Rhythmusgebende Mischpultrecorder-Lautsprecherbox
Heute habe ich ein sehr originelles Gerät auf meinem Testplan, das sich nicht eindeutig in eine Gattung einfügt: den Korg Stageman 80.
Wer oder was bin ich?
Einerseits ist der Korg Stageman 80 eine kleine Personal-PA mit eingebautem Mixer, mit der man sich in kleinem Rahmen Gehör verschaffen kann. Das Gerät verfügt über einen Mikrofoneingang via XLR sowie zwei Klinkenbuchsen, deren elektrische Anpassung einen direkten Anschluss von E-Gitarre und E-Bass erlaubt. Eine zweibandige Klangregelung, ein Mastervolume sowie ein Halleffekt vervollständigt die Mixsektion. Alles hier Angestöpselte landet dann in einer eingebauten Endstufe von 2x 40 Watt Maximalleistung, die wiederum zwei 4-zöllige Breitbandlautsprecher befeuert.
Andererseits ist der Korg Stageman 80 auch eine Preset-Rhythmusmaschine im Stil der 70er Jahre, wo solche Geräte bei Alleinunterhaltern und/oder Orgelspielern durchaus verbreitet waren. Und was nicht viele wissen: Das erste Produkt von Korg war eine solche Preset-Rythmusmaschine und kam 1963 auf den Markt, die „Donca matic“.
Der Korg Stageman 80 ist also quasi der Urenkel der Donca matic, allerdings haben wir es hier nicht mehr mit einem analogen Klopfgeist des letzten Jahrhunderts zu tun, sondern vielmehr mit einer Sample-basierten Drummachine mit den Errungenschaften des angehenden 21. Jahrhunderts.
So kann man mit diesem interessanten Gerät z. B. die gesamte Performance aus angeschlossenem Mikrofon, Gitarre, Bass und der Sektion der Drummachine aufzeichnen und das Ganze auf einer SDHC-Karte als WAV-File (16 Bit/44,1 kHz) speichern. Sogar eine Overdub-Funktion ist vorhanden, mit der man dann auf die bereits aufgezeichnete Performance ein weiteres Mal dazuspielen kann.
Die Rhythmusmaschine
… selbst liefert 24 Rhythmen aller Coleur mit jeweils einer Variation plus 2 Fills und einem passenden Ending. Für diese Auswahl gibt es nun noch weitere Möglichkeiten:
- Eine „Memory-Funktion“ ermöglicht die Zuweisung von Rhythmus-Variationen und Wiedergabetempo
- Eine Verkettungsfunktion zum Aufbau des Rhythmus eines Songs, indem jedem Takt ein Rhythmus zugewiesen wird
- Eine Metronomfunktion, für die Takt und Tempo des Metronoms angeben werden können
- Eine Einzählfunktion fügt vor der Wiedergabe eines Rhythmus zwei Einzähltakte ein
Wie klingt der Korg Stageman 80?
Für so eine kleine Kiste erstaunlich kräftig und voluminös. In einer kleinen Kneipe lässt sich damit durchaus in moderater Lautstärke beschallen, dazu muss das Gerät aber unbedingt auf Thekenhöhe gebracht werden. Die Bässe kommen rund und ohne Mulm, der Gesamtklang ist in sich stimmig und passt. Bei höheren Lautstärken fängt die knuffige Kiste richtig an zu drücken und man fragt sich: Wann explodiert sie denn nun?
Zum Soundbeispiel
Alles in Echtzeit am und mit dem Stageman 80 aufgenommen und nichts nachbearbeitet. Es ist wohl selbsterklärend. :-)
Was besonders aufgefallen ist
Die gesampelten Rhythmen sind alle inkl. einer passenden Rauminformation aufgenommen. Bei den rockigeren Styles ist dies meist relativ dezent, während es bei manchen Jazz-Rhythmen merklich hallt. Mir hat das sehr gut gefallen, da es einfach gut gemacht ist. Es passt auch zum Grundgedanken des Stageman 80: Einschalten und loslegen.
Die Möglichkeit, völlig unkompliziert einen Mitschnitt zu machen bzw. eine Songidee umzusetzen, ist nicht hoch genug zu loben. Denn wie oft passiert es, dass man beim Üben einen guten Einfall hat, das Aufnahme-Equipment sich aber an gänzlich anderer Stelle befindet. Der Korg Stageman 80 kann auf die SDHC-Speicherkarte bis zu 50 Songs speichern, die Datenmenge beträgt etwa 1 GB für 100 Minuten. Und da das Gerät Karten bis 32 GB verdaut, kann man da schon ganz schön was festhalten. Die maximal mögliche Länge einer Aufnahme beträgt ebenso beachtliche drei Stunden.
Alle Bedientaster sind schön groß und unmissverständlich beschriftet, auch etwas größere „Pratzn“ (bayrisch für: Nicht so ganz zierlich geratene Hände) kommen wunderbar zurecht. Allerdings hätte ich mir eine dezente Dauerbeleuchtung des Bedienfeldes gut vorstellen können, denn es leuchtet nur jeweils das angewählte Pattern.
Trotz der vermeintlich geringen Anzahl von „nur“ 24 Rhythmen sollte man den Korg Stageman 80 nicht unterschätzen, denn erstens sind die programmierten Rhythmen wirklich gut gemacht und sehr universell einsetzbar, zweitens ist durch die Verkettungsfunktion auch die Erstellung komplexerer Drum-Arrangements möglich.
Der eingebaute Reverb ist minimal im Funktionsumfang, es gibt lediglich ein Preset. Allerdings ist es recht gut gewählt, denn es passt irgendwie immer: Nicht zu kurz, nicht zuuu lang. Dezent dazu gefahren matscht es nichts zu und klingt auch recht gut.
Das Gerät kann auch mit sechs Batterien, Größe „D“ (Monozellen) betrieben werden. Zum Beispiel für den kleinen Gig in der Fußgängerzone.
Ausklappbare Füße lassen das Gerät angeschrägt betreiben, was beim Einsatz als Monitorbox sehr praktisch ist.
Für wen ist der Korg Stageman 80 das richtige Gerät?
Für jeden Musiker jeden Alters und jeder Leistungsstufe. Für den Anfänger im Gitarren-/Bass-/Klavierspiel lässt sich auch ohne Schlagzeuger schön der Groove üben und der Profi hat eine brauchbare Monitorbox mit Übungsfunktion am Start. Auch zum schnellen Ideen fixieren ist das Gerät eine gute Sache. Und für kleine Spontanauftritte in der Kneipe an der Ecke geht der kleine „Ghetto Blaster“ auch mal, wenn nichts anderes greifbar ist. Man kann ihn aufgrund der kleinen Größe ja auch beinahe immer im Kofferraum lassen.
Was gibt es zu meckern?
Zwei Sachen haben mir nicht so gefallen. Erstens die Tatsache, dass ich keine Möglichkeit habe, den Drumcomputer direkt in die Aufnahme mit einzubinden. Ich muss zuerst einen „Song“ erstellen, das bedeutet, eine Kette von Drumpattern zusammenfügen. Diese als Song bezeichnete Kette kann ich dann abspielen und dazu gleichzeitig Mikrofon und Gitarre etc. aufnehmen. Aber einfach ein Pattern einschalten, dazu jammen und dieses dann aufnehmen: Nix geht! Das finde ich schade.
Der zweite Meckerpunkt betrifft die Bedienungsanleitung. Diese ist zwar ausführlich und auch in Deutsch, aber manchmal sind die Dinge so kompliziert, unverständlich und verwirrend geschrieben, dass man es erst 5x ausprobieren muss, bis man es kapiert hat. Ein Paradebeispiel gelungener Didaktik ist sie leider nicht.
Was noch anzumerken wäre
Es gibt von Korg optional ein passendes Stativ mit der Bezeichnung ST-S80, um das Gerät in die Höhe zu bekommen.
Meinen Dank für dieses coole Sound-Demo an den Onkel. Davon sollte es mehr geben! Die Kiste scheint zudem auch ganz witzig zu sein.
haha… die Demo ist echt gelungen… hab mich schlapp gelacht. Der Dude hat schon seinen eigenen Stil ;-)
Gegen die Performance kann nicht mal Helge Schneider anstinken. ;-)
Interessantes Teil für Straßenmukker. Wie lang läuft das Dingen mit ’nem Satz Batterien etwa?
Griass Di Wellenstrom,
im Test hatte ich den Stageman ausschliesslich am Netz.
Korg gibt um die 20 Stunden an, aber ich denke, die reden da nicht von Lautstärke „Up to eleven“. Meiner Einschätzung und Erfahrung nach halten die Batterien bei Vollgas für ca. 2 Stunden. Spielst Du alles in moderater Zimmerlautstärke, kann das schon passen mit den 20 Stunden. Aber die Zimmer der Straßenmusiker sind halt doch in der Regel eher lange Schläuche mit 500 qm aufwärts…..
Musikalische Grüße
„Onkel Sigi“ Schneider
…äääh…
Schöbel
Für die kleine Jam zwischendurch. Ist schon praktisch bevor mann noch n Mixer mitschleppt.
Ich warte noch auf den Korg Stageman Volca mit 6 Linesignalen und entsprechender Halterung ;)