Leichter Bühnenpartner mit Vollausstattung
Die Stagepiano-Reihe von Kurzweil hat mit dem Kurzweil SP6 kürzlich Nachwuchs erhalten. Rein preislich positioniert sich das neue SP6 direkt unterhalb des bisherigen SP-Primus Kurzweil SP5-8. Doch was genau unterscheidet das SP6 von seinen Brüdern und wie schaut es im Vergleich zu Artis und Forte aus? All das erfahrt ihr in unserem Test zum Kurzweil SP6.
Innerhalb der letzten Monate und Jahre konnte man bei Kurzweil eine deutliche Vergrößerung des Produktkatalogs erkennen. Nach den unterschiedlichsten PC3-Modellen kamen nach und nach die Stagepianos der Forte-, Artis- und SP-Reihe auf den Markt. Trotz der Vielfältigkeit sind alle Tasteninstrumente typisch Kurzweil, sowohl optisch als auch hinsichtlich der Klangerzeugung.
Mit dem Kurzweil SP6 hat der Hersteller nun eine weitere Alternative im Angebot. Funktional bietet es von allem etwas und reiht sich somit in die bestehenden Modelle ein. 2 GB an Sounddaten bietet das SP6, diese verteilen sich auf 256 Programme und 130 Multis. Für eigene Kreationen stehen jeweils 1.024 User-Programme und User-Multis bereit. Laut Kurzweil Website ist der SP6-Klangfundus zu 100% mit dem Forte SE kompatibel, Sounds aus dem Forte und den PC3-Modellen sind mit Einschränkungen kompatibel. Ein erstes Highlight des SP6 ist die schnelle Boot-Zeit, gerade einmal 11 Sekunden benötigt das Stagepiano für den Start.
Optisch erinnert das SP6 an seine Brüder, wobei das typische Kurzweil Blau in diesem Fall aber deutlich heller ausfällt. Das Gehäuse des Stagepianos besteht aus Kunststoff, wodurch sich das Gewicht des SP6 auf überaus moderate 12 kg beschränkt. Damit ist das SP6 das leichteste Stagepiano der gesamten Kurzweil Familie, kommt hinsichtlich der Haptik aber nicht an die mehr als soliden Metallgehäuse der restlichen Kurzweil Tasteninstrumente heran. Das Gehäuse ist ohne Zweifel sauber verarbeitet und macht einen soliden Eindruck, so robust und „unkaputtbar“ wie die Artis-/Forte-Gehäuse ist es aber nicht.
Die Bedienoberfläche des Stagepianos bietet eine Vielzahl von Bedienelementen zur direkten Steuerung des SP6. Mittig prangt ein 128×64 Pixel monochromes LC-Display, das ausreichend groß geraten und durch die Neigung nach vorne sehr gut ablesbar ist. Unterhalb des Displays hat Kurzweil die Funktions-/Split-/Layer-Buttons positioniert, direkt darunter die fünf Favoriten-Taster, über die man seine fünf Lieblings-Sounds direkt mit einem Tastendruck aufrufen kann. Vor allem für den Live-Betrieb ist das hilfreich.
Die rechte Seite der Bedienoberfläche bietet neben den 10 Soundkategorie-Buttons und der Keypad-Taste die Möglichkeit zur Auswahl des Arbeitsmodus: Program, Multi, User und Global können hier selektiert werden.
Links des Displays folgen weitere Funktionstasten sowie die Controller-Einheit, die mit jeweils vier Potis und Zone-Buttons, Shift-Taste, Arpeggiator und Tap-Tempo-Taste ausgestattet ist. Diese Elemente steuern die internen vier Zonen sowie verschiedene Parameter.
Abgeschlossen wird die Bedienoberfläche des Kurzweil SP6 mit einem Lautstärkeregler, Transpositionstasten sowie Pitchbend- und Modulationsrad.
Anschlüsse und Tastatur
Alle Anschlüsse des Kurzweil SP6 befinden sich auf der Rückseite des Stagepianos. Hierzu gehören ein Stereo-Pärchen symmetrischer 6,3 mm Klinkenausgänge, ein 6,3 mm Klinke-Kopfhörerausgang, MIDI In/Out, Anschlüsse für drei Pedale, USB-to-device und to-host Ports sowie der Anschluss für ein externes Netzteil.
Bei der Tastatur setzt Kurzweil klassischerweise auf Tastaturen des Herstellers Fatar, beim SP6 kommt allerdings eine Tastatur des Herstellers Medeli zum Einsatz. 88 Tasten bietet das Stagepiano, anschlagsdynamisch, jedoch ohne Aftertouch. Die Tastatur lässt sich gut spielen, im Vergleich zu den Artis/Forte-Tastaturen empfinde ich die Tastatur aber als etwas träger. Hinzu kommt, dass die Tastaturgeräusche sehr deutlich wahrnehmbar sind, was ich auf das Kunststoffgehäuse zurückführe.
Klangerzeugung
Hinsichtlich der Klangerzeugung bleibt Kurzweil seinem Konzept treu und stattet das SP6 sowohl mit VAST-, KB3- als auch VA1-Klangerzeugung aus. Hierdurch ist sichergestellt, dass die Preset-Sounds auf gleichem Niveau sind wie bei den anderen Kurzweilern. Sowohl die Pianos, die Orgeln als auch die Synthesizer-Sounds sind sehr druckvoll. Sie setzen sich auch in dichten Arrangements gut durch, so dass die Soundqualität beim SP6 auf einem sehr hohen Niveau liegt.
Wie so oft liegt der Unterschied zu den anderen Kurzweil Tasteninstrumenten allerdings im Detail, denn die VAST-Sounds des SP6 lassen sich, abgesehen von den vier Parametern, die man den Controller-Potis für den Live-Betrieb zuweisen kann (dazu gleich mehr) in keiner Weise editieren, auch nicht über den kostenlos erhältlichen Software-Editor. Das Kurzweil SP6 ist somit als Preset-Player anzusehen und nicht als „Soundschrauber-Stagepiano“. Keine Abwertung, aber natürlich ein klarer Unterschied zu den Artis-/Forte Modellen, die das Soundediting entweder direkt am Gerät (Forte) oder zumindest über den Software-Editor (Artis) erlauben. Praktischerweise bietet Kurzweil auf seiner Website hierzu eine sehr gute Übersicht, was welches Modell bietet.
Sehr gut finde ich die Möglichkeit, die Sounds sowohl polyphon als auch monophon zu spielen, dies bietet sich natürlich besonders für Lead-Sounds an. Verschiedene Portamento-Einstellungen vervollständigen diese Funktion.
Die bereits erwähnte Controller-Sektion bietet wie gesagt vier Potis, die über eine Shift-Taste dreifach belegt werden können. Zunächst lassen sich hierüber die Lautstärken der vier Zonen einstellen, als zweite Option lassen sich die Parameter Filter 1 und 2 sowie Attack und Release steuern. Und als dritte Belegungsmöglichkeit lässt sich innerhalb des Menüs pro Poti einer von 12 Parametern festlegen, darunter Frequenzbänder des Equalizers, Reverb Time, Decay, Delay etc. In diesem Rahmen lassen sich die Sounds des SP6 somit editieren, weitergehend allerdings nicht.
Arbeitet man mit den Multis des Kurzweil SP6, so bietet das Stagepiano die Möglichkeit, die Tastaturbereich der Zonen frei zu bestimmen, auch Beschränkungen hinsichtlich der Velocity sind beispielsweise pro Zone individuell einstellbar. So sind also maximal vier Sounds (Programme) als Layer und/oder Split möglich. Gegenüber vieler Konkurrenten ist dies sehr weitreichend, oftmals bieten die Hersteller in dieser Preisklasse maximal zwei Zonen.
Effekte
Ein Bereich, bei dem sich Kurzweil noch nie hat lumpen lassen, ist die Effektsektion, da bildet auch das SP6 keine Ausnahme. Insgesamt 32 Effekt-Units und Hunderte von fest vorgegebenen Effektketten bietet das SP6 und damit genau so viele wie die Forte-Pianos. Zwar ist auch hier das Editieren eingeschränkt und leider nur über den Software-Editor möglich, aber die Einsatzmöglichkeiten sind sehr weitreichend und die Qualität sehr gut.
Auch ein Arpeggiator ist an Bord, der über eine Tap-Funktion im Tempo eingestellt werden kann. Dier Arpeggiator bietet sechs Abspielrichtungen und 8 Notenwerte (1/1 bis 1/32) zur Auswahl, darüber hinaus lassen sich auch die Velocity-Werte der vom Arpeggiator getriggerten Noten modifizieren. Neben „constant“ kann der Arpeggiator die Velocity nämlich auch humanisieren, d.h. in der Lautstärke verändern und gewisse Zufallswerte mit einstreuen.
MIDI-Funktionen
Das Kurzweil SP6 sendet und empfängt MIDI-Daten sowohl über den MIDI- als auch über den USB-Port. Das SP6 kann somit von anderen MIDI-Geräten ferngesteuert werden, erlaubt selbst aber auch das Aussenden von MIDI-Daten zu anderen MIDI-Geräten. Neben Pitchbend-/Modulationsrad lassen sich hierfür auch die Elemente der Controller-Sektion nutzen. Allerdings sind die zugewiesenen MIDI-Control-Change-Befehle fest eingestellt, hieran lässt sich leider nichts ändern. Damit ist es als Zentrale im MIDI-Verbund nur eingeschränkt nutzbar.