Impulsives Verhalten in höchster Vollendung!
Oha, ich dachte in der DHL-Lieferung seien Nahfeldmonitore enthalten und nicht das Vollröhren SVT Basstopteil von Ampeg. Es kommt wahrlich selten vor, dass einem der Paketbote zwei Kisten mit insgesamt fast 50 kg in die Hand drückt und die Aufschrift der Verpackung verspricht als Inhalt einen Nahfeldmonitor. Wie dem auch sei, KS Digital wird sich bei der Herstellung seines KS Digital C88 Reference bestimmt etwas dabei gedacht haben, diesen Monitor mit einem solch hohen Gewicht auszustatten.
Der Aufbau des KS Digital C88 Reference Tests
Zuerst gilt es, die richtige Box für die richtige Seite zu finden, da die Lautsprecher in einer Links- und einer Rechts-Ausführung geliefert werden, was sich aber sehr einfach herausfinden lässt. Wie immer bei einer vertikalen Positionierung eines Monitors die Hochtöner nach außen und in diesem Fall darauf achten, dass das KSD Logo unten platziert ist. Die Lautsprecher stehen auf Gravity Stand Monitorständern in ca. 1 m Höhe. Die Entfernung zur Abhörposition beträgt 150 cm, die Entfernung zu der Wand dahinter beträgt 200 cm. Als Mastervolume-Regler fungiert ein Palmer Monicon, die gesamte Verkabelung ist von Cordial. Der Regieraum ist moderat mit Basotect Platten bedämpft und wurde mit einem kurzflorigen Teppichboden ausgelegt.
Das Konzept der KS Digital C88 Reference
Der KS Digital C88 Reference ist ein aktiver, 3-Wege Nearfield Monitor, der über einen 8-Zoll Tieftöner aus Kevlar mit 175 Watt Class-D Endstufe, einem 8 Zoll Mitteltöner, ebenfalls aus Kevlar mit 175 Watt Class-D Endstufe und einem 1 Zoll Hochtöner Gewebekalotte mit 80 Watt Class-D Endstufe (alles Peak-Werte) verfügt und laut Herstellerangaben einen Frequenzgang von 32 Hz – 22 kHz aufweist. Mittel- und Hochtöner sind dabei koaxial aufgebaut, um dem Ideal einer punktförmigen Schallquelle möglichst nahe zu kommen. Der Schalldruck des Systems wird mit 118 dB SPL angegeben. Um alle Komponenten gegen Überlastung zu schützen, wurde das System mit elektronischen Peak-/Thermo-Limiter-Schutzschaltungen, getrennt für alle Töner, ausgestattet.
Das Gewicht der Boxen beträgt 22 kg je Box, womit der Lautsprecher mit den Abmessungen 480 x 240 x 310 mm zu den echten Schwergewichten gehört, was aber auch gleichzeitig das Aufschwingen des Gehäuses minimiert. Konzipiert ist das System für kleine bis mittlere Regieräume, wobei ein Mindestabstand von 50 cm zur Box in der Abhörposition bestehen sollte. Die Box besitzt keine Bassreflexöffnung und kann daher auch vergleichsweise nah an einer Wand positioniert werden, ohne dass in die Klangregelung des Systems eingegriffen werden muss.
Die eigentliche Besonderheit des KS Digital C88 Reference ist die digitale Bearbeitung des Signals, die mit der Finite Impulse Reponse Technology, kurz FIRTEC genannt, erfolgt. Der interne Prozessor überprüft ständig das System und versucht Verzerrungen zu minimieren und eine maximale Phasentreue zu gewährleisten. Des Weiteren verwaltet der Prozessor sechs benutzerdefinierte Speicherplätze, die über eine optional zu erwerbende Fernbedienung mit der Bezeichnung KSD-RC abgerufen werden können. Auch eine Laufzeitkorrektur ist hierüber abrufbar. Eine zusätzliche, ebenfalls optional zu erwerbende Fernbedienung mit der Bezeichnung KSD-VOL erlaubt eine direkte Lautstärkensteuerung ohne zusätzlichen Monitorcontroller um +/-6 dB.
Optik und Anschlüsse des KS Digital C88 Reference
Der erste Eindruck des KS Digital C88 Reference ist wirklich sehr gut. Alle Komponenten vermitteln einen hochwertigen Eindruck, alle Verschraubungen und Übergänge sind, wie nicht anders zu erwarten bei dieser Preisklasse, sauber und professionell ausgeführt. Das Kirschholzfurnier sorgt für ein gediegenes Erscheinungsbild. Aktiviert man die Box, informiert ein leuchtendes KSD Logo über den Status des Systems. Leider verfügt der KS Digital C88 Reference über keine Auto-Standby-Funktion.
Die Rückseite des KS Digital C88 Reference ist sehr übersichtlich, wenngleich seinem Einsatzgebiet angemessen, im Vergleich zu einem Homerecording-Lautsprecher etwas ungewohnt aufgebaut. Zum einen verzichtet das System auf eine zusätzliche Eingangsbuchse jenseits von XLR, da im professionellen Bereich ohnehin kein anderes Format zum Einsatz kommt. Auch die Verwendung einer RJ45-Buchse wird im Budget-Bereich wohl nur sehr selten anzutreffen sein, in diesem Fall dient sie allerdings nur dem Anschluss der bereits erwähnten Remote Control. Hinter einer kleinen, durchsichtigen Kunststoffscheibe befinden sich drei kleine Rändelschrauben, mit denen sich der Hoch- und Tiefonbereich, beide als Shelving Filter ausgeführt, und ein Volume-Regler, mit dem sich ein Lautstärkenabgleich bei unsymmetrischer Aufstellung ausführen lässt, angebracht.
Ebenfalls erwähnenswert ist die sehr straffe Aufhängung der Tieftöner, was im passiven Bereich entweder eine reduzierte Basswiedergabe oder aber eine Absicherung für sehr hohe Lautstärken bedeutet. Inwieweit diese Aufhängung sich auf die Klangeigenschaften des Systems auswirken soll, wird sich im Praxistest noch zeigen.
Der KS Digital C88 Reference in der Praxis
Bereits die ersten Töne aus dem System sorgen für einen echten Ohhh-Effekt. Ohne weitere Klangkorrekturen liefert die KS Digital C88 Reference bereits einen hervorragenden Grundklang, der in Sachen Wiedergabe locker in der nächst höheren Liga ab 2.000 Euro je Lautsprecherbox mithalten kann.
Angefangen bei einer Basswiedergabe, die den Hörer ständig nach einem Subwoofer suchen lässt, ohne ihn zu finden. Ganz im Gegensatz zu der harten Aufhängung des Tieftöners bietet das System auch unterhalb von 100 Hz ein ausgewogenes, neutrales und vor allem straffes Bassfundament, was zu keiner Zeit und auch in keiner Lautstärke an Definition verliert. Überhaupt ist das Ziel des Saarländer Unternehmens, eine möglichst neutrale Wiedergabe des Ausgangsmaterials ohne „Sounding“ hier auf der ganzen Linie erreicht worden.
Einhergehend mit einer gleichmäßigen Mittenwiedergabe, die selbst die extrem schwer zu definierenden High-Gain-Gitarren gut meistern bis hinauf in den Höhenbereich, der weder durch eine übertriebene Seidigkeit, noch durch scharfes oder schroffes Kratzen auf sich aufmerksam macht. Schon nach kurzer Zeit merkt man, wie entspannend das Arbeiten mit den KS Digital C8 Reference Boxen ist. Durch die hohe Auflösung muss man sein Gehör nicht explizit auf die Suche nach dem zu analysierenden Instrument/Frequenz o. ä. schicken, es wird von dem System geradezu auf einem Silbertablett geliefert.
Kommen wir zur räumlichen Auflösung und Tiefenstaffelung. Auch hier bietet das System eine überzeugenden Leistung, von der sauberen Punktierung der Phantommitte bis hin zu einer sehr gleichmäßigen Staffelung des Klangmaterials. Nicht nur dass bei entsprechendem Klangmaterial eine echte Band im Stereobild sehr schön eingefangen wird, auch mit hochwertiger Stereotechnik durchgeführte Außenaufnahmen hinterlassen einen sehr plastischen Höreindruck. Interessant wäre hier einmal ein Test der KS Digital C88 Reference in einer 5.1 Umgebung, die ich aber leider nicht durchführen konnte.
Als Höhepunkt des Systems muss jedoch das Impulsverhalten angesehen werden. Es ist mehr als nur beeindruckend, wie schnell die Lautsprecher auf das angelieferte Signal reagieren. Welche der verbauten Komponenten genau dafür zuständig ist oder aber die letztendliche Kombination derselben, kann ich nicht genau sagen. Fakt ist jedoch, dass die vergleichsweise harte Aufhängung der Lautsprecher in Zusammenarbeit mit dem FIRTEC-System eine sehr hohe Impulstreue ermöglicht.
Harte und schnell aufeinander folgende Signale wie z. B. Kickdrums oder auch perkussive Elemente aus der Keyboard-Fraktion schafft die KS Digital C88 Reference auch noch in hohen Lautstärken mit einer beispiellosen Leichtigkeit. Referenzproduktionen wie z. B. „So“ von Peter Gabriel erschienen mit ihrem opulent, leicht überladenen Achtziger Geraffel in einem sehr durchsichtigen Klanggewand, während viele Konkurrenten hier in Sachen Auflösung komplett die Grätsche machen.
Ob die Impulstreue auch dem vergleichsweise hohen Gewicht der Box anzurechnen ist, lässt sich nicht genau ausmachen. Sicher ist jedoch, dass bei entsprechend hohen potentiellen Energie, der Resonanzkörper sich auch bei starken Impulsen nicht so schnell von der Stelle bewegt wie ein Körper mit entsprechend weniger Gewicht.
…und der nächste Test hier ohne Angabe der Latenz. Schade.
Sicher, dass die beiden seitlichen Schlitze auf der Rückseite keine Bassreflexöffnungen sind? Geschlossene Gehäuse sind ja meist so etwas wie Herstellerphilosophie, und KSD sind mir diesbezüglich noch nicht aufgefallen.
@swellkoerper Habe deswegen Kontakt mit KSD aufgenommen, da ich diese Boxen kaufen will. Die hinteren seitlichen Schlitze sind dazu konzipiert worden, den enstehenden Druck in der Box auszugleichen. Es sind keine gewöhnlichen Bassreflexöffnungen.
Model C8-Reference C88-Reference