis. Aber: Möchte man einen DX7? Dann sollte man einen kaufen. Möchte man einen modernen FM-Synth mit Effekten usw., sollte man einen modernen Vertreter von Yamaha oder eben von Korg kaufen. Wenn es wirklich wichtig ist, die alten DX7 Patches zu spielen, dann bleibt nur der Schritt zum Gebrauchtinstrument. Selbst die neuen Yamaha Synths wie Montage und Ableger klingen nicht identisch.
Das ist wie vor einigen Jahren, als Leute damit begonnen haben, ihre alten Sampling Libraries in Software Sampler wie den EXS von Logic zu übertragen und sich dann beschwert haben, dass die Samples anders klingen als im AKAI oder EMU Sampler.
Man sollte solche Vergleiche einfach gar nicht erst anstellen. Dass FM auch komplett anders klingen kann (und interessanter) als bei einem DX7 und Nachfolger konnte ich schon mit meinem FM-Vergleichstest auf Amazona zeigen. Und schaut man sich mal auf YouTube einige gute FM-Programmierer an, klingt plötzlich selbst ein DX7 wunderbar analog und gar nicht mehr nach DX7.
@Markus Galla Dass der Vergleich zwischen 2 Geräten, die exakt die gleichen Daten verarbeiten, schwierig ist, ist irgendwo logisch. Aber generell finde ich diese neuen Korgs schlecht! Viele neue Geräte sind Plugins in einem Plastikkasten, das ist nicht das Problem. Funktioniert hervorragend, zum Beispiel beim Arturia Minibrute. Den gab es aber zum Zeitpunkt des Kaufs meiner Korgs noch nicht. Ja, ich hab auch 2 Korg Geräte aus der Serie. Den Wavestate und den Modwave. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was mich da geritten hat. Meine alten Korg-Geräte waren vom Klang her einfach viel angenehmer. Ich hab mit den 2 kleinen Korgs auch lange rumgespielt, ich war damit einfach nicht zufrieden. Meine alte 01/W wirkt dagegen auch viel frischer. Und dabei geht’s nicht um Möglichkeiten, sondern um die Soundqualität. Klar, die Modulationsmöglichkeiten sind prima, hilft mir aber nicht weiter. Ähnlich geht es mir mit dem Roland Boutique D-5. Wenn ich den neben meinen alten D-550 stelle, hab ich keine Lust mehr auf den „neuen“. Jetzt benutze ich den Modwave nur noch zur Nachbildung sehr einfacher, „alter“ Sounds, bei denen man nicht falsch machen kann ^^… Waren, jedenfalls für’s erste, meine letzten Korgs. Gibt ja genug gut klingende Alternativen. Mal sehen, vielleicht taugt ja der Behringer PPG-Clone, wenn er dann mal kommen sollte :)
Ich weiß nicht ob es an den experimentelleren Presets bei den Hörbeispielen liegt oder am OPSIX selbst, aber sowohl mein alter DX7 MK1 als auch die Plug-In-Versionen wie z.B. Plogue Chipsynth OPS7 klingen viel wärmer und haben mehr Bauch und Druck.
@Sudad G Der OPS7 will aber auch wie ein DX7 klingen. Will Korg das auch oder einfach einen FM Synth? FM ist ja nicht nur DX7, auch wenn die meisten Leute daran denken. FM kann so extrem viel mehr, insbesondere moderne Implementationen.
@Markus Galla Na ja, zumindest kann man das annehmen, wenn Korg das Importieren von DX7 SysEX-Files beim OPSIX anbietet.
Auch ein alter DX7 oder ein OPS7 Plugin können moderne, experimentelle Sounds generieren. Ich verwende heute meinen DX7 für experimentelle Pads und nicht unbedingt für typische 80s Sounds. Ein Hardware-Synthesizer sollte meiner Meinung nach soundtechnisch schon ein wenig einem Plugin ebenbürtig oder besser sein (wie z.B. Yamaha Montage M oder Kodamo Essence FM MKII). Beim Korg OPSIX fehlt mir einfach eine gewisse Lebendigkeit oder ein Charakter. Ist natürlich Alles subjektiv.
Ich fand die neuen Digitalen (Wavestate und OPSix) von Korg klingen irgendwie flach. Obwohl man interessante Sound basteln kann, würde ich die Alten bevorzugen. Vielleicht liegt es ja am verbauten DA Wandler vom Raspberry Pi Gehirn.
@Monoteur Also ich kann das nicht bestätigen, dass Wavestate oder Modwave (habe beide Synths) „flach“ klingen. Dann gehört heutzutage zur Ausstattung, dass auch EQs in Instrumente enthalten sind, mit denen kann man dann, wenn man es für nötig hält, Frequenzen anheben oder absenken. Ich kann bestätigten, dass man sowohl mit Wavestate und Modwave interessante Sounds basteln kann.
@Gerd Lange Klar kann man interessante Sounds damit basteln, das steht außer Frage! Mit dem internen (und auch externen EQ), kann man diese Defizite aber nicht ausgleichen. Keine Ahnung warum. Ich denke auch, dass es die Wandler sind.
back to the 90s …. langweiliger kann ein Synth in 2024 nicht designed sein. Und wenn er dann auch noch flach klingt, wie hier von einigen angemerkt, dann passt das ja gut zum Design.
Ich verstehe diese Design Entscheidungen nicht, weder die optischen, noch die klanglichen.
Die Platinum-Version ist ja auch preislich ein schlechter Scherz. 300€ sollte da noch abgezogen werden meiner Meinung nach.
Warum baut KORG sowas nicht mal mit kreativem Interface und heiß angefahrenen analogen FIltern?
Genau, das muss „spratzeln“ ^^…
Mir viel zu groß. Hab lieber das Plug-in mit Controller.
auf jeden Fall ein interessantes Gerät für alle, die etwas wie einen DX 7 und seine Brüder und Schwestern als Neugerät mi mehr Möglichkeiten als das Original suchen…die Klangbeispiele hören sich jedenfalls gut an 👍