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Test: KS Digital A100, Studiomonitor

(ID: 268452)

Praxis – wie klingt die KSdigital A-100?

Erster Eindruck

Für fast zwei Wochen hatte ich die KSdigital A-100 bei mir im Setup, von den Möglichkeiten der Manipulation der digitalen Korrektur habe ich für meinen Test keinen Gebrauch gemacht. Nach halbtägiger Einhör- und Schwingphase fing ich langsam an zu verstehen. Zugegeben, anfangs dachte ich, die Kalotten müssten einfach noch vernünftig einschwingen, weil mir ein brandneues, unbenutztes Produkt vorgesetzt wurde. Je länger ich vor der Box saß, desto mehr erschloss sich mir jedoch, worauf sie abzielt: Der Lautsprecher klingt einfach wahnsinnig angenehm. Nicht schönfärbend, einfach angenehm.

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KSdigital A-100

Die Basskalotte der KSdigital A-100

Ein spannender Kontrast: Die Impulstreue der A-100 haut einen mit ihrer Direktheit gelinde gesagt von den Socken. Interessant ist aber, wie sie genau das tut, nämlich auf absolut weiche und übersichtliche, fast „warm“ anmutende Art und Weise, sie kitzelt sie quasi heraus. Durch die Laufzeitkorrektur gehören interaurale Schallereignisse oder durch Phasenschieber bedingte Artefakte der Vergangenheit an. Man hat einen feingliedrigen Überblick über sämtliche Transienten und kann Tiefenstaffelungen toll überblicken, aber man hat das Gefühl, dass sie in einem auch durch ihre Ausgewogenheit zum Weiterhören einlädt, selbst wenn man gerade den schlimmsten Rough-Mix vor sich hat.

Mit dieser Box kann man toll analytisch hören und spektral gesehen sämtliche Frequenzbereiche überblicken, es gibt keine Bereiche, in denen sie überbetont oder „zu schwach auf der Brust“ ist. Dabei differenziert sie aber auch über die breite und phasenstabile Stereobühne und klamüsert sämtliche verschiedenen im Mix befindlichen Instrumente auseinander. Oder gibt eben auch ein Zeichen, wenn diese etwa nicht genug gestaffelt wurden. Man hat das Gefühl, dass man hier von annähernd unerschöpflichen klanglichen und großvolumigen Ressourcen zehrt, da der Lautsprecher sämtliches Material auf organische und unaufgeregte Weise wiedergibt.

Einzig wenn man den Lautsprecher richtig laut fährt, merkt man, wie bei höherem SPL-Druck die unteren Mitten langsam anfangen, nicht mehr hinterher zu kommen und das auch gefühlt etwas früher als bei Modellen in vergleichbaren Preisregionen. Hier reden wir aber sicherlich von einem SPL-Druck von +/- 105 dB, also geschenkt.

KSdigital A-100

Die KSdigital A-100 „auf dem Tisch“

Zwei Wochen später

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… und nach täglichem Einsatz als Referenzabhöre in einem wildem Potpourri aus HEDD Type 05, Adam A77x und Genelec 8020 manifestiert sich der gewonnene Eindruck der schon irgendwie auch einfach schön klingenden, aber dennoch extrem analytischen Attitüde des Lautsprechers. Mit diesem gelingen mir für meine Ohren wirklich befriedigende und organische Mixe und das Erstellen dieser bereitet großen Spaß. Besonders der Tiefbass sowie der untere und obere Höhenbereich sind wirklich toll zu überblicken, der verbaute Tweeter übernimmt bereits bei einer Weichenfrequenz von 1200 Hz und verrichtet großartige Dienste, die Basskalotte schwingt etwas weicher mit und ist mit ihren 8 Zoll ja auch recht wohl dimensioniert. Der Übergang der Weiche bzw. die Gabelfrequenz von Bass zu Höhentreiber ist praktisch nicht wahrnehmbar. In der Mastering-Anwendung schießt die Box den Vogel ab, für diesen Zweck würde sie mir als erste und einzige Referenz mehr als nur reichen, es klingt fast, als wäre sie für diesen Zweck erbaut worden.

Die KSdigital A-100 soll etwas weicher und gnädiger sowie voluminöser als deren Koaxialbox C8 klingen, so Johannes Siegler. Nicht nur das ist gelungen, sondern stellt für mich auch der verbaute, schon alleine von der technischen Beschaffenheit her großvolumigere Tweeter einen Mehrwert dar. Der Preis der physisch geringeren Richtwirkung zahlt sich durch einen breiten und tollen Sweetspot aus, so kann ich mit dem Lautsprecher in meinem Studio auch an Outboard, das nicht im Abhördreieck positioniert ist, gut und sicher Einstellungen vornehmen.

Der Lautsprecher lädt nur so zum Hören ein, auch nach getaner Arbeit setzt man sich gerne noch vor den Speaker, der das Gehör gefühlt so gut wie gar nicht ermüden lässt, um beim Hören vom guten Keith von deren exzellenter Staffelung und Stereobühne zu profitieren sowie jedes Atmen oder „Stöhnen“ des Pianisten über die am Klavier positionierten Mikrofone wahrnehmen zu können.

Dieser bewusst weiche und trotzdem kontrastreiche Klang imponiert einfach durchweg, ist aber mit Sicherheit nicht für jeden etwas. Für akustisch basierte Musik, Rocknummern oder ähnliches ist die A-100 fantastisch geeignet, ich bin allerdings der Meinung, dass Electronica mit vielen statischen Transienten auf der Box teilweise etwas schwieriger zu überblicken bzw. einzuschätzen ist. Hierfür ist sie etwas zu „weich“ und für mich als trotzdem extrem wertvolle sekundäre Referenz zu nutzen.

Die Box lädt dazu ein sich um die essenziellen Probleme eines Mixes zu kümmern, Leveling Verhältnisse, Verteilung im Stereofeld sowie generelle spektrale Ausgewogenheit. Beispielsweise für professioneller ausgestattete (Post-) Recording- oder Projektstudios eine tolle Box! Für mich kann man mit der KSdigital A-100 beides: Gefühlvoll-instinktives und analytisches Hören werden hier auf bravouröse Art und Weise vereint.

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Fazit

Wie wir alle wissen, sollte der Boxenkauf basierend auf den eigenen Vorstellung, der eigenen Abhörregie und dem eigenen Geschmack erfolgen, weshalb die subjektive Einschätzung eines dritten diesem Unterfangen häufig hinderlich sein kann. Dennoch kann man als Testhörer den Versuch unternehmen, einen Lautsprecher zu charakterisieren und bei entsprechender Kenntnis ähnlicher Modelle versuchen, eine klangliche Einordnung vorzunehmen.

Was die generelle Abbildung des Spektrums anbelangt, sind die FIR-Filter gestützten KSdigital A-100 auch objektiv bemessen über jeden Zweifel erhaben, ab 35 Hz bis hinter die Hörgrenze bekommt man phasengleich sämtliche vorhandenen Informationen auf absolut ebenerdige Art und Weise übermittelt. Was dessen Verarbeitung und Fertigung angeht, ist mir ebenfalls kein negativer Aspekt begegnet. Im Gegenteil und dazu hat mich persönlich das avantgardistische Design mit großem Alleinstellungswert mindestens so begeistert wie das von Klassikern wie der JBL 4312SE, NS10 oder Auratone 5C. Sie sind klanglich ausgewogen und trotz beinahe klassizistisch und zeitlos anmutender Bauweise mehr als nur wohl überlegt konstruiert, hier hört man einiges an Erfahrung heraus. Diese hört man allerdings auch heraus, wenn man tiefer in den Versuch der Charakterisierung eintaucht. Man hört, dass der Lautsprecher ganz bewusst so klingen soll, wie er klingt. Nicht „weich“, aber die Transienten klingen einfach extrem natürlich und werden nahbarer abgebildet als beispielsweise selbst bei anderen Monitoren mit Kalotten-Tweeter.

Durch die Laufzeitkorrektur „rasten“ Kick und Snares auf so direkte Art und Weise ein, dass man sich erst einmal vor Augen halten muss, welches Maß an Kontrolle man jetzt hat, ohne dass es „zwickt“ im Ohr. Es ist unglaublich, wie hier die Laufzeitkorrektur wirkt: Transient bis Ausklang sind so gut einsehbar, dass dessen EQing und dynamische Kontrolle wirklich ein Leichtes darstellt, der Lautsprecher vermittelt einem eine Menge an Sicherheit. Beispielsweise bei der zur Zeit des Tests parallel betriebenen HEDD Type 05 hatte diese Korrektur, die hier aber anders umgesetzt wurde, zwar auch einen extrem nützlichen wie beeindruckenden Effekt, bei der A-100 hat man aber das Gefühl, dass dieser Effekt viel wirkungsvoller ist, gerade im Bassbereich und das bei nicht wahrnehmbarer Latenz.

Man hat den vollen Durchblick, unten wie oben, aber man hat eben auch Spaß dabei trotz tonaler Neutralität. Extrem offener und transparenter wie trotzdem organischer Hochtonbereich. Ganz gerader, gleichzeitig mit den Höhen das Gehör erreichender Tiefbass. Die Mitten sitzen dazwischen, als hätte der Lautsprecher die Ressourcen eines Dreiwegesystems, aber sind auch trennbar wie bei solchen. Weichen, Übergangsfrequenzen? Hört man nicht – gügelt FIRTEC alles komplett glatt. Für mich war die KSdigital A-100 eine große Überraschung und es ist toll zu sehen, wie gut hier die Idee eines etwas emotionaleren, aber trotzdem aufschlussreichen Lautsprechers umgesetzt wurde, der auf Anhieb Faszination und „Eargoosebumps“ auslöst und zum Arbeiten nur so einlädt. Wenn die A-100 schon so klingt, wie soll dann erst die A-200 über AES klingen? Großes Lob von meiner Seite und für denjenigen, der in diesem Preissektor beispielsweise auf der Suche nach etwas ohne Bändchen- oder Faltungsmembran ist, als klare Kaufempfehlung bzw. selbst wenn, als noch klarerer „Probier-Tipp“ zu sehen. Auch wer überlegt, im etwas höherpreisigen Segment zu investieren, dem sei von meiner Seite unverbindlich gesagt, dass er sich den Lautsprecher einfach mal zu sich nach Hause holen und anhören sollte. Er ist bewusst anders und sticht wirklich nicht nur optisch aus der Masse.

Plus

  • Klang
  • Laufzeit + Filterkorrektur zu einer nicht wahrnehmbaren Latenz
  • Verarbeitung + Design

Preis

  • 1.069,- Euro (Stückpreis)
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Forum
  1. Profilbild
    mar beso

    Vielen Dank für den Test! Ein Vergleich zu der APS Klasik würde mich hier wirklich mal interessieren.

    • Profilbild
      Vincent AHU

      @mar beso Hi Marbeso,

      echt ein super Gedanke! Das sind sozusagen direkte Konkurenten wenn du mich fragst. Mal schauen, vielleicht geht da ja was! ;)

      Vince

      • Profilbild
        EugenKid

        @Vincent Das mit direkten Konkurunten war doch ironisch gemeint, oder?
        €995/Paar vs. €2000/Paar ist ja nicht gerade sehr fair zu vergleichen… ;-)

  2. Profilbild
    DrSpan

    Ich denke mal es wird ein super monitor sein. Nur dieser Korb vom Tieftöner…. meine Güte ist der häßlich mit diesem schaumstoff rundherum. Siehr echt billig aus. Der Monitor ist so shclicht und elegant mit der Holzfront und dann dieser Korb….Sieh voll nach den 80ern aus und damit meine ich die sachen der 80er die in den 80ern bleiben sollten :-) Ich könnte nimals den ganzen tag diesen schaumstoff anschauen.

    • Profilbild
      Vincent AHU

      @DrSpan Hi DrSpan!

      Vielleicht kannst Du dir ja mal den Lautsprecher in Natura anschauen. Mir hatte die Art und Form der Sicke eigentlich stilistisch imponiert, kann deinen Gedankengang aber irgendwie trotzdem nachvollziehen! :D

      Vince

      • Profilbild
        DrSpan

        @Vincent :-)
        Da fällt mir ein schöner Französischer Spruch über Schönheiten und Entfehrnungen ein den ich aus Gedächnis nicht wiedergeben kann aber die bedeutung ging sowas wie “ Von weitem schön aber weit von schön „….

  3. Profilbild
    Jörg Hoffmann RED

    Sehr schöner Artikel – danke! In welcher Hörplatzentfernung hast Du die A100 betrieben? Ich selber habe die C88 Ref. und habe im Nearfield große Vorteile durch die Koax Konfiguration wahrgenommen. Meine alten 2 Wege Monitor mit klassischer Chassisanordnung haben nie so „auf den Punkt“ gespielt, wie die C88, insbesondere bei der Lokation von Schallquellen im virtuellen Raum.

    • Profilbild
      Vincent AHU

      @Jörg Hoffmann Hi Firstofnine!

      Bin so bei 110 x 110 x 110 mit meinem Dreieck hier in meinem relativ kleinen Raum. Die Koax Konfi in Kombination mit Laufzeitkorrektur ist meiner Meinung nach schon auf dem Papier die sinnreichste Konfi fürs Nahfeld, genau wie du sagst, aufgrund der Ortbarkeit und Phasenstarre. Ich arbeite in einem Studio dessen Raumakustik sich an der Abhörposition orientiert und hatte schonmal die C8 hier (reicht dicke für meinen kleinen Raum, C88 wären schlicht zu groß), ebenfalls absolut geniale und für mich noch besser einsetzbare Lautsprecher! Versteht nur nicht jeder. Bin gerade schwer am überlegen. :)

      Vince

      • Profilbild
        Jörg Hoffmann RED

        @Vincent Kann ich gut verstehen. KSD ist meiner Meinung nach ziemlich in der Top Liga bei Nearflied Monitoren. Erst im Vergleich mit anderen (auch guten) Lautsprechern merkt man, wie weit die mit der DSP Technologie vorne sind.
        Viele Grüße, Jörg

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