Mit der ANNY auf die Rolle gehen
Mit der neuen ANNY Serie bringt LD Systems zwei batteriebetriebene All-in-one-Audiolösungen in den Größen 8″ und 10″ an den Start. Diese PA-Lautsprecher bieten neben Bluetooth noch integrierte Mischpulte und lassen in der größeren Ausführung bis zu zwei Funkmikrofone oder Taschensender koppeln. Für unseren Test nehmen wir uns die LD Systems ANNY 10 vor die Brust und sind gespannt, was diese mobile PA mit Akkubetrieb und 10“ Woofer für Musiker, Singer-Songwriter, Street-Art-Performer oder Beschaller so alles in petto hat.
Inhaltsverzeichnis
- Über LD Systems
- Die Neue im Revier: LD Systems ANNY 10
- LD Systems Anny 10 und die inneren Werte
- Eric Clapton und die ANNY 10
- Was die Grillzange mit der ANNY 10 zu tun hat
- Handsender ANNY MD B5
- Wie klingen die Effekte?
- Gesamtsound der aktiven PA mit Batteriebetrieb
- Gibt es Alternativen in Trolley-Bauweise mit Akkubetrieb?
Über LD Systems
Die Marke LD Systems bietet professionelle Audiolösungen an, die das Leben „on the job“ einfacher machen und hohen Erwartungen an Sound und Performance entsprechen. Die Audio-Produktserien von LD Systems umfassen u. a. innovative, leistungsstarke PA-Systeme, fortschrittliche Lautsprecher und Subwoofer für Live-Events, Installationen oder den akkubetriebenen Einsatz im Freien. LD Systems Funkmikrofon- und In-Ear-Monitorsysteme bieten Künstlern auf der Bühne volle Bewegungsfreiheit und Verlässlichkeit. Zuverlässigkeit, Sound-Performance, Benutzerfreundlichkeit sowie Designsprache und Leidenschaft zählen zu den Säulen dieser Marke, die zur deutschen Adam Hall Group gehört.
Die Neue im Revier: LD Systems ANNY 10
Schon beim ersten Anblick des neuen Akkulautsprechers LD Systems ANNY 10 kommt mir unweigerlich die ebenfalls von LD Systems angebotene ROAD Serie in den Sinn. Modelle wie Roadman oder Roadbuddy gehören seit Jahren zu den Klassikern der Marke. Doch um dieses Déjà-vu soll es nicht gehen. Die ANNY 10 ist schließlich brandneu, von daher widme ich meine Aufmerksamkeit ab jetzt dieser „jungen Dame“.
Bei einem Gewicht von immerhin 18 kg freue ich mich über zwei Rollen und den ausziehbaren Teleskopgriff, mit dem sich der aktive 2-Wege-Fullrange-Lautsprecher wie ein Trolley ziehen lässt. Die Abmessungen des schwarzen Gehäuses aus Polypropylen betragen 361 x 300 x 566 mm (B x T x H). Tragegriffe gibt es drei: oben und jeweils seitlich. An der Unterseite eingebaut ist der 35 mm Flansch zur Montage auf einem Lautsprecherstativ.
LD Systems Anny 10 und die inneren Werte
Die wechselbare Blei/Säure-Batterie (tatsächlich sind es zwei, in einem leicht zu öffnenden Batteriefach) liefert 2x 12 V / 5.000 mAh und kitzelt aus der Class-D-Endstufe eine Leistung von 80 W RMS oder 160 W Peak. Bei maximaler Lautstärke wird somit wird eine Laufzeit von fünf Stunden erreicht. Ist die Lautstärke im ECO-Mode gedrosselt, sind es bis zu 25 Stunden, mit denen die LD Systems ANNY 10 unterhalten kann. Die Ladezeit der Batterie bis circa 80 % dauert 3,5 Stunden. Soll das Kraftwerk voll aufgeladen werden, so sind gut sieben Stunden einzuplanen. Beide Ladezyklen beziehen sich übrigens auf das ausgeschaltete Gerät, denn auch bei Netzbetrieb wird der Akku geladen.
Im Bassreflexgehäuse arbeiten ein 10“ Woofer und der 1‘‘ Hochtöner, der mit seinem Horn den Abstrahlwinkel von 120° x 60° (H x V) bietet. Die Trennfrequenz der beiden Treiber liegt bei 1.800 Hz, das Frequenzspektrum (-10 dB) reicht von 45 Hz bis 20 kHz. Ein robustes Frontblech aus Metall mit Hinterspannung schützt Schallwand und Lautsprecher.
Zu den besonderen Ausstattungen gehören der 6-Kanal-Mixer, ein 3-Band-EQ, Bluetooth 5.0 Streaming und die Effekt-Sektion, die mit Reverb und Delay zum Aufpolieren der Sounds einlädt.
Sämtliche Bedienelemente und Anschlüsse sitzen hinten. Es gibt zwei Mikrofon-/Line-Kombi-Eingänge (umschaltbar) und einen Stereo-Kanal mit 3,5 mm Klinke (AUX) oder Cinch. Das macht dann die regelbaren Inputs 1 bis 4. Zudem sind zwei Steckplätze mit den Bezeichnungen Input 5 und Input 6 zu sehen. Dort lassen sich Receiver-Module nachrüsten, mit denen die Signale von Funkmikrofonen oder Bodypack-Transmittern empfangen werden können. Bei „meiner ANNY“ ist der Schacht an Input 5 bereits belegt. Schließlich steht bei mir jetzt auch das Set mit dem Funkmikrofon.
Auf dem beleuchteten Display sind nach dem Einschalten des Gerätes in der Grundeinstellung verschiedene Anzeigen zu sehen. Das dauert eine kurze Zeit, denn das Betriebssystem mit den Prozessoren wird geladen. Zum Beispiel der DynX DSP (Gen. 2), der dafür sorgt, dass selbst bei maximaler Lautstärke klarer Sound ohne Verzerrungen zu hören ist.
Neben den individuellen Pegeln (Balkenanzeigen) der Kanäle 1 bis 6 ist hier die Summen-Lautstärke als Balkendarstellung und gleichzeitig in Dezibel abzulesen. Bluetooth, der Batterie-Status (auch noch einmal separat beim Netzschalter am Gehäuse) und das derzeitige Lautsprecher-Preset (Music, Vocal, Live, Eco, Off) werden neben dem gewählten Effekt ebenfalls angezeigt. Sind zwei ANNYs per Bluetooth als Stereo-System gekoppelt, macht das kleine TWS-Symbol auf diese besondere Arbeitsweise aufmerksam.
Eric Clapton und die ANNY 10
Beim Schreiben dieser Worte untermale ich meine Arbeit mit dem Konzert von Eric Clapton am 11. Mai 2024 in Liverpool, M&S Bank Arena. Dazu ist mein Android Tablet via Bluetooth mit der LD Systems ANNY 10 verbunden. Sehr praktisch ist die integrierte Halterung (länglicher Schlitz) auf der Oberseite des Aktivlautsprechers, die meinem Tablet guten Halt gibt und natürlich auch für alle möglichen Smartphones geeignet ist. Sollte dem Zuspieler einmal die Energie ausgehen, lassen sich Tablet oder Smartphone bequem am USB-C-Port aufladen.
Das Mischpult mit den einzeln regelbaren Kanälen hat natürlich einen Master für die Gesamtlautstärke. Dieser Endlosdrehregler bietet mit seiner zusätzlichen Push-Funktion Zugang zu weitreichenden Einstellmöglichkeiten, die dann im Display zu sehen sind. Hier erreiche ich die Menüpunkte Bluetooth (auch TWS), Audio, Effekt und Settings.
Die bereits vorinstallierten Audio-Presets können mit dem 3-Band-EQ nach Lust und Laune angepasst werden. Die Einstellbereiche lauten High-, Mid- und Low-EQ. Veränderungen sind jeweils in den Bereichen von -12 dB bis +12 dB möglich. Bei welchen Frequenzen die einzelnen Bänder greifen, findet keine Erwähnung.
Soll mit der LD Systems ANNY 10 eine Delay-Line aufgebaut werden, ist auch das kein Problem. Im Menüpunkt Audio lässt sich das Summensignal in Stufen von 0,5 m bis zu einer Entfernung von 10 m verzögern.
Eine besonders für Durchsagen und Sprachanwendungen hervorzuhebende Funktion ist der Prioritäts-/Ducking-Modus. Dabei wird laufende Musik in der Lautstärke deutlich abgesenkt, wenn eins oder mehrere Mikrofone zum Einsatz kommen. Einstellen lässt sich diese Funktion für die Eingänge 1, 2 und 5/6. Im Test funktioniert das gut.
Der Menüpunkt Effekt gestattet mir den Zugang zu den Effekten. Hier gibt es drei Reverbs (Small, Large, Plate) und ein Delay. Außerdem lassen sich die Effekt-Sends (0 bis 100 %) auf die Inputs 1, 2 und 5/6 legen. Die Gesamtstärke der Klangverbesserer, also der Effekt-Return, wird separat mit einem Regler am Gehäuse eingestellt.
Unter dem Punkt Settings lassen sich dann noch grundsätzliche Dinge anpassen, zum Beispiel Helligkeit und Kontrast des Displays oder Reset auf die Werkseinstellungen.
Was fällt mir noch im Bedienpanel auf? Die Klinkenbuchse für einen externen Schalter, mit dem die Effekte stummgeschaltet werden können. Und der XLR-Ausgang, um das Summensignal zur weiteren Verwendung abzugreifen. Der Power-Schalter neben dem Kaltgeräteanschluss für das Netz-/Ladekabel bietet drei Stellungen. In der Position „on“ ist die ANNY 10 eingeschaltet und der Akku wird geladen (Netzkabel eingesteckt). Off erklärt sich von selbst und „charge“ wird gewählt, wenn nur der Akku geladen werden soll.
Was die Grillzange mit der ANNY 10 zu tun hat
Geliefert ist mir die LD Systems ANNY 10 mit dem passenden Funkmikrofon ANNY MD B5. Der Akku im PA Lautsprecher ist geladen, also will ich direkt loslegen. Ich öffne die Klappe des obenliegenden Mikrofonfachs und ziehe den Schallwandler plus Empfangsantenne heraus. Aber wie heißt es doch so schön? „Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt.“ Nicht ganz (zwinker), aber die zwei AA-Batterien für das Mikrofon ruhen in einem der beiden recht tiefen und dunklen Mikrofoneinschübe. Mit den Fingern erreiche ich die notwendigen Energielieferanten auf keinen Fall. Am Ende ist es eine Grillzange, die mir dabei hilft, die Batterien herauszuangeln.
Die Antenne ist schnell montiert, jetzt kann es also losgehen. Einen Moment noch. Denn an dieser Stelle ist genau die richtige Zeit, einen kurzen Blick auf die Funkstrecke und das Mikrofon zu werfen. Der Wireless-Receiver hat zwölf Kanäle und ist in unterschiedlichen Frequenzbereichen erhältlich. Hier sollte man bei Anschaffung prüfen, welche länderspezifischen Vorgaben zu beachten sind. Das Frequenzspektrum reicht von 50 Hz bis 17.000 Hz. Synchronisation von Handsender und Empfänger wird mittels Infrarot erledigt. Eingeschaltet wird der Receiver übrigens am Lautstärkeregler, der dann auch gleichzeitig die Pegeleinstellung übernimmt.
Handsender ANNY MD B5
Das Funkmikrofon ist verhältnismäßig leicht, denn der Schaft besteht aus Kunststoff. Die zwei AA-Batterien sind nach meiner „Angelaktion“ bereits eingesetzt. Mit der dynamischen Kapsel wird ein Frequenzbereich von 60 Hz bis 20.000 Hz erreicht. Zur Inbetriebnahme gibt es einen Schiebeschalter, eine kleine LED signalisiert dann „alles paletti“. Die Handgeräusche im laufenden Betrieb sind nicht zu überhören, Pop-Geräusche halten sich in Grenzen.
Wie klingen die Effekte?
Da es zur Bedienung der LD Systems ANNY 10 keine App gibt, muss ich mich bei der Auswahl und Einstellung der Effekte hinter das Gerät begeben. Danach gehe ich wieder vor die Schallwand und kann das Ergebnis endgültig beurteilen. Der Effekt-Send für Input 5 steht nun auf 10 0%. Small-Reverb entspricht einem kleinen Raum, bei Large-Reverb ist die Ausklingzeit erwartungsgemäß länger und Plate-Reverb klingt bei zu hoher Einstellung leicht metallisch. Insgesamt sind es aber gute klangliche Ergebnisse, mit denen sich arbeiten lässt.
Gesamtsound der aktiven PA mit Batteriebetrieb
Der Klang des mitglieferten Mikrofons ist bei Sprachanwendungen in der Einstellung „Vocal“ ganz gut. Bei einem direkten Vergleich mit meinem Shure SM58 vermisse ich allerdings eine gewisse Transparenz. Sollte bei Nutzung dieser Anlage also generell der Gesang im Vordergrund stehen, würde ich die Anschaffung eines separaten Gesangsmikrofons empfehlen. Für Sprachdurchsagen ist der mitgelieferte Schallwandler in jedem Fall ausreichend.
Per Bluetooth zugespielte Musik wie das bereits erwähnte Konzert von Eric Clapton oder The Dead Daisies live klingen mit der Klangeinstellung „Music“ prima. Hier kann sich dann auch die prägnante Basswiedergabe des 10“ Woofers richtig entfalten. Die LD Systems ANNY 10 steht übrigens bei meinen Hörtests auf dem Boden, was die Basswiedergabe zusätzlich unterstützt.
Leider gibt es keinen Hi-Z-Eingang für den direkten Anschluss von elektrischen Instrumenten.
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Gibt es Alternativen in Trolley-Bauweise mit Akkubetrieb?
Wie bereits erwähnt, finden sich ähnliche Produkte bei LD Systems selbst. Zum Beispiel der LD Systems Road Buddy 10, der ebenfalls mit Mikrofon geliefert wird und für 629,- Euro zu haben ist. Teurer ist der LD Systems Roadman 102 B5. Dafür gibt es zusätzlich noch neben dem Mikrofon einen CD/MP3 Player mit Fernbedienung. Der Preis: 1.049,- Euro.
Eine nahe Verwandtschaft zur ANNY 10 zeigt der akkubetriebene Lautsprecher the box MBA120W MKII HT, der für 429,- Euro bei der Thomann Hausmarke über die Theke geht. Bei diesem Modell ist auch das Funkmikrofon und zusätzlich noch ein USB-Player dabei. In den Details sind natürlich Unterschiede auszumachen, aber ein vergleichender Blick dürfte hier auf keinen Fall schaden.
Und wer es ganz besonders preiswert haben möchte, für den könnte die Fun Generation BP 112 A (159,- Euro) eine Verlockung sein. Hier gibt es neben Batteriebetrieb sogar noch einen Mediaplayer. Und ein passendes Mikrofon dürfte sich bei diesem geringen Anschaffungspreis bestimmt auch noch auftreiben lassen.
Ich finde den Koffer ganz gut. Eine Frage noch zum Mikro: „Sprache ganz gut“ ist kein besonders gutes Urteil. Kann man das Mikro einfach durch ein anderes ersetzen? Ist sowas dann kompatibel?
@Tai Nein, kompatibel ist das meines Wissens nicht
Danke für den interessanten Bericht! Was mir neben deinen guten Beschreibungen auffällig wurde:
Ist es nicht ein Minuspunkt in der Gesamtbewertung wert, wenn man stets eine Grillzange zum Mobileinsatz mit sich tragen muss, um die Energieträger zu erreichen? 😬👍
Weiter so! Gut lesbarer Schreibstil, der mit Spass bringt!😃👍
@CDRowell Lach, danke für deinen Kommentar. Eine Grillzange sollte man immer parat haben – man weiß ja nie… ;-)