Klein, aber fein – das Lewitt Connect 2
Lewitt stellt mit dem Lewitt Connect 2 Audiointerface den zweiten Spross der Connect-Familie vor. Auch beim Design geht man erneut keine Kompromisse ein. Wird das Desktop-Interface auch dieses Mal im Test überzeugen können?
Inhaltsverzeichnis
Lewitt
Seit 2009 existiert das von Roman Perschon gegründete Unternehmen und feiert in diesem Jahr das 15-jährige Bestehen. In der Zwischenzeit hat sich Lewitt zum Global Player entwickelt, mit mehr als 100 Mitarbeitern aus über 20 Nationen. Am Unternehmenssitz im Herzen von Wien arbeiten die Mitarbeiter kontinuierlich an neuen Produkten, die einen guten Preis mit hervorragenden Klangeigenschaften verbinden. So genießen die Mikrofone zu Recht einen sehr guten Ruf und der Schritt, zusätzlich auch in die Produktion eines Audiointerface zu investieren, ist nachvollziehbar – bedenkt man, dass in heutigen Produktionsumgebungen das Mikrofon und das Audiointerface häufig die einzigen beiden Stationen des Audiosignals außerhalb der DAW sind. Hochwertiger Klang benötigt auch eine hochwertige Wandlung. Auch das Lewitt Connect 2 USB C Audiointerface setzt hier an und erweitert die Connect-Interface-Reihe um ein kleineres Desktop-Interface.
Aufbau des Lewitt Connect 2 Audiointerface
Schon die Produktverpackung verrät, dass wir es hier eher mit einem kleinen Audiointerface zu tun haben. In der Tat ist das Lewitt Connect 2 nicht viel größer als so manches Smartphone. Mitgeliefert wird ein USB-C-Kabel sowie ein Adapter auf USB-A. Außerdem mit dabei sind zwei Lizenzen für Steinberg Cubase LE und Cubasis LE.
Auf der Rückseite befinden sich die Anschlüsse des Connect 2. Ein XLR-Eingang mit schaltbarer +48 V Phantomspeisung, ein Hi-Z Instrumenteneingang (6,35 mm Klinke), zwei symmetrische Ausgänge für den Anschluss von aktiven Lautsprechern (6,35 mm TRS-Klinke) und zwei Kopfhöreranschlüsse (3,5 mm und 6,35 mm TRS-Klinke). Fehlt zum Abschluss nur noch die USB-C-Buchse, über die das Lewitt Connect 2 nicht nur mit einem Computer oder Smart-Gerät verbunden, sondern auch mit Strom versorgt wird.
Doch wo sind die Bedienelemente? Diese sind ganz unscheinbar in die gummierte Oberfläche des Audiointerfaces eingelassen. Zum Leben erwecken können wir sie, indem wir das Interface mit einem Computer verbinden und damit mit Strom versorgen. Nun leuchten die Buttons auf und offenbaren auch ihre Funktion.
Acht Buttons und eine kreisförmige LED-Anzeige aus 25 mehrfarbigen LEDs samt ebenfalls kreisförmigem Touch-Wheel stehen zur Verfügung. Die LEDs ändern ihre Farbe je nach gewählter Funktion. So leuchten sie rot, wenn die Mute-Funktion aktiv ist. Eine grüne LED signalisiert den gerade für einen Ein- oder Ausgang eingestellten Pegel. Die Farbe der LEDs kann in der Control-Software frei im RGB-Raum definiert werden. Auch die Helligkeit lässt sich dort einstellen.
Funktionen der Hardware
Schauen wir uns die Funktionen der einzelnen Buttons im Uhrzeigersinn einmal genauer an:
Der Button bei „8 Uhr“ aktiviert eine in der Control-Center-Software eingestellte Funktion. Der nächste Button selektiert den Instrumentenkanal und weiter geht es mit dem Mikrofonkanal. Der etwas größere Button bei 12 Uhr aktiviert die Mute-Funktion. Es folgt der Button für den Lautsprecherausgang, dann der Button für die Kopfhörerausgänge. Den Abschluss macht ein Button zur Aktivierung der Input/Playback-Mix-Funktion, mit der zwischen Direct-Monitoring und Computer-Playback überblendet werden kann. In der Mitte des Kreises ist ein weiterer Button untergebracht: Dieser ruft das Autogain-Setup für den gerade gewählten Eingangskanal auf. Mit dem Touch-Wheel werden die jeweiligen Gain- und Level-Settings vorgenommen.
Funktionen der Lewitt Software
Die komplette Funktionalität des Lewitt Connect 2 steht uns aber erst im Zusammenspiel mit der Control-Center-Software zur Verfügung. Diese spiegelt einerseits alle Funktionen der Hardware, kommt andererseits aber auch mit einer Fülle weiterer nützlicher Features daher, auf die ich hier kurz eingehen möchte.
Das Lewitt Control-Center ermittelt beim Start automatisch, ob ein Lewitt Connect 2 oder Connect 6 Interface angeschlossen ist. Bei der Gelegenheit wird auch überprüft, ob ein Firmware-Update zur Verfügung steht:
Nach der automatischen Erkennung der Hardware haben wir die Wahl, ob wir mittels der Bedienelemente die Einstellungen manuell vornehmen möchten oder dazu das Autosetup nutzen.
Autosetup
Beim Autosetup werden wir durch einige Fragen und unsere Antworten darauf zur richtigen Einstellung des Audiointerface geführt. Das beginnt mit der Frage nach der oder den angeschlossenen Signalquellen. Zur Auswahl stehen Mikrofon, Instrument sowie die Kombination aus beidem. Wir können also auch zwei Signale gleichzeitig aufzeichnen.
Entscheidet man sich für das Mikrofon, wird im nächsten Schritt abgefragt, um was für eine Bauform des Mikrofons es sich handelt: Haben wir es mit einem dynamischen Mikrofon oder einem Kondensatormikrofon/aktiven dynamischen Mikrofon zu tun? Je nach Auswahl wird die Phantomspeisung ein- oder ausgeschaltet.
Soll ein Low-Cut eingeschaltet werden? Kein Problem. Darum geht es im nächsten Schritt des Autosetup – natürlich mit einer kleinen Erklärung, wofür man diesen gegebenenfalls benötigt.
Eine gute Aussteuerung ist die Grundvoraussetzung für eine gelungene Aufnahme. Aus diesem Grund bietet das Audiointerface eine Autogain-Funktion, die im nächsten Schritt aufgerufen wird. 10 Sekunden Performance vor dem Mikrofon oder mit dem Instrument und schon ist das Signal perfekt eingepegelt.
Vielleicht möchte man nun noch das Signal klanglich vor der Aufnahme etwas anpassen, zum Beispiel an den jeweiligen Musikstil oder für den Anwendungszweck. Drei Preamp-Typen stehen zur Auswahl: Clean, Warm und Vivid. Autosetup beschreibt alle drei Typen kurz und wir wählen denjenigen, der gut zu unserem Mikro oder der Anwendung passt.
Manchmal ist die Dynamik vor dem Wandler einfach zu groß für eine verzerrungsfreie Aufnahme. Aus diesem Grund besitzt das Connect 2 einen Kompressor. Autosetup berät uns natürlich auch in diesem Punkt und wir können eine Entscheidung treffen.
Eine gute Aufnahme benötigt eine ruhige Aufnahmeumgebung. Leider ist diese nicht immer gegeben. In meinem kleinen Heimstudio rauscht zum Beispiel mein Synology Rack-NAS laut vernehmlich vor sich hin. Das ist alles andere als ideal für Mikrofonaufnahmen. Mit dem Lewitt Connect 2 gelingen diese dennoch – sogar direkt vor dem lauten Lüfter. Es besitzt nämlich eine integrierte Denoise-Funktion, die nach dem Fingerprint-Verfahren arbeitet. Autosetup führt mich durch die Einrichtung und nach einem kurzen Sample meines Rauschens ist Stille.
Audioaufnahmen in der DAW können durch ungewollte Übersteuerungen ruiniert werden. Ein Limiter ist deshalb manchmal hilfreich, wenn man den späteren Pegel nicht wirklich einschätzen kann. Beim Lewitt Audiointerface nennt sich die Funktion Clipguard und wird im nächsten Schritt des Autosetup-Dialogs behandelt.
Zum Abschluss bekommen wir noch einen Überblick über alle Einstellungen, die Autosetup für uns vorgenommen hat.
Das Audiomischpult von Control Center zeigt uns alle Funktionen und Pegel der Eingangssektion sowie der Ausgangssektion. Mute steht für alle Ein- und Ausgänge zur Verfügung sowie für das Monitoring die Funktionen Dim und Mono. Dim regelt den Pegel bei Aktivierung herunter und Mono schaltet den Monitorbus von der Stereowiedergabe auf die Monowiedergabe um, um die Monokompatibilität zu überprüfen oder einen grundlegenden Pegel für die Mischung unseres Songs einzustellen. Wir regeln hier das Verhältnis zwischen dem Direct-Input-Signal und dem Computer-Playback. Außerdem stellen wir die Sample-Rate des Audiointerfaces hier ein.
Es gibt noch weitere Funktionen, die sich über das Konfigurationsmenü aufrufen lassen. Zu nennen wäre zum Beispiel das Firmware-Update. Doch auch der Pegel des Kopfhörerverstärkers, der Streaming-Modus und mehr lassen sich hier einstellen.
Praxiseinsatz des Lewitt Connect 2 Audiointerfaces
Getestet habe ich das Lewitt Connect 2 an meinem Apple Mac Mini mit M1 Prozessor und 16 GB RAM. Die Installation ist in wenigen Minuten erledigt. Nach dem Download vom Control-Center und der Installation der Software kann es auch schon losgehen: USB-C-Kabel einstecken und loslegen. Natürlich nutze ich Autosetup, denn ich bin neugierig, zu welchen Ergebnissen die Software kommt. Und siehe da: Nachdem der Pegel des Headphone-Outputs an meinen hochohmigen Beyerdynamic DT 770 Pro Kopfhörer angepasst ist, höre ich einen glasklaren Sound – komplett rauschfrei, denn Denoise entfernt wirkungsvoll das laute Rauschen des Synology NAS Lüfters. Im Mac Streaming-Modus übertrage ich das Signal aus Apple Music gleichzeitig mit meinem Mikrofonsignal an Ableton Live. Die Verhältnisse für meinen Kopfhörermix stelle ich bequem im Control-Center ein.
Die Ergebnisse der unterschiedlichen Preamp-Settings sind subtil (Gott sei Dank) und gut brauchbar. Da ich ein Kondensatormikrofon eingesteckt habe, ist besonders bei „Warm“ eine deutliche Veränderung auszumachen. Das Signal klingt runder und ohne spitze Höhen. Ein Druck auf Denoise deaktiviert den zuvor mit Autosetup konfigurierten Denoiser und sofort wünsche ich mir, das nicht getan zu haben. Ein erneuter Druck auf Denoise erfordert allerdings nun ein neues Fingerprint-Sample des Rauschens. Das hätte man schöner lösen können, um einen echten A/B-Vergleich zu ermöglichen. Clipguard arbeitet ebenfalls sehr wirkungsvoll und verhindert Übersteuerungen selbst dann, wenn ich ins Mikrofon schreie. Der Kompressor greift sanft ins Geschehen ein.
Dann noch ein Test mit meiner Fender Telecaster, denn schließlich gibt es ja einen Instrumenteneingang. Auch dieser fällt sehr positiv aus. Dank Differenzialeingang und Ground-Break-Loop-Circuit brummt nichts und auch meine Singlecoil-Tonabnehmer liefern ein kräftiges Signal. Das Spielen mit Plug-ins macht dann gleich doppelt soviel Spaß. Die globale Latenz beträgt bei einem Buffer von 32 Samples und 96 kHz Sampling Rate 6,93 ms. Bei 64 Samples sind es 7,59 ms. 128 Samples führen zu einer Latenz von 8,93 ms. Das sind alles praxistaugliche Werte.
Trotz Class Compatibility vermutlich nichts für Linuxer, da zuviele Funktionen nicht am Gerät einstellbar sind, sondern nur in der leider plattformabhängigen Software. Sollte das Gerät ein Renner werden, findet sich vielleicht jemand in der Community, der die Anpassungen für das ALSA-Mixerinterface im Kernel macht. Bei den Scarletts hat’s funktioniert, aber da hat Focusrite den Entwickler mit Geräten und technischen Infos unterstützt.
Ob die Gummierung eine gute Idee war, wird sich erst in ein paar Jahren zeigen. Am besten schon mal etwas Talkum besorgen, damit kann man klebrig gewordene gummierte Oberflächen wieder einigermaßen benutzbar machen. Sie sind dann nicht mehr so schön tiefschwarz, aber irgendwas ist ja immer. Nach meiner Erfahrung kommt die Klebrigkeit mit hoher Luftfeuchtigkeit schneller.
Ich finde das Design gar nicht übel. Was sich mir nie erschliessen wird, wieso diese 1 Mikro, 1 Gitarreneingang Interfaces überhaupt gekauft werden. Schon wenn ich nur ein Stereosignal aufnehmen möchte, Ende Gelände. Für 2 Gitarren dann ein anderes Interface. Und das alles, um 50€ zu sparen?
@Tai Für Leute die lediglich ihre Stimme oder eben ihr Mono-Instrument aufnehmen wollen ist das doch völlig ausreichend. Und ich denke da gibt es sogar einige davon. Zählt aber sicherlich dann eher zum Hobbybereich bzw zu Bereichen die mit Musik gar nichts am Hut haben.
@Jens Hecht Singer/Songwriter
Die nehmen Gitarre und Gesang auf, danach noch eine zweite Gesangs- und Gitarrenspur, und damit sind sie mit solch einem „kleinen“ Interface bestens bedient.
Viele Spielarten der elektronischen Musik
Da braucht man in erster Linie zwei Mal Line Out. Wenn man sich offenhalten will, mal was mit dem Mikrofon aufzunehmen, ist solch ein Interface ebenfalls vollkommen ausreichend.
Das hat nichts mit professionell/nicht professionell oder Musik/keine Musik zu tun.
Zum Begriff „professionell“:
Wer sein Geld nicht mit seinem Audioschaffen verdient, ist nun mal Amateur und kein Profi. Das ist nichts Abwertendes und hat nichts mit der Qualität der Arbeit zu tun.
@Jens Hecht Selbstverständlich gibt es diesen Fall, dass man mit diesen Eingängen auskommt. Ich selbst habe auch schon viele Aufnahmen mit einer Gitarre und Gesang gemacht. Aber dann willst du mal ein altes Band überspielen, eine alte Platte, ein Mitmusiker kommt mit einem Synth vorbei und schon geht es nicht mehr in vernünftiger Form. Nein, finde ich nach wie vor keine vernünftige Kategorie. Nicht bei dieser geringen Ersparnis.
@Tai Ohne das jetzt begrüßen zu wollen, ist diese Ausstattung mit Eingängen nichts anderes als das konsequente Weiterdenken der Meinung, dass der Besitz von Hardware-Synthesizern etwas für Poser ist (wird ja selbst auf dieser Plattform oft genug vertreten). Wenn ich alles In-The-Box mache, dann benötige ich nicht mehr.
Bänder oder alte Platten überspielen?
Das ist für uns vielleicht ein Argument, aber wir riechen ja auch schon komisch 😉
Die Firma Lewitt wurde 2009 gegründet. Gleicher Jahrgang wie meine Tochter, und die wird heute in der Schule komisch angeschaut, weil sie sich hin und wieder CDs kauft (dieser Blick wird nur noch von dem übertroffen, weil sie gerne gitarrenlastige, großteils handgemachte Musik hört).
Oder kurz: Wir sind nicht die Zielgruppe.
Ersparnis: Hängt natürlich davon ab, ob die Geräte mit weiteren Line-Eingängen bei Instrumenten- und Mikrofoneingang eine gleichwertige Qualität anbieten.
@Tai Vielleicht kaufen sich diejenigen für die gesparten 50€ aber ein Mikrofon oder ein hochwertigeres Kabel für das Mikrofon, das sie bereits besitzen. Darüber hinaus bedeutet weniger Elektronik auch weniger Rauschen. Günstige zweikanalige Interfaces haben auch nicht selten ein deutliches Übersprechen von einem Kanal auf den anderen.
Und davon ab: Welchen Sinn macht es, eine Platte zu überspielen, wenn es eigentlich fast alles bereits digital gibt? Klangliche jedenfalls nicht, denn da ist die Schallplatte der CD überlegen, auch wenn es die Vinyl-Liebhaber nicht wahrhaben wollen: Dynamik, Frequenzgang, Stereobild und so weiter sind deutlich besser und beim Schallplatten-Mastering muss ganz schön viel davon verbogen werden, um die Aufnahmen überhaupt auf Vinyl zu bekommen. Aber das ist ein anderes Thema. Aber sollte jemand wirklich so audiophil sein, dass er diesen Schritt selber gehen möchte und den Mastering Ingenieuren, die solche Transfers normalerweise machen, nicht traut, wird er nicht einen 100€ Plattenspieler mit einem 200€ Interface plus RIAA-Entzerrer nutzen wollen. Man muss nur ein x-beliebiges HiFi-Magazin aufschlagen, um zu sehen, woran da geglaubt wird und was die Leser an „notwendiger“ Technik auffahren. Aber auch da wende ich gerne noch einmal ein: Wenn jemand den Klang der Schallplatte will, muss er Schallplatte hören. Das rechtfertigt jedenfalls nicht die Existenz zweikanaliger Interfaces.
@Markus Galla Ohne jetzt den Klugscheisser heraushängen zu wollen:
Wolltest Du schreiben, dass die Schallplatte der CD klanglich unterlegen ist und hast einfach nur ein „nicht“ vergessen?
@m-ex es fehlt das „nicht“