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Test: KRK Ergo

KRK Ergo

31. August 2009

„Es gibt nur einen Equalizer, mit dem man Räume entzerren kann, und der heißt Vorschlaghammer.“ So oder ähnlich verächtlich urteilen viele alte Hasen über die immer mehr in Mode kommenden Produkte, die auf elektronischem Weg Probleme der Raumakustik lindern sollen. In der Vergangenheit waren solche Optimierungen mit einem erheblichen messtechnischen Aufwand verbunden, der kaum ohne Fachpersonal bewältigt werden konnte. In letzter Zeit haben jedoch sowohl Lautsprecher als auch Softwarefirmen Produkte auf den Markt gebracht, die sich dieser Aufgabe mit einer automatischen Einmessroutine stellen wollen. Die beiden bekanntesten sind das softwarebasierte ARC der Firma IK Multimedia und das hier getestete KRK Ergo.

 

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KRK Ergo

KRK Ergo

 

 

Die Aufgabe

Monitorlautsprecher versprechen üblicherweise vollkommen neutral zu ein und daher absolut kompatible Mischungen sicherzustellen. Im wirklichen Leben besteht Mischen jedoch meist aus Fehleinschätzungen. Nicht an allen sind jedoch mangelhafte Abhörlautsprecher schuld, sondern auch mehr oder weniger günstige Abhörbedingungen. Zum einen führen glatte reflektierende Flächen zu Hall, der gerade in den mittleren Frequenzen viele Details verschleiert und eine präzise Beurteilung von Effekten unmöglich macht, und zum anderen verursachen zwangsläufig aufgrund der Raumgeometrie existierende stehende Wellen an unterschiedlichen Punkten im Raum recht drastische Frequenzgangunebenheiten im Bassbereich. Diese so genannten Raummoden lassen sich in rechteckigen Räumen recht leicht berechen. Im Netz finden sich diverse Raummodenrechner, die die Frequenzverteilung im Raum sehr anschaulich grafisch darstellen. Hohe und mittlere Frequenzen lassen sich noch recht kostengünstig bedämpfen, Bassfrequenzen erfordern aber schon erheblichen baulichen Aufwand und kosten häufig auch kostbares Raumvolumen. Da klingt es natürlich verlockend, wenn eine kleine Maschine verspricht, dieses Elend elektronisch zu lindern.

Das Konzept

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Im Gegensatz zum vor einiger Zeit hier getesteten ARC handelt es sich beim Ergo um eine Stand-Alone Lösung in Form eines Abhör-Controllers, der lediglich zum Setup und Durchführung der Einmessroutine via Firewire an einen Rechner angeschlossen werden muss. Die Kiste verfügt über 2 analoge Eingänge, spdif-Eingang und 4 analoge Ausgänge, die wahlweise für 2 alternative Pärchen Monitore oder aber eine Satelliten–Subwoofer-Kombinaton genutzt werden können. Das Ergo wird zusammen mit einem Messmikrofon und einem USB Stick, auf dem sich die benötigte Software und die Treiber befinden, geliefert.

Die Einrichtung

Die Inbetriebnahme ist äußerst benutzerfreundlich gestaltet. Nach der Installation der Software und der Treiber erklärt Ergo am Bildschirm Schritt für Schritt den Ablauf der Einmessung. Zunächst wird man gefragt, ob man eine Lautsprecherkonfiguration mit oder ohne Subwoofer verwendet. Nun muss man zuerst das Messmikrofon genau an der Abhörposition aufstellen. Nachdem die Lautstärke so eingestellt ist, wie Ergo sie wünscht, spielt Ergo ein Testsignal, das nicht wie bei vielen Messprogrammen üblich ein rosa Rauschen ab, sondern einen spezieller Multisinus, das auch in einem Horrorfilm eine passende Untermalung wäre. Nach der Messung am Abhörplatz wird man aufgefordert, die Messung an anderen Punkten im Raum zu wiederholen. Ergo meldet nach jeder Messung, zu wie viel Prozent es nun den Raum kennt. Nach 4 oder 5 Messungen wird gemeldet, dass Ergo nun genug vom Raum kennt. Nach einer kleinen Rechenzeit lässt sich das Ergebnis abspeichern. Man kann nun den Vorgang für ein zweites Paar Monitore wiederholen.

Nun kommt der spannende Moment. Via Bypass kann man Originalklang der Monitore und den mit Ergo optimierten vergleichen. Mit dem Focusschalter zwischen einer Optimierung für die Abhörposition und einem für den übrigen Raum geeigneten Setup wählen.

Die erste Abhöranlage, an der ich Ergo teste, ist meine doch recht mächtig klingende 2 Wege aktiv getrennte Manger 103. Zur allgemeinen Überraschung dreht Ergo dem ohnehin sehr bassigen System noch mehr Tiefbass rein. Zunächst habe ich einen Messfehler vermutet, doch auch bei einer Wiederholung mit neuen Messpositionen kam ein Ähnliches Ergebnis heraus.

Filterverlauf für Manger 103 in Regie 1. Die blaue und die braune Kurve sind die Filter im Focusmode

Filterverlauf für Manger 103 in Regie 1. Die blaue und die braune Kurve sind die Filter im Focusmode

Nach diesem recht enttäuschenden ersten Versuch nehme ich mir nun meine kleinsten Monitore vor: ein Paar Fostex Pmo 5. Diesen Böxchen vermag Ergo Gutes zu tun. Der mulmige Tiefmitteltonbereich wirkt aufgeräumt und der Bass tiefer und knackiger. Wenn man den Focusmode ausschaltet, bleibt der gleiche Grundcharakter bestehen, die Eingriffe wirken jedoch moderater. Der zunächst sehr positive Eindruck an der Abhörposition bestätigt sich nicht, sobald man aus dem Sweetspot heraustritt. Anschließend habe ich noch 5 weitere Monitore in unseren recht unterschiedlichen Regieräumen getestet. Dabei erschien es immer so, dass Ergo im Tiefmitteltonbereich absenkte und im Bass irgendwo angehoben hat. Diese Vermutung bestätigte sich dann auch, als wir die Frequenzgänge des Controllers gemessen haben. Wenn man die Ergebnisse betrachtet, verwundert es, dass Ergo scheinbar nur sehr wenige Filter setzt, auch wenn der Frequenzgang des Raumes deutlich mehr Frequenzgangunebenheiten besitzt. Außerdem sieht man in den Messungen, dass Ergo nur unterhalb von 500 Hertz Korrekturen vornimmt. Der Hersteller begründet das damit, dass man nicht den Charakter der Lautsprecher verändern will, sondern lediglich Problemen des Raumes gerecht werden will. Ob Ergo mehr als nur Frequenzgangkorrekturen macht, kann ich nicht sagen, da sich das meinen Messmöglichkeiten entzieht. Allerdings habe ich in diversen Foren gestöbert, um zu lesen, wie andere so über das ergo denken. Dort berichtete jemand, dass er mit dem Voxengo Curve EQ zu sehr ähnlichen Ergebnissen gekommen sei. Der Hersteller begründet das damit, dass man nicht den Charakter der Lautsprecher verändern will, sondern lediglich Problemen des Raumes gerecht werden will. Laut Informationen von KRK und Lyngdorf, wird nicht nur der Frequenz- sondern auch der  Phasengang korrigiert, was sich jedoch meiner Messmöglichkeit entzieht.

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