Das ewige Problem der Kopfhörerimpedanz
Jeder professionelle Kopfhöreranwender kennt das Problem und jeder hat eine Meinung dazu. Die Rede ist von dem leidlichen Thema der Impedanzen von Kopfhörern und ich werde mich tunlichst hüten, die teilweise bis aufs Blut geführten Grabenkämpfe wieder anzuheizen, zumal die Lake People Produkte eine sehr angenehme Lösung für die unterschiedlichen Ohmzahlen am Start haben. Die Lösung liegt beim Lake People G109-P im Inneren mittels Jumper verborgen, der Lake People HPA RS 02 hingegen hat sie in Form von Mini-Schaltern auf der Rückseite des Gehäuses verbaut.
Beide Produkte haben die Möglichkeit, über entsprechende Pre-Gain-Schalter die Lautstärke der Kopfhörer, die zum Teil über eine Ohmzahl von 8 – 2.000 Ohm und Wirkungsgrade von 85 – 115 dB/mW verfügen, entsprechend anzugleichen. Dabei kann man beim Lake People G109-P zwischen 3 unterschiedlichen Werten (-12 dB, 0 dB, +6 dB), beim Lake People HPA RS 02 sogar unter 5 unterschiedlichen Werten (-12 dB, -6 dB, 0 dB, +6 dB, +12 dB) wählen, wobei die äußere Zugänglichkeit bei dem Lake People HPA RS 02 einen deutlich höheren Komfort bietet.
Die Lake People Kopfhörerverstärker in der Praxis
Zunächst einmal galt es, ein Referenz-Setup zu erstellen, das verschiedene Abhörsituationen im Studio abbildet. Als Referenzkopfhörer kam erneut mein Beyerdynamics T1 2nd Generation (600 Ohm) zum Einsatz, der bereits seit vielen Jahren einen hervorragenden Job absolviert und auf den ich eingehört bin. Als Zweithörer kam ein von InEar angepasstes Live Pro 4 System mit neuen Cerumen-Filtern zum Einsatz, das sich ebenfalls bei mir seit Jahren im Einsatz befindet.
Um einen direkten Vergleich zu einem weiteren Kopfhörerverstärker zu haben, mussten sich die beiden Verstärker gegen einen SPL Phonitor Mini (ausgeschaltete Matrix, Kopfhörerimpedanz 0,18 Ohm) behaupten, der vom Ladenpreis her nur knapp über den Lake People Produkten angesiedelt ist und somit einen adäquaten Konkurrenten darstellte. Als Klangmaterial kamen verschiedene, aufgenommene Instrumente wie Drums, Gitarren (Clean und High-Gain), Funkloops, mehrere klassische Klavierkonzerte sowie einige aktuelle Rock/Pop-Produktionen über Spotify Premium in HD-Qualität zum Einsatz. Alle Verstärker wurden von der Eingangsimpedanz auf 0 dB eingestellt.
Im direkten A/B-Vergleich untereinander konnte man nahezu keinen klanglichen Unterschied zwischen dem Lake People HPA RS 02 und dem Lake People G109-P ausmachen. Schraubt man sich die ganz feine Sicherung ins Gehör, kann man den Klang des Lake People G109-P als etwas feiner in der Auflösung bezeichnen, mit einer dezent stärkeren Kompression, während der Lake People HPA RS 02 etwas rauer zu Werke geht. Beide lösen jedoch sehr gut auf und bilden das gesamte Frequenzspektrum sehr gut ab. Die beiden Lautstärkeregler arbeiten gleichmäßig, es waren keinerlei Sprünge im Regelweg zu bemerken. Auch das Ein- und Ausschalten lief einwandfrei, die entsprechenden Schutzschaltungen ließen keine Knack- oder Popgeräusche aufkommen.
Im direkten Vergleich zum SPL Phonitor Mini ziehen beide Lake People Produkte hingegen den Kürzeren. Ob es an der 120 Volt Technik des Phonitor liegt, mag ich nicht zu beurteilen, Fakt ist jedoch, dass der Phonitor das Klangbild deutlich offener und dynamischer abbildet. Gerade starke Dynamiksprünge kann der Phonitor mit einem erhöhten Headroom auffangen, während die Lake People Produkte etwas mehr komprimieren.
Man muss sich jedoch vor Augen führen, dass es sich hierbei nur um sehr geringe Unterschiede handelt und die Lake People Verstärker keineswegs eine klangliche Schlappe erleiden. Im Gegenteil, beide Produkte überzeugen mit einem neutralen Klang, der alle Musikrichtungen gleichermaßen gut akustisch abbilden kann. Berücksichtigt man jedoch die Tatsache, dass man für knapp 10 % Mehrkosten bei SPL die legendäre Matrix-Schaltung on top bekommt, erscheint der Phonitor wirtschaftlich die bessere Wahl.
Interessanter Vergleich. Bei Deiner Einleitung entsteht ein wenig der Eindruck Lake People sei ein Newcommer der versucht mit dem Platzhirsch SPL mitzuhalten. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Lake People Kopfhörerverstärker sind seit den 80ger Jahren ein Studio- und Rundfunkstandard, SPL ist der Newcommer. Die „Violectric“ Linie von Lake People ist jünger und zielt auf den Hifi Markt, ist aber meines Wissens nach auch länger oder mindestens ebenso lange am Markt wie die Phonitore von SPL. Die grösseren Violictric Modelle geniessen in Hifi Kreisen ein sehr hohes Ansehen und werden in vergleichenden Testberichten klanglich weit über dem Phonitor eingeordnet.
Was Dein Vergleichsergebnis angeht, kann ich nicht mitreden, da ich den Vergleich nicht gemacht habe, aber zumindest soviel:
1. Bei ähnlichem Preis und seriösen Herstellern ist davon auszugehen, daß das Gerät mit weniger Features und weniger aufwändigem Gehäuse das hochwertigere Innenleben hat.
2. Ich hatte Jahrelang einen alten Lake People G100 im Studio. Das Teil war brutalst neutral. Komprimiert hat da garnichts. Ich halte es für ziemlich unwahrscheinlich, dass die neueren Teile auf einmal nicht mehr signalfest sind.
Hallo psv-ddv, es freut mich, dass du persönlich gute Erfahrungen mit den Produkten von Lake People gemacht hast und deshalb die Firma so vehement verteidigst, was allerdings völlig unnötig ist. Es handelt sich bei den LP Verstärkern um 2 sehr gute Produkte, die auch aus diesem Grund von mir die Bewertung „sehr gut“ erhalten haben, nur meines Erachtens im direkten Vergleich zu dem passenden SPL Produkt über etwas weniger Headroom verfügen.
Da dir, wie du schreibst, die nötigen SPL Erfahrungswerte fehlen, schlage ich vor, du leihst die ein entsprechendes Produkt aus und machst deine eigenen Erfahrungen. Best Grüße
@Axel Ritt Mir ging es eher um eine Korrektur Deiner einleitenden Darstellung der Firmengeschichte.
Was das Ergebnis Deines Vergleichs angeht bin ich zwar skeptisch aber werde das nicht überprüfen.
Nachdem ich längere Zeit alle möglichen Kopfhörermodelle von 100€ bis 6k€ mit passenden und weniger passenden Amps getestet habe, nutze ich Kopfhörer nur noch zur Entkopplung beim Einspielen und für sporadische Gegenkontrollen bei der Mischung. Dafür genügen die Kopfhörerverstärker meiner Mischkonsole. Mir macht die mangelhafte räumliche Darstellung und fehlende viszerale Übertragung bei Kopfhörern einfach keinen Spaß. Die zunehmende Verbreitung von Kopfhörern im Konsumenten-Bereich sehe ich als Ausdruck des Zeitgeistes und der damit einhergenenden schwindenden Bedeutung von intensivem Musikgenuss.