Metal-Sounds im Hosentaschenformat?
Du suchst ein leistungsstarkes, kompaktes Multieffektpedal, das dich mit fetten High-Gain-Sounds versorgt – egal ob zu Hause, im Proberaum oder auf der Bühne? Dann könnte das Line 6 POD Express Black genau das Richtige für dich sein!
Inhaltsverzeichnis
Mit legendären Amp-Simulationen, vielseitigen Effekten und einem integrierten USB-Audio-Interface verspricht Line 6 eine All-in-one-Lösung für Metal-Gitarristen. Doch hält das Pedal, was es verspricht? In unserem Test erfährst du, wie sich der POD Express Black schlägt und ob er eine echte Alternative zu größeren Multieffekt-Geräten ist.
Line 6 POD Express Black: Der erste Eindruck
Vor dem Test erreicht mich das Paket aus dem Hause Line6. Als ich beim Öffnen den schwarzen Karton mit der Aufschrift „POD Express Black“ und das tiefschwarze Pedal erblicke wird mir klar, hier muss es einfach um Metal gehen!
Schon der erste Blick auf das Pedal offenbart einen ziemlich großen Funktionsumfang, wie an den Doppelbeschriftungen der Drehregler zu erkennen ist. So steuert ein Regler zum Beispiel die Distortion-Effekte oder Wahlweise den Amp-Gain.
Das Pedal wirkt insgesamt robust und sehr gut verarbeitet. Hier gibt es keine wackelnden Buchsen oder Knöpfe, alles sitzt genau so wie es soll. Für meinen Geschmack hätte man allerdings beim Gehäuse auf Alu statt Kunststoff setzen können, um den Bodentreter für alle Eventualitäten des harten Touralltags zu rüsten.
Insgesamt macht mich der erste Eindruck definitiv neugierig! Lässt sich das Multieffekt-Pedal im Kompaktformat wirklich so einfach bedienen, dass man auf dem Express-Weg zum gewünschten Sound kommt? Und was versteckt sich noch so im Funktionsumfang des Platzwunders? Dazu schauen wir uns das Pedal einmal im Detail an.
Facts & Specs des Line6 Multieffektgerät
Das Line6 POD Express Black ist ein Multieffektpedal mit 7 Verstärker-Modellen und ihren zugehörigen Boxen, die auf den Line6 HX Modellen basieren. Außerdem bietet das Pedal 17 Effekte inklusive Looper aus dem Effekt-Portfolio des Herstellers. Folgende Amps und Effekte sind enthalten:
Amp-Modelle:
- PURE: basiert auf Paul Reed Smith® Archon® (Clean-Kanal)
- DIRGE: basiert auf Sunn® Model T (Brite-Kanal)
- CRUX: basiert auf Orange® Rockerverb 100 MkIII (Dirty-Kanal)
- ANVIL: basiert auf Line 6 Badonk
- SLAY: basiert auf Paul Reed Smith Archon (Lead-Kanal)
- MEGA: basiert auf Diezel® VH4 (Mega-Kanal)
- AVANT: basiert auf Revv® Generator 120 (Red/High Gain-Kanal)
Boxenmodelle:
- PURE: basiert auf 1×12” MESA/Boogie®Extension, EVM12L
- DIRGE: basiert auf 4×12” Sunn, G12T-75
- CRUX: basiert auf 2×12” Orange, V30
- ANVIL: basiert auf 4×12” MESA/Boogie 4FB, V30
- SLAY: basiert auf 4×12” Marshall Basketweave G12M-25
- MEGA: basiert auf 4×12” Bogner Überkab, V30
- AVANT: basiert auf 4×12” ENGL XXL, V30
DIST-Modelle:
- OPAMP: Fulltone® OCD
- LED: Earthquaker Devices® Plumes (Mode 1 – LED)
- DIST: Pro Co® RAT (mit LM308 Operationsverstärker)
- FUZZ: Electro-Harmonix® Russischer Big Muff Pi
BOOST-Modelle:
- COMP: Ashly® CLX-52 (mit B. Sheehan entwickelt)
- MIDS: Ibanez® TS808 Tube Screamer®
- DIRTY: Xotic® EP Booster
- CLEAN: Earthquaker Devices Life – Boost-Schaltung
MOD-Modelle:
- CHORUS: Line 6-Original (4-Voice Chorus)
- FLANGER: MicMix DynaFlanger
- PHASER: MXR Phase 90
- TREMOLO: BOSS PN-2
DELAY-Modelle:
- DIGITAL: Line 6-Original (Vintage Digital)
- TAPE: Maestro Echoplex EP-3
VERB-Modelle:
- AMBIENCE: Line 6-Original
- HALL: Line 6-Original
Das Line6 POD Express Black verfügt einen Amp-Regler mit dem zwischen den verschiedenen Verstärkermodellen und den passenden Boxen gewechselt werden kann. Wahlweise ist hier in der 6-Uhr-Einstellung auch das Abschalten des Verstärkerblocks möglich. Sieben LEDs, die kreisförmig um den Amp-Regler angeordnet sind, verraten dabei, welcher Amp aktuell ausgewählt ist. Hält man den Amp-Regler gedrückt, werden die aktuellen Einstellungen gespeichert.
Vier Effektregler verwalten die Kategorien Distortion, Boots, Modulation und Delay/Reverb des Pedals, wobei jede Effektkategorie über vier Effekte verfügt, die mit dem Regelweg des Potis ausgewählt werden. Dreht man die Potis ganz nach links, ist kein Effekt ausgewählt.
Über den Alt-Taster kann auf die unterschiedlichen Zweitbelegungen der Drehregler zugegriffen werden. So können bei gedrücktem Alt-Taster die Gain- sowie EQ-Einstellungen des Amps so wie dessen Lautstärke über die Drehregler (Zweitbeschriftung in Silber) gesteuert werden. Hält man zusätzlich zum Alt-Taster auch den Tap-Fußschalter gedrückt, so steuert der Amp-Regler die Auswahl des Boxenmodells und die Effekt-Regler die Noise-Gate-Parameter.
Über die beiden Fußtaster „ON“ und „TAP“ lässt sich das Pedal ein- und ausschalten und das Tempo des Delays und der Modulationseffekte steuern. Hält man den „TAP“-Taster gedrückt, so wird der Tuner aktiviert, sodass die Gitarre über die 7 LED-Segmente des Amp-Reglers gestimmt werden kann.

Das Line6 POD Express Black verfügt über einen Eingang für ein externes Volume-Pedal oder einen Doppelfußtaster
An der Stirnseite des Line6 POD Express Black befinden sich vier 6,3 mm Klinkenbuchsen für den Gitarren-Input, den Stereo-Output und den Eingang für ein Volume-Pedal oder wahlweise einen Doppelfußtaster. Über einen USB-C-Anschluss kann das Pedal außerdem als USB-Audiointerface mit 4 In- und 4 Outputs verwendet werden und über die „POD Expresse Edit“ Software bequem am Mac und PC eingestellt werden.
An der linken Seite des Bodentreters befindet sich schließlich noch ein 3,5 mm Klinkenanschluss für einen Kopfhörer sowie der zugehörige Lautstärkeregler, sodass auch lautloses Spielen problemlos möglich ist. Neben dem gewohnten 9 V, DC Stromanschluss lässt sich das Pedal auch unterwegs mit 3 AA-Batterien betreiben, die im Lieferumfang enthalten sind.
Line 6 POD Express Black Praxistest: Handling
Der kleine Bodentreter aus dem Hause Line6 hat also schon einmal einen recht beeindruckenden Funktionsumfang. Aber wie lässt sich der große Funktionsumfang tatsächlich nutzen auf einem so kompakten Pedal?
Zugegeben hat mich die Bedienbarkeit des Line6 POD Express Black absolut positiv überrascht! Die wichtigsten Funktionen, wie die Amp und Effektauswahl, sind direkt am Gerät zugänglich und durch die farbliche Markierung der Effekttypen, die beim Einstellen vom LED-Ring angezeigt wird, bleibt am Gerät alles recht übersichtlich. Auch der Tuner, der den LED-Ring verwendet, funktioniert tadellos.
Durch den Alt-Taster ist die Einstellung der Zweitparameter, die meiner Meinung nach sehr sinnvoll gewählt sind, ein Kinderspiel. Feinere Einstellungen, wie das Ändern des Boxenmodells und die Einstellung des Noise-Gates, sind ebenfalls direkt am Gerät einstellbar. Die globalen Funktionseinstellungen sind hingegen etwas versteckt, wobei ich hier sowieso den Software-Editor vorziehen würde, um die Änderungseinstellung genau ablesen zu können.
Zuletzt verfügt das Pedal auch über einen Preset-Modus mit 21 Speicherplätzen. Um in den Preset-Modus zu wechseln, müssen einfach die beiden Fußtaster gleichzeitig gedrückt werden und schon kann mit den Fußschaltern durch die Liste der Presets gescrollt werden.
Insgesamt ist das On-Device-Handling wirklich gut gelöst und bietet sofortigen Zugriff auf die wichtigsten Einstellungen. Skeptisch war ich zunächst beim Einstellen der Effektepotis, da hier aufgrund der Steuerung von 4 Effekten mit einem Poti immer mehrere Parameter des Effekts angepasst werden. Tatsächlich passiert hier aber alles mit durchweg musikalischen Sounds, sodass es wirklich leicht und schnell möglich ist, durch einfaches Drehen des Potis viele in sich stimmige Effekteinstellungen durchzugehen.
POD Express Edit Software und Audiointerface
Als nächstes schauen wir uns einmal an, was das Line6 POD Express Black in Verbindung mit einem Mac oder PC so alles draufhat.

Die POD Express Edit Software punktet im Test mit einer intuitiven Bedienung und einem benutzerfreundlichen UI
Die POD Express Edit Software bietet die Möglichkeit, das Pedal über den PC oder Mac einzustellen. Wie von anderen Produkten von Line6 (z.B. HX Edit) gewohnt, ist die Bedienung der Software durch ihren klaren Aufbau sehr intuitiv möglich. Die Software ist perfekt für alle Feineinstellungen und auch die globalen Pedaleinstellungen sind schnell und einfach zu erreichen.
Insgesamt ergänzt POD Express Edit die Bedienung am Pedal perfekt und ermöglicht ein detaillierteres Einstellen als am Pedal selbst, ohne dabei die Bedienung komplizierter zu machen. Insgesamt wirklich gut gelöst und ein wichtiger Beitrag zum tollen Preis-Leistungs-Verhältnis des Pedals.
Um das integrierte USB-Audiointerface direkt einmal zu testen, habe ich alle Klangbeispiele im folgenden Abschnitt direkt über das Line6 POD Express Black aufgenommen. Am Mac hat das Audiointerface dabei sofort und ohne Treiberinstallation oder sonstige Probleme funktioniert und durchweg stabil gearbeitet. Wer also mit dem Pedal unterwegs seine Demos und Ideen festhalten oder Gitarren aufnehmen will, kann das absolut problemlos und in guter Qualität tun!

Mit dem Kopfhörerausgang und Lautstärkeregler an der Seite können die Sounds des Line6 POD Express Black beim Recording latenzfrei abgehört werden
Line 6 POD Express Black: Die Sounds im Test
Für den letzten Teil meines Tests schauen wir uns einmal die Sounds des Pedals im Detail an. Bei der Auswahl der Test-Sounds habe ich einmal die Werks-Sounds des Pedals durchforstet und nur eher kleiner Sound-Anpassungen vorgenommen, um euch einen Eindruck der Werks-Presets zu geben.
Für das erste Klangbeispiel habe ich den Pure Amp gewählt, da ich einen Clean-Sound einstellen möchte. Etwas Delay und Chorus sorgen für eine schöne Textur und Bewegung im Sound. Wirklich gut gefällt mir hier die Transparenz der Effekte, die in fast jeder Einstellung musikalisch und passend wirken, ohne den Sound zu überladen und zu bedecken.
Als nächstes folgen zwei Rhythmus-Beispiele mit etwas mehr Gain, da es sich beim POD Express Black schließlich um ein Metal-Pedal handelt. Das Power-Chord Klangbeispiel basiert auf dem Preset Compulsive King und verwendet als Effekte den Phaser sowie den Hall Reverb. Hier liefert das Pedal einen schönen und druckvollen Sound, der sich sehr gut für die Power-Chord-Begleitung eignet und auch der Phaser fügt sich hier musikalisch wirklich gut ein.
Im Riff Test punktet das Line6 POD Express Black durch eine tolle Artikulation und eine Menge Druck im Sound. Besonders viel Spaß macht mir hier die tighte und schnelle Ansprache, die für ein sehr angenehmes Spielgefühl sorgt. Ein bisschen Ambience-Reverb und Kompression komplettieren den Sound und das Spielgefühl an dieser Stelle und machen das Pedal damit definitiv ready to riff!
Als letztes können auch die Lead-Sounds des Pedals im Test überzeugen und machen viel Freude. Etwas zusätzlicher Gain durch den LED-Distortion-Effekt bringt den Leadsound besonders in Verbindung mit dem Bridge-Humbucker zum Singen und sorgt für reichlich Sustain. Auch im Bezug auf die Definition und Artikulation kann der Lead-Sound überzeugen und rundet unseren Sound-Eindruck damit schön ab!
Alle Klangbeispiele wurden in folgender Signalkette angefertigt:
Ibanez RGD61-BAM -> Line6 POD Express Black -> Logic X Pro
Es kamen keine EQs, Kompressoren und andere Plug-ins zum Einsatz.
Ein Pedal für Metal aber das Gehäuse ist nicht aus Metall ;)
Eine Gegenüberstellung / ein Vergleich mit der roten Version würde (vielleicht nicht nur) mich brennend interessieren.