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Test: Lewitt LCT 640 TS, Multipattern Studiomikrofon

One to rule them all

3. Februar 2023
lewitt lct640 ts test

Lewitt LCT 640 TS, Multipattern Studiomikrofon

Das Lewitt LCT 640 TS Multipattern Mikrofon begeistert. Anders kann und will ich diesen Test gar nicht beginnen, denn was Lewitt mit diesem Mikrofon hier schafft, ist eine tolle Synthese aus guter Basis und – on Top – sinnvollen Features, die das Mikrofon zu einem Workhorse im Tonstudio machen und dem Tontechniker viel Arbeit abnimmt. Diese überzeugende Kombination möchte ich Ihnen hier gerne näher vorstellen.

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Die Lewitt GmbH

Wenn man an Mikrofone aus Österreich denkt, dann wird man sicher sofort die Hersteller AKG oder Austrian Audio parat haben. Etablierte Größen mit anerkannt guter Qualität. Während AKG bereits in den Jahren 1947 gegründet wurde und heute schon gar keine österreichische Firma mehr ist, wurde Austrian Audio tatsächlich erst 2017 gegründet. Die erwähnte gute Qualität und ein kluges Marketing haben dem Unternehmen schnell einen festen Platz in der Studiowelt eingebracht. Und die Lewitt GmbH? GmbH? Spricht man das eigentlich „Luuuuuuitt „aus oder „L.E.W.I.T.T.“? Gute Frage – feststeht aber, dass die Firma schon 2009 von Roman Perschon gegründet wurde und man es sich zur Aufgabe gemacht hat, „Mikrofondesigns nachhaltig zu ändern“, so der Text auf der Webseite. Und tatsächlich erkennt der Fachmann die Mikrofone am Glossy Black Design mit dem grünen (Achtung, Angeberei!) Rotationsellipsoid als Logo (das ist z. B. die Form des Kreiskolbens in einem Wankelmotor).

Lewitt_640_table_back

Welche Ausstattung bietet das Lewitt LCT 640 TS?

Ehrlich – zuerst dachte ich, jetzt bekomme ich einen Waffenkoffer geliefert, was mir als Pazifist völlig zuwider wäre. Aber die schwarze Box impliziert sofort den Eindruck „military grade“. Diese Kiste kann man samt Inhalt von einem LKW überfahren lassen, ohne dass hier irgendwas zerstört wird. Und in der ist auch ein wertvoller Inhalt: Das Lewitt Mikrofon LCT 640 TS, eine hochwertige Spinne, ein magnetisch fixierbarer Pop-Schutz, ein Kabel mit Mini-XLR/XLR-Anschlüssen und eine Kurzanleitung. Dann noch ein gefütterter Lederbeutel für den Transport des edlen Teils. OK, der Autor ist schon mal beeindruckt, obwohl: Eine schöne Verpackung sagt noch nichts über den Inhalt aus.

Lewitt_640_box_content test

Aber auch hier werden wir nicht enttäuscht: Das Mikrofon liegt mit seinen 425 g gut in der Hand und macht einen sehr robusten und professionellen Eindruck. Das Großmembranmikrofon mit 1“ Diaphragma(s) hat auf der Vorderseite eine Bedieneinheit mit drei Funktionsknöpfen und darüber die Anzeige, die Auskunft über den aktuellen Betriebsmodus gibt. Unten der robuste XLR-Anschluss und auf der Rückseite das grüne Logo. Auf der linken Seite eine Gummiabdeckung, unter der sich eine Mikro-XLR-Buchse befindet – dazu später mehr.

Lewitt_640_cable

Die goldbeschichtete Membran(en) des Kondensatormikrofons wird in einem schwarzen Käfig mit runden Bohrungen gefangen gehalten und seitlich prangt die Aufschrift: Twin System.
Die Mikrofonspinne basiert auf verflochtenen Gummibändern, die drei Metallrahmen in einem schwingenden System hält und so das Mikrofon vor externen Impulsen schützt. Das Mikrofon wird von oben eingesteckt und unten mit einer großen Verschraubung fixiert.

Lewitt_640_spinne

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Auf der Rückseite der Spinne dann die Stativschraube, die durch eine Klemmschraubung in Position gehalten wird. Alles macht einen sehr guten Eindruck – auch der von oben aufsetzbare Poppschutz, der sich durch Magnetkraft am oberen Rahmen der Spinne festsaugt. Betrachtet man den Preis von aktuell 849,- Euro, dann hat man den Eindruck, gute Qualität für sein Geld zu bekommen.

Hier die technischen Daten:

• Frequenzbereich: 20 – 20000 Hz
• Dynamikumfang: 121 dB-A
• max SPL 0,5 %, THD: 132 dB
• Impedanz: >120 Ohm
• Abmessungen: 158 x 52 x 36 mm
• Gewicht: 425 g

Der Multipattern-Mode des Lewitt LCT 640 TS

Lewitt_640_studio

Ein schöner Ausdruck: Multipattern. Im Zusammenhang mit dem LCT 640 TS bedeutet das eine mehr oder weniger frei wählbare Richtcharakteristik. Egal, ob Niere, Kugel, Acht, breite Niere oder Superniere, durch die ausgeklügelte Technik kann man am Mikrofon durch einen Druck auf die mittlere Taste zwischen den verschiedenen Modi umschalten. Das allein macht das Lewitt schon zu einem unglaublich flexibel einsetzbaren Tool im Studio. Gesang, Gitarre, Drums: Nur das Mikrofon neu positionieren und die nächste Spur mit der passenden Charakteristik einspielen. Was für ein Komfort. Möglich wird dies durch den Einsatz zweier Membranen im Korb, die unterschiedlich stark unter Spannung gesetzt werden und so variable Richtwirkungen erzielt werden. Die einzelnen Membranen haben – isoliert betrachtet – eine Nierencharakteristik, die durch die Elektronik im Mikro verändert wird.

Lewitt_640_diaphrag

Dual-Output-Mode

Hält man die mittlere Taste am Mikrofon gedrückt, dann schaltet das LCT 640 TC in den Dual-Output-Mode. Dazu muss man die seitliche Buchse mit einem zweiten Mikrofon-Preamp verbinden, und zwar mit dem mitgelieferten Adapterkabel. So ist dann ein echter Stereo- bzw. Zweikanalbetrieb möglich.

Lewitt_640_side

Dazu dreht man das Mikrofon um 90 Grad zur Schallquelle und hat echtes Links/Rechts-Stereo, welches entweder gleich durch gelinkte Inputs am Audiointerface zu einem Stereosignal verbunden werden oder man den linken und rechten Kanal getrennt in die DAW einspielt und dort dann ein Raumsignal erhält. So kann man mit einem einzigen Lewitt tatsächlich eine Band oder einen Chor in Stereo aufnehmen.

Weitere Optionen des Lewitt LCT 640 TS

Zusätzlich zu den unterschiedlichen Patterns kann das Lewitt auch einen Hochpass schalten (linke Taste am Mikrofon) mit den Frequenzen Linear, 40 Hz, 80 Hz oder 160 Hz und mit dem rechten Knopf lässt sich dann die Pre-Attenuation, also die Abdämpfung des Mikrofons, einstellen: 0 dB, -6 dB, -12 dB oder -18 dB.

Lewitt_640_studio_pop

Und jetzt kommt es: Wenn man den rechten Knopf für 2 Sekunden gedrückt hält, dann zeigt die Anzeige die Clipping-History. Wenn das Logo rot blinkt, dann wurde das 640 übersteuert und es kam zu Verzerrungen. So kann man dann die Abdämpfung erhöhen, um wieder in den grünen Bereich zu kommen. OK, das ist wirklich cool.

Zwischenfazit

Das Lewitt LCT 640 TS ist ein Großmembran-Kondensator-Mikrofon mit zwei Diaphragmen, die sowohl eine Änderung der Richtcharakteristik als auch einen echten Stereobetrieb ermöglichen. Zudem hat man ein umschaltbares Hochpassfilter und eine Pad-Funktion mit Clipping History. Wie man bereits merkt: Der Autor ist zunehmend beeindruckt.

Doch das ist immer noch nicht alles. Denn Lewitt hat mit dem LCT 640 TS noch ein weiteres Ass im Ärmel.

Lewitt_640_stdio_pop_side

Die nachträglich (!) regelbare Richtcharakteristik

Mit Kauf und Registrierung des Lewitt Mikrofons erhält man nicht nur diese sehr hochwertige Hardware, sondern auch das kostenlose POLARIZER Plug-in für alle gängigen DAWs als VST-, AU- und AAX-Plug-in. Mit diesem Plug-in kann ich nicht nur die Richtcharakteristik stufenlos per virtuellem Schieberegler verändern.

Lewitt_640_Polarizer test

Ich kann dies sogar nachträglich mit einer bereits aufgenommenen Stereospur machen. Es lässt sich dabei die dominante Seite definieren, der Output-Pegel anpassen und zum Beispiel auch DAW Automation-Sweep-Patterns festlegen. Was für ein cooles Feature, wenn sich der Raumeffekt von einer Superniere bis hin zur Kugel dynamisch ändert. Ich denke, einigen Lesern wird gerade klar, was mit solch einem Setup möglich ist.

Wie klingt das Lewitt LCT 640 TS?

Mit einem Preis von 849,- Euro liegt das Lewitt in der Preisklasse eines Neumann TLM 102, das wir vor Kurzem im Test hatten. Das Neumann kann … nun ja … aufnehmen. Immer in Nierencharakteristik. Punkt. Und natürlich ist ein Neumann TLM ein Statement im Studio. Oder ein AKG C314 – immerhin auch mit schalbarer Richtcharakteristik. Diese beiden Mikrofone sind in Klang und Raumverhalten einem erfahrenen Tontechniker bekannt. So stellt sich die Frage, ob das Lewitt nur ein Technikmonster mit mittelmäßigem Klang ist oder ob es in der Liga der Studiostandards mithalten kann.

Neumann_TLM102-guitar

Dass Lewitt exzellente Mikrofone bauen kann, hat man ja bereits mit dem günstigen LCT 441 FLEX (388,- Euro) oder dem formidablen LCT 1040 bewiesen. Wie klingt also das 640er?

OK, dann erstmal alle Technik deaktiviert und einfach nur ein wenig Sprache und eine akustische Gitarre am 12. Bund abgenommen. Das Lewitt ist direkt mit meinem Apollo X6 Audiointerface von Universal Audio verbunden. Übrigens hat es am Aufnahmetag geregnet und die Tropfen sind auf das Dachfenster geprasselt, was gut auf den Aufnahmen zu hören ist – ein stimmungsvoller Klanghintergrund, wie ich meine.

Lewitt_640_oben

Basisklang: Sehr gut. Wenig Eigenklang, sehr ausgewogen und sowohl fein- als auch grobdynamisch sehr gut aufgelöst. Das beruhigt, denn somit ist klar: Die Basis stimmt. Das Lewitt LCT 640 TS ist ein sehr gut klingendes Mikrofon mit geringstem Eigenrauschen und einer studiotauglichen Klangqualität für höchste Ansprüche. Damit lässt sich arbeiten.

Multipattern-Mode: Hier habe ich eine Gitarre und Sprache in Universal Audio Luna aufgenommen und während der Aufnahme am Mikrofon die unterschiedlichen Charakteristika gewählt. Von Kugel, breite Niere, Niere, Superniere und Acht:

Dual-Output-Mode: Jetzt habe ich die zweite Membran des Mikrofons mit dem zweiten Mikrofonvorverstärker am Apollo angeschlossen und wieder einen Text gelesen und aufgenommen. Dann habe ich nachträglich mit dem POLARIZER Plug-in durch die verschiedenen Richtcharakteristika gesweept. Deutlich hört man, wie sich der Gesamthall und der rückwärtige Schallanteil verändert. Das ist sehr gut nachvollziehbar und kann, wie erwähnt, auch als Effekt genutzt werden:

Stereoeffekt: Ich habe ich ein paar Gitarrenakkorde gespielt und mit dem Fuß links getappt und rechts ab und an mit den Fingern geschnippt. Die Positionen ist akkurat und räumlich erfassbar und es klingt überaus plastisch – sehr gut:

Ein kleines Minus kann ich allenfalls dem Popschutz geben, der zwar seinen Zweck erfüllt, aber in seiner Wirkung einem Gewebe-Popschutz nachsteht. Diese Erfahrung habe ich mit vielen starren Pop-Schutzsystemen gemacht, so zum Beispiel beim ansonsten sehr guten Icon Pro Audio Cocoon.

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Lewitt LCT 640 TS
Lewitt LCT 640 TS
Kundenbewertung:
(13)

Im Vergleich mit den Platzhirschen

Anders als die legendären Mitbewerber aus alten Zeiten, geht Lewitt mit dem 640er einen anderen Weg. Der österreichische Hersteller sucht weder die Sanftheit und Wärme eines Neumann Mikrofons noch die tendenziell helle Abstimmung der AKGs. Man hat sich der völligen Neutralität verschrieben und dieser Charakter bleibt auch erhalten, wenn die diversen Filter, Pad oder Dual-Output-Mode aktiviert ist. Ein sehr feines Mikrofon, das den qualitativen Vergleich in seiner Preisklasse sicher nicht zu scheuen braucht und absolut sogar noch preiswert ist, denn es gibt kaum Alternativen mit diesen Möglichkeiten am Markt.

Lewitt_640_popfilter

Wie erwähnt, bietet AKG auch Multipattern-Mikrofone mit umschaltbarer Charakteristik an, aber hier ist eine nachträgliche Bearbeitung im Maße der POLARIZER Lösung kaum möglich. Der einzige ernsthafte Vergleich kann nur mit einem Austrian Audio OC818 gemacht werden. Tatsächlich sind Lewitt 640 und das 818 konzeptionell sehr ähnlich und man findet auf beiden Mikrofonen ein Hochpassfilter, Pad und zwei Anschlüsse für die beiden Membranen. Mit 1.099,- Euro ist das Austrian Audio aber 250,- Euro teurer – dafür aber mit fernsteuerbarer Umschaltung der Richtcharakteristik per (optionalem) Bluetooth-Dongle.

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Fazit

OK, der Popschutz könnte etwas wirkungsvoller sein, aber ansonsten habe ich am Lewitt LCT 640 TS wirklich nichts auszusetzen. Ein sehr gut verarbeitetes Kondensatormikrofon mit ausgezeichnetem, sehr neutralem Grundklang. Durch die Möglichkeit, die Richtungscharakteristik am Mikrofon umschalten und in der DAW sogar nachträglich – stufenlos – ändern zu können, hat man eine Flexibilität, wie man es bei kaum einem anderen Mikrofon am Markt zu finden ist. Egal, ob Drums, Gitarren oder Stimmen: Das Lewitt LCT 640 TS ist ein hervorragendes und zukunftsweisendes Produkt zu einem sehr fairen Preis. Ich bin begeistert!

Plus

  • sehr guter, neutraler Klang
  • hochwertige Verarbeitung
  • sehr flexibel einsetzbar
  • zukunftsweisende Technik mit Multipattern- und Dual-Output-Mode
  • Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Minus

  • Popschutz könnte wirkungsvoller sein

Preis

  • 849,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    ollo AHU

    Die Stereoaufnahmen und das nachträgliche ändern der Charakteristik machen das Mic schon echt interessant.

  2. Profilbild
    steme

    Hallo,

    Sehr schoener Test, Danke dafuer. Ein paar Hinweise:
    Getrennte Kapselausgabe gibt es schon sehr lange, wenn auch sehr selten und in der Regel teuer. Sennheiser und Microtech Gefell fallen da noch weiters ein. (TWIN Modelle)
    Bei der Stereoverwendung sollte man aufpassen, denn es sind dann 2 Nieren in 180 Grad zueinander. Die hoechste Kapsel Empfindlichkeit ist auf beiden Seiten im 90 Grad winkel zur Quelle und in der Mitte kann ein Soundloch entstehen.
    Die Hauptanwendung der getrennten Kapselausgabe ist eigentlich die naechtraegliche Anpassung der Richtkarakteristik der Aufnahme einer Monoquelle (z.Bsp. wenn zuviel/zuwenig Raum auf der Aufnahme ist). Dazu braucht man eigentlich auch garnicht unbedingt die Plugins, aber sie sind halt natuerlich bequem und durchaus hilfreich.
    Beste Gruesse,

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