Line6 LowDown 300
„Wie nennt man die Leute, die mit Musikern rumhängen? – Bassisten“!
Ha, ha …
Solche und ähnliche Witze über unsere Zunft kennt wohl jeder der tieftönenden Kollegen. Allerdings kann man uns nicht nachsagen stur und altmodisch zu sein. Im Gegensatz zu den dünnsaitigen Kollegen gelten Bassisten geradezu als innovativ und progressiv. Man denke nur an die verschiedenen Materialien im Bassbau, wie z.B. Carbon oder Aluminium etc., die insgesamt alle im Basslager deutlich mehr Platz einnehmen konnten, als bei den eher traditionalistischen Gitarristen, wo lange alles außer Erle/Esche mit geschraubtem Ahorn-Hals oder im Gegensatz dazu Mahagoni mit eingeleimtem Mahagoni-Hals kaum eine Chance hatte. Und auch heute nehmen diese Platzhirschen den meisten Raum bei der Sechssaiter-Fraktion ein.
Trotzdem galt ein bahnbrechendes Thema, welches vor jetzt einer guten Dekade begann, unsere kleinen Brüder der Gitarren-Fraktion zu beschäftigen: das Amp-Modeling. Obwohl zunächst ausschließlich für Gitarristen gedacht, war auch der Autor dieser Zeilen damals elektrisiert von dieser Vorgehensweise und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten und – dass es so etwas auch bald für den Bassbereich geben würde, war zu erwarten.
Der jetzt im AMAZONA-Labor eingetroffene Line6 Low Down 300 Pro Combo ist ein kompletter Bassverstärker mit 15″-Box und Tweeter, dessen Vorstufe eben auf dieser Modeling-Technik beruht und diese errechneten Klangergebnisse direkt per eingebauter Endstufe mit 300 Watt Leistung und Lautsprechern zu Gehör bringt.
Testen wir ihn also auf Chip und Poti, um zu sehen, was er zu bieten hat.
Aufbau/Technik
46x56x76cm und 40,5kg – das sind die nüchternen Zahlen. Diese sind per seitlich montierten Klappgriffen zu händeln, was auch kein Problem darstellt. Die Ecken sind mit recht kleinen Kunststoffecken geschützt, lediglich frontseitig über dem Bedienfeld fehlen sie, was sicher auch an der Schräge liegt, in welcher sich das Panel dem Anwender darbietet.
Trotz der vielfältigen Möglichkeiten erscheint die Technikabteilung schön übersichtlich. Neben zwei Eingängen für aktive oder passive Bässe wählt man am ersten sechsstufigen Poti das Verstärkermodell aus. Mit DRIVE wird die Vorstufensättigung des jeweiligen Modells eingestellt. Eine viergeteilte Klangregelung schließt sich mit Bässen, Tiefmitten, Hochmitten und Höhen an. Danach kann man an CHAN VOL die Lautstärke des eingestellten Presets aufdrehen, an die anderen Sounds anpassen, um ihn zu speichern.
Opto Comp heißt der Kompressor; am nächsten Knopf sucht man sich alle drei Effekte und deren Intensität aus. Fehlt abschließend nur noch der Master für die endgültige, endstufenseitige Lautstärke.
Über den Drehreglern gibt es sechs beleuchtete Tastschalter, die mit mehreren unterschiedlichen Funktionen belegt sind.
DEEP für zusätzlichen Tiefbass oder beim Synthi für hinzugefügte Dreieckswelle – eine Oktave tiefer, die Kanäle A bis D und der Tunerschalter.
Ganz rechts sieht man Anschlüsse und Schalter, welche man gewöhnlich an Rückseiten findet, nämlich die XLR-Buchse für den D.I.-Ausgang, Kopfhörerbuchse in 6,3mm-Ausführung, einen Miniklinkeneingang für externe Signale wie einen mp3-Player oder Drumcomputer und einen „Netzwerkeingang“ für das optional erhältliche Floorboard. Dazu zwei winzige runde Taster, um einerseits das Gehäuse von der Erde zu trennen und das eingebaute Hochtonhorn stummzuschalten.
Mir hat kürzlich jemand den Amp Line 6 LD 300 gebraucht im Tausch angeboten und ich habe, um mich vorab zu informieren, diesen Test gelesen. Der Abschluss war, keine Kaufempfehlung. Oh ha.Trotzdem habe ich mich für den Amp entschieden und bin begeistert von der Performance und allen drumrum. Mir ist der Verdacht gekommen, dass der Tester diesen Amp nicht richtig verstanden hat. Z.B. erwähnt er mit keiner Silbe, dass voreingestellte Programme gewählt werden können und alle Stagsimulationen auch pur gespielt werden können. Das ist wesentlich bei diesem Teil. Völlig zu unrecht hat sich der Amp auf dem Markt nicht durchgesetzt, auch durch Mithilfe solch unqualifizierter Schreiberlinge. Ich habe in meinen 40 Jahren Bühnenerfahrung all die Amps gespielt, die hier sehr gut simuliert werden und dass der Amp keinen sound bringt, der sich in einer Band durchsetzen kann ist absoluter Quatsch. Hiermit kann praktisch jeder erdenkliche Sound eingestellt werden. Das ist die Zukunft, und das sagt ein 61jähriger Altbassist. Der Test ist zwar schon länger her und ich hab keine Ahnung, was der Schreiber jetzt tut, aber einmal ins Netz gesetzt entfaltet auch jeder Zerriss seine Wirkung. Wo ich zustimme: der Amp enthält auch Sounds die kein Mensch braucht.