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Test: Larry Carlton T7 AWH, E-Gitarre

Viel Gitarre für kleines Geld - Larry lässt grüßen

30. Oktober 2022

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Der Hersteller Sire hat diverse Kopien, klassisch gestylte Modelle am Start, die sich alle einer hervorragender Verarbeitung bei einem ausgesprochen guten Preis-Leistungs-Verhältnis erfreuen.

Ich hatte bereits einige Modelle (H7-, ES335-Kopie bzw. Modell S, Strat-Kopie) in den Fingern und war stets von der Qualität beeindruckt. Dieses Mal nehmen wir eine Telecaster (T7) unter die Lupe. Designmäßig geht man bei Sire grundsätzlich kein Risiko ein und kopiert lediglich absolute Gitarren-Klassiker, aber auch Bässe. Hierbei holt man sich Endorser wie den weltbekannten und gleichfalls begnadeten Larry Carlton oder auch Markus Miller ins Boot, deren Serien dann ihren Namen tragen. Die Sire Larry Carlton T7, welche in Indonesien hergestellt wurde, entstand, wie man sich zusammenreimen kann, in Zusammenarbeit mit der Gitarrenlegende Larry Carlton. Dieser war in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren einer der meistbeschäftigten Studiomusiker (ca. 50 Aufnahme-Sessions im Monat) und ist auf unzähligen Tonträgern (Crusaders, Steely Dan u. v. a.) zu hören. Meist spielte er seine Spuren mit einer Gibson ES335 ein, doch irgendwann war er dann auch mit einer Stratocaster aus dem Hause Valley Arts zu hören. Jeder Gitarrist sollte einmal das Solo von Kid Charlemagne (Steely Dan, Royal Scam Album) gehört haben, welches ich persönlich als das geschmackvollste Gitarrensolo des vergangenen Jahrhunderts einstufe, zumindest was die Pop-Fusion-Sparte betrifft.

Die Larry Carlton Signature Series von Sire bietet bis dato fünf verschiedene Kopien klassischer Modelle, als da wären: ES335, Strat, Les Paul und zwei Akustikgitarrenmodelle, die jeweils in diversen Ausführungen (Farben, Pickups etc.) zu haben sind. In das Design dieser Instrumente flossen die persönlichen Vorlieben Larrys wie Halsform, Tonabnehmer, Bundierung in das Design ein.

Larry Carlton T7 AWH 7 Body 2

Traditionelle Tele

Alternativ wäre unsere heutige Testkandidatin T7 alternativ auch noch in den Farben Rot, Sunburst oder auch Grün oder Blond zu erstehen. Die Modelle mit einer geflammten Ahorndecke sind mit Humbuckern und sogar einem Vibratosystem bestückt und kosten ca. 50,- Eufo mehr. Gehen wir ins Detail:

Korpus

Der Korpus dieser Tele, dessen Maße mit einer „gewöhnlichen“ Telecaster übereinstimmen, wurde aus Erle gefertigt. Hier greift man also zum klassischen Material und geht keine Experimente mit alternativen Hölzern ein. Der traditionell geformte Korpus (bis auf die Ausnahme, dass der Übergang vom Korpus zum Hals etwas ergonomischer geformt ist) erhielt die Farbgebung Arctic White, was sehr attraktiv aussieht. Das Schlagbrett aus Tortoise harmoniert gut mit dem Weiß des Korpus. Die Gitarre dürfte für meinen Geschmack ruhig ca. 300 g leichter sein, da das Instrument rund 3,6 kg auf die Waage bringt. Auf der verchromten Halsplatte wurde das Firmenlogo und der Name des Modells eingraviert. Der Hals sitzt schön stramm, ohne jegliches Spiel in der perfekt gefrästen Halstasche.

Larry Carlton T7 AWH, Halsübergang

Halsplatte mit Modellnamen

Hals

Der geschraubte Hals aus Ahorn erhielt eine Röstung, was immer recht edel wirkt und sich bei einigen Herstellern (Music Man etc.) durchgesetzt hat. Auch das aufgeleimte Griffbrett aus Ahorn wurde geröstet. Erstaunlicherweise wurde das Griffbrett anschließend klar und hochglänzend lackiert. Man kennt dies von einigen Modellen des Herstellers Rickenbacker. Das dürfte aber nicht jedem Gitarristen entgegenkommen. Ich persönlich bin kein Fan davon, da ich lieber das Holz fühle. Neigt man beim Spielen zum Schwitzen, dürfte diese glatte Oberfläche dann recht glitschig werden.

Der Hals mit Halsprofil „C-Shape“ liegt sehr angenehm in der Hand, die Maserung des Halses sieht attraktiv aus, die Rückseite des Halses wurde nur ganz dünn geölt bzw. mit mattem Lack behandelt. In das Griffbrett wurden an den üblichen Positionen Dots aus Abalone eingesetzt, welche etwas edler als Kunsstoff-Dots wirken. Die Mensur mit 648 mm kennt man von jeder gewöhnlichen Tele oder Strat.

Larry Carlton T7 AWH, Kopfplatte

Geröstet und anschließend klar lackiert

Der Griffbrettradius (241 mm entspricht 9,5″) wurde gleichfalls klassische gehalten, wie man dies bei Strats und Teles aus den 70er-Jahren kennt. Die 22 Medium-Jumbo-Bünde wurden perfekt in das Griffbrett eingelassen und sehr sauber abgerichtet.  Hier gibt es rein gar nichts zu beanstanden. Die Sattelbreite: beträgt 42 mm. Für einen guten Ton wurde das Instrument mit einem Knochensattel bestückt.

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Die Griffbrettkanten wurden schön geglättet bzw. leicht abgerundet, was sich in einer sehr komfortablen Bespielbarkeit bemerkbar macht.

Larry Carlton T7 AWH, Halsprofil

Abgerundete Griffbrettkanten

Natürlich hat man aus urheberrechtlichen Gründen die Form der Kopfplatte leicht verändern müssen. Die Halsspannung kann bei Bedarf bequem mit dem mitgelieferten Inbusschlüssel kopfplattenseitig eingestellt werden.

Larry Carlton T7 AWH, Kopf

Locking-Mechaniken

Elektrik & Hardware

Die Tele wurde klassisch mit zwei Singlecoils (T7 Singlecoils) bestückt. Auch die Elektrik gestaltet sich mit je einem Volume- bzw. Tone-Regler und dem 3-Wege-Schalter absolut traditionell.

Die Hardware wurde komplett verchromt. Die drei Messingstege sind erfreulicherweise „kompensiert“, was das Einstellen einer exakten Bundreinheit erleichtert. Die Sire Premium-Locking-Tuner gestatten das schnelle Aufziehen der Saiten und bieten eine hervorragende Stimmstabilität.

Klassische „Aschenbecher-Tele-Steg“ mit kompensierten Stegen

Werkssetting & Handling

Halsspannung und Saitenlage waren ab Werk gut eingestellt. Die Bundreinheit musste geringfügig korrigiert werden. Der werksseitig aufgezogene Satz Saiten fühlte sich unangenehm an, da die Saiten bereits leicht korrodiert waren, warum auch immer.

Das Instrument kommt ausgewogen auf den Knien zu liegen, ohne eine Tendenz zur Kopflastigkeit. Der Hals dieser Tele liegt schön in der Hand und fühlt sich angenehm an, die hohen und fetten Bünde gestatten das bequeme Ziehen der Saiten, obwohl der Griffbrettradius mit 9,5″ traditionell ausfällt. Akkorde lassen sich hiermit etwas leichter greifen. Die abgerundeten Griffbrettkanten sorgen für eine perfekte Passform, sodass man sich auf dem Hals sofort zu Hause fühlt. Hier hat Sire sicherlich etwas verstanden, denn gerade dieses Ausstattungsmerkmal sorgt für enorme Vorteile in der Bespielbarkeit. Andere Hersteller sollten hier unbedingt auch mal ein Auge darauf werfen. Das lackierte Griffbrett ist allerdings gewöhnungsbedürftig, hier scheiden sich die Geister, da dies für manchen sicherlich gar nicht infrage kommt.

Larry Carlton T7 AWH 7 Body schräg

Klassisch und schlicht, jedoch mit „Halsröstung“

Sound

Die Larry Carlton T7 entwickelt bereits trocken gespielt ein gutes Sustain und einen ausgewogenen Ton. Der gewisse drahtige Ton einer guten Tele entsteht u. a. auch durch den typischen Steg mit der großen Kontaktfläche zum Korpus.

Interessiert man sich für ein Telecaster-Modell, sollte dieses natürlich auch einen klassischen bzw. drahtigen Ton am Steg erzeugen können. Das ist nicht nur Pflicht für den Country- und Rockgitarristen, sondern letztlich der Signatur-Sound einer Tele. Die Sire H7 hat auf jeden Fall reichlich „Twang“, wovon man an sich folgenden Klangbeispielen überzeugen kann. Wir hören zunächst den Steg-Tonabnehmer mit klarem Sound:

Da kann man nicht meckern, so sollte eine gute Tele auf dem Stegtonabnehmer klingen.

Schaltet man beide Pickups parallel (3-Wege-Schalter in der Mittelstellung), erhält man die typischen „Tele funky Sounds“, die sicherlich auch für Rockabilly gut einsetzbar sind. Hier mischt sich der drahtige „Twang“-Klang des Stegs mit den warmen Sound des Hals-Pickups, auch diese Sounds kennt man von unzähligen Tonträgern:

Der Hals-Pickup einer Tele kann mal bluesig oder auch erstaunlich jazzig klingen. Auch dies macht die T7 von Sire erfreulich gut, der Hals-Pickup liefert überzeugende Ergebnisse:

Nun wird der zweite Kanal meines Peavey Classic 20 aktiviert, wir hören den Steg-Pickup mit angezerrtem Sound. Die Tele setzt sich hervorragend durch, bleibt konkret ohne zu matschen:

Der Halstonabnehmer klingt ausgewogen und kann auch bei verzerrtem Sound voll überzeugen. Natürlich muss man mit Brummen leben, die die Einspuler naturgemäß gerade bei viel Gain von sich geben. Der Metal-Gitarrist wird sich vermutlich sowieso eines anderen Werkzeugs bedienen.

Die Larry Carlton T7 ist ein solider Begleiter für nahezu alle Stile. Sie bietet zwar nichts wirklich Neues, die Qualität des Instruments ist jedoch auf hohem Niveau, was die verwendeten Materialien und auch die Verarbeitung angeht. Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:

Larry Carlton T7 – Peavey Classic 20 MH – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – MOTU M4 – Mac mit Logic (etwas Hall hinzugefügt).

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Fazit

Die Larry Carlton T7 bietet alles, was eine gute Telecaster haben muss, sonst hätte der gute Larry auch sicherlich nicht seinen Namen dafür hergegeben. Solide Verarbeitung paart sich hier mit einem guten Ton bzw. guten Tonabnehmern. Man hat hier die klassische Tele sicherlich nicht neu erfunden, aber doch mitzeitgemäßen Features ausgestattet. Gerade die abgerundeten Griffbrettkanten sind ein großes Plus. Verglichen mit beispielsweise einer Fender Telecaster aus mexikanischer Fertigung dürfte die Sire Tele qualitativ leicht vorne liegen. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis dieser Tele ist sicherlich ausgesprochen gut.

Plus

  • Sound
  • Verarbeitung
  • Locking Mechaniken
  • Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • etwas zu schwer

Preis

  • 549,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Eibensang

    Hab’s mir sofort angehört und dann erst auf den Preis geguckt – wow, den hätte ich angesichts des hervorragenden Klangs und der sauberen Soundvarianten auf gut und gern doppelt so hoch geschätzt. Der Hals sieht auch gut aus, seine Lackierung hinten wäre für mich jedoch tatsächlich ein No-go (wahrscheinlich. Bis jetzt hab ich jede Gitarre mit lackiertem Hals spontan wieder in den Ständer zurückgestellt. Meine Patscherchen kleben wohl immer gleich an sowas, das geht gar nicht). Das Tortur, äh, Tortoise-Design ist jetzt auch nicht so meins (ich bin noch deutlich unter 70), aber insgesamt: erstaunlich tolle Gitarre. Hab schon eine Tele (Standard von Fender), die sogar etwas mehr gekostet hat – aber diese Larry von Sire könnte ihr klanglich tatsächlich Konkurrenz machen. Was ich nicht oft finde bei Teles. Schöner Bericht auch!

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