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Test: Lake People F355 D, 2-Kanal Mikrofonvorverstärker

(ID: 242638)

Bei der Arbeit mit dem Lake People F355

Bisher macht der F355 einen hochprofessionellen Eindruck. Lake People möchte hier einen möglichst linearen Mikrofonverstärker anbieten, was liegt also näher als ein Vergleich mit dem Millennia HV-3 C, der mit derselben Vorgabe und im ähnlichen Preisbereich antritt. Los geht’s.

Getestet wird mit einer Auswahl meiner Mikrofone, die ich paarweise besitze, so ist immer ein direkter Vergleich möglich. Als mein Standard-Mikro kommt natürlich wieder mein bekanntes AKG C414 B-ULS zum Einsatz. Als Kleinmembraner nehme ich dieses Mal zwei Neumann KM 140, die eben frisch bei Neumann überholt und gepairt wurden. Mit den KMi84 von Neumann, das einen Trafo im Ausgang nutzt, darf ein zweites Paar Kleinmembran-Mikros mitspielen, das etwas weniger linear abgestimmt ist.

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Auch ein Bändchenmikrofon soll eingesetzt werden, das Voodoo VR2 von sE Electronics sehe ich dafür vor.

Das AKG Großmembran und das sE Bändchen

Ich starte mit dem AKG und einer Vorverstärkung von 30 dB. Zunächst fällt die absolute Rauscharmut des Preamps auf. Da dürfte es auch mit ausgangsschwachen Mikrofonen keinerlei Probleme geben. Der Klang ist als sehr neutral einzustufen, keine Frequenz drängt sich in den Vordergrund. Somit ist die Vorgabe der Entwickler erreicht, einen Vorverstärker zu kreieren, der eben keinen Eigenklang mitbringt. Falls die Kombi Preamp und Mikrofon hier einen Sound prägen, soll hat dies vom Mikro ausgehen.

Das überprüfe ich direkt mit dem Neumann KMi84, dem ich das neutralere KM 140 gegenüber stelle.

Zwei schöne, alte Neumann Kleinmembraner

Tatsächlich wird die Charakteristik der beiden Kleinmembraner perfekt abgebildet, das KMi84 klingt kerniger und bietet mehr Durchsetzungskraft, das KM 140 arbeitet sehr linear und bildet offener und etwas direkter ab.

Zurück zum AKG C414, nun möchte ich den F355 mit dem Millennia vergleichen. Die Klangcharakteristik der beiden Boliden ähnelt sich durchaus. Auch das exzellente Rauschverhalten ist nahezu identisch. Dennoch sind feine Unterschiede wahrzunehmen. Der F355 klingt in den Höhen etwas offener, der HV-3 C löst hier aber einen Tick genauer auf. Auch wirkt das Signal des Millennia ein wenig dreidimensionaler, was ihm mehr Strahlkraft verleiht. Eine akustische Gitarre kann hier einfach mehr Tiefenwirkung entwickeln. Wer den absolut nicht klingenden Preamp sucht, dürfte mit dem F355 fast besser fahren. An dieser Stelle sei auch der im weiten Bereich durchstimmbare Low Cut des F355 erwähnt, der nicht zu hart beschneidet und sich wirklich musikalisch einsetzen lässt.

Mit den trafosymmetrierten Kleinmembranern von Neumann ergibt sich ein ähnliches Bild. Der Lake People Preamp lässt sie offen und ehrlich erklingen, der Millennia unterstützt den Grundcharakter etwas mehr, das Signal klingt dichter am Klangkörper dran.

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Mit den neutraleren Neumann KM 140 harmoniert hingegen der F355 besser. Der Klang kommt sehr offen und direkt, hier bremst der HV-3 C das Mikrofon etwas aus und lässt es belegter klingen. Nicht falsch verstehen, es geht hier um kleinste Nuancen, die eben jeweils etwas unterschiedlich aufgearbeitet werden.

Ein Mikrofonpaar steht noch aus, das Voodoo VR2 von sE Electronics ist ein aktives Bändchen, das durch einen für Bändchenmikrofone untypischen weiten Frequenzgang in den Höhen aufwartet. Durch die aktive Elektronik brauchen die Mikros Phantomspeisung, dafür ist mit einer moderaten Vorverstärkung zu arbeiten. Mit 36 dB auf beiden Preamps ist auch hier keinerlei Rauschen zu vernehmen.

Erstaunlicherweise bietet dieses Mal der F355 das etwas plastischere Klangbild, der HV-3 C kann hier aber einen kleinen Vorteil in der Dynamik verbuchen, er klingt mit dem Bändchen einfach präziser.

Der F355 und der HV-3 C eng beieinander

Ein wichtiger Punkt ist natürlich noch die Preisgestaltung und Ausstattung. Beide Preamps liegen mit einem Kanalpreis von ca. 1.100,- Euro gleich auf. Was die Ausstattung angeht, hat der Lake People aber deutlich mehr zu bieten.

Beginnen wir mit der Aussteuerungsanzeige, hier stehen 16 LEDs gerade mal 2 für Signal und Overload beim Millennia gegenüber. Nahezu stufenlos lässt sich der Gain-Bereich beim F355 mit Gain Coarse und Gain Fine einstellen, hier bietet der HV-3 C ein Rasterpoti in 1,5 dB Schritten.

Durchstimmbarer Low Cut, PAD und Phase-Reverse sind beim Millennia schlicht nicht vorhanden, auch eine Mute-Funktion sucht man vergeblich. Gleichstand herrscht bei den Optionen, der F355 bietet trafosymmetrierte Ausgänge und GP-I/O, der HV-3 C ist mit +130 Volt Mic-Ins für spezielle DPA Mikrofone und einer um 10 dB erhöhten Eingangsstruktur erhältlich. Bei den Ausgängen hat der F355 wieder die Nase vorn, sie sind schlicht doppelt vorhanden.

Für welchen der beiden Edel-Preamps man sich entscheidet, dürfte durch den persönlichen Geschmack entschieden werden, falsch machen kann man hier eigentlich nichts.

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Fazit

Der Lake People F355 D zeigt eindrucksvoll, warum er bei Funk und Fernsehen ein gerne und oft verwendetes Arbeitsgerät ist.

Neben seiner analytischen und linearen Klangwiedergabe glänzt er durch sehr gute Verarbeitung und hilfreiche Ausstattungsmerkmale, die so sicher auch den Anwender im heimischen Studio oder bei Live-Recordings ansprechen.

Inwieweit sich der Aufpreis für die Class-A Inputs lohnt, wird hier demnächst der Vergleich mit dem Lake People F311 zeigen.

Plus

  • sehr lineare Wiedergabe
  • Class-A Eingänge
  • umfangreiche Ausstattung
  • einfache Bedienung
  • gute Verarbeitung

Minus

  • PAD und Reverse sind beim Schalten hörbar

Preis

  • Ladenpreis: 2.199,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Na, da fühle ich mich jetzt aber mal geehrt. :)
    Danke Dir für den sehr spannenden Vergleich zwischen HV-3C und F355! Es ist immer interessant was ein anderer Nutzer mit seiner eigenen Abhörumgebung und Peripherie da hört. Obwohl die klanglichen Unterschiede in dieser Geräteklasse kleiner werden, werden die feinen Unterschiede umso hörbarer und hier insbesondere die Eigenschaften spezifischer Mikrofone in Kombination mit den Eigenschaften der Preamps. Genau das erklärt auch die Vielzahl an Mics und Preamps in guten kommerziellen Studios. Insofern ist Dein Test sehr sinnvoll aufgebaut. Super auch die beiden alten „KMs“ die ich noch nicht mit diesen Preamps gehört habe. Hast Du auch mal ein dynamisches, z.B MD421 o.ä. rangehängt? Solche Preamps holen da teilweise Erstaunliches raus. Ich bin jetzt auf jeden Fall mal gespannt wie Du den F311 findest…

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      Gern geschehen!
      Ist doch spannend, wenn hier von dir ein Input kommt, der direkt so aufgegriffen werden kann. Danke an meine Redaktion. Und Audiogear in dieser Klasse macht immer Spaß.
      Die Neumanns, ja, waren im Etat nicht vor gesehen, aber nachdem ich sie hier hatte konnte ich sie einfach nicht mehr weg geben.
      Dynamisch wirst du beim F311 finden, hoffe die Fortsetzung gefällt dir genau so.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Armin Bauer Auch von meiner Seite Dank an die Amazona Redaktion!
        Die Möglichkeit solcher Interaktionen zwischen Autor und Leser machen die Vorteile des Formats Online-Magazin gegenüber Printmedien deutlich.

        • Profilbild
          swellkoerper AHU

          Deine Kommentare sind auch für uns Leser des öfteren sehr interessant. Deine Tipps für die Wordclock-Distribution hab ich ich bei mir gleich umgesetzt, und andere Threads wie die zur Qualität von semi-profi Equipment, Studiooptimierung durch Raumakustik und weniger, aber high-endige Gerätschaften oder die Ausführungen über Netzteile und Erdung im Studio haben mich nachdenklich gemacht und aufhorchen lassen. Ich könnte noch viel mehr darüber lesen, aber das würde wohl das Format hier sprengen. Danke nochmals.

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @swellkoerper Das ist ja schon fast wie Weihnachten :)
            Sehr gerne! Freut mich zu hören, dass ich hier ab und zu etwas Sinnvolles beitragen kann. Ich lerne dabei ja auch.
            Es macht mir Spass mit anderen Lesern und Autoren über Audiotechnik und Musikinstrumente zu diskutieren. Selbst wenn es manchmal hoch her geht. Das gehört dazu finde ich und zeigt wieviel Herzblut hier im Forum allenthalben mit dem Thema verbunden ist.

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